Freitag, 22. April 2016

Microsoft patzt bei den Quartalszahlen. Wirklich?

Der Tech-Gigant Microsoft hat Quartalszahlen vorgelegt und die Erwartungen der Analysten enttäuscht. Allerdings gibt es Licht und Schatten und das eine oder andere Missverständnis.

Bad news, good news, real news
Der Überschuss fiel im Jahresvergleich um rund ein Viertel auf $3,76 Mrd. und die Erlöse sanken im dritten Geschäftsquartal um 5,5% auf $20,53 Mrd. Beim Gewinn je Aktie wurden $0,64 je Aktie erwartet, Microsoft "lieferte" nur $0,62. Nachbörslich ging der Aktienkurs daher um mehr als 5% Auf Tauchstation. Allerdings enthält das EPS eine unerwartete Steuernachzahlung, die einen Effekt von $0,04 je Aktie ausmacht - operativ hat Microsoft die Erwartungen also eigentlich übertroffen.

Dann eine traurige Nachricht: die X-Box 360 wird eingestellt, die Restbestände werden noch abverkauft. Doch ist natürlich im Hinterkopf zu behalten, dass seit Ende 2013 bereits das Nachfolgemodell X-Box One auf dem Markt ist, also sollten die Tränen schnell wieder trocknen.

Beim Gerätegeschäft stiegen die Erlöse der Surface-Tablets im Jahresvergleich um 61% auf mehr als $1 Mrd, wohingegen immer weniger Lumia-Smartphones abgesetzt werden können. Ihre Verkaufszahlen sackte auf 2,3 Millionen Geräte ab.

Da die PC-Absätze zurückgingen, fielen auch die Windows-Zahlen schlechter aus als erhofft. Die Windows-Erlöse sanken um zwei Prozent, was angesichts des allgemeinen Rückgangs der PC-Verkäufe um ein Zehntel noch ein ziemlich passables Ergebnis ist. Auch dank Windows 10 wurden mehr teurere Computer verkauft als vor einem Jahr.


 Microsoft (Quelle: comdirect.de) 
Office, Surface und die Cloud sind top, Lumia bleibt flop
Die Office-Sparte legte beim Umsatz um 1% auf gut $6,5 Mrd. zu, wobei die Online-Variante Office 365 bereits 22,2 Millionen zahlende Kunden hat. Und hier betreten wir den hoffnungsvollsten Bereich des Konzerns, die Welt der Wolke(n). Denn das Cloud-Geschäft erwies sich erneut als wichtige Stütze für den Windows-Konzern, wo der Umsatz im Jahresvergleich um gut 3% auf rund $6,1 Mrd. gesteigert werden konnte. Alleine die Erlöse der Cloud-Plattform Azure konnten  mehr als verdoppelt werden.

Und das Cloud-Geschäft ist der Kern der Strategie "mobile first, cloud first" des Konzernchefs Satya Nadella, denn im Cloud-Geschäft können Kunden über das Internet Software und Speicherkapazität nutzen, die ihnen von externen Rechnern zur Verfügung gestellt werden. Damit soll Microsoft unabhängiger von den angestammten Software-Produkten werden und den damit verbundenen einmaligen Lizenzerlösen. Ziel ist stattdessen, wiederkehrende Gebühreneinnahmen zu erzielen, die weniger schwankungsanfällig und stetiger sind.

Fazit
Microsoft hat mit Gegenwind zu kämpfen, seine Lumia-Telefone sind kein großer Bringer, der Dollar knabbert währungsbedingt an Umsätzen und Ergebnis und die Windowssparte kommt beim Umbau nicht ganz so schnell voran wie erhofft. Andererseits punktet Microsoft bei den Zukunftsthemen Cloud und Plattformunabhängigkeit und ist wieder zu einem der führenden Innovationsträger der Tech-Branche geworden. Mit der plattformübergreifenden Strategie setzt Nadella auf Kooperation statt Konfrontation und will so die Microsoft-Produkte auch auf Android-Telefone und Apple-Produkte bringen. Dazu passt auch die Meldung, dass Alphabet, die Mutter von Google, Chrome und Android, und Microsoft sich darauf verständigt hätten, ihre gegenseitigen Patentklagen und Streitigkeiten vor Regulierungsbehörden zu beenden. Stattdessen wolle man sich dem "fairen Konkurrenzkampf" widmen.

Microsoft befindet sich schon seit mehreren Jahren auf meiner Empfehlungsliste und die heutige Kursdelle bietet aus meiner Sicht eine gute Einstiegs- bzw. Nachkaufgelegenheit.

1 Kommentar:

  1. http://www.fool.com/investing/general/2016/04/13/microsoft-has-more-of-its-money-abroad-than-apple.aspx

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