Donnerstag, 28. April 2016

Andere Ansichten zum Glaubensverlust bei Apple

Die ARD Börse nimmt in ihrem Artikel "Apple macht schlapp" die jüngsten Quartalszahlen und insbesondere das enttäuschende Abschneiden der Iphoneverkäufe unter die Lupe. Zwei Drittel seiner Einnahmen erziele der Tech-Konzern mit dem Smartphone, doch nun seien die Verkaufszahlen erstmals zurückgegangen.Zwar habe Apple im letzten Quartal noch immer 51,2 Mio. Iphones verkauft, dies seien jedoch 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Erlöse schrumpften im vergangenen Quartal um 13 Prozent auf $ 50,56 Mrd., was der erste Erlösrückgang seit 13 Jahren gewesen sei. Der Gewinn sei sogar um über 23 Prozent auf $10,5 Mrd.  eingebrochen.

Apple verdient zwar weiterhin viel Geld mit seinen Produkten, doch scheint man keine Idee zu haben, wie man den Niedergang stoppen könnte. Innovationsführer ist man schon lange nicht mehr, die Iphones sind eher zweitklassige, was Technik und Neuerungen angeht. Und nun will man mit einer "Billigversion" die Verkaufszahlen pushen, allerdings zulasten der bisher extrem hohen Marge. Aus meiner Sicht kein erfolgversprechender Weg, denn Apple kanibalisiert seine Hochmargenprodukte und zerstört damit sein Image - für das die Leute letztlich so viel Geld ausgeben.

Ich hatte nach rund 100 Prozent Kursgewinn in nur einem Jahr, nachdem ich im Sommer 2014 eingestiegen war ("Ist Apple noch ein Investment wert?"), meine Aktien bei rund €120 verkauft ("Apple, it's time to say goodbye!"). Das hohe Risiko, das ich in der Abhängigkeit vom Iphone sah und das immer weiter zunimmt, wurde einfach zu groß, das Chance-Risiko-Verhältnis passt(e) nicht mehr. Und während der Iphone-Absatz damals noch zulegen konnte ("Der Apple fällt nicht weit vom Stamm... aber tief"), geht er inzwischen zurück und legt Apple Dilemma als "Ein-Produkt-Unternehmen" schonungslos offen. Alle sonstigen Erfolge Apples haben so gut wie keinen Einfluss auf Umsatz, Gewinn und Cashflow. Ein massives Klumpenrisiko, das auch den Aktienkurs immer stärker belastet. Läuft das Iphone nicht, ist der Apple-Kurs selbst bei €50 noch überbewertet. Ich sehe mich in meiner negativen Einschätzung zu Apple vollauf bestätigt und werde die Aktie auch künftig meiden. Solange Apple es nicht schafft, seine Abhängigkeit vom Iphone erheblich zu verringern, bleibt Apple trotz der hohen Cashflows, der hohen Liquidität, der hohen Aktienrückkäufe und der optisch niedrigen Bewertung eine Value-Trap.

6 Kommentare:

  1. Eine sehr interessante Einschätzung zu Apple, vielen Dank!

    Man könnte Apple aber auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Die Fokussierung auf ein Produkt, nämlich das iPhone, muss kein Dilemma sein. Das ist ein einfaches und klares (fast schon langweiliges) Geschäftsmodell, das jedenfalls mir verständlicher erscheint als die unterschiedlichen Aktivitäten von z.B. Cisco und Microsoft. Und gewöhnlich werden Unternehmen, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, an der Börse auch teurer bewertet als breit aufgestellte Mischkonzerne.

    Meine (zugegeben provokante These) lautet: Apple-Nutzer hängen an ihrem iPhone wie Raucher an ihrer Marlboro. Und die Tabakunternehmen haben schon seit Jahrzehnten mit rückläufigen Absätzen zu kämpfen und liefern trotzdem eine hervorragende Aktienperformance ab. Ich sehe den Apple-Kurs deswegen auf mittlere Sicht eher bei 150€ als bei 50€.

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    1. Selbst wenn man das Iphone als "Ich-will-nie-wieder-was-anderes-Produkt" ansieht, so fällt doch auf, dass die Innovationen mit jeder neuen Generation abnehmen. Andere Geräte sind inzwischen technologisch viel weiter und viel besser/leistungsfähiger. Das Problem für Apple ist, dass es immer uninteressanter wird, auf ein neues Modell upzugraden. Und dadurch mag die Anzahl der "Iphone-Junkies" stabil bleiben, der Absatz sinkt aber trotzdem. Und wenn nun ein Billigmodell auf den Markt kommt, kann auch der Iphone-Junkie auf dieses billige Modell umsteigen, ohne auf "sein Iphone" verzichten zu müssen. Nur dass Apple mit diesem Modell eine sehr viel geringere Marge einfährt und damit bei gleichbleibendem Absatz trotzdem die Cashflows massiv sinken und ebenso die Umsätze und gewinne. Und damit die Rechtfertigung für die sehr ambitionierte Börsenbewertung. Wenn Apple nicht bald ein wirkliches "next big thing" rausbringt, geht das Unternehmen den Weg der Nokias und BlackBerrys. Aber ich gehe nicht mit...

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  2. Der provokante Satz zeigt den Unterschied:
    "Apple-Nutzer hängen an ihrem iPhone wie Raucher an ihrer Marlboro."
    Aber, das iPhone wird täglich genutzt - die Marlboro wird täglich gekauft.
    Wer hat davon mehr Nutzen? Apple oder Philip Morris?
    Von Buffett gibt es diesen Satz zu seinem Gilette-Investment (sinngemäß):
    Solange sich täglich 2 Mio. Männer mit einer Gilette rasieren, kann er
    bei dem Investment gut schlafen.

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    1. Ich habe in mein vier Jahre altes Mac Book Pro eine neue Festplatte einbauen lassen, genauer gesagt einen Flashspeicher. Seitdem rennt das Teil wieder wie bekloppt und ich sehe gar keine Veranlassung, mir ein neues Gerät zuzulegen. Und mein Iphone 6 habe ich auch nur, weil das BlackBerry Z10 ziemlich problembehaftet war und ich kein neues BlackBerry mehr haben wollte. Aber ich werde mir mit Sicherheit die nächsten Jahre kein neues Iphone zulegen, das 6er werde ich viele Jahre nutzen. Meinen Gilette-Rasierer hingegen nutze ich täglich und die Klingen wechsle ich auch häufiger als meine Smartphones... ;-)

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  3. Und aus diesem Grund ist P&G meines Erachtens immer ein Kauf...auch wenn ich mich nicht jeden Tag rasiere. Dafür machen meine zwei Kinder regelmäßig in die Pampers.

    Nach dem Kurseinbruch von Freitag bin ich beim "Namensvetter" Gilead eingestiegen. Meines Erachtens auf dem jetzigen Niveau ein Kauf. Wie sieht ihr das?

    Toll, dass du jetzt sogar auf Turnaround Aktien hinweist:-)

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    1. Turnaround-Spekulation können ja durchaus werthaltig sein und damit Value-Investments. Es kommt halt darauf an, ob es sich um eine im Grunde solide Bilanzstruktur handelt und sich das Unternehmen eher vorübergehend in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet. Sind diese perspektivisch lösbar, kann man werthaltig investieren. Sieht man nur auf den eingebrochenen Kurs und meint, der wird sich schon wieder erholen, ist das kein Investment, sondern Lotterie.

      Gilead ist ein Zwei-Produkt-Unternehmen, da man nur mit diesen beiden die hohen Cashflows und Gewinne erwirtschaftet. Alle andern reichen hier heran oder sind bisher nur Hoffnungsträger, also Wetten auf die Zukunft. Beide Medikamente stehen unter Druck durch neue Wirkstoffe von Wettbewerbern (u.a. Abbie Vie, Johnson & Johnson), so dass sich die hohen Margen und gewinne von Gilead nicht einfach so in die Zukunft fortschreiben lassen. Würde ein Konkurrenzprodukt zur Standardanwendung erklärt werden, würden die US-Krankenkassen dieses bevorzugen und Gilead würde erhebliche Probleme bekommen. Diese Risiken sind meiner Meinung nach der Grund, weshalb der Aktienkurs so eingebrochen ist und die Aktie anhand der (prognostizierten!) Kennzahlen optisch sehr günstig aussieht. Tritt ein oder mehrere dieser Risiken ein, sind die Schätzungen aber nicht mehr zu halten und der Kurs verliert sein mögliches Aufwärtspotenzial. Diese Gemengelage riecht für mich daher viel mehr nach Spekulation als nach Investment.

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