Mittwoch, 8. Februar 2017

Mit Crown Castle real vom Mobilfunkboom profitieren

Der mobile Datenverkehr ist ein Megatrend und auch wenn sich die öffentliche Wahrnehmung vor allem auf die neuen Geräte und ihre Funktionen fokussiert, auf das neue Iphone oder das nächste Galaxy, gibt es doch auch andere, die an diesem Markt Geld verdienen. Dabei meine ich nicht die Telekomkonzerne selbst, die die Datennetze bauen und damit ihr Geld verdienen, sondern ich meine Immobilien. Richtig gelesen, Immobilien. Genauer gesagt Mobilfunkmasten. 

Die USA sind bekannt dafür, dass sich hier noch prähistorische Drähte an maroden Holzbalken die Straßen entlang ziehen, doch auch in den USA hat die moderne Kommunikation Einzug gehalten. Vor einigen Jahren begannen die großen US-Telekomfirmen, ihre wenig(er) profitablen Vermögenswerte zu verkaufen, um Geld für den Ausbau der Netze und den Ankauf der teuren Mobilfunkfrequenzen in die Kasse zu bekommen. Hieraus ist u.a. das Unternehmen Crown Castle International Corp. (CCI) hervorgegangen, die einen erklecklichen Anteil der Mobilfunkmasten der großen vier US-Mobilfunkanbieter AT&T, Verizon, T-Mobile US und Sprint betreiben. CCI ist dabei als REIT organisiert, als Real Investment Trust. Diesen werden hohe Steuervergünstigungen gewährt, wenn sie im Gegenzug dafür fast ihre gesamten Jahresgewinne an ihre Aktionäre ausschütten. CCI ist daher also vor allem für Anleger interessant, die an regelmäßigen und hohen Dividendeneinnahmen interessiert sind.

Das Geschäftsmodell von CCI ist bestechend simpel: man erwirbt oder pachtet ein Grundstück oder ein Hausdach und errichtet dort einen Mast, an dem man eine Station eines Mobilfunkbetreibers hängt. Mit dem Anbieter wird dann ein langlaufender Vertrag über die Nutzung abgeschlossen, so dass Kosten und Erlöse leicht kalkulierbar sind. Wenig spektakulär das Ganze, aber solide. Vor allem, weil sich CCI auf die USA konzentriert, so dass politische Unsicherheiten oder Wechselkursrisiken weitgehend entfallen. Hierin liegt dann auch ein großer Unterschied zu Wettbewerbern wie American Tower, die viel internationaler aufgestellt sind.

CCI hat von den großen US-Anbietern Standorte übernommen und seitdem immer wieder auch kleinere Mitbewerber übernommen. Der US-Mobilfunkmarkt ist stark zersplittert, es gibt neben den großen Anbietern auch eine größere Zahl von kleinen, regionalen Telekomanbietern. Und die großen sind längst nicht flächendeckend vertreten, sondern tummeln sich vor allem in den lukrativsten Regionen. Andernorts spielen daher regionale Anbieter eine große Rolle, zumal die USA abgesehen von den dicht besiedelten Küstenregionen ja eher zersiedelt sind. Die Kosten für die Infrastruktur, also auch für Telefonleitungen und Sendemasten, sind dem entsprechend hoch, weil eben vergleichsweise wenig Kunden für die Refinanzierung sorgen.

Datenvolumen explodiert
Immer mehr Daten müssen immer schneller transportiert werden und das bringt die vorhandenen Netze schnell an ihre Grenzen. Wenn aber die YouTube-Videos oder das Streamen der beliebten Teenie-Serie nur noch ruckelnd möglich ist, verlieren die Kunden schnell die Lust und sind auch nicht mehr bereit, teure Datentarife und -pakete bei den Telekomanbietern zu kaufen. Daher müssen diese insbesondere in den Ballungszentren ein immer engmaschigeres Netz aufbauen und dabei ist die Anzahl geeigneter Standorte und Flächen begrenzt. Gerade hohe Häuserschluchten behindern die drahtlose Datenübertragung und machen viel mehr Empfangs- und Sendestationen nötig, ebenso das höhere Datenvolumen selbst, das zu immer kleineren Mobilfunkzellen führt, um allen eine gleich hohe Übertragungsrate bieten zu können.

 Crown Castle (Quelle: finanzen.net
Crown Castle ist der große Profiteur
Und hier schlägt die Stunde von CCI. Die Anbieter benötigen mehr Standorte, aber die Zahl der geeigneten Standorte ist begrenzt, nicht nur räumlich, sondern zunehmend auch durch behördliche Einschränkungen. CCI hat schon viele dieser Standorte mit entsprechenden Genehmigungen im Bestand und zwar von den unterschiedlichen Anbietern. Ursprünglich waren diese Masten mit den Stationen eines Anbieters besetzt, aber sie können auch mehrere aufnehmen. Lässt CCI den gleichen Standort von vier Mobilfunkanbietern nutzen anstelle nur von einem, entstehen CCI fast keine höheren Kosten durch diese erhöhte Ausnutzung. Wohl aber erheblich größere Einnahmen, da nun ja vier Anbieter für denselben Standort zahlen. Um mal ein Gefühl für diesen Hebel zu bekommen: CCI betreibt aktuell 40.000 Mobilfunkmasten in den USA und von diesen stehen 70% in den Regionen mit den höchsten Zahlen an Mobilfunkteilnehmern. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Masten künftig von mehreren Anbietern genutzt werden, ist also ziemlich hoch. Dabei stehen die vier großen US-Anbieter für 90% der Erlöse von CCI und 80% bestehen aus wiederkehrenden Erträgen aus überwiegend 10-jährigen Verträgen mit anschließenden Verlängerungsoptionen.

Neben den Sendemasten verfügt CCI zusätzlich über rund 16.500 Meilen an Glasfaserkabeln, was insofern Sinn macht, als dass die Mobilfunkt- und Glasfasernetze zunehmend zusammenwachsen – den Daten ist es egal, ob sie drahtlos oder über ein Kabel transportiert werden. Und entsteht an der einen Stelle mal ein Stau, können die Daten einfach über den alternativen Weg transportiert werden. 

Gut prognostizierbare Erlöse
Die durchschnittliche Restvertragslaufzeit mit den US-Anbietern liegt bei 6 Jahren, ist für CCI also gut zu prognostizieren. Es ist kaum davon auszugehen, dass diese die Verträge nicht verlängern, denn dann müssten sie ja andere Standorte finden und zwar für dieselbe Versorgungsregion. Hier käme nur in Betracht, dass der Anbieter wieder eigene Standorte errichtet, was kosten- und kapitalintensiv ist. Oder dass er mit einem Konkurrenten von CCI ins Geschäft kommt, was mit vermeidbaren Einmalkosten für den Umzug der Sendestationen und danach ähnlichen Kosten wie bei CCI daherkommen würde. Oder dass der Anbieter die Stationen nicht mehr benötigt, also weniger oder keine Daten mehr transportieren muss. Das ist nach heutigem Stand wohl nahezu ausgeschlossen, die Datenflut nimmt eher rapide zu, als dass Smartphones Tablets und Notebooks überflüssig würden. 

Der Ausbau wird also weitergehen und für CCI bleiben mit dem Aufrüsten eines Mobilfunkmastes um eine weitere Station knapp 96% der Einnahmen als Brutto-Marge hängen. Wird also ein Einzelstandort auf vier Stationen hochgerüstet und pro Standort fallen 25.000 USD an zusätzlichen Einnahmen an, blieben dreimal 24.000 USD bei CCI als zusätzliche Brutto-Marge hängen. Kein Wunder, dass Anleger bereit sind, für CCI-Aktien einen stattlichen Preis zu zahlen, der Hebel für die Gewinne ist enorm.

Die Risiken nicht außer Acht lassen
Den großen Chancen und Potenzialen stehen allerdings auch Risiken gegenüber. Der US-Markt ist ein Oligopol von vier sehr großen Anbietern und gerade Sprint, als der kleinste von ihnen, hat mit Problemen zu kämpfen. Man verliert Kunden und Geld, insbesondere die sehr erfolgreiche US-Tochter der Deutschen Telekom nimmt Sprint viele Kunden ab und hat sich signifikant vom vierten auf den dritten Platz der großen Anbieter vorgeschoben. Sprint plant daher, seine Investitionen und seinen Kostenapparat runter zu fahren. Das kann vordergründig auch zulasten von CCI gehen – allerdings wechseln die Kunden von Sprint zu den anderen Anbietern, so dass weder die Zahl der Mobilfunknutzer in den USA sinkt noch das Datenvolumen. Und für CCI ist es letztlich egal, ob an Masten Stationen von Verizon montiert sind oder von Sprint. Dieses Risiko sollte daher nicht allzu sehr für Beunruhigung sorgen und wiegt die Chancen nicht auf.

Hohe Verschuldung
Die Cash-Position von 305 Mio. USD sieht im Verhältnis zur Schuldenlast von 12 Mrd. USD ziemlich gering aus. Der relativ hohe Verschuldungsgrad relativiert sich jedoch, weil einerseits die Einnahmen langfristig gesichert und sehr stabil sind, und andererseits die Belastungen durch ebenso entsprechende langfristige Verträge gebunden sind. Und der hohe Free Cashflow spült so viel frisches Geld in die Kassen, dass die Schulden hieraus mehr als gut bedient werden können.

Kurze Dividendenhistorie
Ich hatte ja gesagt, dass Aktien von Crown Castle besonders für Anleger auf der Suche nach üppigen Dividendeneinkommen interessant sind. Das Unternehmen schüttet allerdings erst seit dem Jahr 2014 Dividenden aus. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei rund 4% und in Anbetracht von Strafzinsen auf dem Sparbuch sind das geradezu verlockende Höhen. Hinzu kommt noch die Aussicht auf Dividendensteigerungen von 6% bis 7% pro Jahr, wenn der von mir skizzierte Kurs konsequent umgesetzt wird. Mit dem REIT der Crown Castle International Corp. setzen Anleger auf Spezialimmobilien, auf einen Substanzwert, dessen Kunden aus einer Boom-Branche kommen und der auch künftig organisches und anorganisches Wachstum generieren wird. Und dabei sehr profitabel ist. Da es immer mal wieder zu deutlichen Kursrücksetzern kommt, sollten sich Anleger auf die Lauer legen und beim nächsten Absacker beherzt zugreifen.

3 Kommentare:

  1. Hallo Michael,
    dank deines Artikels habe ich mich mit dieser Branche intensiver beschäftigt. Hast du auch eine persönliche Einschätzung / Meinung zum größten Konkurenten von CCI, der American Tower Corp. (AMT)? Ebenfalls ein REIT.

    Gruß Hans-Jürgen

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    1. Bzgl. American Tower gilt im Prinzip des Gleiche, was ich zu Crown Castle geschrieben habe. Nur ist American Tower deutlich internationaler aufgestellt, was neben politischen Risiken auch Währungsrisiken mit sich bringt. Oder eben Chancen, wie man es sieht.

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  2. @Michael, was Du geschrieben hast trifft auch genau auf UNIT (
    Uniti Group Inc.)zu. Nur dass die auf Basis des akt. Kurses eine Dividendenrendite von derzeit ca. 14% haben. Bremsklotz für den Kurs sind die (noch) Abhönigkeiten von der Mutter Windstream. UNIT hat sich hier aber schon gut abgekoppelt und tut dies weiterhin. Auch wenn die Mutter pleite geht, wird das nicht das aus für UNIT bedeuten.

    Wäre das also nicht die besser Wahl?

    Gru? Konrad

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