Dienstag, 18. Februar 2020

Kissigs Portfoliocheck: Hat Tom Russo das Vertrauen in MasterCard verloren?

In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig auf aktien-mag.de für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Value Investoren unserer Zeit unter die Lupe.

In meinem 75. Portfoliocheck blicke ich Tom Russo über die Schulter, der nach ganz klaren Grundsätzen investiert und durch eine unaufgeregte und fokussierte Anlagestrategie auffällt, die ihm in den letzten 32 Jahren eine durchschnittliche Jahresrenditen von gut 15% einbrachte.

Russo ist fast immer voll investiert und als Anhänger des Focus Investing setzt auf einige wenige Qualitätsunternehmen mit breitem ökonomischen Burggraben ("Moat"). Dabei bevorzugt er die Schwächen und Vorlieben der Menschen und investiert gerne in defensive Konsumwerte, Luxusgüter, Spirituosen.

Auch im 2019er Schlussquartal knabberte Russo bei den meisten seiner Positionen ein paar Ecken ab, kommt aber insgesamt erneut nur auf eine Turnoverrate von einem Prozent. Am stärksten ins Gewicht fällt sein erneutes Reduzieren bei MasterCard. Über die letzten beiden Jahren hat er bei diesem führenden Zahlungsdienstleister knapp 30% seiner Anteile abgebaut - und dennoch ist MasterCard mit 14,6% weiterhin seine Spitzenposition im Depot. Ein Widerspruch!?

-▶ zum Artikel auf aktien-mag.de

Disclaimer
Mastercard befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

10 Kommentare:

  1. Passt. Was ich mich beim Burggraben von Mastercard & VISA immer frage: Ist der wirklich so unangreifbar? Denn Apple & Google zusammen haben ebenso Milliarden von Nutzern wie Facebook / Whatsapp. Und darunter sind nicht nur die Käufer, sondern auch die Händler & Restaurants. Wäre es da nicht ein Leichtes, direkte Zahlungen von Handy zu Handy bzw. Account zu Account anzubieten?
    Nur weil die 3 Genannten es sich im 1. Schritt einfach gemacht haben und auf die Netzwerke von Mastercard & Visa zurückgreifen, heißt das ja nicht, dass sie nicht bald ihre eigenen User & Netzwerke nutzen könnten. Alibaba & Tencent haben schon den Beweis erbracht, dass das geht und heutzutage keine 40 Jahre mehr braucht, um die Händler anzubinden.

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    1. In China ticken die Uhren anders, weil dort die Regierung den Markt für die ausländischen Zahlungsdienstleister und/oder Kreditkartenfirmen bis heute abgeschottet hat - MasterCard (bzw. ihr chin. Joint Venture) hat eben gerade erst die Genehmigung erhalten nach 12 Jahren des Wartens auf eine Zulassung. Dem entsprechend konnten sie dort keine Infrastruktur aufbauen und dies erfolgte über chinesische Anbieter. Jeder Händler, der mobile/Online-Zahlungen und/oder Kreditkarten akzeptieren wollte, musste sich daher auf einen dieser Player einlassen. In einem Land, in dem nicht jeder über ein Girokonto verfügt wie bei uns.

      Ob Apple oder Facebook selbst eine Zahlungsinfrastruktur aufbauen könnten? Ja. Sie haben genug Geld. Aber es kostet viel Zeit und Aufwand - die Frage ist, ob sich das nachher als Mehrertrag rechnet. Amazon investiert Unsummen in Logistik und wird für FedEx, UPS, DHL zum Konkurrenten. Aber warum? Weil diese Anbieter bei der Kundenbelieferung versagt haben, weil sie ihr Netzwerk nicht gepflegt haben und die Unzufriedenheit der Kunden immer weiter anwuchs. Und negative Folgen für Amazon hatte, da deren Kunden zunehmend genervt über die unzuverlässige Zustellung waren.

      Bei den Zahlungsdienstleistern gibt es diese Unzufriedenheit nicht, daher sind Apple, Faceboook & Co. nicht "gezwungen", hier zu investieren, um einen Missstand zu beheben, der sich negativ auf ihr Geschäft auswirkt.

      Und... MA/V bieten ja mehr an als nur Kreditkarten und die Infrastruktur (inkl. der ganzen Verträge mit den Händlern). Beim Digital Leaders Funds hat Baki Irmak vor anderthalb Jahren mal einen grandiosen Artikel über "Der Payment Markt - The Battle of all Time" (hier klicken), der die verschiedenen Akteure und Mechanismen erläutert, die zwischen dem Käufer und dem Händler agieren, damit die Zahlung auch ankommt. Dabei geht es nicht nur die Zahlung selbst, sondern auch um die Frage der Sicherheit - was passiert, wenn der Kunde gar kein Geld hatte, oder wenn die Karte geklaut war? Der Händler bleibt dann auf dem Schaden sitzen? Dann wird er die Zahlungsoption nicht mehr lange anbieten. Also springt jemand ein, der die Zahlung dem Händler ggü. garantiert (und dafür eine Gebühr bekommt). Hier laufen im eine Vielzahl von Vertragsbeziehungen, Garantien und letztlich kurzfristigen Krediten ab, wobei eine Vielzahl von Akteuren beteiligt sind. Das zu koordinieren und die verschiedenen Funktionen reibungslos abzuwickeln, das kann nicht ohne weiteres Apple oder Facebook oder Amazon übernehmen.

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    2. Fortsetzung...

      Ich würde das mal so darstellen: MasterCard und VISA haben ein reibungslos funktionierendes High-Speed-Internet-Netzwerk, das sie jedem für eine schmale Gebühr zur Verfügung stellen. Die Kapazitäten sind schier unbegrenzt und alternative Techniken sind nicht in Sicht (da sie ggf. auch auf dieses Netzwerk zugreifen müssten). Klar, andere könnten jetzt ein eigenes Netz aufbauen und direkt neben das von MA und V legen; sie würden dann die gebühren an MA/V sparen und könnten ggf. ihrerseits ihr Netzwerk weiteren Anbietern zur Verfügung stellen. Die Frage ist, wozu? Das macht ja nur Sinn, wenn man damit irgendwann mehr Geld verdient, als wenn man die Gebühren (MA/V) der anderen bezahlt. Und die könnten ja ggf. "einfach" mit einer Preissenkung kontern, denn sie haben ein etabliertes Netzwerrk, während der neue Konkurrent ja jetzt erst investiert und die hohen Kosten/Investitionen wieder verdienen muss (Abschreibungen). Eine Preisschlacht tut also dem Neuen am meisten weh. Und dann stellt sich noch die Frage für die ganzen Händler, weshalb sie mit noch einen weiteren Anbieter Verträge abschließen sollten, wo es doch bereits mit zweien reibungslos klappt? Wo ist der Mehrwert, der Nutzen für die Händler? Der läge doch alleine in einem günstigeren Preis verglichen mit den Etablierten - und da sitzen MA und V eben, wie beschrieben, am längeren Hebel.

      Daher sehe ich zur Zeit keine reale Gefahr für MA/V durch Apple, Google, Facebook, Amazon. Was nicht heißt, dass sich das nicht irgendwann einmal ändern kann. Ich denke, auch deshalb ist MasterCard so stark am Ball beim Thema Krypto und Blockchain...

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    3. Der Anreiz für neue Konkurrenten besteht natürlich darin, an ähnliche Traum-Margen wie MA/V zu kommen. Frei nach Jeff Bezos "deine Marge ist meine Chance". Und wenn MA/V darauf mit Preissenkungen reagieren (müssen), heißt das ja übersetzt, dass ihr Burggraben sich gerade geschmälert hat. Quod erat demonstrandum :)

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    4. Ich sagte nicht, dass Mastercard und/oder VISA die Gebühren senken müssen, sondern dass sie es ohne weiteres könnten - sie würden dabei weniger verlieren als potenzielle neue Konkurrenten, deren hohe Investitionen sich dann noch weniger rentieren würden. Und ein solches Szenario sehe ich als Burggraben an, weil es sich für andere eben nicht lohnt, hier selbst aktiv zu werden.

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  2. Hallo Herr Kissig, ich möchte mal Allgemein fragen, wie sie zu den Information zu Tom Russo zu seinen Depotänderungen kommen? Finde ich diese auf sec.gov? Wo finde ich eigentlich auf sev.gov die großen Fonds? Vielen Dank!

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    1. Die Website gurufocus.com berichtet regelmäßig über die Transaktionen ausgewählter Börsengurus, darunter auch Tom Russo.

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  3. Hallo Michael,
    die Fond-Manager-Artikel von Dir sind durchaus lesenswert. Und so ziemlich alle haben Deinen Angaben zufolge Traumrenditen über Jahre hinweg. Da stellt sich die Frage, ob man nicht mit einem Teil seines Kapitals davon partizipieren kann. Anlegen - liegenlassen - fertig! Vermutlich sind diese Fonds aber nicht für Kleinanleger wie unsereins investierbar!??

    Auch stellt sich die Frage nach der Investmentlegende als solche. z.B. wird ein Warren Buffet keinen sooo langen Zeitraum mehr an der Spitze stehen. Und wer oder was kommt dann? Die meisten - oder zumindest viele - der Investmentlegenden gehören nunmal der älteren Generation an.

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    1. Es gibt auch "Börsengurus", die ständig schlechter abschneiden als der Markt. Über die berichte ich nicht, weil es ganz offensichtlich nicht lohnt, ihrem Investmentstil zu viel Aufmerksamkeit zu schenken - allenfalls, um zu ergründen, worin ihre Fehler liegen. Wer Geld versenken will, kann sich gerne bei Max Otte oder "Mr. DAX" Dirk Müller einkaufen; deren Renditen hinken meilenweit hinterher. Und, was mich besonders stört, sie dröhnen permanent die Anleger zu mit kruden Investmentphrasen und wilden Crash-Phantasien, während ihre Fondsprodukte zeigen, dass sie besser sabbeln als anlegen können. Und die Börsenmedien geben ihnen immer wieder Raum und nur deshalb werden sie überhaupt wahrgenommen und Anleger vertrauen denen ihr Geld an. Nur weil sie bei Focus Money wieder einmal als "Experten" hochgejubelt werden, obwohl die Fakten eine andere Sprache sprechen. Um es klar zu sagen. ich habe nichts dagegen, wenn Leute pessimistische Ansichten vertreten - was mich stört ist, wenn sie permanent falsch liegen und auch noch ihren eigenen Thesen nicht folgen in der Praxis. Und das beschränkt sich nicht auf die beiden Genannten, da gibt es unzählige Beispiele. Die alle ebenfalls "nie Fehler machen". Da lobe ich mir Leute wie Warren Buffett, Charlie Munger, Stanley Druckenmiller, die auch öfter in den Medien Rede und Antwort stehen und ganz klar ihre Fehlgriffe offen legen und das tun was sie sagen. Sollte eigentlich ganz einfach sein...

      Was das Anlegen bei den Gurus angeht, ist es nicht so einfach. Viele legen nur (noch) ihr eigenes Geld an, wie Stanley Druckenmiller, oder bieten Vermögensverwaltung nur für vermögende Privatkunden an (Ken Fisher); da kann man sich also nicht einfach einkaufen. Und dann gibt es natürlich Berkshire Hathaway, aber auch KKR oder Blackstone, wo man über Aktien an deren Anlageerfolgen beteiligt sein kann. Oder... man schaut auf die Portfoliomeldungen der Gurus und sucht hier einfach nach neuen Ideen. Was hat Chuck Akre gekauft, was Tom Russo? Was könnte dahinter stecken und ist das vielleicht auch für mich ein interessantes Investment (losgelöst von dem Preis/Kurs, den der Guru vor einigen Wochen bezahlt hat). So verfahre ich, daher finde ich die Portfoliochecks so spannend.

      Und was das Alter der Gurus angeht. Wer 30 Jahre Börsenerfahrung hat, kann kaum 25 Jahre alt sein. ;-) Aber es gibt auch jüngere, wie z.B. Andreas Halvorsen. Doch für mich ist das Alter nicht das entscheidende Kriterium, denn die meisten Gurus sind ja keine Angestellten, die mit 60 in Rente gehen, sondern sie "leben" das Investieren und machen weiter, auch wenn sie die 70, die 80 oder die 90 Passieren. Buffett und Munger sind da nicht unbedingt Ausnahmen.

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    2. Perfekt umschrieben, toller Kommentar!

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