Sonntag, 6. November 2016

24 Prozent weniger Ergebnis? War Buffett wirklich so schlecht im letzten Quartal?

Auf die Zahlen der Investorenlegende Warren Buffett, dem "Orakel von Omaha", warten Anleger rund um den Globus immer ganz gespannt, hat er doch in seinen zurückliegenden 50 Jahren als Großaktionär und CEO seiner Investment Holding Berkshire Hathaway eine Rendite von annähernd 20 Prozent erzielt. Jahr für Jahr, wohlgemerkt. Und der Kurs der BRK-Aktien stieg von damals etwa $50 auf aktuell etwa $215.000 für eine Aktie der Klasse A - eine Wahnsinnsrendite für die Aktionäre.

Nun hat er Ergebnisse für das dritte Quartal 2016 vorgelegt und das Nettoergebnis fiel um 24% niedriger aus als im vergleichbaren Vorjahresquartal. Man könnte meinen, es reihe sich damit in eine ganze Reihe von schlechten Quartalsergebnissen ein, die an der Wall Street dieser Tage berichtet wurden. Doch ein zweiter Blick auf die Zahlen zeigt durchaus Interessantes und so schauen wir mal auf einzelne, durchaus prägende, Sparten bzw. Tochtergesellschaften.

Eisenbahn/Transport
Und hier sticht die Eisenbahnsparte heraus, wo Burlington Northern Santa Fe (BNSF) einen um 12% auf $1,02 Mrd. zurückgegangenen operativen Gewinn ausweisen muss, da das Frachtvolumen rückläufig ist aufgrund gesunkener Öl-, Gas- und Kohlepreise und daher auch die Preise, die hier vereinnahmt werden können. Diese Rückgänge sind durch andere wichtige Transportgüter, die Autos aus den Fertigungsstätten in Mexiko, (bisher) nicht zu kompensieren.

Versicherungen
Die Versicherungssparte, die u.a. den Versicherer Geico Corp. und den Rückversicherer Generel Re umfasst, erzielte ein operatives Investment-Einkommen von $850 Mio., während der operative Gewinn um 35% auf $272 Mio. sank.

Energie
Erfolge gab es in der Energiesparte Berkshire Hathaway Energy (vormals MidAmerican Energy), die $932 Mio. an Profiten ausweisen kann ggü. $786 im Vorjahresquartal. Die Sparte betreibt Kraftwerke in Großbritannien, Gaspipelines zwischen den großen Seen im Norden der USA bis runter nach Texas und hat Tochtergesellschaften u.a. in Iowa und Nevada. Dabei legt sie auch immer mehr den Fokus auf regenerative Energien, vor allem Solarenergie.

Sonderfaktoren und Sonstiges
Im dritten Quartal konnte BRK $2,35 Mrd. an Investmentgewinnen ausweisen, was deutlich unter den Vorjahreswerten liegt. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass dieses Ergebnis einerseits durch den Verkauf der Tochter Wrigleys an Mars um rund $1,6 Mrd. aufgehübscht wurde, während im Vorjahresquartal noch ein $4,4 Mrd. Sonderertrag zu Buche schlug aus dem KraftHeinz-Zusammenschluss. Daher sollte man den 24-prozentigen Rückgang des Nettoergebnisses auch nicht überbewerten, denn die Sondereinflüsse prägen diese Momentaufnahme doch deutlich und werden beim nächsten Vorjahres-Quartalsvergleich eine Rolle mehr spielen.

»Solange unsere Investments in jedem Jahr 15 Prozent zulegen, mache ich mir um Quartalszahlen keine Sorgen.«
(Warren Buffett)

Und dann war da noch Wells Fargo und es steht die Frage im Raum, was Buffett mit seinen Wells Fargo-Aktien gemacht hat. Die Antwort hierauf gibt der Quartalsbericht nicht, hier müssen wir uns noch einige Wochen gedulden, bis Buffett sein 13F-Formular mit seinen zum Quartalsende aktualisierten Aktienbeständen bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC einreichen muss. Dann werden wir sehen, ob und wie sein bisheriger 10-Prozentanteil an Wells Fargo sich verändert hat und dann wird Buffett auch Rede und Antwort stehen und seine Sicht auf den Wells-Fargo-Skandal öffentlich darlegen. Es bleibt also spannend...

Der Buchwert je Aktie, auf den Buffett ja immer abstellt als Gradmesser für seinen Unternehmenserfolg, war natürlich durch den massiven Einbruch bei Wells Fargo geprägt. Er erreichte per 30. September einen Wert von $163.783 je Aktie (Klasse A) und legte damit um 5,3% ggü. dem Vorjahreswert zu.

Meine Einschätzung
Berkshire Hathaway befindet sich auf meiner Empfehlungsliste. Allerdings seit einiger Zeit nur noch als Halteposition, weil die starke Abhängigkeit vom Versicherungsgeschäft meines Erachtens immer größere Risiken birgt. Und über diese Sparte sagte Buffet selbst, dass sie in den nächsten Zehn Jahren "nicht mehr so gut laufen werde wie in den letzten 30 Jahren". Ich bewerte es daher positiv, dass Buffett sein Engagement in diesem Bereich reduziert und im Gegenzug seine Konsumgüter- und Industriebeteiligungen erheblich ausbaut, nicht nur durch die $37 Milliarden schwere Übernahme von Precision Castparts oder seinen Duracell-Procter & Gable-Tausch. Allerdings schwächelt die Eisenbahnsparte, die Tochter BNSF, da sie stark vom Transport von Kohle und für die US-Öl- und Schiefergasindustrie abhängt, so dass unter dem Strich Berkshire Hathaway eine gute Halteposition für langfristig orientierte Anleger bleibt. Sie ist inzwischen wie ein Fonds der erfolgreichsten Unternehmen der USA.

4 Kommentare:

  1. Buffett ist ein Wahnsinn! Respekt in diesem Alter noch so stark dabei zu sein. Wünsche allen einen schönen Sonntag!

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  2. Das mit den 5,3% Gewinn ist mir etwas zu schwammig. Man muss es doch etwas längerfristig sehen und da sah es nicht so gut aus. Ich habe im Sommer 2015 B-Aktien zum Kurs von 143 Dollar gekauft und so stehen diese auch jetzt noch.

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    1. Aber genau darum geht es doch beim Value Investing. Sie beziehen sich auf den Aktienkurs, die Aussage von 5,3% Zuwachs bezieht sich auf den Buchwert. Das eine hat mit dem anderen direkt nichts zu tun - im Idealfall liegen sie nahe beieinander und in der Regel bleiben große Differenzen zwischen (Buch-)Wert und Kurs nicht lange bestehen und werde irgendwann an der Börse ausgeglichen.

      Steigt die Aktie nicht, aber ihr Buchwert hat sich erhöht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Aktie demnächst steigt.

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    2. Jetzt, nach der US Wahl ist mein Kommentar überholt. Die Aktie ist innerhalb 1 Woche um 10% gestiegen.

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