Donnerstag, 11. Juni 2020

Jens Rabe: Ist Investieren einfach nur Buy and Hold?

Heute präsentiere ich euch wieder einen interessanten Gastartikel. Jens Rabe geht der Frage nach, ob erfolgreiches investieren mit simplem "Kaufen und liegen lassen" gelingen kann, oder ob nicht doch etwas mehr dazu gehört. Und was.

Ist Investieren einfach nur Buy and Hold?

Würden wir von der Jens Rabe Academy aktuell eine Umfrage unter privaten Investoren durchführen und dabei fragen, was Investieren eigentlich ist, dann würden wahrscheinlich sehr viele Antworten darauf lauten, dass Investieren eine andere Beschreibung für Buy and Hold ist. Und wahrscheinlich würde dann auch noch in irgendeiner Art und Weise Warren Buffett mit erwähnt und mit den Worten zitiert, dass man Aktien kaufen und am besten niemals verkaufen sollte. Eventuell kommt auch noch Altmeister Andre Kostolany zu Wort und wird mit seinem Schlaftabletten-Beispiel zitiert. Ist Investieren aber tatsächlich Buy and Hold? Sollte man tatsächlich Aktien kaufen und niemals verkaufen? Und stimmt das Zitat von Andre Kostolany überhaupt? Jens Rabe hat es für uns analysiert...

Jens Rabe: So verhält sich Buffet wirklich

Warren Buffett hat tatsächlich niemals behauptet, dass man Aktien kaufen und dann nie wieder verkaufen solle. Dies widerspricht auch allen Handlungen, die er in seiner jahrzehntelangen Karriere als Investor getätigt hat. Wahr ist, dass das Orakel aus Omaha des Öfteren erläutert hat, dass er Unternehmen gerne für die Ewigkeiten kaufen würde. Das er aber bedingungslos an diesen festhalten würde, hat er weder gesagt noch in der Praxis demonstriert. Schon zu Beginn seiner Karriere hat er Aktien nicht nur gelegentlich verkauft, sondern sogar seine Depots und die seiner frühen Partnerschaften nahezu komplett veräußert, wenn er der Meinung war, dass die Aktienmärkte zu hoch bewertet wären.

Und auch in jüngster Vergangenheit hat sich Buffett immer wieder von Positionen am Aktienmarkt getrennt, wenn er von dem dahinterstehenden Unternehmen nicht mehr überzeugt war. Während er in der Corona Krise seine kompletten Aktienbeteiligungen an amerikanischen Fluglinien veräußerte und sich im größeren Stil von Bankaktien trennte, fielen in den letzten Jahren auch Aktien von IBM oder etwa Wal Mart in Ungnade beim Meister des Value Investings. Dies mag unter anderem daran liegen, dass er, obwohl mit Milliarden investiert, kaum Einfluss auf die Geschäfte dieser Firmen hatte. Wohingegen er bei Firmen, die sich komplett in seinem Besitz befinden, wie etwa See's Candy oder Geico, großen Einfluss auf die Geschäfte nehmen kann und auch nimmt.

Und das Zitat von Andre Kostolany stammt aus einer Zeit, als er am Beginn eines Bullenmarktes empfahl, Aktien zu kaufen und diese lange zu halten. Auch Kostolany hat sich in seiner Karriere mehrmals stark aus dem Aktienmarkt zurückgezogen und auf fallende Kurse oder andere Spekulationen wie etwa Anleihen gesetzt.

Jens Rabe: Das können Anleger tatsächlich von den Altmeistern lernen

Schmälert dies nun die Lebensleistung dieser beiden Börsianer? Ganz im Gegenteil. Auch ich, Jens Rabe, zähle sowohl Kostolany als auch Buffett zu meinen großen Helden und bin dankbar, beide live erlebt zu haben, und dies im Falle von Warren Buffett auch hoffentlich noch einmal in den kommenden Jahren in Omaha zu wiederholen.

Was können wir aber von den beiden Investoren lernen, wenn die weit verbreiteten Ansichten über ihr Anlageverhalten nicht stimmen? Zum einen wäre da die Tatsache, dass wir als private Investoren keinesfalls ein Leben lang mit einer Aktie verheiratet sein müssen. Jeder Investor, der einen ETF kauft und damit einen breiten Marktindex, wie etwa den S&P 500 oder auch den DAX, verändert (unwissentlich für die meisten Anleger) permanent die Gewichtung der im Index gehaltenen Aktien in seinem Depot. Da die meisten Indizes nicht gleich, sondern nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, werden in einem solchen ETF die Gewinner immer stärker gewichtet, die Verlierer hingegen immer weniger berücksichtigt. Was aber machen die meisten privaten Anleger? Die Gewinneraktien werden nicht gekauft mit der Begründung: zu teuer.

Jens Rabe: Das ist der größte Denkfehler der Privatanleger

Die Verlierer hingegen werden eingesammelt, weil es ja jetzt "Schnäppchen" sind. Am Ende hat man dann als privater Investor bei dieser Vorgehensweise mehrheitlich Verlierer oder schwache Aktien im Depot und wundert sich, dass das eigene Depot hinter dem breiten Markt zurückbleibt. Der stetige Zufluss in ETFs schiebt dann natürlich dieses Ungleichgewicht zwischen Gewinner- und Verliereraktien immer weiter an, weil die zufließenden Mittel immer mehr in die ohnehin schon gut laufenden Titel fließen.

Ist also Investieren einfach nur Buy and Hold? Für die meisten Investoren ja, aber es ist eben nicht der beste Weg um an der Börse erfolgreich zu sein. Fakt ist für uns von der Jens Rabe Academy, in einer Welt die immer mehr von passiven Anlagen bestimmt wird, ist Buy and Hold zwar nicht falsch, bedarf aber einer Verbesserung. Buy and Hold gilt, wenn wir auf marktbreite Indizes wie etwa den S&P 500 schauen, und selbst dann sollte es noch um den Zusatz „und investiere permanent nach“ ergänzt werden. Wer hingegen Einzelaktien einem Indexinvestment vorzieht, der sollte sich seine Aktien sehr genau anschauen und statt blindem Buy and Hold die Erweiterung "Stärke" einfügen. Buy and Hold Stärke, also das Kaufen und Halten starker Aktien, ist das Gebot der Stunde (und war es wahrscheinlich schon immer).

Die Performance beispielsweise des S&P 500 entsteht nicht aus 500 Aktien, sondern schon seit Jahrzehnten immer wieder aus wenigen einzelnen, aber eben auch überproportional starken Aktien. Die Apples, Facebooks, Googles und Amazons dieser Welt sind es, welche die Indizes immer weiter ansteigen lassen. Heute mögen dies Technologieaktien sein, früher waren es Konsumwerte und wer weiß, welche Aktien es zukünftig sein werden? Allen gemein ist aber, dass sie allein aufgrund ihres Preisverhaltens absolute Stärke aufweisen werden.

Jens Rabe: So entstehen Superstars

Zwar kann niemand wissen, wer die zukünftigen Stars sein werden, aber wer die Märkte beobachtet und sich jeweils die Aktien anschaut, die besonders gut performen, hat die Chance, den einen oder anderen Superstar der nächsten Jahre zu finden. Das Kaufen und Halten starker Aktien macht Investoren reich und nicht die Suche nach dem nächsten Turnaround Coup oder dem nächsten wiederentdeckten Zykliker. Kaufe Stärke, halte diese starken Aktien und verabschiede dich von Aktien, wenn sie aufhören, stark zu sein. Nein, das ist kein einfaches Unterfangen.

Aber es ist jede Mühe wert, weil es aus Sicht der Jens Rabe Academy der einzige Weg ist, langfristig die Märkte zu schlagen. Und wem dies zu viel Arbeit ist, der sollte dann auch so ehrlich sein und sich von Einzelaktien verabschieden und sich für den Weg „Kaufe und halte einen marktbreiten ETF und investiere in diesen permanent nach“ entscheiden.


Jens Rabe im Netz

Informationen zum Autor Jens Rabe findet ihr auf seiner Website und/oder auf seinem Youtube-Channel. Des Weiteren beschreibt er in seinem neuen Buch, wie jeder mit Optionen an der Börse Geld verdienen kann.

▶ Website: www.jensrabe.de
▶ Youtube: Jens Rabe
▶ Buch: "Optionsgewinne mit System: Wie jeder an der Börse mit Optionen Geld verdient"
▶ Buch: "Optionsstrategien für die Praxis: So sichern Sie sich an der Börse ein regelmäßiges Einkommen"

Disclaimer (Sponsored Post)
Die Veröffentlichung dieses Gastartikels erfolgte gegen Entgelt. Die im Artikel geäußerten Meinungen sind die des Autors Jens Rabe und können von der des Blogbetreibers Michael C. Kissig abweichen.

16 Kommentare:

  1. SirVivaljunior11.06.20, 12:08

    Sorry, aber wenn schon Sponsored Post (=Werbung), dann doch bitte mit Mehrwert. Ein Jens Rabe hätte doch viel zu erzählen, z.B. über Optionen oder Rohstoffhandel, was in Deinem Blog nicht behandelt wird. Aber dass man Aktien auch mal verkaufen sollte, ist für den geneigten Leser wahrscheinlich keine bahnbrechende Erkenntnis ;-)

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    1. Ich habe bewusst nicht über Optionen oder Rohstoffe geschrieben, weil das eben genau nicht die Themen in diesem Blog sind. Wenn es aber gewünscht ist, beim nächsten Mal gerne. VG JR

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  2. Hier ein etwas konträrer Artikel dazu:
    https://www.dividendgrowthinvestor.com/2020/02/the-do-nothing-dividend-portfolio.html

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    1. Felix, der Autor ist aber bekennender Dividendeninvestor, daher geht er bei seiner Depotzusammenstellung und seiner Zielsetzung von anderen Voraussetzungen aus als ein "normaler" Anleger. Er kommt insofern auch zu einer anderen Schlussfolgerung, nämlich auf Deibel komm raus die einmal ausgewählten Dividendenwerte zu halten, auch wenn sie operativ dahinsiechen und/oder keine Dividenden mehr zahlen. Frei nach Sergio Leone: "Leichen pflastern sein Depot (zu)"... =)

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  3. Jens Rabe, der Portfolio-Profi https://www.captrader.com/de/produkte/managed-accounts/

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    1. SirVivaljunior11.06.20, 21:55

      ca. 20 Prozent in 5 Jahren... Tatsächlich keine gute Bilanz

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    2. Das kommt ja immer auch auf den gewählten Zeitraum an. In den letzten fünf Jahren hatten wir Anfang 2016 einen krassen Einbruch, Ende 2018 noch einen viel heftigeren und im März 2020 den Corona-Crash. Ich behaupte mal, dass nur wenige Börsenanleger über den gesamten Zeitraum eine Rendite von mehr als 20% eingefahren haben - weil sie eben kein stringentes Buy & Hold betreiben, sondern in den falschen Momenten Verkaufen und/oder Kaufen. Daher fällt es Privatanlegern, wie auch Profis, so schwer, wenigstens den Vergleichsindex zu schlagen.

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    3. -> also unter dem Aspekt ein Argument für passives Investieren in Indizes.

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    4. Ja, die meisten Anleger würden damit wohl ein besseres Ergebnis erzielen - sofern sie nicht mit den Index-ETFs auch wieder zu traden beginnen. Was aber viele ja tun und damit auch hier ihre Performance ruinieren. Abgesehen vom Straßenverkehr gibt es wohl nirgendwo anders so ein hohes Maß an Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten wie an der Börse. Gefühlt jeder meint, er würde überdurchschnittlich gut abschneiden (und dabei am liebsten nur auf die erfolgreichen Trades blicken und die anderen werden ausgeblendet).

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  4. TeureSeminare@Optionsstrat.de11.06.20, 22:13

    Wenn Jens Rabe Buffett oder Munger erwähnt stellen sich mir regelmäßig die Nackenhaare auf.
    Am besten wendet man folgendes Zitat auf sämtliche seiner Aussagen an und überprüft ob er auch danach handelt.
    “Mr. Market is your servant, not your guide." (Buffett)

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    1. "Es ist leichter, über Geld zu schreiben, als Geld zu machen."
      (Oscar Wilde)

      Damit hatte er Recht, wie ich aus Erfahrung bestätigen kann/muss. Mir gelingt es auch nicht immer, das Richtige zu tun (oder eben mal nichts zu tun), auch wenn ich es eigentlich besser weiß. Dieses "war doch klar" beim Blick zurück hilft auf Dauer auch nicht, man muss sich schon sehr disziplinieren.

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  5. Haben Sie persönlich den Kurs, das digitale Angebot, oder ein Seminar bei Herrn Rabe absolviert? Wenn ja, haben Sie eine Einschätzung zu Qualität und Mehrwert im Verhältnis zur doch sehr hohen Gebühr? Vielen Dank!

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    1. https://www.brokerdeal.de/optionsstrategien-jens-rabe#Erfahrungen
      https://www.wallstreet-online.de/suche/?suche=boardResult&q=rabe&via=title

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  6. Hallo Herr Rabe,

    sie scheinen das Wirken und den Kern von Warren Buffett nicht sonderlich gut zu kennen.

    Ihr Zitat

    "Wohingegen er bei Firmen, die sich komplett in seinem Besitz befinden, wie etwa See's Candy oder Geico, großen Einfluss auf die Geschäfte nehmen kann und auch nimmt."

    ist falsch.

    Berkshire hat etwa 7 hauptamtliche Mitarbeiter im Kiewitt Plaza.

    Wie soll das gehen?

    Ganz im Gegenteil kauft Buffett nur Unternehmen, die sich selbst managen können.

    Er ist gerade stolz darauf, dass seine 100%igen Töchter ihre eigenen Entscheidungen treffen.

    Ist allgemein bekannt.

    Und einmal zu 100 % gekaufte Unternehmen wurden noch NIE verkauft.

    Buffett hat - einzigartig – quasi noch nie auch nur einen einzigen Mitarbeiter entlassen.

    Und auch darauf ist er zurecht stolz.

    Das macht Berkshire aus.

    Gerade deshalb lassen sich Unternehmen von ihm - zumeist unter Wert - kaufen.

    Weil sie unter dem Berkshire-Dach "sicher" sind.

    Die Käufe und Verkäufe von ihm - die breit in den Medien besprochen werden - beziehen sich ausschliesslich auf sein Beteiligungsportfolio.

    Flugzeuge hatten einen Anteil von insgesamt etwa 1 %.

    Und selbst in seinem Beteiligungsportfolio hält er die Top-6-Werte seit Jahrzehnten (Apple ist jetzt neu hinzugekommen).

    Diese Top-Werte machen etwa 75-80 % aus.

    Ist auch allgemein bekannt.

    Warren Buffett ist ein buy-and hold-Anleger.

    Warum das bei Ihnen, lieber Herr Rabe, noch nicht angekommen ist, kann ich nicht wirklich verstehen.

    Schöne Grüße

    Uwe

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  7. Aktuell finden bedingt durch Corona ja keine Live-Seminare statt, diese kosten ja auch eine Stange an Geld, bis zu 3.000€ (man findet nicht wirklich konkrete Zahlen dazu)?! Auch zum Online-Angebot finden sich keine Preise, man bewirbt sich (schon eine geschickte Aufmachung) und wird dann ggf. angenommen, sollte man denn „passen. Ob das finanziell oder inhaltlich bewertet wird bleibt offen, aber auch mit geringem Kapital (laut Herrn Rabe selbst) kann es sich lohnen, wenn die Ziele stimmen. Wäre phantastisch, wenn Sie hier etwas Klarheit schaffen könnten – sofern Sie von Herrn Rabe dazu Auskunft erhalten.

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    1. Wenn jemand Interesse an den Seminaren hat, möge er bitte bei Jens Rabe Informationen einholen, auch zu Preisen. Die Website ist im Artikel verlinkt, dort finden sich seine Kontaktangaben. Gerne kann der Betreffende dann hier über seine gewonnen Infos berichten.

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