Mittwoch, 1. Dezember 2021

Kissigs Performance-Update: So liefen die Börsen und meine Wikifolios im November

Der November startete verheißungsvoll, doch in der zweiten Hälfte gerieten die Börsen kräftig ins Rutschen. Jerome Powel wurde als FED-Chef für eine weitere Amtszeit bestätigt und äußerte nun, dass wir wohl länger mit einer erhöhten Inflation zu kämpfen haben werden. Und gleichzeitig verunsichert die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante des Corona-Virus die Welt und schürt die Angst vor einem erneuten weltweiten Lockdown.

Anleger flüchteten in die vermeintlich sicheren Häfen - in die großen Technologiewerte. Konjunktursensible Unternehmen und "Post-Corona-Gewinner" büßten hingegen wieder deutlich ein. Der breite Markt wird zunehmend von immer weniger Aktien nach oben gezogen bzw. oben gehalten, was generell eher keine gesunde Entwicklung ist und eine wenig(er) solide Basis für weitere Kurssteigerungen...

Einen Abgesang auf die Börsen muss man deshalb allerdings nicht anstimmen. Denn dieses Muster verfolgte die Börse schon viele Male seit dem Start des Bullenmarktes Anfang 2009 und der Anstieg entlang der "Wall of Worry" setzte sich bisher immer wieder fort und ließ die Märkte neue Höchststände erklimmen.

Noch immer sind die Zinsen niedrig, noch immer fließt viel Geld in die Märkte, noch immer verdienen die Unternehmen viel Geld und kaufen Aktien zurück. Daher wird jeder Markteinbruch schnell wieder hochgekauft, denn es gibt einfach keine wirklichen renditeträchtigen Alternativen mit adäquatem Chance-Risiko-Verhältnis. Sofern man sich nicht auf Kryptozockereien oder ähnliche Sperenzchen einlassen will.

Momentan wird allerdings das Risiko eingepreist, dass die FED beim Tapering forscher vorgehen, dass sie also ihr Anleihekaufprogramm zügiger reduzieren und beenden könnte. Und dass sie früher und öfter die Zinsen anheben könnte als bisher gedacht. Weil die Inflation sich länger auf erhöhtem Niveau einnisten könnte als bisher angenommen.

Dafür spricht, dass die Löhne steigen werden, weil der Arbeitsmarkt leergefegt ist. Auch die weltweiten Störungen in den Lieferketten, die nicht mehr nur Speicherchips betreffen, und die Preissteigerungen bei Rohstoffen und -materialien wirken preistreibend. Allerdings steigen hier die Preise seit einiger Zeit nicht mehr an, sondern sind sogar teilweise schon seit Wochen oder Monaten rückläufig von ihren Höchstständen im Frühjahr aus betrachtet. Sie befeuern also die aktuellen Inflationsraten, da diese mit den Preisen im Vorjahr (2020) verglichen werden, und die Auswirkungen der starken Preissteigerungen auf die Inflationsrate werden sich mindestens bis ins erste Quartal 2022 fortsetzen, aber danach wächst dieser Effekt aus der Statistik heraus. Weil die die Preise des zweiten und dritten Quartals 2022 im Vergleich zu denen aus 2021 eben nicht mehr deutlich höher notieren - sofern es keinen weiteren starken Anstieg gibt.

Und dem wirkt Corona entgegen und die zunehmenden Lockdowns und die fehlenden Produkte in den Läden im Weihnachtsgeschäft wegen der Lieferstörungen. Und auch der Anstieg bei den Energiepreisen, der uns die letzten Monate so zugesetzt hat, setzt sich ja nicht ungebremst fort.

Aus meiner Sicht bleibt die Inflation daher ein vorübergehendes Problem - wenngleich sie sich schon länger bemerkbar machen wird und wir uns von den Zuwächsen deutlich unter 2% wohl verabschieden müssen. Doch dauerhafte Inflationsraten deutlich über 2% sehe ich momentan auch als unwahrscheinlich an.

Eine sich erheblich eintrübende Konjunktur bei sich abschwächender Inflation spricht nicht für Zinsanhebungen!

Mein Fazit hieraus: ein abruptes Ende des "billigen Geldes" der Notenbanken oder gar ein heftiges Umsteuern ist eher nicht zu erwarten. Wir haben das in 2018 bereits erlebt, als die Zinswende seitens der FED probiert wurde und die Börsen im Frühjahr und im Spätherbst kräftig einbrachen - da erfolgte sofort eine Rückkehr zur ultralockeren Geldpolitik. Daher glaube ich, dass die FED sehr vorsichtig agieren wird und auch Jerome Powell eher verbal "hawkisch" auftritt als dass er die entsprechenden Schritte umsetzt.

Die Börsenentwicklung im November

Im vergangenen Monat gaben die meisten Aktienwerte und Börsenindizes deutlich nach. Abgesehen von den großen Technologiewerten gab es nur wenige Gewinner - und die zogen aufgrund ihrer hohen Gewichtung den S&P 500 sowie den NASDAQ nach oben. Dabei verloren die kleinen Werte überproportional, was ein bekanntes Muster ist. Sie sind meist weniger liquide und daher drücken verstärkte Verkaufsorders den Kurs eben auch stärker - bei den großen Werten finden sich zumeist genügend Käufer, so dass "Verkaufsspitzen" seltener auftreten.

• Dow Jones: -2,57% (YTD: 14,03%/ 1 Jahr: 16,68%)
S&P 500: 2,09% (YTD: 25,17%/ 1 Jahr: 29,22%)
NASDAQ: 3,26% (YTD: 27,00% / 1 Jahr: 33,53%)
DAX: -2,75% (YTD: 11,21% / 1 Jahr: 14,41%)
MDAX: -2,87% (YTD: 9,92% / 1 Jahr: 15,24%)
SDAX: -4,27% (YTD: 10,45% / 1 Jahr: 17,87%)
TecDAX: -0,02% (YTD: 18,96% / 1 Jahr: 22,16%)

Unternehmen, die als "Corona-Gewinner" angesehen werden, gehörten zuletzt eher wieder zu den Gewinnern. Allerdings nicht flächendeckend, sondern die Anleger schauen schon genauer darauf, ob sie generell gut laufen (wie HelloFresh) oder "nur" auf eine weiteren Sonderschub durch Corona hoffen können.

Entwicklung meiner Wikis im November

Soweit mein kurzer Monatsrückblick; über die allgemeinen Entwicklungen und meine Sicht der Dinge halte ich euch ja regelmäßig Sonntags im Rahmen meiner "Kloogschietereien" auf dem Laufenden. Jetzt kommen wir zur Entwicklung meiner beiden (demnächst drei) Wikis:


Kissigs Nebenwerte Championszum Wiki

Investiertes Kapital: €2.879.100,-
145,26 (30.10.21: 151,47) -3,8%

Rendite seit Start am 19.08.20: +45,2%
Rendite in 2021: +14,4% (YTD)
Rendite in 2020: +27,0% (ab 19.08.)


Kissigs Quality Investmentszum Wiki

Investiertes Kapital: €1.071.100,-
137,83 (30.10.21: 139,07) 0,3%

Rendite seit Start am 13.08.20: +37,8%
Rendite in 2021: + 28,1% (YTD)
Rendite in 2020: + 7,0% (ab 13.08.)


Kissigs Turnaround-Spekulationen ▶ zum Wiki

Darüber hinaus habe ich ein drittes Wiki aufgelegt, das sich auf Turnarounds und Sondersituationen fokussiert. Mit aktuell 174 Interessenten und €194.800 an vorgemerktem Kapital sind die Voraussetzungen mehr als deutlich erfüllt. Sobald die noch einige Tage laufende Testphase beendet ist, werde ich den Antrag stellen, das Wiki "Kissigs Turnaround-Spekulationen" zum Handel zulassen. Und ich hoffe sehr, dass dies nicht wieder viele Monate in Anspruch nimmt wie bei meinen beiden anderen Wikis.


Ich bedanke mich bei den Anlegern, die mir mit ihren Investments ihr Vertrauen aussprechen und in beide investierbaren Wikis zusammen bereits knapp €3,95 Mio. investiert haben. Dieses Vertrauen ist für mich Ansporn und Verpflichtung zugleich und ich werde mein Bestes geben, um mit den Wikis weiterhin und dauerhaft überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften.


Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.

4 Kommentare:

  1. Hallo Michael,
    ich versuche vergeblich Informationen zu bekommen ,warum Sea Ltd so zurückgekommen ist. Ich halte eigentlich sehr viel von dem Unternehmen. Insbesondere nachdem sie ja nun auch noch in Indien gelauncht haben zusätzlich nach Lateinamerika. Die Zahlen Q3 waren ergebnisseitig hinter den Erwartungen, aber ist das nicht verzeihlich vor dem HIntergrund der Expansion?
    Aber heute bei 240€ mache ich mir doch langsam Sorgen, dass mir was entgeht. Weißt du mehr?

    viele Grüße von Isabella

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    1. Moin Isabella,
      momentan sind die Anleger nervös und schmeißen ihre gut gelaufenen und/oder hoch bewerteten Aktien auf den Markt. Sea Limited gehört dazu. Die expandieren momentan in immer mehr Märkte und das sehr erfolgreich. Tolle Strategie, dies an das Erfolgsspiel Free Fire zu knüpfen und so Shopee den Weg und starke Nutzerzahlen zum Start zu sichern. Sea hat hier ein Alleinstellungsmerkmal, einen echten DoorOpener.

      Aber... Garena (also die Spieletochter) ist momentan das Profitcenter, Shopee und die Paymenttochter erzeugen Verluste (da sie noch im Aufbau sind). Shopee expandiert nur schnell und enorm erfolgreich. Das ist toll. Anderseits steigen so auch die Defizite, während die Gewinne bei Garena nicht im gleichen Maß steigen. Die Profitabilität des Gesamtkonzerns rückt damit natürlich in weitere Ferne. Vielleicht sieht der eine oder andere Anleger nur, dass die Gewinnerwartungen in den nächsten zwei, drei Jahren sinken und fehlinterpretiert dies als Wachstumsschwäche oder Fehler im Geschäftsmodell. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall.

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  2. Hallo Herr Kissig

    Haben sie vielleicht eine Meinung zu ontex ? Wäre vielleicht etwas fürs Turnaround Wiki. Nach Buchwert spottbillig, sollte der Turnaround klappen, aber die Schulden, hmm. Würde mich freuen über ihre Meinung. Grüsse aus dem Schwarzwald.

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    1. Danke für den Tipp. Ontex sagt mir gar nichts, muss ich mir bei Gelegenheit mal ansehen.

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