Mittwoch, 12. Juli 2017

Deutsche Forfait und GFT Technologies: Schreck lass (endlich) nach...

Mit den Aktien der Deutschen Forfait und von GFT Technologies ist schon länger kein Blumentopf (mehr) zu gewinnen. Beide habe die Anleger enttäuscht, doch es bestand wieder Aussicht auf Besserung. Daher hatte ich beide Werte vor einiger Zeit auf meine Empfehlungsliste genommen und heute ist Zeit für einen Sachstandsbericht. Und ggf. Konsequenzen.

DF Deutsche Forfait
Im November hatte ich drei Turnaroundwerte vorgestellt, die Deutsche Forfait, SBF und die UeT United Electronic Technology. Während bei SBF und UeT die unternehmerische Gesundung vorankommt und sich dieses auch im Aktienkurs widerzuspiegeln beginnt, darbt die DF vor sich hin. Und das hat leider handfeste Gründe. Denn bereits Mitte Januar traf das Unternehmen die Hiobsbotschaft, dass Großaktionär und Vorstandsvorsitzender Dr. Shahab Manzouri aufgrund einer längeren Erkrankung für etwa drei Monate seine Vorstandspflichten nicht wahrnehmen könne. Er war/ist der Garant für den Neustart der DF, nicht nur wegen seines finanziellen Engagements, sondern insbesondere wegen seiner hervorragenden geschäftlichen Verbindungen in den Iran, die die Basis für den Neuanfang sein sollten. Auf der kürzlich abgehaltenen Hauptversammlung musste der Vorstand der DF mitteilen, dass Dr. Manzouri weiterhin ernsthaft erkrankt ist und man darauf hoffe, dass er nun zum Jahresende wieder an Bord kommen könne. Es würden jedoch bereits auch schon Gespräche für eine Alternative geführt. Des Weiteren habe man bisher kaum Neugeschäft generiert und daher sei die Jahresprognose von 300 Mio. Euro Umsatz unter erhöhten Vorbehalt zu stellen. Dennoch lauf den die Kosten ja weiter, so dass die DF momentan ordentlich Verluste schreibt. Die Kosten belaufen sich aktuell auf rund 400.000 Euro pro Monat und das bringe mit sich, dass man zwischen 4 und Mio. Euro an Erträgen bräuchte, um diese zu erwirtschaften. Die Margen würden sich zwischen 1 und 2 Prozent bewegen, daher reden wir von einem Geschäftsvolumen im hohen dreistelligen Millionenbereich, das zur Finanzierung des Unternehmens notwendig ist. Bilanziell ist die DF nach dem Neustart noch ganz gut aufgestellt mit 9,5 Mio. Euro Eigenkapital. Im ersten Quartal wurde ein Minus von 400.000 Euro erzielt, so dass erkennbar ist, dass dieser Schwebezustand nicht von Dauer sein kann und darf, ohne die Gesellschaft erneut existenziell zu gefährden.

Meine Einschätzung
Der Turnaround bei der DF ist nach verheißungsvollem Beginn weitgehend zum Erliegen gekommen. Die Hoffnung auf eine relativ zeitnahe Rückkehr des neuen starken Manns, Dr. Manzouri, haben sich leider zerschlagen und es ist nicht absehbar, ob er zum Jahresende zurückkehren wird oder vielleicht auch gar nicht mehr. Ohne ihn ist die DF zur Zeit ein Wert, bei dem überwiegend Hoffnung regiert und nicht Wahrscheinlichkeiten. Ausgang ungewiss. Daher streiche ich die Deutsche Forfait von meiner Empfehlungsliste mit einem prozentual zweistelligen Verlust.


GFT Technologies
Das Unternehmen ist ein IT-Dienstleister mit Spezialisierung auf die Bereiche Finanzdienstleistungen und Logistik, also zwei Sparten, in denen in den nächsten Jahren weitere bedeutende Rationalisierungen anstehen und somit erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur. Nachdem GFT zu den Highflyern des Jahres 2015 gehörte, stürzte der Kurs von 32 auf 21 Euro ab und das war einer satten Umsatz- und Gewinnwarnung geschuldet. Da GFT in einer boomenden Branche aktiv ist und in der Vergangenheit zu den großen Profiteuren der zunehmenden Digitalisierung des Finanzsektors gehörte, spekulierte ich vor gut einem Jahr auf eine nur vorübergehende Abschwächung. Doch GFT enttäuschte erneut und musste seine Jahresprognosen für 2016 senken, die man dann allerdings mit knapper Not einhalten konnte. Obwohl das Unternehmen stark in GB aktiv ist, sah der Vorstand eine Veranlassung, sich über die Folgen des Brexit Sorgen zu machen. Im Gegenteil: der Vorstand stellte GFT sogar als potenziellen Gewinner der Situation dar. Bis dann diese Woche eine erneute Prognoseverfehlung samt Umsatz- und Gewinnwarnung die Märkte schockte. Nicht nur GB, sondern auch im Hoffnungsträgerland USA liefen die Geschäfte schlechter als erwartet, wurden Projekte verzögert oder in weite Ferne verschoben. Die neue Vorstandschefin konnte also an den negativen Eindruck, den ihr Vorgänger zuletzt hinterlassen hatte, nahtlos anknüpfen.

Meine Einschätzung
Selbst in dem besten Unternehmen kann es vorkommen, dass man Prognosen nicht einhalten kann und man sich korrigieren muss. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Eine offene Kommunikation mit den Anlegern, eine schonungslose Darlegung der Fehler und Versäumnisse und ein konsequenter Plan, wie man die Fehler behebt und für die Zukunft sicher stellt, dass sich so etwas nicht wiederholt, das sind die Maßnahmen der Stunde. Nun, GFT hat nun bereits mehrfach die Anleger enttäuscht und nicht etwa auf Risiken hingewiesen, als diese dem Vorstand bekannt wurden, sondern die Anleger bis zuletzt in falscher Sicherheit gewiegt. Die Folge ist ein massiver Vertrauensverlust in das Management und in das ganze unternehmen. Ja sogar in das Geschäftsmodell insgesamt. Nach so einer, wiederholten, desaströsen Managementleistung gibt es keinen Grund, diesen Leuten noch Geld anzuvertrauen. Denn es gibt so viele unternehmen, die mit dem Geld und dem vertrauen ihrer Aktionäre so viel besser umgehen, da ist man auf einen Laden wie GFT Technologies nicht angewiesen. Wie Warren Buffett schon sagte: "mit schlechten Leuten macht man keine guten Geschäfte". Und wer die Interessen der eigenen Aktionäre so mit Füßen tritt, fällt für mich glasklar in die Kategorie der schlechten Leute. Daher streiche ich auch GFT von meiner Empfehlungsliste und ebenfalls mit prozentual zweistelligem Verlust.

5 Kommentare:

  1. Hallo, ich bin ein neuer Blogleser hier. Ich habe eine Frage zum Blog. Gibt es auch Übersichten zu realisierten Gewinnen und Verlusten aus der Historie durch "Verkäufe"?

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    1. Nein ich führe hier kein Musterdepot. Auf der Empfehlungsliste stehen Werte, die ich im Blog man als besonders aussichtsreich vorgestellt habe. Und zwar so lange, wie ich sie als Kauf- oder Halteposition einstufe, sie sich also grundsätzlich so entwickeln, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn ich falsch liege und/oder mein Investmentcase nicht (mehr) aufgeht, dann streiche ich den betreffenden Wert von der Liste. Nachvollziehen kann man sämtliche Transaktionen in der Transaktionsliste.

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  2. Hallo Michael, du hast einen informativen Blog. Mach weiter so. Ich möchte auf den Kommentar von anonym etwas antworten. Falls sich jemand für die Veröffentlichung von realisierten Gewinnen interessiert - ich handle mit Optionen und veröffentliche meine Ergebnisse im Rahmen eines Experiments.

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  3. Aristeides der Gerechte14.07.17, 15:16

    GFT:
    rein: 02.06.16, zu 21,10 EUR
    raus: 13.07.17?, zu 15,40 EUR?
    - 27%

    Extrem schlechte Kapitalmarktkommunikation durch GFT, völlige Fehleinschätzung der Brexit-Situation. „Schlechte Leute“ sind es trotzdem nicht!

    Deutsche Forfait:
    rein: 24.11.16, zu 1,11 EUR
    raus: 13.07.17?, zu 0,82 EUR?
    - 26%

    Priorität hat die Gesundheit des CEO, kann man nur gute Besserung wünschen.
    Scheint aber wirklich eine 100%ig-Abhängigkeit zur Arbeits- und Leistungsfähigkeit dieses CEO zu bestehen.

    Traurig, dass dieser Blog als Back-Linking zu halb-ambitionierten Finanzblogs missbraucht wird (siehe oben).

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    1. Beide Turnaround-Spekulationen sind nicht aufgegangen und es sieht auch seit einiger Zeit nicht danach aus, dass sich das absehbar ändern wird, weder bei der Deutschen Forfait noch bei GFT. Daher habe ich die Reißleine gezogen getreu des Mottos von Peter Lynch, die Blumen wachsen zu lassen und das Unkraut auszureißen. Oder im Sinne der Navajo-Weisheit: "Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab", wem dies besser gefällt. Die Konsequenz bleibt die gleiche.

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