Dienstag, 24. Oktober 2017

Gesco findet zurück in die Erfolgsspur. Endlich…

Deutschland lebt vom Mittelstand, er ist das Rückgrat unserer Wirtschaft und schafft die meisten Arbeitsplätze. In den letzten Jahren seit der großen Finanzkrise boomt es und die Arbeitslosenzahlen sind immer weiter gesunken, so dass Experten bereits von Vollbeschäftigung sprechen. Und auch der Außenhandel nimmt wieder Fahrt auf, für den ehemaligen Exportweltmeister Deutschland keine unbedeutende Entwicklung. „Made in Germany“ und insbesondere deutsche Maschinen und Anlagen haben einen hervorragenden Ruf in der Welt und sind heiß begehrt. Was liegt also näher, als in den deutschen Mittelstand zu investieren und an dieser Entwicklung teil zu haben?

Nun, nichts. Und wer meine nun seit zwei Jahren hier erscheinende Kolumne regelmäßig liest weiß, dass ich in dieser Zeit immer wieder Beteiligungsgesellschaften mit Investitionsschwerpunkt auf dem deutschen Mittelstand vorgestellt habe. Die Deutsche Beteiligungs AG, Indus Holding, MAX Automation oder MBB sind Unternehmen, mit denen man als Aktionär gutes Geld verdienen konnte. Und auch mit Aurelius, die zwischenzeitlich Opfer einer Short-Attacke wurden und mit einem heftigen Kurseinbruch zu kämpfen hatten, sind geduldige Aktionäre unter dem Strich sehr gut gefahren, sofern sie sich durch die Kursschwankungen nicht aus der Ruhe bringen ließen.

Was erlauben Gesco?
Und doch gibt es ein Unternehmen, an dem die positive Branchenentwicklung komplett vorbei gegangen ist: Gesco. Schaut man auf den Langfristchart, kann man eigentlich zufrieden sein. Denn in den letzten 15 Jahren hat sich der Kurs von 3 Euro auf nun knapp 30 Euro verzehnfacht, obwohl in diese Periode fällt auch die Wirtschaftskrise mit den starken Kurseinbrüchen fällt. Doch beim Blick auf die letzten fünf Jahre offenbart das Kursbild Schwächen, denn der Kurs war in dieser Zeit in der Range zwischen 22 und 28 Euro gefangen. Für Trader rückblickend also durchaus geeignet, für Langfristanleger eher ernüchternd. Denn auch die früher üppigen Dividenden können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gesco-Aktie jahrelang nicht vom Fleck kam, während der deutsche Aktienmarkt und insbesondere die Beteiligungsgesellschaften einen Kursrekord nach dem anderen hinlegten. Doch nun mehren sich die Zeichen, dass auch Gesco zurück in die Erfolgsspur gefunden hat. Und damit meine ich nicht nur den Ausbruch aus der fünfjährigen Handelsspanne, der den Kurs in der Spitze bereits bis 32 Euro führte, sondern vor allem die fundamentale Entwicklung.


Gescos Geschäftsmodell
Das Business von Gesco ist eigentlich recht einfach: man erwirbt etablierte mittelständische Unternehmen mehrheitlich und auf lange Sicht, gerne im Rahmen von Nachfolgeregelungen. Bevorzugte Segmente sind Produktionsprozesse, Ressourcen-, Gesundheits- und Infrastruktur- sowie Mobilitäts-Technologie.

Nun reicht es natürlich nicht aus, irgendwelche Unternehmen zu kaufen und darauf zu setzen, dass diese schöne Renditen einbringen werden. Man muss schon auf die richtigen Branchen und Unternehmen auswählen und diese gegebenenfalls auch bei der Umstrukturierung oder einer Neuausrichtung begleiten. Denn auch in Boomzeiten gibt es noch reichlich Firmenpleiten und deutsche Mittelstandsunternehmen stehen jederzeit in einem harten Wettbewerb, sowohl im Inland als auch im Ausland. Und auch Gesco hat das leidvoll erfahren müssen.

Denn die Mehrheitsbeteiligung an der Protomaster GmbH erwies sich in den letzten Jahren als echter Klotz am Bein und die ständigen Verluste rissen tiefe Furchen in die Gesco-Konzernbilanz. Es folgten SDAX-Abstieg, Dividendenkürzung und im Februar eine satte Gewinnwarnung, die die Anleger nochmals vergrätzte. Doch rückwirkend scheint man endlich vom so nötigen reinigenden Gewitter sprechen zu können. Denn die Gewinnwarnung basierte auf der Entscheidung, Protomaster zum Verkauf zu stellen und eine einmalige Ergebnisbelastung von knapp 6,5 Millionen Euro hinzunehmen. Und damit fast die Hälfte des Konzernüberschusses zu opfern. Im Gegenzug zu dieser Maßnahme wird Protomaster die Zahlen in den nächsten Jahren nicht mehr belasten und auch das Gesco-Management hat endlich wieder den Kopf frei für Zukunftsinvestitionen.

Und an dieser Stelle tut sich durchaus einiges. Nachdem man bereits im letzten Dezember im Rahmen einer Nachfolgeregelung die Pickhardt & Gerlach-Gruppe (PGW) erworben hat, einen führenden Veredler von Bandstahl, stärkte man zuletzt bestehende Beteiligungsunternehmen durch Investitionen in den Kapazitätsausbau. Zuvor hatte man sich im März mit einer „kleinen Kapitalerhöhung“, also unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre, frische Eigenmittel besorgt. So wurden 864.499 neue Aktien zu 23,50 Euro an institutionelle Investoren ausgegeben und stehen auch für weitere Beteiligungszukäufe zur Verfügung. Da der aktuelle Aktienkurs um die 30 Euro notiert, freuen sich die neuen, aber auch die alten, Aktionäre und es dürfte sicher sein, dass Gesco nun auch wieder der Weg an den Kapitalmarkt offen steht, wenn man weitere frische Mittel einwerben will, um das Expansionstempo zu forcieren.

 Gesco (Quelle: wallstreet-online.de
Das Wiedererstarken der Gesco-Gruppe zeigen auch die Zahlen zum ersten Quartal des Geschäftsjahres 2017/18. Zum Quartalsende am 30. Juni legte der Auftragseingang um 21,3 Prozent auf 148,7 Millionen Euro zu und der Auftragsbestand wuchs zum Quartalsende um 16,1 Prozent auf 209,4 Millionen Euro an. Die Erlöse erhöhten sich ebenfalls kräftig um 17,5 Prozent auf 133,4 Millionen Euro und selbst um die erstmals in die Gewinn- und Verlustrechnung einfließende Pickhardt & Gerlach-Gruppe belief sich der Anstieg beim Auftragseingang immer noch auf 13 Prozent und der Umsatzzuwachs auf 9,3 Prozent. Die aus der höheren Auslastung resultierenden Skaleneffekte ließen das EBITDA überproportional um knapp zwei Drittel auf 17,5 Millionen Euro hochschnellen. Aufgrund der Ende März vollzogenen zehnprozentigen Kapitalerhöhung kletterte das Ergebnis je Aktie allerdings leicht unterproportional auf 0,52 Euro, was immerhin beinahe einer Verdopplung entsprach. Die Eigenkapitalquote bewegte sich per Ende Juni mit 47,6 Prozent unverändert auf einem sehr soliden Niveau.

In allen Segmenten läuft es rund, nur in der Sparte Mobilitäts-Technologie, in der die zum Verkauf stehende Protomaster enthalten ist, mussten rückläufige Werte ausgewiesen werden. Während sich die Zulieferung für die Fahrzeugproduktion dynamisch entwickelte, hat der Großwerkzeugbau Rückgänge zu verkraften. Bis zum Jahresende will die Geschäftsführung allerdings auch die Ergebnisse dieser Sparte ins Positive umkehren. Und sobald der Verkauf der Protomaster vollzogen ist, dürfte auch dieses Segment wieder dauerhaft Freude bereiten.

Gesco versprüht also wieder Dynamik und eine neue Aufbruchstimmung. Dazu passt auch, dass der Vorstandsvorsitzende Dr. Eric Bernhard im Juli für mehr als 250.000 Euro Aktien von Gesco erworben hat. Eine kluge Entscheidung, denn damals notierte die Aktie knapp unter 25 Euro und damit rund 20 Prozent unter den aktuellen Kursen. Den Kurserfolg wollen wir ihm nicht neiden, sondern uns lieber daran erinnern, dass es für Insider nur einen Grund gibt, Aktien des eigenen Unternehmens zu kaufen: sie glauben an einen Wertzuwachs. Und wenn die Zeichen nicht trügen, steht Gesco wirklich vor der Wiederauferstehung als Anlegerliebling.

Angesichts der positiven Entwicklungen hat das Gesco-Management nämlich den Ausblick für das Gesamtjahr 2017/18, das bis Ende März läuft, bestätigt. So soll bei einem erwarteten Umsatzkorridor von 510 bis 530 Millionen Euro ein Jahresüberschuss nach Anteilen Dritter in Höhe von 17 bis 18 Millionen Euro übrig bleiben. Das entspräche einem Ergebnis je Aktie von 1,57 bis 1,66 Euro. Dabei sind in diesem Geschäftsjahr durchaus noch einige Rüttler zu erwarten, denn die Ergebniskennzahlen des sehr starken ersten Quartals können nicht linear auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden, zumal einige Beteiligungen eine nachlassende Dynamik bei der Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr signalisieren und bei einzelnen Tochtergesellschaften noch Einmalbelastungen aufgrund der vorgenommenen Kapazitätserweiterungen und Optimierungsmaßnahmen anfallen.

Doch die Börse schaut ja nach vorne und wenn diese Einmalbelastungen bilanziell verarbeitet sind, verspricht das im April 2018 startende neue Geschäftsjahr umso bessere Zahlen. Mit der verfolgten „Portfolio Strategie 2022“ will man zudem auf Konzernebene dann wieder nachhaltig die bereits früher erreichte EBIT-Marge von 8% erzielen.

Gesco scheint also seine Hausaufgaben gemacht und die drängendsten Probleme in den Griff bekommen zu haben und daher sollte einer kräftigen Erholung nichts mehr im Weg stehen. Und mit den sich wieder deutlich verbesserten Gewinnen steigen auch die Aussichten auf wieder höhere Dividenden…

2 Kommentare:

  1. Benjamin Radermacher24.10.17, 18:11

    Hallo Michael,
    Vielen Dank für den wie immer mit viel Hintergrundwissen erstellten Beitrag. Da ich das Unternehmen bislang noch nicht kenne, aber weiß, dass Du ein Faible für Beteiligungsgesellschaften hast und Dich daher in der Branche gut auskennst, würde ich gern W. Buffett zitieren: "Warum soll ich die zweitbeste Aktie kaufen, wenn ich die beste haben kann?"
    Bezogen auf Gesco: Wie positionierst du das Chance/Risiko-Verhältnis im Vergleich zu einer MBB, einer (viel größeren) Aurelius, Dt. Beteiligung, Indus etc.?
    Siehst du den Wert eher als Beimischung an um ein in Beteiligungsgesellschaften investierendes Depot abzurunden oder hat die Aktie das Zeug zu einem Kerninvestment, da es deutlich unterbewertet ist und noch sehr viel Potenzial zu erwarten ist? An der Stelle könnte man auch Mutares als Vergleichswert heranziehen, ebenfalls unterbewertet mit Strategieänderung, die sich aber bislang noch nicht so richtig im Aktienkurs niederschlägt.

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    1. Gesco ist zwar eine Beteiligungsgesellschaft, aber kaum mit den anderen zu vergleichen. Aurelius, Mutares und Blue Cap investieren ja in Sanierungsfälle und peppen diese dann wieder auf - Aurelius und Mutares mit dem Ziel eines hohen Verkaufserlöses, Blue Cap mit dem Ziel, eine Industrieholding zu generieren. Gesco hingegen investiert in gut laufende und gut positionierte Mittelständler. So wie auch Indus und die DBAG. Wobei die DBAG ja überwiegend Fremdkapital investiert und ihre Beteiligungen via Fonds steuert. Insofern ist Gesco am ehesten mit Indus zu vergleichen. Und da hat Indus seit Jahren die Nase vorn. Gesco ist zurecht zurückgeblieben und ich sehe den Wert als mögliche Depotbeimischung. Zu einem Kerninvestment reicht es aus meiner Sicht nicht. Dazu muss das Management erst mal (wieder) eine nachhaltige Erfolgsstory vorweisen können. Ob hierzu nun der Grundstein gelegt wurde, bleibt abzuwarten. Einen Fuß in die Tür kann man aber schon setzen...

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