Donnerstag, 2. November 2017

BB Biotech – Ein ganz spezielles Beteiligungsunternehmen

Börsenlegende Peter Lynch sagte einmal, Anleger sollten nur Aktien von Unternehmen kaufen, die sie auch verstehen. Und das ist ein guter Rat. Wenn man also, wie Warren Buffett zum Beispiel, auf Schokolade setzt, muss man nicht allzu viel wissen. Sie schmeckt toll, enthält Unmengen an Zucker und ist nicht übermäßig gesund. Und alle lieben sie, nicht nur Kinder. An grundsätzlichen Überlegungen muss man eigentlich nur im Blick haben, ob die Menschen in Zukunft wohl eher mehr oder weniger Schokolade kaufen werden. Und dann noch das entspreche Unternehmen ins Visier nehmen und schauen, ob die aktuelle Bewertung attraktiv genug ist für einen Einstieg.

Nun gibt es nicht nur Schokoladenfirmen, sondern auch solche, die sehr komplexe oder für Laien kaum zu verstehende Produkte verkaufen. Bitcoins sind so ein Produkt. Fast niemand versteht, was wirklich dahinter steckt, aber es klingt irgendwie heiß und der Kurs der beteiligten Unternehmen steigt und steigt. Dann muss es wohl gut sein, wenn alle es kaufen. Dieser Herdentrieb erinnert ein bisschen an die Zeiten des Neuen Markts, als auch alles wahllos gekauft und hochgejubelt wurde. Doch am Ende waren keine Käufer mehr da, denen man seine Papiere andrehen konnte, und in der Folge brachen die Kurse dramatisch ein. Und viele Unternehmen gingen Pleite, weil ihr Geschäftsmodell nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet war, sondern ausschließlich auf Wachstum, finanziert durch eine regelmäßige Liquiditätsspritze über die Ausgabe neuer Aktien. Doch diese Gelddruckmaschine kam am März 2000 zum Erliegen und so versiegte der Liquiditätsnachschub.

Neben Internetwerten waren es vor allem Biotechaktien, die damals (fast) kein Halten mehr kannten und durch die Decke gingen. Und auch in diesem Sektor gab es spektakuläre Pleiten, denn Biotechunternehmen sind extrem kapitalhungrig. Auch für sie versiegte der Strom frischen Geldes. Aber anders als im E-Commerce-Bereich kam es bei den Biotechwerten eher zu einer Marktbereinigung und eine Vielzahl von ihnen wurde von größeren Wettbewerbern oder Pharmaunternehmen geschluckt oder durch Kooperationen und sog. Meilensteinzahlungen am Leben erhalten. Und das hatte durchaus handfeste Gründe.


Biotechunternehmen sind zumeist kleine Firmen, die an einem oder ein paar Wirkstoffen arbeiten. Mit entsprechend hohen Chancen und Risiken. Zunächst kostet die Forschung sehr viel Geld und wurde ein erfolgversprechender Wirkstoff entdeckt, muss er die vielen Hürden meistern, die sich jedem Wirkstoff auf seinem Weg hin zu einem zugelassenen Medikament in den Weg stellen. Und in der Regel dauert dieser Weg mindestens zehn Jahre und kostet gut eine Milliarde Dollar. Für kleine Firmen ist das kaum alleine zu stemmen.

Aufgrund der enormen Kosten haben Pharmafirmen, die früher diese Forschung selbst betrieben und finanziert haben, ihre entsprechenden Abteilungen massiv ausgedünnt und überlassen das Feld nun lieber den kleinen Biotechfirmen. So vermeiden sie die vielen Misserfolge im Anfangsstadium. Kristallisiert sich aber einmal ein interessanter Wirkstoff heraus, gehen sie Kooperationen mit den Biotechfirmen ein und stellen diesen Geld zur Verfügung. Nicht alles auf einmal, sondern immer schrittweise. Es werden bestimmte Zwischenziele vereinbart, bei deren Erreichen weitere Gelder an das Biotechunternehmen fließen. Das sind die sog. Meilensteinzahlungen. Und für die Biotechs sind sie überlebenswichtig. Erreicht ein Wirkstoff einen solchen Meilenstein und fließt das vereinbarte Geld, springt der Kurs des Biotechunternehmens meistens zweistellig in die Höhe.

Kostenfaktoren
Die hohen Kosten für die Entwicklung eines neuen Medikaments resultieren aus mehreren Faktoren. Zunächst einmal sprechen wir über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren bis zur Zulassung. In dieser Zeit müssen Unmengen an Ergebnissen und später mehrere Reihen an Test und später klinischen Phasen durchlaufen werden. Und während dieser Tests fällt die Mehrzahl der Wirkstoffe durch. Entweder erzielen sie nicht die gewünschte Wirkung, oder aber sie haben erhebliche Nebenwirkungen, die eine Anwendung beim Menschen ausschließen. Oder sie wirken, sind aber nicht so gut wie bereits zugelassene Präparate. Dann verweigern die Kassen die Erstattung der Kosten. Was ebenfalls einem Todesurteil für das Präparat gleichkommt.

Für die kleinen Biotechunternehmen, die nur mit einer Handvoll an Wirkstoffen oder manchmal nur einem einzigen am Start sind, hat ein Versagen dieses Wirkstoffs natürlich fatale Folgen. Bis hin zur Pleite. Für die Pharmafirmen hingegen ist diese Arbeitsteilung bares Geld wert, weil sie erst zu einem späteren Zeitpunkt einsteigen und somit die Wahrscheinlichkeit höher ist, auf einen Erfolgswirkstoff zu setzen. Das eine erfolgreiche Medikament unter den zehntausenden an gescheiterten Wirkstoffen muss die Kosten für alle Fehlversuche mit einspielen. Daher kommt den Patenten so große Bedeutung zu, denn ohne sie und den mehrjährigen Patentschutz würde sich für niemanden mehr der Forschungsaufwand lohnen. Mit fatalen Auswirkungen, wie man an der rapide ansteigenden Zahl an Antibiotikaresistenzen sieht. Antibiotika sind heute Allgemeingut, mit denen sich kaum Geld verdienen lässt. Deshalb gibt es auch keine relevante Forschung in neue Wirkstoffe mehr. Wir bekämpfen die sich ausbreitenden resistenten Keime mit Wirkstoffen aus den 1950er Jahren. Einfach nur erschreckend…

Aber richten wir den Blick wieder auf die Aktien und versetzen uns zurück in die Position des Anlegers. Er ist kaum in der Lage herauszufinden, ob ein Wirkstoff wirklich zu einem lukrativen Medikament werden kann. In kleine Biotechunternehmen zu investieren gleich daher eher einem Lottospiel als einem Investment. Nun kann man die sicherere Variante wählen und auf die erfolgreichen Dickschiffe setzen wie Amgen, Biogen oder Gilead Sciences. Oder man investiert in die Schweizer BB Biotech, deren Aktien man bequem auch in Deutschland ordern kann.

BB Biotech ist viel mehr als ein Fonds
BB Biotech ist eine Beteiligungsgesellschaft, die überwiegend in börsennotierte Biotechunternehmen investiert, zusätzlich aber auch bis zu 10 Prozent des Anlagevermögens in kleinere private Firmen aus der Branche steckt. Gerade das unterscheidet sie von Investmentfonds und verleiht dem Unternehmen einen zusätzlichen Reiz. Bezahlt wird das Management nicht über Ausgabeaufschläge, sondern über Erfolgsboni.

Der Fokus der Investitionen sind dabei Biotechfirmen, die bereits Medikamente am Markt und die Profitabilität bereits erreicht haben, was der Risikosenkung dient. Außerdem arbeiten für BB Biotech keine klassischen Unternehmensanalysten, sondern Experten aus der Biotech-Branche, die neben aufwändigen Analysen auch viele Gespräche mit den Vorständen der Unternehmen führen, um aus der Vielzahl von möglichen Investments die vielversprechendsten herauszufiltern. Je Krankheitsbild ist dabei ein Experte für BB Biotech tätig. Mit dieser Ausrichtung ist BB Biotech ist einer der erfahrensten Biotech Investoren in Europa und kann auf über 20 Jahre Erfahrung zurückblicken.

BB Biotech setzt jedoch nicht nur auf erfolgreiche Unternehmen, sondern versucht auch gezielt, Übernahmekandidaten herauszufinden und durch Investments in diese einen Mehrwert für seine Aktionäre zu generieren. Bisweilen mit beachtlichem Erfolg, wie das Beispiel Kite Pharma zeigt, die sich ebenso im BB Biotech-Portfolio befand wie das übernehmende Unternehmen Gilead Sciences.

Viel beachtet war auch die Übernahme der BB Biotech-Beteiligung Actelion durch den Gesundheitskonzern Johnson & Johnson, womit eines der erfolgreichsten Engagements von BB Biotech endete. Unter dem Strich hat das Investment der Beteiligungsgesellschaft langfristige Gewinne von über 750 Millionen Franken eingebracht.

Ein Blick ins Portfolio…
Also werfen wir mal einen Blick in das Portfolio von BB Biotech. Per 30. Juni waren die größten Positionen Incyte, Celgene, Ionis Pharmaceuticals, Radius Health, Gilead, Vertex und Alexion.

…und auf die Zahlen
Auch wegen des Erfolgs mit Actelion fiel im ersten Halbjahr 2017 einen Gewinn von 478 Millionen Franken an, wobei sich das Plus im zweiten Quartal auf 103 Millionen Franken belief. Im ersten Halbjahr des Vorjahres musste BB Biotech noch einen Verlust von 1,2 Milliarden Franken ausweisen, was daran liegt, dass in die Ergebnisse auch immer die jeweiligen Bewertungen, zumeist also die Aktienkurse, der Beteiligungen einfließen. Stehen die Börsen niedrig, wirkt sich das also direkt im Ergebnis von BB Biotech aus. Steigen die Kurse, steigen auch die Gewinne.


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Anstelle des Gewinns eignet sich zur Erfolgsmessung daher eher der innere Wert der Gesellschaft (NAV) und dieser stieg im ersten Halbjahr2017 um gut 16 Prozent. Und schauen wir auf die Bewertung per Ende September, so steht einem Aktienkurs von 57 Euro ein NAV von 58,30 Euro gegenüber. Man kann die BB Biotech-Aktie also momentan mit einem leichten Discount auf den inneren Wert ihrer Beteiligungen kaufen. Im Vergleich zum Vorjahreswert liegt der NAV rund 15,5 Prozent höher, die Aktienkurs auf Eurobasis um 20 Prozent. Er hat also einen Teil seines Abschlags bereits aufgeholt.

Wer ein Investment in BB Biotech einem Direktinvestment in den einen oder anderen Biotech-Wert vorzieht, kauft sich damit noch einen weiteren Vorteil ein. Denn er kann sicher sein, dass er auch in Zukunft auf die aussichtsreichsten Trend in der Medizin und Biotechwelt setzt, weil die Experten von BB Biotech diese für ihre Aktionäre aufspüren und die Beteiligungen entsprechend gewichten. Und dafür erhält der Aktionär auch noch üppige Dividenden, denn die regelmäßig im März ausgeschüttete Jahresdividende liegt mit über 4 Prozent deutlich oberhalb des Durchschnittswertes der Dividendenzahler.

Bei diesen Aussichten sollte sich ein Investment auf lange Sicht gleich dreifach auszahlen: durch Kursgewinne, hohe Dividendenausschüttungen und durch neue Medikamente, die eine Vielzahl unserer Volkskrankheiten heilen sollen, wie Krebs, Diabetes, HIV oder Hepatitis. Was will man mehr…?

2 Kommentare:

  1. Interessante Hintergrundinformationen zum Thema Biotech. Dafür vielen Dank.

    Ob die zunehmende Resistenz auf Antibiotika einer schwächelnden Forschung oder eher auf hausgemachten Umwelteinflüssen (Züchtung resistenter Keime über Mastvieh oder Abwässer beispielsweise der Pharmaindustrie(!) in Indien) beruht, kann man sich streiten. Aber das nur am Rande. Gruß!

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    1. Die Ursache liegt in beiden Entwicklungen. Dadurch, dass zu viele Antibiotika verabreicht werden und diese immer mehr ins normale Trink- und Grundwasser einsickert, verstärkt man die Bildung von Resistenzen. Da Antibiotika so billig sind, werden sie so häufig verabreicht - und es lohnt eben auch keine neue Forschung. Abgesehen von leichten Modifikationen ist es immer noch das Uralt-Penicillin. Dabei müsste man neue Wirkmechanismen erforschen, wie es auch bei Krebs oder HIV der Fall ist. Und zwar bevor Antibiotika flächendeckend versagen und wieder Millionen Menschen an den "normalen" Krankheiten eingehen, die schon als besiegt galten.

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