Das Jahr 2025 schloss mit Rekordständen an den Börsen, doch zum Feiern ist kaum jemandem zumute. Trump ist wieder Präsident und der selbsternannte "Friedenspräsident" heizt alte und neue Konflikte mit aller Kraft an - zum Schaden der USA, ihrer (ehemaligen?) Verbündeten, aber vor allem zum eigenen Wohl und das seines Clans. Unglaublich - aber auch, dass die Welt sich daran zu gewöhnen scheint.
Neben Trump und seinen Strafzollkannonaden samt Handelskriegen gegen China, Europa, Gott und die Welt dominierte KI die Schlagzeilen und fand den Weg mitten in unser Leben. Das alles ging auch nicht spurlos an den Börsen vorüber und wird uns auch in 2026 weiter beschäftigen. Hier lest ihr (m)eine Abrechnung mit 2026 und einen Ausblick auf 2026. Das wird ganz bestimmt auch nicht leichter, aber sicherlich anders. Irgendwie...
(M)ein Blick in den Rückspiegel
Mit meinem Ausblick auf 2025 lag ich ziemlich richtig. Ich schrieb: "Der alte neue Präsident Don Trump wird für sehr viel Unruhe sorgen, seine Pläne für Abschiebungen illegaler Einwanderer, die Ukraine, die NATO und China geben Grund zu großen Sorgen, seine angedrohten Strafzölle könnten Inflation und Wirtschaftskriege befeuern und Zinssenkungen ausbremsen bzw. sogar wieder Zinsanhebungen durch die Notenbanken erforderlich machen. (...) Alles ist unklar, nichts ist mehr verlässlich, das ist Trump. Und welchen (schädlichen) Einfluss die ganzen Milliardäre auf die US-Politik haben werden, allen voran "The real President Elon Musk", bleibt abzuwarten. Es war jedenfalls noch niemals in der Geschichte so offensichtlich möglich (und erforderlich), sich Einfluss bei einem Präsidenten zu kaufen. Die Gesundheitsbranche dürfte unter einem Gesundheitsminister Robert Kennedy jedenfalls zwischen Schockzustand und Rebellion hin und her wanken, falls dessen (w)irren Äußerungen wirklich Taten folgen. (...) Und auch auf "Dealmaker Trump". Er sieht in allem einen Wettstreit und er will unbedingt das Gefühl haben, am Ende mehr gewonnen zu haben und siegreich aus der Auseinandersetzung zu gehen. Er akzeptiert nur Stärke und setzt auf starke Unternehmen, auf Größe, auf Macht. Fusionen und Übernahmen werden wieder einfacher, Kartellverfahren dürften zurückgehen. Gut für BigTech, die Don Trump auch im Kampf um die Weltvorherrschaft der USA mit China benötigt, gut für Großbanken, Finanzinvestoren und die Öl-Multis. Diesen Perspektiven muss man nicht nachlaufen, nicht voll auf sie setzen. Denn was Trump heute denkt und tut, kann sich in Sekundenbruchteilen ins Gegenteil verkehren. Daher sollte man sich bzw. seine Investments (in Unternehmen) so positionieren, dass man zwar profitiert, aber wenn es anders kommt, nicht aus der Bahn geworfen wird."
Und der Faktencheck? Trump sorgt(e) für Unruhe, die Ukraine ist einer Friedenslösung nicht wirklich näher (weil Putin keinerlei Interesse an einem Frieden hat, solange nicht seine Kriegsziele erreicht sind), die negativen Auswirkungen der Strafzölle zeigen sich an allen Orten, die Gesundheitsbranche taumelt. BigTech hat profitiert, die Banken ebenfalls. Ich hatte also völlig recht!
Naja... die Energiepreise befinden sich im Sinkflug, das hatte ich so nicht erwartet. Die Finanzinvestoren machen wieder richtig gute Geschäfte, aber das schlägt sich nicht so deutlich in den Kursen nieder, wie ich dachte. Und das liegt auch am Dollarkurs, den Trump drückt - erfolgreich. Das hatte ich nicht so wirklich auf dem Schirm, aber es spielt natürlich eine Rolle, wenn man ein US-lastiges Depot fährt (wie ich). Und dann ist da noch KI. Das Thema hatte ich nicht als Game Changer auf dem Schirm, ich habe seine Auswirkungen und seinen geradezu explodierenden Einfluss auf unser Leben schlicht unterschätzt. Soviel zu meinen Qualitäten als Prophet...
Der Blick nach vorn
Das hindert mich natürlich nicht daran, mich mit dem Ausblick auf 2026 zu beschäftigen. Abseits von Trump und dem nicht enden wollenden Krieg Russlands gegen die Ukraine dominierte KI. Und das ist erst der Anfang. Künstliche Intelligenz setzt sich durch und ist vom Laborexperiment zum Alltagseinsatz mutiert. Die Mehrzahl der Bürger in den USA, aber auch in Deutschland, setzt KI für ihre Arbeit und in ihrer Freizeit ein. Das liegt auch daran, dass die angesagtesten Apps und Systeme KI in ihre Strukturen und Angebote integrieren und daher die Nutzer auf vertrautem Terrain - und zuhause - erreichen. KI kommt als Freund daher, als Erleichterer, als Kümmerer. "Agentic Commerce" wird ein neues großes Ding und wird unser Einkaufsverhalten umkrempeln. Wir werden dabei auch unsere Entscheidungen immer weiter an die KI übertragen und aus Bequemlichkeit von ihr immer mehr dominieren lassen. Das hat nicht nur Folgen für uns selbst, sondern auch für die Lände, Shops, Buden, wo wir bisher bestellt haben. Denn KI hat unsere Vorlieben nicht, sondern wird eigenständig nach dem besten Preis, Angebot, Schnäppchen suchen. Hoffentlich. Niemand weiß, was die KI im Hintergrund so treibt. Wir sehen nur das Ergebnis und mangels alternativer Erfahrungen werden wir die Ergebnisse nicht infrage stellen (können). Das macht einem irgendwie schon Angst. Zudem werden Chatbots immer mehr Einfluss auf unser Leben gewinnen und aus den "Diskussionen" mit ihnen heraus werden wir immer öfter Kaufentscheidungen treffen.
Ich will das gar nicht endlos ausbreiten, aber es wird viele Verlierer dieser Entwicklung(en) geben: Software wird durch KI generiert, Onlineshops werden von KI nicht mehr angesteuert (und wenn, dann nur die großen), Suchmaschinen verlieren an Relevanz (und müssen sich entsprechend anpassen auf KI-Lösungen), Arbeitsabläufe und -routinen stehen vor Veränderungen und damit werden Arbeitsplätze ersetzt oder komplett überflüssig. Weniger Personal bedeutet niedrigere Kosten - aber auch weniger Konsumentennachfrage. Hier warten nicht nur Umbrüche in der Arbeitswelt samt Produktivitätsfortschritten auf uns, sondern auch viel mehr Menschen, die mehr Freizeit haben und ggf. weniger Einkommen. Das wird eine gesellschaftliche Herausforderung.
KI wird auch in weiteren Bereichen größere Anteile übernehmen: Robotik wird in die Fabriken Einzug halten und auch zuhause wird uns in den nächsten Jahren ein persönlicher Assistent zur Seite stehen. Noch nicht in 2026, aber allzu lange wird es nicht mehr dauern. Und in der Rüstungstechnologie ist KI schon heute ein (kriegs-) entscheidender Faktor, nicht nur bei Drohnen, der (vermeintlichen) neuen Allzweckwaffe. Die Ukraine bringt hier täglich neue Learnings und damit Änderungen an Technik, Waffensystemen, Strategien und Taktik. Das Militär muss sich hier schnell und immer schneller auf neue Lagen einstellen und auch die Politik muss entsprechend flexibler werden.
Ein Frieden in der Ukraine wäre ein Segen - für die Menschen dort. Aber Europa sollte nicht auf einen schnellen Frieden hoffen. Ich bin kein Zyniker und ich würde der Ukraine Frieden wirklich wünschen, doch was dann? Dann hat Putin ein Land unter seiner Kontrolle, das inzwischen komplett auf Kriegswirtschaft umgestellt ist (Russland) und eine große Armee, die ein neues Ziel braucht. Denn eine hochgerüstete kriegserprobte Armee in Kasernen einzuschließen birgt die Gefahr eines Putsches. Das kann und wird Putin nicht riskieren. Also, wo wird das neue Ziel von Putin liegen? Ziemlich offensichtlich, denn er hat es ja schon öffentlich verkündet - nur dass ihm niemand zugehört hat und wenn, dann hat es niemand geglaubt. Putins nächstes Ziel liegt im Westen: die Baltischen Staaten, NATO-Territorium. Auch deshalb überschreitet er inzwischen täglich die Grenzen, testet die Verteidigungsbereitschaft und lotet Schwachstellen aus. "Hybride Kriegsführung" heißt es so schön, ist aber bitterer Ernst. Und das mit Abstand stärkste NATO-Mitglied gibt ihm weitgehend freie Hand, denn Trump frisst Putin aus der Hand und die USA lassen ihn gewähren. Europa muss sich alleine wehren. Und das ist der Grund, weshalb die Wehretats der europäischen NATO-Staaten weiter steigen werden und zwar massiv. 30 Jahre "Friedensdividende" wurden verpulvert und nun muss überkompensiert werden: die Armeen müssen verstärkt werden in Sachen Personalstärke, Ausrüstung, Material, Taktik, Waffen. Die Lagerbestände sind leer, weil sie runtergefahren wurden und dann erhebliche Teile der Restbestände an die Ukraine gingen. Das muss aufgefüllt werden und darüber hinaus auch für den künftigen deutlich höheren Bedarf. Rheinmetall & Co. werden also in den nächsten Jahren und auf Jahrzehnte gute Geschäfte machen und die Nachfrage nicht wieder abreißen. Ganz im Gegenteil. "ReArm Europe" wird zum ist Megatrend.
Die globale Erwärmung wird voranschreiten, aber thematisch spielt das aktuell keine große Rolle mehr. Insbesondere KI erfordert immer mehr Energie und wenn KI-Agenten zu unserem Lebensalltag werden, wird sich die Nachfrage nochmals deutlich erhöhen. Denn dann wird KI nicht nur auf menschliche Anfrage hin aktiv, sondern wird im Hintergrund 24/7 rumwerkeln. Das erfordert nicht nur viele neue KI- Rechenzentren mit immer leistungsfähigeren Chips, sondern auch neue Energiequellen und "das Dazwischen" - also Stromnetze. Energie Strom ist das neue Öl. In 2025 gehörten die KI-Schaufelverkäufer bereits zu den großen Gewinnern und das wird sich in 2026 fortsetzen. Die Nachfrage bleibt hoch, die Aufträge können kaum befriedigt werden, die Preise und Margen steigen - aber nicht alle Projekte und Planungen werden auch umgesetzt werden können. Denn die Energieversorgung ist zum Flaschenhals geworden. KI steht im Wettbewerb zu Industrie und Bürgern, die ebenfalls Strom und Energie benötigen und immer öfter zulasten der KI-Rechenzentren mit Stromausfällen und Versorgungslücken zu kämpfen haben. Da regt sich - zu Recht - Widerstand und der bremst die Entwicklung. Inzwischen haben Lokalpolitiker das Thema aufgegriffen und positionieren sich klar gegen neue Rechenzentren - mit Erfolg, denn ihnen fliegen die Wählerstimmen zu. In den USA wird das zunehmend zum wahlentscheidenden Thema, aber auch in Deutschland steigt die Relevanz.
Auch deshalb wollen einige Unternehmen ins Weltall ausweichen und dort KI-Rechenzentren etablieren. Ins Gespräch gebracht hat das der Alphabet-CEO und profitieren werden davon natürlich Raumfahrtunternehmen, die die ganzen Nutzlasten ins All befördern können. Davon gibt es nur wenige, denn Raumfahrt ist erst seit einigen Jahren eine kommerziell erfolgreiche Branche. SpaceX ist der Dominator, aber es gibt eine Reihe von kleinen Playern, die ordentlich aufholen. 1492 hat Columbus "die neue Welt entdeckt und die Raumfahrt steht vor einer ähnlichen Entwicklung. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich...
Am Ende bleibt festzuhalten, dass Entwicklungen immer schneller vonstattengehen und damit auch die Halbwertszeit von Prognosen ständig abnimmt. "Das einzig Stete ist der Wandel" heißt es - zu Recht. Das bringt neue Unsicherheiten mit sich und Unsicherheit ist der Feind der Börse. Es wird also öfter heftige Kursbewegungen geben und die Schwankungen werden zunehmen. Volatilität wird unser ständiger Begleiter und das ist eine große Herausforderung. Denn unser menschliches Mindset ist nicht dafür gemacht. Wir werden schnell nervös, wenn die Börsen mal 5 % verlieren und bei 10 % oder gar 20 % herrscht schnell blanke Panik und Existenzangst. Je mehr solche Schwankungen zum Börsenalltag werden, desto unsinniger und unrentierlicher wird es, ihnen ständig hinterherzulaufen. "Time in the Market beats timing the Market" wird noch richtiger und (nur) wer dem Drang zum ständigen Traden widerstehen kann, wird überdurchschnittliche Renditen einfahren (können). Buy & Hold wird seine Stärken immer besser ausspielen können - aber das bedeutet natürlich auch, dass man seine Hausaufgaben noch gründlicher machen muss. Bei eindeutigen Trends wird auch viel Mittelmaß mitgezogen, bei erratischen Schwankungen und psychologischen Wirkungstreffern spielt Qualität eine zunehmende Rolle. Es kommt also noch stärker auf die Auswahl der richtigen Aktien an: Unternehmen mit einem starken und anhaltenden Burggraben, mit Preissetzungsmacht und unerschütterlichem Businessmodell mit absehbar steigenden Umsätzen, Margen und Gewinnen. (Nur) solche Werte werden dem Depot Auftrieb verschaffen, aber nicht zu jedem Zeitpunkt. Man muss sich von kurzfristigen Renditeerwartungen lösen und seinen Blick auf den Horizont richten. Investieren ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Die Favoriten wechseln, die Themen, die MEME-Hypes - aber die Qualitätsunternehmen halten Kurs und wachsen erfolgreich weiter. Sie passen sich an die neuen Herausforderungen an und "liefern ab". Und auch wenn ihr Aktienkurs dies nicht an jedem Tag nachzeichnet und nicht in jedem Monat positive Ergebnisse abliefert, wird er dies auf lange Sicht. Also... einfach öfter mal nichts tun. Das schont den Geldbeutel und die Nerven.
Alles Gute für euch und eure Investments in 2026!
Danke, dass ihr mal wieder reingeschaut habt und das könnt ihr sehr gerne auch im nächsten Jahr wieder tun. ツ
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig


Ich wünsche ihnen und ihrem Geld nur das Beste in 2026!
AntwortenLöschenSchöne Analyse, vielen Dank, Michael! Schaun ma mal, hat „der Kaiser“ Beckenbauer ja immer gesagt. Leicht wird’s sicher nicht.
AntwortenLöschenDir und allen Mit-Investorinnen und -Investoren dennoch und auf jeden Fall einen guten Rutsch und ein gutes, gesundes und möglichst erfolgreiches 2026!
Einen guten Start ins Neue Jahr und für uns alle Gesundheit & Börsenerfolg in 2026
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