Donnerstag, 1. Februar 2018

PayPal und der Ebay-Schock: Echtes Drama oder alles halb so wild?

Der Zahlungsdienstleister PayPal präsentierte gestern Abend nach Börsenschluss Zahlen zum vierten Quartal und konnte die - hohen - Erwartungen wieder einmal toppen. So stieg der Nettogewinn für das vierte Geschäftsquartal auf 620 Mio. Dollar (390 Mio. Q417) und ohne Berücksichtigung von Sonderposten lag der Gewinn je Aktie bei 55 Cents; der Marktkonsens hatte lediglich 52 Cents erwartet. Der Umsatz stieg auf 3,7 Mrd. Dollar (Q417 3 Mrd.) und für das erste Quartal erwartet Paypal einen Gewinn je Aktie in der Spanne von 52 bis 54 Cents, während die Erwartungen im Schnitt 54 Cent erwarteten. Also alles im Lack könnte man meinen, doch es gibt auch zwei Schönheitsfehler und die schickten die Aktie erst um 4% und später sogar um mehr als 10% in den Keller...


Zunächst konnte PayPal zwar in der Rückschau die Erwartungen übertreffen, allerdings liegt der Ausblick für das erste Quartal am unteren Rand der Erwartungen. Das sorgte für die erste Verschnupfung. Und dann folgten gleich zwei Conference-Calls zu den Quartalszahlen und die gaben der Aktien den Rest.

PayPal selbst teilte mit, man würde den Vertrag als exklusiver Zahlungspartner der einstigen Mutter Ebay Mitte 2020 verlieren. PayPal macht rund 13% seiner Umsätze mit Ebay und das sind insofern keine erfreulichen Nachrichten. Ebay selbst gab bei seiner Zahlenpräsentation die eigenen Pläne bekannt, nach der man seine Kundenkonten in ein neues System überführen wolle und ein neues Zahlungssystem integrieren. Hierbei entschied man sich für die niederländische Firma Adyen als künftigen Partner für die Zahlungsabwicklung. Adyen soll die Rolle als Zahlungsabwickler Mitte 2020 übernehmen. Und diese Nachricht löste Panik aus bei den Anlegern, die die PayPal-Aktien nachbörslich tiefrot abverkauften.


 PayPal (Quelle: wallstreet-online.de
Meine Einschätzung
Die Zahlen waren hervorragend, die Aussichten sind es ebenso; insbesondere Venmo läuft wie geschnitten Brot. Ebay ist zwar ein sehr wichtiger Partner für PayPal, aber man sollte die nun verkündete "freundliche Scheidung" auch nicht dramatisieren. Denn PayPal wird bis mindestens 2023 als Verkaufsoption bei Ebay erhalten bleiben - nur eben nicht mehr so exklusiv wie bisher. Und ob die Ebay-Kunden sich wirklich von Ayden überzeugen lassen, wo sie doch bei Ebay und sonstwo im Internet quasi seit den Anfängen des Onlinebezahlens an PayPal gewöhnt sind, muss sich erst noch zeigen. Vertrauen ist eine teure Währung und ihr zweiter Vorname ist PayPal.

Des Weiteren hatte PayPal sich in letzter Zeit öfter kritisch zu den sich abschwächenden Wachstumsraten bei der Ebay-Partnerschaft und der schwächelnden Profitabilität geäußert. Man scheint also gar nicht so traurig zu sein über ein Ende des Ebay-Deals. Und aus ähnlichen Gründen hatte man unlängst sein Verbraucherkreditgeschäft im Volumen von 6 Mrd. Dollar komplett an Synchrony Financial abgegeben, die ehemalige GE-Sparte. Hier setzt man Cash frei, um es in schneller wachsende Bereiche zu investieren.

Unterm Strich ist der Verlust des Ebay-Kontrakts ein Schlag für PayPal. Aber eben einer, mit dem das Unternehmen gut klarkommen dürfte. An allen anderen Fronten wächst PayPal weiter rasant und steigert seine Profitabilität konsequent weiter. Auch die neuen Partnerschaften lassen aufhorchen: so wird Paypal wird künftig auch als Bezahloption in Läden von Disney und bei der Teleshopping-Plattform QVC verfügbar sein. Von daher bleibe ich bei meiner positiven Einschätzung für "die Mutter aller FinTechs" und habe heute morgen in den Ausverkauf hinein meinen PayPal-Bestand zu Kursen knapp über 60 Euro deutlich vergrößert. Dieser Ausverkauf dürfte eine seltene Gelegenheit darstellen, um beim Qualitätsunternehmen PayPal noch einmal halbwegs günstig zum Zug zu kommen.

Disclaimer
PayPal befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

9 Kommentare:

  1. Also wenn ich es für ebay nicht mehr brauche und die Chinesenbuden bis dahin was eigenes Brauchbares (auf Alibababasis oder so) hingekriegt haben, dann brauche ich Paypal eigentlich nicht mehr ... Und Vertrauen geht anders ...

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  2. " Vertrauen ist eine teure Währung und ihr zweiter Vorname ist PayPal."

    Huch das ist derart daneben. Die Anzahl an Fehlgriffen von Paybal ist eine Lange.
    Es wäre besser würde dieses blog nicht probieren US Aktien zu bewerten, denn hier fehlt es völlig an Kernkompetenz.

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  3. An welche Fehlgriffe denken Sie dabei?

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  4. Ich habe Paypal im mein eigenes Business für die Onlinezahlung integriert und bin völlig zufrieden. Sowohl was die technische Umsetzung angeht (also die Einbindung ihrer API) als auch die Benutzerfreundlichkeit, Akzeptanz beim Benutzer und Zuverlässigkeit.

    Gruß!

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  5. Danke für diesen wie immer sehr lesenswerten Artikel. Ich bin nicht in Paypal investiert, doch ich sehe, dass das ein hervorragendes Unternehmen ist. Eine Alternative, kleineres Unternehmen, möglicherwiese mit noch mehr Wachstumschancen, is Square. Da habe ich auch ein Auge darauf, doch scheinen mir beide Unternehmen zur Zeit wirklich sehr hoch bewertet, Paypal immer noch nach dem Drop. Das gilt, soweit ich sehe, für amerikanische Momentum-Aktien im allgemeinen. Ich frage mich daher, ob das generell die richtige Zeit ist, in diese Aktien zu investieren. Nicht so teuer, eher sehr billig, scheinen mir zur Zeit Dividenden-Werte wie REITs. Da sorgt der niedrige Dollar noch für zusätzlichen Discount.

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  6. Wir sollten alle von Bitcoin-Hodlern lernen, der Krypto-Markt crasht gerade, Hausfrauen und Bademeister, welche schnell reich werden wollten und bei Höchstkursen gekauft haben, verkaufen und schreien plötzlich nach Bitcoin-Verbot und Regulierung.

    Ich habe mich in meinem Bekanntenkreis bei den Bitcoin-Hodlern erkundigt, welche seit Jahren investiert sind. Nahezu alle sind liquide und kaufen bei niedrigen Kursen schrittweise nach. Sie gehen davon aus dass es aktuell eine Diskrepanz zwischen Preis und Technologie bei Bitcoin gibt. Das Bitcoin Lightning Network wurde mitten im Crash ausgebaut hat schon über 40 Knoten.

    Für mich sind die Nachrichten bei Paypal eigentlich positiv zu bewerten. Damit löst sich Paypal von der Ebay-Bindung und kann nun unabhängiger am Markt agieren und neue Kooperationen eingehen. Eine klare Kaufgelegenheit.

    Nur meine Meinung, keine Kaufs- oder Verkaufsempfehlung.

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    1. Das ist ein Aktienblog und kein Bitcoin-Blog, deine Empfehlungen in die Blase hineinzuinvestieren kannst Du gern woanders platzieren.

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    2. Das war nicht meine Empfehlung, sondern ein Praxis-Beispiel wie man sich richtig verhält, wenn Mr. Market mal wieder spinnt. Und es ist völlig irrelevant um welchen Markt es sich dabei handelt - Rohstoffe, Edelmetalle, Krypto oder eben Aktien.

      Grüße

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    3. Was Bitcoin anbetrifft, ist meine Empfehlung, die Finger davon zu lassen, wenn man die Technologie dahinter nicht versteht und sich mit dem Markt nicht auskennt.

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