Samstag, 2. Februar 2019

Kissigs Kloogschieterei: Die 5. Börsenwoche im Rückspiegel

Die Lage an den Börsen normalisiert sich zunehmend und die Erholung nach dem Sell-off geht weiter; wenn auch weniger stark als in den Wochen zuvor. Ken Fisher hatte recht mit seinem Hinweis auf die V-Formation, auf den erwartbaren starken Rebound nach dem enormen Sell-off. Und so geht der Januar 2019 als der stärkste Börsenjanuar seit 1987 in die Geschichte ein, nachdem der Dezember der schlechteste Börsendezember seit 1931 gewesen war. Der S&P 500 legte im Januar 7.87% zu, der Dow 7.17% und die Technologiebörse Nasdaq sogar 9.74%. Wer sich den Pessimisten angeschlossen hat und Ende 2018 aus dem Aktienmarkt ausgestiegen ist, erschien damals als klug; doch aus heutiger Sicht, nur vier Wochen später, eher nicht (mehr). Den Markt richtig zu timen, schaffen nur die wenigsten!

Zeit, sich einiger weiser Worte von Sir John Templeton zu erinnern, dem Gründer des Pioneer Fonds, der den Grundstock seines Vermögens während der großen Depression in den 1930er Jahren an der Börse legte...


»Aktienpreise schwanken stärker als Aktienwerte. (...) Bullenmärkte werden im Pessimismus geboren; sie wachsen bei Skepsis, reifen im Optimismus und sterben bei Euphorie. (...) Investiere in der Zeit des größten Pessimismus.«
(Sir John Templeton)

Während Ende letzten Jahres großer Pessimismus herrschte, ist von zu großem Optimismus momentan wenig zu spüren. Eher von Erleichterung, dass sich die ganzen heraufbeschworenen Horrorszenarien für die Weltwirtschaft, die Gesellschaft und die Börsen nicht eingetreten sind. Klar, Katastrophen passieren und es gibt weiterhin viele schlechte Nachrichten. Aber die Börse nimmt sie nicht mehr nur einseitig wahr und überhöht ihre Bedeutung, während sie alle positiven Nachrichten ignoriert.

Die einkehrende Normalität zeigt sich auch während der Berichtssaison; die ganz großen Ausschläge bleiben bei vielen Werten aus. So haben u.a. Amazon, Apple, Microsoft und PayPal ihre Ergebnisse berichtet und während es bei Apple eher Erleichterung darüber gab, dass es nicht ganz so schlimm kam, wie befürchtet, haben die drei anderen Unternehmen eher positiv überrascht. Dennoch wurden alle drei abgestraft für den verhaltenen Ausblick, den sie auf das erste Quartal und teilweise auch auf das Gesamtjahr 2018 abgegeben haben. Ich finde das gut! Die Unternehmen haben die aufkommenden dunklen Wolken am Horizont in ihre Prognosen mit eingeplant und daher können wir davon ausgehen, dass sie diese eher erreichen und übertreffen werden im Jahresverlauf. Und es lässt damit vielleicht bei einigen Marktteilnehmern und Analysten weiter Luft aus den noch zu optimistischen Erwartungen. Auch aus diesem Grund sind die Kursrücksetzer von jeweils rund 5% vermutlich attraktive Einstiegsgelegenheiten in diese Qualitätsunternehmen mit ihrem breiten ökonomischen Burggraben.

Der Fear & Greed Index von CNN Money hat sich von seinem in den ersten Januar-Handelstagen markierten Rekord-Negativstand bei 2 Punkten erholt und notiert inzwischen wieder bei 61 Punkten; anstelle extremer Angst also inzwischen wieder im grünen Bereich mit einer Erhöhung ggü. der Vorwoche von 3 Punkten.

Eine Überlegung am Rande noch: nachdem der Markt im vierten Quartal 2018 so stark eingebrochen ist, kann nach diesem Crash von einer "ununterbrochenen Bullenmarktrallye seit 2009" keine Rede mehr sein. Genau genommen befinden wir uns wenige Tage nach Tag 1 des nächsten Bullenmarktes. ツ

Mein "Net Worth", der in 2018 ja um fast 10 Prozent gesunken war, erlebte im Januar des laufenden Jahres jedenfalls den bisher stärksten Anstieg (in absoluten Zahlen) und hat die Verluste des Vorjahrs egalisiert; obwohl Amazon, meine größte Position, noch immer fast 350 Euro unter ihrem Höchstkurs von Anfang September 2018 notiert - je Aktie! Dabei sind die Kurse in meinem Investmentdepot und im Dividendendepot noch deutlich stärker gestiegen, denn in meinen Net Worth fließen ja auch mein Auto, die Kontostände meiner Firma sowie die Rückkaufswerte meiner privaten Altersversicherung usw. ein - und die haben sich natürlich kaum bewegt auf dem Weg nach unten und jetzt auch wieder nach oben. Prozentual.

Auf gut Börsengeschäfte. Es bleibt spannend...

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