Donnerstag, 16. April 2020

Good News bei... SBF: Starke Quartalszahlen, Corona-resistent, Prognose für 2020 bestätigt

SBF, ein Spezialist für Decken- und Beleuchtungssysteme in Schienenfahrzeugen, gab einen Zwischenstand über den Geschäftsverlauf im ersten Quartal 2020 und die Auswirkungen der Corona-Krise auf sein Business. Und siehe da, alle läuft, nach Plan und auch rund und ohne Einschränkungen. Im Gegenteil, SBF steht solide da in Zeiten wirtschaftlicher Verwerfungen und präsentiert sich als verlässlicher Fels in der Brandung. Naja, es ist ja eher ein Tsunami...

Die börsennotierte SBF AG ist eine Holdingsgesellschaft, doch ihre (beinahe) einzige Beteiligung ist ihre operativ tätige Tochter SBF Spezialleuchten GmbH, der Technologie- und Marktführer im Bereich der Decken- und Beleuchtungssysteme für Schienenfahrzeuge in Europa. Und die liegt im ersten Quartal 2020 auf Wachstumskurs und erfüllt die Planzahlen für Umsatz und Gewinn.

Die SBF-Gruppe konnte im ersten Quartal 2020 ihren Umsatz um 19,7% auf €4,9 Mio. steigern und den Gewinn sogar überproportional auf allen Ebenen: der Rohertrag stieg um 21,8% auf €2,7 Mio., das EBITDA um 29,4% auf €1,2 Mio. und der Periodenüberschuss um 25,5% auf €0,9 Mio.

Ausblick und Corona

Wichtiger noch als die nackten Zahlen sind in der gegenwärtigen Lage der Ausblick, der von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt ist. Und diese hat weiterhin keine wesentlichen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung der SBF-Gruppe. SBF-Vorstand Rudolf Witt erläutert hierzu: "Als Entwicklungspartner, Systemanbieter und Tier-1-Lieferant der führenden Schienenfahrzeughersteller sind wir Teil einer sehr robusten und langfristig denkenden Branche. Die von den großen Zugherstellern erhaltenen Aufträge sind in der Regel langfristig und erstrecken sich über mehrere Jahre."

Mit Stand vom 15. April 2020 hat die Corona-Pandemie keine wesentlichen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung der SBF-Gruppe. Die Produktion läuft weiterhin auf hohem Niveau, auf das Coronavirus zurückzuführende krankheitsbedingte Personalausfälle sind bisher nicht zu verzeichnen. Einschränkungen bzw. veränderte Arbeitsabläufe gibt es allerdings schon, denn zum Schutz der Mitarbeiter wurden Sicherheitsmaßnahmen eingeführt und auf deren Einhaltung auch zur Gewährleistung eines kontinuierlichen hochwertigen Produktionsprozesses akribisch geachtet.

Und auch bei den externen Faktoren gibt es keine wesentlichen Einschränkungen: SBF bestätigt, dass alle Lieferketten stehen, Redundanzen für wesentliche Komponenten vorhanden und die Lagerbestände hoch sind und es keinerlei Auftragsstornierungen gibt.

SBF geht daher für 2020 weiterhin von einem erfolgreichen Geschäftsjahr aus und bestätigt seine Prognose für das Gesamtjahr 2020, wonach der Umsatz auf rund €21,6 Mio. und der Gewinn vor Steuern (EBT) auf €3,6 Mio. Euro gesteigert werden soll.

Meine Einschätzung

Die SBF-Gruppe profitiert von dem massiven Investitionsprogramm der Deutschen Bahn in neue Schienenfahrzeuge. Aber auch im angrenzenden Ausland ist SBF aktiv und in seinem Segment der führende Anbieter unter nur einer Handvoll Wettbewerbern.

SBF AG (Quelle: wallstreet-online.de)
SBF, die bis vor einigen Jahren als Corona Equity Partner AG firmierte (kein Witz!), ging durch eine harte Sanierung, die 2019 vollständig abgeschlossen werden konnte. Das Unternehmen ist wieder sehr solide finanziert und hat den Wachstumspfad beschritten. Ende 2019 lag die Eigenkapitalquote bei satten 73%, obwohl SBF hohe Investitionen in die Erweiterung von Produktionskapazitäten und Wertschöpfungskette leistet.

Der hohe Auftragsbestand und der starke Auftragszuwachs sind dabei Gradmesser für künftige Erfolge, denn zwischen Auftragseingang und Auslieferung bzw. Abrechnung vergehen bei SBF in der Regel vier Jahre. Da SBF noch Spielraum hat bei der Auslastung, kann man auch ohne weitere Investitionen höhere Auftragsvolumina abwickeln, was zu erheblichen Skaleneffekten führt und die Produktivität weiter steigert.

Auch sind die Lagerbestände hoch, so dass SBF keine Zweifel hat, die hohe Auftragspipeline von mehr als €100 Mio. abarbeiten zu können. Dabei kann das für die kommenden Jahre prognostizierte organische Wachstum mit den bestehenden Produktionsanlagen realisiert werden, die für ein Umsatzniveau von bis zu €30 Mio. ausgelegt sind. Und sollte eine Ausweitung auf einen Jahresumsatz von €40 Mio. Euro nötig erscheinen, wären hierzu lediglich zusätzliche Investitionen von €3 Mio. bis €4 Mio. erforderlich.

SBF wächst stark und Cashflow und Gewinne legen überproportional zu. Das versetzt das Unternehmen in die komfortable Situation, sich auch nach strategischen Übernahmezielen umsehen zu können. Bisher waren die Preise für die möglichen Kandidaten aber zu hoch, was sich momentan allerdings ändern könnte. SBF dürfte von der Corona-Krise vergleichsweise unbeeindruckt bleiben und könnte sogar zu einem ihrer Profiteure werden.

Disclaimer
SBF befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot. Die Aktie ist markteng und daher sollte sie nur mit Limits und behutsam geordert werden.

6 Kommentare:

  1. Hallo Michael,

    hast du die Aktie auch im Depot oder nur auf der Watchlist? Dem Kursverlauf nach zu urteilen ist die Aktie ja ziemlich heftig gestiegen. Wie ist deine Meinung zur aktuellen Bewertung?

    Gruß

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, SBF habe ich im Depot, schon als Turnaround-Spekulation vor einigen Jahren gekauft und zwischenzeitlich mal aufgestockt. Bei €7 ist die Aktie nicht (mehr) günstig, aber es ist ein sehr verlässliches Geschäftsmodell und der hohe Auftragsbestand für die Folgejahre zeichnet den weiteren Kurs deutlich ab. Für mich ein Wert, den man auf lange Sicht mitlaufen kann/sollte und der - unter deutlicheren Kursschwankungen - in den nächsten Jahren noch viel Freude bereiten dürfte. Aber das habe ich bereits 2016 gesagt bei etwa €1 und auch Anfang 2020 bei €3,30, als ich den Wert als einen meiner Favoriten für dieses Jahr ins Rennen geschickt habe. Anfang Januar wurden dann die von mir erwarteten Top-Zahlen geliefert und der Kurs ging ab. Aktuell stehen mehr als 100% Kurszuwachs seit Jahresstart zubuche, aber darüber nachzudenken, ist vergebene Liebesmüh. Es zählt nur die Aussicht auf die nächsten 18, 24, 48 Monate. "Aufregender", spekulativer sind natürlich andere Werte, die total abgestürzt sind und wo die Aussichten auf eine Erholung durch Lockerungen des Corona-Lockdowns winken. Aber SBF ist eben auch nicht abgestürzt (warum auch?), weil das Business kaum beeinträchtigt ist. Läuft wie auf Schienen und das stellt momentan einen Wert für sich dar...

      Löschen
  2. Man könnte aus dem Artikel herauslesen, dass dies vor allem auch an den hohen und langfristigen Investitionen der DB liegt. Dieses hattes Du auch schon bei Funkwerk betont. Gilt da also Gleiches? Und wie sieht es dann im Fahrzeugbau bei/für die Bahn aus? Gibt es da dann Firmen mit ähnlich guten Aussichten?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nicht nur. SBF profitiert hier ja indirekt, weil die Bahn Züge kauft, v.a. bei Siemens. Und SBF da Systemlieferant ist.

      Wenn in in einen Sektor viel und zunehmend Geld fließt, ist dort auch gut zu verdienen. Schienen, Züge, ÖPNV, Infrastruktur (bzgl. maroder Brücken ist auch oft die Bahn zuständig!) haben Ausbau- und Nachholpotenzial; der Markt wächst, daher können Unternehmen mit starker Marktstellung hier gut und mehr verdienen. SBF gehört dazu. Funkwerk auch. Weitere Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv sind, wären z.B. Schaltbau, IVU, Init, aber auch Muehlhan (Korrosionsschutz).

      Löschen
  3. Hallo Michael, hälst du in der jetzigen Situation auch an deiner Bewertung für exceet, die bei 7,50€ fair bewertet ist, fest? Bei PNE Wind komme ich nach den aktuellsten Zahlen auch auf ein Potential von 50-60%! Wie ist deine Meinung, sind ja auch Jahresfavoriten, wobei sich die Ausgangssituation ja extrem geändert hat,aber alle diese Werte ja ganz gut da stehen!?
    Liebe Grüße Thorsten

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bei exceet gab es ja knapp €2,45 Nettobarmittel, davon müssen die Kosten gedeckt werden. Die Beteiligungen könnte dazu etwas beitragen; ihr Wertansatz lag j pi mal Daumen bei rund €5 je Aktie. Nimmt man hier einen Abschlag von 20% bis 25% vor, so blieben mindestens €6 je exceet-Aktie als Ansatz. Hellt sich die Lage wieder auf, dürften auch Verkäufe/Exits wieder attraktiver werden. Diese dürften sich auf der Zeitschiene nach hinten verschoben haben, jedenfalls wenn man einen angemessenen Preis erzielen will. Und dann bleibt noch die Frage, was AOC mit exceet "operativ" anfangen möchte. Schätze, der Kurs ist bei €4 erstmal nach unten abgesichert und hat noch oben momentan nicht viel Phantasie im gegenwärtigen Umfeld.

      Löschen