Samstag, 26. September 2020

Zurück in der Spur... Nynomic und Ringmetall

Die beiden Hidden Champions Nynomic und Ringmetall haben mich längere Zeit begleitet, aber ich habe bei beiden vor einiger Zeit die Reißleine gezogen, weil mir die Entwicklung nicht mehr gefallen hat. Vor allem makroökonomische Entwicklungen waren es mit entsprechend negativem Impact auf die Unternehmen und meinen Investmentcase. 

Mit meiner Einschätzung lag ich nur bedingt richtig, die Ereignisse fanden zwar statt, aber die negativen Auswirkungen hielten sich in Grenzen. Und inzwischen haben sich bei beiden Unternehmen die schwärzesten Wolken verzogen, so dass mein ursprünglicher Investmentcase wieder "on track" ist. Und dem entsprechend fanden beide Werte den Weg zurück auf meine Beobachtungsliste...

Nynomic

Messtechnik und Sensorik sind die Spezialgebiete der in meiner Heimatstadt angesiedelten Nynomic. gegründet worden war das Unternehmen als m-u-t, kaufte aber einige Firmen hinzu, so dass zu Verwirrungen über die Benennung kam. Denn neben der m-u-t AG (als Holding) gab es auch die operativ tätige m-u-t GmbH (als Tochter). Letztere gibt es noch immer, während die Holding in Nynomic ungetauft wurde.

Quelle: wallstreet-online.de
Mein Investment in Nynomic war eigentlich sehr erfolgreich, immerhin konnte ich mich im Mail 2019 mit 33% Gewinn verabschieden. Nach dem erfolgreichen Turnaround befürchtete ich damals, die konjunkturelle Abschwächung und der eskalierende US-China Handelsstreit würden eine Umsatz- und Gewinnwarnung nötig machen und da so etwas regelmäßig deutlich prozentual zweistellige Kursverluste nach sich zog, folgte ich meinem Bauchgefühl und beendete mein Investment.

Komplett falsch lag ich nicht, der Kurs brach später von €20 Richtung €15 ein. Allerdings berappelte sich das Management und brachte Nynomic schnell wieder auf Spur. Ich habe dann - leider - das Unternehmen etwas aus dem Blick verloren und als Corona zuschlug, war Nynomic nicht auf meinem Radar. Hier spielte auch meine Erinnerung an die Finanzkrise 2008/09 mit hinein, denn damals hätte es der m-u-t AG beinahe das Genick gebrochen und meine - oberflächliche und nicht fundierte - Einschätzung war, dass das Unternehmen dann wohl auch in dieser Krise mächtig zu kämpfen haben würde.

Tja, damit lag ich ziemlich daneben. Nynomic ist inzwischen viel substanzieller und robuster aufgestellt und kommt gut durch die Krise. Die jüngeren Aktivitäten Cannabis-Analyse und Sensorik in der Landwirtschaft laufen viel versprechend an und meine ursprünglichen Befürchtungen haben sich als übertrieben herausgestellt.

Fazit: Mein ursprünglicher Investmentcase fliegt (doch) noch und daher bin ich wieder an Bord.

Weitere Informationen findet ihr unter dem Label "Nynomic".

Ringmetall

Die Aktie des Fassringherstellers Ringmetall habe ich Mitte März 2020 gestrichen. Meine Befürchtungen waren damals:

"Das produzierende Gewerbe droht zu den großen Verlierern der Krise zu werden. Denn Fassringe kann man nicht in Heimarbeit herstellen, die Menschen müssen zur Produktionsstätte gelangen und dort vor Ort arbeiten. Und selbst wenn die eigenen Mitarbeiter an Ort und Stelle wären, reicht doch schon der Ausfall eines Lieferanten (die berühmte Lieferkette), um die Produktion lahmzulegen. Wie wir gerade gelernt haben, haben die meisten Unternehmen keine Versicherung gegen die Folgen einer Pandemie, sie werden also mit "Bordmitteln" und staatlicher Hilfe (Kurzarbeitergeld usw.) über die Runden kommen müssen. Ich bezweifele nicht, dass Ringmetall dies gelingen wird. Aber auf kurz- und mittelfristige Sicht wird der Preis überdurchschnittlich hoch sein."
Einige Zeit später wurde klar, dass die Produkte von Ringmetall als systemrelevant eingestuft wurden und damit die Lockdown-Auswirkungen begrenzt(er) ausfallen würden. Wie die Unternehmenszahlen dann zeigten, entwickelte sich das Geschäft robuster als erwartet, auch wenn es zu einigen Einbußen kam.

Quelle: wallstreet-online.de
Unterm Strich konnte der Umsatz sogar gesteigert werden, was allerdings auf Zukäufe zurückzuführen ist. Was bekanntlich zur Strategie von Ringmetall gehört. Insofern ist es als positiv zu vermerken, dass Ringmetall auch die gegenwärtige Krise dazu nutzt, weitere Akquisitionen zu tätigen.

Kurzum: Ringmetall meistert die Krise bisher sehr gut, auch wenn die Auswirkungen spürbar sind und das Geschäft beeinträchtigen. Der US-China-Handelskonflikt und die lahmende Autoindustrie, aber auch die eingeschränkte Gastronomie belasten, während im medizinischen Bereich Sonderkonjunktur herrscht. Sollte es in einigen Monaten ein Medikament und/oder eine Impfung gegen Corona geben und sich die Lage zu normalisieren beginnen, wird Ringmetall hiervon spürbar profitieren.

Ausgestiegen bin ich zu rund €2,50 und auf diesem Niveau befindet sich die Aktie auch momentan wieder, jedenfalls in etwa.

Weitere Informationen findet ihr unter dem Label "Ringmetall".

Disclaimer
Dr. Hönle und Ringmetall befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot /Wkikifolio.

3 Kommentare:

  1. Guten Morgen Michael, danke zuerst mal für das Update, ich hatte mich im Sommer shcon mal gefragt, was wohl mit Ringmetall so bei dir abgeht :) Schön zu sehen, dass du ( Als einer der wenigen Blogger ) "Fehler", oder teilrichtige Einschätzungen teilst, damit man deinen Gedankengang verstehen und nachvollziehen kann.
    Deine Einschätzung ist wirklich interessant und zwar deshalb , da du differenzierst zwischen einer konjunkturellen Krise und einer nachhaltigen Einschränkung bzw Eintrübung in den Geschäftsfeldern.
    Zwei Fragen habe ich an dich dazu:

    Glaubst du das Ringmetall auf Sicht der nächsten 2-3 Jahre ähnliche "Aufmerksamkeit" in diesem engen Handelsmarkt der Aktie wie z.B MBB oder SBF bekommen wird?
    Denn ich merke bei Funkwerk sehr gut, dass mein Case gut fliegt, aber der Markt sein Auge nicht vom Auenland der größeren Märkte lassen kann. Zumindest in der Masse der Privatanleger. Das heisst ich glaube, dass sehr gute Unternehmen mit volen Büchern, und/ oder gutem Management und einer kriesenfesten STrategie nur selten in kleineren Aktienligen den Push erhalten wie z.B SBF.

    Und sind deiner Meinung nach oben von dir genannte Firmen auch Überlebensfähig auf aktuellem Niveau, wenn sich die Kriese zuspitzen sollte, bzw mittelfristig sauber bilanziell aufgestellt für eine "zweeite Welle" oder andere Kuriositäten, falls nach den US Wahlen mehr Unsicherheit käme?

    Vielen Dank und weiter so,

    Dagobert

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe mir Funkwerk ja bereits im April 2016 als Turnaround-Spekulation zu €2,30 ins Depot gelegt, so dass die Aktie für mich ein Tenbagger ist. Daher habe ich wohl auch einen anderen Blick auf die Entwicklung der Aktie als jemand, der erst später eingestiegen ist. Für mich hat Funkwerk in den letzten Jahren viel mehr Aufmerksamkeit bekommen und der Kurs spiegelt "nur" die operative Entwicklung wider. Dass er mal eine zeitlang seitwärts läuft oder auch mal konsolidiert, sollte uns Aktionäre nicht stören. Solange das Unternehmen sich weiterhin so prächtig entwickelt, wird der Kurs auch dieser Entwicklung folgen. Dabei verhält er durchaus "nebenwertetypisch", weil er nicht kontinuierlich anzieht, sondern oftmals in kurzen, starken Schüben. Das ist für viele psychologisch ein Problem, weil sie die Aktie im Depot haben und keine Kursgewinne sehen, während andere Aktien deutlich steigen. Aber... das kompensieren Nebenwerte dann oft in den kurzen "Raketenphasen" und wenn man sie gerade dann nicht (mehr) im Depot hat, verpasst man den Großteil der Rendite. Auch bei SBF ist das ja bisher nicht anders. Da muss man als Anleger eben Geduld haben - solange sich das Unternehmen weiterhin positiv entwickelt, wie gesagt.

      Funkwerk, Ringmetall und SBF sind bisher gut durch die Krise gekommen und das sollte auch für eine mögliche zweite Welle gelten. Ich sehe da keine existenzgefährdenden Probleme.

      Löschen
  2. Prinzipiell finde ich die Ringmetall-Aktie auch interessant bewertet, aber vor allem der enorme Rückgang der Umsatzmarge sowie der Gesamtkapitalrentabilität in den letzten Jahren sorgen schon für Stirnrunzeln.
    Denkst du, dass diese operativen Schwierigkeiten primär auf noch nicht realisierte Synergien nach den Akquisitionen zurückzuführen sind oder worauf baut sich da dein Investment Case?

    Von 2016 bis 2019 hat sich die Bilanzsumme um 50% erhöht, aber der Gewinn ist fast um die Hälfte eingebrochen. Das ist ja schon eine besorgniserregende Entwicklung und schürt Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Übernahmen. Sollte die GK-Rentabilität in den kommenden Jahren wieder erhöht werden können, ist das aktuelle Einstiegsniveau höchstinteressant.

    Also wie siehst du das als langfristiger Beobachter? Ich bin bisher zugegebenermaßen aufgrund dieser Tatsache auch noch nicht sehr tief eingetaucht. Daher könnten meine Fragen naiv erscheinen.

    Vielen Dank für deine Arbeit :)

    AntwortenLöschen