Montag, 10. Mai 2021

Kissigs Aktien Report: Big Tech "boombastisch": Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Microsoft im Gewinnrausch!

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem "Aktien Report" von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen vor. Die Ausgaben des "Aktien Reports" und/oder "Geld Anlage Reports" erreichen ihre Leser samstags kostenlos und "druckfrisch" im Email-Postfach und man kann sich ▶ hier beim "Geld Anlage Report" anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tagen später darf ich die Analysen dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 41 vom 30.04.2021

Big Tech "boombastisch": Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Microsoft im Gewinnrausch!

Nähert sich die Schreckensherrschaft von Corona dem Ende? Es sieht ganz so aus. In den USA ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung geimpft und auch andernorts kommt die Impfwelle voran. Und selbst Nachzügler Deutschland dreht nun langsam auf. Es mehren sich also die Anzeichen dafür, dass demnächst die Infektionszahlen deutlich zurückgehen und dann bald sogar die Schwelle für die sogenannte Herdenimmunität überschritten werden könnte. Damit einhergehend werden schrittweise die Einschränkungen, der Lockdown, aber auch die Abstands- und Hygienevorschriften zurückgefahren und vielleicht können wir uns bald wieder ohne Masken unterhalten.

Im Zuge dieser Entwicklungen haben abgestrafte Corona-Verlierer und konjunktursensible Aktien Oberwasser. Ihre Kurse haben sich stark erholt, während im Technologiesektor viele Werte noch weit unter ihren vormaligen Höchstständen notieren. Gerade dieser Sektor hatte ja sehr stark von StayAtHome, Home-Office und Lockdown profitiert und nun bestehen Sorgen, dass die Zeit der wunderbaren Wachstumsraten vorbei sein könnte.

Es gibt aber nicht nur hippe junge Wachstumsunternehmen, sondern auch die Technologieschwergewichte, die die Aktienindizes seit der Finanzkrise so massiv nach oben gezogen haben. Viele Marktbeobachter haben ein Ende ihrer Dominanz ausgerufen, weil sie von den „jungen wilden Überfliegern“ überrundet würden.

Was die Aktienkursentwicklung angeht, sind die Tech-Dinos schwerfälliger. Was aber auch nicht verwundern kann, denn sie bringen ja Gewichte von mehr als 1 Billion Dollar auf die Waage. Da fällt es schwer, deutlich zweistellig zu wachsen. Auch weil der "adressierbare Markt" nicht unendlich ist.

Schaut man auf die Aktienkurse von Amazon, Apple, Facebook und Microsoft, so sieht man deutliche Parallelen: nach dem starken Corona-Einbruch erfolgte eine ebenso schnelle Korrektur nach oben und zumeist sogar ein Überschreiten der vorherigen Höchstkurse mit anschließender längerer Konsolidierungsphase. Nur Alphabet sticht aus diesem Muster hervor, denn der Kurs erholte sich weniger stark, kletterte in der Folgezeit aber schier unaufhörlich weiter an. Möglich, dass auch die deutlich ausgeweiteten Aktienrückkäufe hier eine Rolle spielen.

Die Konsolidierungsphase war nachvollziehbar, denn die Unternehmen machten in der Coronazeit gute Geschäfte und gehören zu den großen Profiteuren. Es gab aber Zweifel, ob dieser Rückenwind auch in diesem Jahr halten können wird und daher könnte man die mehrmonatige Seitwärtsphase auch als die Ruhe vor dem Sturm bezeichnen.

Und der Sturm brach nun los in Form der Zahlen zum ersten Quartal, die bei allen fünf Tech-Dinos für Begeisterung sorgten.

Alphabet

Alphabet steigerte im ersten Quartal 2021 seine Erlöse um 34 Prozent auf 55,3 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahreswert und das operative Ergebnis hat sich von 7,98 auf 16,44 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Der Gewinn je Aktie sprang sogar von 14,89 auf 58,61 Dollar je Aktie, allerdings sollte man das nicht überwerten. Denn hier spielt das Bewertungsergebnis eine maßgebliche Rolle, also der Gewinnanteil aus der Aufwertung von Unternehmensbeteiligungen. Und dank der starken Börsen fallen hier Zuschreibungen an, die seit einigen Jahren dann auch im Gewinn ausgewiesen werden müssen. Der hat damit seine Aussagekraft weitgehend verloren, so dass man sich lieber auf das operative Ergebnis fokussieren sollte.

In seinen jeweiligen Segmenten konnte Alphabet überzeugen. Die Werbeerlöse beliefen sich auf 44,7 Milliarden Dollar und legten damit um elf Milliarden Dollar zu. Besonders beeindruckend war das Umsatzwachstum bei YouTube, das bei 49 Prozent lag, während die Werbeerlöse deutlich auf 6,01 Milliarden Dollar zulegten. YouTube wächst damit neben dem Suchmaschinengeschäft rasant zum zweiten Gewinnstandbein des Konzerns heran. Im Netzwerkgeschäft steigerte Alphabet den Umsatz um 30 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar.

Etwas anders sieht es bei der Google Cloud aus. Die spielt nach wie vor Verluste ein und wuchs auch nur im Rahmen der Erwartungen. Die erzielten 4,1 Milliarden Dollar Umsatz waren immerhin 52 Prozent mehr als Im Vorjahr. Damit hinkt Google weiterhin erheblich hinter Weltmarktführer AWS (Amazon) und dem Zweitplatzierten Azure (Microsoft) hinterher – die auch noch beide enorme Gewinne im Cloudsegment einfahren. Google hat hier noch einen Berg an Hausaufgaben vor sich.

Am Ende wuchs der Cashberg von Alphabet nun auf 135 Milliarden Dollar an; alleine in den letzten vier Quartalen kamen 50 Milliarden hinzu. Alphabet hat nun weitere Aktienrückkaufe im Volumen von 50 Milliarden Dollar angekündigt.

Amazon

Im ersten Quartal steigerte Amazon den Umsatz im Jahresvergleich um 44 Prozent auf 108,5 Milliarden Dollar, während der Nettogewinn sich um mehr als das Dreifache auf den Rekordwert von 8,1 Milliarden Dollar bzw. einen Gewinn je Aktie von 15,79 Dollar hochschraubte.

Dabei bleibt das Cloudsegment Amazon Web Services die Ertrags- und Wachstumsperle des Konzerns. AWS generierte im ersten Quartal Erlöse von 13,5 Milliarden Dollar und damit rund ein Drittel mehr als im Vorjahr, bei einem von 3,1 auf 4,2 Milliarden Dollar erhöhten Betriebsgewinn. Mit 47 Prozent Anteil am gesamten Betriebsgewinn von Amazon steuert AWS annähernd die Hälfte bei.

Und so beeindruckend diese Zahl auch ist, zeugt sie doch von Amazons neuer Stärke. Denn vor einigen Jahren stammte der Gewinn fast ausschließlich aus dem Cloudsegment, während Amazon im E-Commerce gerade mal auf eine schwarze Null kam. Diese Zeiten sind vorbei, auch weil Amazon immer stärker auf das Plattformmodell setzt und so die Umsätze und Gewinne deutlich(er) zulegen. Besonders stark zeigte sich der Bereich E-Commerce im Heimatmarkt USA.

Ebenfalls immer wichtiger wird die Online-Werbung für Amazon, die Amazon auf seiner E-Commerce-Seite generiert. Die Werbeeinnahmen steuern den größten Anteil zur Rubrik "andere Umsätze" bei, die im ersten Quartal um 73 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar zulegten.

Das Management gab zudem einen seltenen Einblick, wie sich das Streaming-Geschäft entwickelt hat. Amazon Prime Video verfügt nun über 175 Millionen Mitglieder, die aktuell rund 70 Prozent mehr Inhalte konsumieren als vor der Corona-Pandemie. Die weltweite Gesamtzahl aller Prime Mitglieder liegt inzwischen bei über 200 Millionen – und diese sorgen durch ihre Mitgliedsgebühren für einen stetigen und steigenden Einnahmestrom.

Der weitere Ausblick kann überzeugen. Im zweiten Quartal sollen die Erlöse in einer Spanne zwischen voraussichtlich 110,0 und 116,0 Milliarden Dollar liegen, was auf Jahressicht ein Wachstum zwischen 24 und 30 Prozent bedeuten würde.

Über die im Vorfeld mal wieder aufgekommene Spekulation hinsichtlich eines Aktiensplits ließ Amazon nichts verlauten. Dieser hätte allerdings große Bedeutung, denn wenn die Aktie nur stark genug gesplittet wird, könnte sie Aufnahme in den Dow Jones Index finden (das liegt an der antiquierten Zusammensetzungsmethodik des Dow, denn die erfolgt kursgewichtet). Bei Apple war dies vor einigen Jahren auch der Grund für den vorletzten Aktiensplit und die iPhone-Aktie wurde gleich zum Schwergewicht des Index. Und musste deshalb von den vielen Indexfonds und ETFs gekauft werden. Dem Kurs hat das keinesfalls geschadet.

Apple

Und da sind wir schon beim Apfelkonzern, der ebenfalls mit seinen Quartalszahlen zu überzeugen wusste. In seinem zweiten Geschäftsquartal steigerte Apple den Umsatz im Jahresvergleich um 54 Prozent auf 89,6 Milliarden Dollar und konnte den Gewinn mit 23,6 Milliarden Dollar bzw. 1,40 Dollar je Aktie mehr als verdoppeln.

Im Vorfeld hatte es große Bedenken hinsichtlich eines angeblich schwachen iPhone-Absatzes in China sowie Einschränkungen aufgrund des Chipmangels gegeben. Aber Apple strafte diese Spekulationen Lügen. Das iPhone spielte knapp 48 Milliarden Dollar an Umsatz ein, und damit rund 66 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bei den Mac-Computern lag das Plus sogar bei 70 Prozent und der Umsatz bei 9,1 Milliarden Dollar. Noch gefragter waren iPads deren Umsatz um 79 Prozent auf 7,8 Milliarden Dollar anwuchs.

Dabei wird Europa für Apple immer wichtiger. Die Erlöse stiegen hier im Jahresvergleich um 56 Prozent auf knapp 22,3 Milliarden Dollar. Das Geschäft in China wuchs sogar um 87 Prozent auf 17,7 Milliarden Dollar – allerdings lag China bei Corona auch einige Monate voraus und hatte im ersten Quartal 2020 bereits massive Einschränkungen und Lockdowns zu verzeichnen mit entsprechenden Umsatzeinbrüchen, so dass die Vergleichsbasis hier viel niedriger ist und die Erholungszuwächse dem entsprechend hoch. Die prozentuale Steigerung kann also nicht einfach auf das Gesamtjahr fortgeschrieben werden.

Die Services-Umsätze konnten nicht ganz so beeindrucken. Mit dem App Store, der iCloud und Abo-Diensten wie Apple Music wurden 27 Prozent mehr erlöst als im Vorjahresquartal. Diese Erlöse sind die stetige Einnahmequelle von Apple und sorgen für Beständigkeit. Anders als Verkaufserlöse fallen sich nicht einmalig und hoch an, sondern in kleinen Teilbeträgen über monatliche Raten. Daher ist das sich beschleunigende Abonnentenwachstum sehr erfreulich, denn Apple konnte 40 Millionen neue monatlich zahlende Kunden hinzugewinnen.

Apple verdient Unmengen an Geld und hatte dies über viele Jahre lang angehäuft. Inzwischen fährt man eine andere Strategie und möchte seinen Cashberg komplett auf null reduzieren – der Cashflow ist einfach so gewaltig, dass man keine "Kriegskasse" mehr benötigt.

Aber das Geld wird nicht in die Dividenden fließen, denn die erhöht Apple nur um magere 7 Prozent. Stattdessen wird das Aktienrückkaufprogramm um weitere 90 Milliarden Dollar aufgestockt. Und, nicht zu vergessen, Apple hatte vor einigen Tagen angekündigt, alleine in den USA innerhalb der nächsten fünf Jahre 430 Milliarden Dollar zu investieren. Eine gewaltige Summe, die höher liegt als das Haushaltsbudget der meisten Staaten auf der Welt.

Facebook

Der am meisten gehasste Konzern aus unserer Tech-Dino-Liste ist wohl die Social Media-Plattform Facebook mit ihrem nicht minder verhassten Gründer Mark Zuckerberg. Dennoch wächst sie und ist erfolgreicher denn je.

Im ersten Quartal steigerte Facebook seine Erlöse im Vorjahresvergleich um 48 Prozent auf 25,4 Milliarden Dollar. Das operative Ergebnis wuchs sogar um 93 Prozent auf knapp 11,38 Milliarden Dollar, wodurch sich die operative Marge von 33 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 43 Prozent verbesserte. Unterm Strich steht ein um 94 Prozent verbessertes Nettoergebnis von knapp 9,5 Milliarden Dollar, während das Ergebnis je Aktie (verwässert) 3,30 Dollar betrug (Vorjahr: 1,71 Dollar).

Der operative Cash-Flow wuchs auf 12,24 Milliarden Dollar (Vorjahr: 11 Milliarden) und der Free Cash-Flow auf 7,82 Milliarden Dollar (Vorjahr: 7,34 Milliarden).

Facebook und seine weiteren Dienste (Facebook Messenger, WhatsApp, Instagram) stoßen langsam an ihre Wachstumsgrenze, doch sie konnten ihre aktiven User nochmals weiter steigern. Die täglichen Aktiven (DAU) legten um 8,1 Prozent auf 1,88 Milliarden zu und die monatlich Aktiven (MAU) auf 2,85 Milliarden. Damit nutz fast jeder dritte Mensch auf der Welt mindestens einmal im Monat eines der Angebote des Facebook-Konzerns.

Während das Nutzerwachstum an seine Grenzen stößt, geht Facebook in die Breite. Mit anderen Worten: Es werden weitere Services ausgerollt, die die Nutzer auf den Seiten halten sollen. Während das Anzeigengeschäft boomt (und das, obwohl man politische Werbung weiterhin unterlässt), bietet Facebook künftige Wachstumstreiber, wie Augmented Reality, Virtual Reality und Metaverse. Darüber hinaus beginnt Facebook gerade erst, WhatsApp und Instagram zu monetarisieren und mit Paymentfunktionen auszustatten. Hier dürften die nächsten Gewinntreiber lauern.

Und auch der Ausblick ist erfreulich: Das starke Wachstum der Werbeerlöse im ersten Quartal wurde durch einen Anstieg des Durchschnittspreises pro Anzeige um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einen Anstieg der Anzahl der ausgelieferten Anzeigen um 12 Prozent getrieben. Facebook geht davon aus, dass das Wachstum der Werbeerlöse auch im weiteren Verlauf des Jahres 2021 in erster Linie durch den Preis getrieben sein wird. Was daran liegt, dass die Corona-Einschränkungen fallen und die Menschen wieder verstärkt andere Aktivitäten nutzen werden, als vor dem Rechner oder Smartphone zu sitzen und Facebook zu nutzen. Auf der anderen Seite kehren ehemalige wichtige Werbekunden zurück, denn während der Corona-Lockdowns haben Tourismusanbieter, Hotels, Gastronomie und Eventveranstalter natürlich keine Werbung geschaltet. Da der Werbeplatz nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, sorgt eine stärkere Nachfrage für höhere Preise. Wie schön für Facebook…

Microsoft

Zum Schluss blicken wir noch auf Microsoft und damit auf das einzige Unternehmen, das hervorragende Zahlen vorlegte, dessen Aktienkurs im Anschluss aber um mehrere Prozent fiel.

Mit einem Umsatzzuwachs von 19 Prozent auf 41,71 Milliarden Dollar lieferte Microsoft sein stärkstes Quartal seit mehreren Jahren ab. Auch der Gewinn stieg und zwar um 31 Prozent auf 17 Milliarden Dollar bzw. 1,95 Dollar je Aktie.

Vor allem die anhaltend starke Nachfrage nach Desktop-PCs und Notebooks befeuerte die Geschäfte dank des Betriebssystems Windows und eigener Hardware wie den Surface-Books. Die Surface-Umsätze legten gegenüber dem vorangegangenen Quartal um 12 Prozent und das Geschäft mit den Windows-Lizenzen um rund 10 Prozent zu.

Die Fantasie spielt aber in der Cloud. Azure packte 50 Prozent drauf und damit erneut deutlich mehr als Platzhirsch AWS, zu dem man immer schneller aufschließt. Beeindruckend ist das Wachstum auch deshalb, weil Analysten mit einer Abschwächung der Wachstumsrate auf 46 Prozent gerechnet hatten. Microsoft investiert viel in spezielle Branchen-Clouds, um sich noch besser vom Wettbewerb abzusetzen. Das kommt an, kostet aber auch erstmal viel Geld. Dem entsprechend sank die operative Marge der Cloud-Sparte von 44,5 auf 42,5 Prozent.

Ein weiteres Wachstumselement ist Microsoft Teams. Die Anzahl der Nutzer der Kollaborationsplattform stieg zwischen November 2019 und März 2021 von 20 auf 145 Millionen. Der Umsatz bei Microsoft Dynamics 365 und Office 365 Commercial stieg um 45 bzw. 22 Prozent und die Nutzerzahlen beim Karrierenetzwerk LinkedIn zogen um 25 Prozent an.

Die Xbox-Sparte verzeichnete ein Umsatzplus von 34 Prozent, ihre Unterabteilung "Hardware" machte gar einen 232-Prozent-Sprung nach oben. Die Nachfrage nach der Next-Gen-Konsole ist ungebrochen.

Wie auch Apple könnte Microsoft von der zunehmenden Knappheit bei den Microchips getroffen werden, da man immer mehr Hardware anbietet. Ein Problem, das immer mehr Branchen trifft, sogar die Automobil-Industrie. Und schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht.

Microsoft will aber nicht nur organisch wachsen, sondern sieht sich auch gezielt nach Übernahmezielen um. Nachdem die Übernahme von TikTok nicht geklappt hat und man wohl auch bei Discord nicht zum Zuge kommt, kauft Microsoft das KI-Unternehmen Nuance, dessen Technik vor allem im Gesundheitswesen eingesetzt wird. Microsoft stärkt so seine Marktstellung im Gesundheitssektor und will hier seine Cloudangebote durch den Ausbau seiner Spracherkennungsfähigkeiten attraktiver machen.

Mein Fazit

Alle fünf Unternehmen haben starke Zahlen präsentiert. Alle gehören zu den Corona-Gewinnern, haben partiell aber auch unter Corona gelitten. Wie Apple und Microsoft durch das Schließen ihrer Flagship-Stores oder Google und Facebook durch den Einbruch bei den Werbeanzeigen. Amazon musste Milliardeninvestitionen in die Lagerlogistik und Warenströme leisten, um sie Corona-konform zu gestalten.

Alle Unternehmen haben sich den Herausforderungen gestellt und haben sie gemeistert. Alle haben ihre dominante Marktstellung weiter ausgebaut, fahren steigende Umsätze, Cashflows und Gewinne ein.

Alle, bis auf Microsoft, sind ins Fadenkreuz der Justiz und der Kartellbehörden geraten, weil sie ihre dominierende Marktstellung zum Schaden der Verbraucher und Konkurrenten oder der eigenen Kunden ausgenutzt haben sollen. Ihnen allen drohen hohe Strafen oder sogar die Zerschlagung. Doch diese Entscheidungen stehen noch lange nicht an. Bis es hier ein abschließendes Urteil gibt und dieses ggf. umgesetzt wird, werden noch viele Jahre vergehen. Anschließend wären Berufungsverfahren und damit weitere jahrelange Verzögerungen zu erwarten.

Microsoft hat als einziges der Unternehmen ein solches Verfahren schon hinter sich. Und verloren. Das Urteil lautete auf Zerschlagung. Aber es wurde nie umgesetzt, weil sich nach mehr als zehn Jahren Verfahrensdauer am Ende der eigentliche Grund längst erledigt hatte: Die Dominanz des Internet Explorers, der mehr als 90 Prozent des Marktes abdeckte, war Geschichte. Er war abgelöst worden durch Firefox und später Chrome. Die Zerschlagung Microsofts hatte seine Dominanz beenden sollen und als das Fallbeil endlich hätte fallen sollen, hatte die Konkurrenz den Verurteilten längst aus dem Weg geräumt. So kann es, muss es aber nicht, auch bei den Verfahren gegen die vier anderen Dominatoren ausgehen.

Bis dahin bleiben sie das Maß der Dinge. Ihre Qualität speist sich aus ihrem dominanten, kaum angreifbaren Geschäftsmodell, das einem breiten ökonomischen Burggraben gleichkommt. Hieraus generieren sie enorme Cashflows, die weit mehr einspielen, als für Investitionen sinnvoll ausgegeben werden können. Auch deshalb stecken die Unternehmen zunehmend Geld in Aktienrückkäufe – außer Amazon, denn die investieren weiter den Großteil ihres Cashflows in ihre Expansionsstrategie.

Der Erfolg dieser fünf Unternehmen spiegelt sich in ihren Aktienkursen wider, die alle auf oder nahe ihrer Allzeithochs notieren. Und als schwergewichtige Mitglieder des S&P 500 diesen maßgeblich in die Höhe treiben. Im Dow Jones sind bisher nur Apple und Microsoft vertreten.

Ihre Gewaltigkeit kann man auch anhand einer anderen Zahl ermessen: die kombinierte Börsenkapitalisierung von Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet liegt bei rund 7,5 Billionen Dollar und ist damit höher als das BIP aller Länder der Welt zusammen mit Ausnahme der USA und Chinas.

Es bleibt die Erkenntnis, dass Qualität ihren Preis hat, aber auch ihren Wert. Man muss nicht unbedingt auf die heißesten Aktienwerte setzen, um langfristig an der Börse Erfolg zu haben. Um überdurchschnittliche Renditen einzufahren reicht es durchaus, auf die besten der großen Werte zu setzen. Wer sich die Geschäftszahlen und die Aktienkurse der letzten zehn oder fünf Jahre ansieht, erkennt schnell, weshalb gerade Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Microsoft zu den Überfliegern gehören.

Gleichzeitig bieten sie, trotz der im historischen Vergleich hohen Bewertungen, auch ein Sicherheitsnetz: durch ihren Burggraben, durch ihre gewaltigen Cashflows und ihre Kriegskasse. Deshalb haben sich ihre Aktienkurse bisher immer relativ schnell von Kurseinbrüchen erholt. Sie stehen auch Krisen gut durch und haben die Power, sie sogar zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Daher sollten sie einen festen Platz als Basiswerte in jedem gut sortierten Depot haben, diese Wachstumsaktien mit Value-Qualitäten.

Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, Apple, Facebook, Microsoft auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

3 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
    Bei Amazon war lange ein hoher Cashflow zu sehen, bevor die "buchhaltärischen" Gewinne stiegen. Bin gespannt, was das nächste Amazon wird.

    Bei Airbnb gab es einen starken Einbruch, der noch anhält, aber nach dem Ende der Corona Pandemie schnell wieder aufgeholt werden sollte. Ich hatte anfangs mein Apartment über drei Plattformen angemeldet, davon blieb Airbnb übrig, weil 90% darüber kam.
    Wie schätzt du das ein?

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    1. Zu Airbnb habe ich keine wirkliche Einschätzung. Man dürfte für booking.com und Expedia durchaus zu einem ernsthaften Wettbewerber werden, andererseits hat Airbnb den Ruf, die ohnehin angespannte Lage am Mietwohnungsmarkt (unnötig) anzuheizen, weil Vermieter lieber die schnelle, kurze Kohle einsacken, als sich auf reale Mietverhältnisse einzulassen. Mietendeckel und die ganzen Schreckenswerkzeuge machen die Lage für Vermieter ja zusätzlich uninteressant. Dennoch sehe ich hier ein latentes Risiko, dass der Gesetzgeber Geschäftsmodelle wie das von Airbnb drangsalieren könnte. Ich bin da aber zu wenig Fachmann, als dass ich das wirklich einschätzen könnte. Wie stufst Du dieses Risiko ein?

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  2. Ja, es heizt in manchen Regionen den Wohnungsmarkt an. Auf der anderen Seite gibt es die Nachfrage für den Markt (bei mir sind oft Praktikanten, duale Studenten oder Seminarbesucher für 2-6 Wochen) und nur verbieten bzw. teure Hotels sind keine Lösung. Meistens hört man nur die negativen Nachrichten oder Erfahrungen. Daher tatsächlich eher gering. Es wäre interessant, wie viele Wohnungen in Städten in mit angespannter Wohnungslage sind. Berlin verteilt trotzdem Lizenzen zur Vermietung, also auch dort ist Airbnb bzw die Vermieter legal aktiv (Airbnb prüft allerdings nicht, ob eine Lizenz vorhanden ist). Zur Prüfung könnte ich mir Einschränkungen vorstellen, betrifft aber vermutlich nur einen Bruchteil der Wohnungen auf der Welt. Auf der anderen Seite hat Airbnb den Burggraben nach meinem Gefühl, da ich mich dort befinde, wo die höchste Nachfrage ist (was andere Plattformen nur mit viel Werbeeinsatz erreichen), meine Bewertungen und eingerichtes Konto habe und ich dort nicht einfach wegen einer minimal günstigeren Plattform weggehe.

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