Sonntag, 26. Mai 2024

Kissigs Kloogschieterei: Ein Rekord jagt den nächsten und das ist (k)eine Überraschung

Während die Börsen neue Rekordstände verbuchen, bleibt die Nachrichtenlage unerfreulich. Die Makrodaten bleiben mies, ob es Inflation, Zinsen, Konjunktur, Ukrainekrieg angeht und das bremst die Stimmung. Trotzdem steigen die Börsenkurse und so bewahrheitet sich erneut ein weiser Rat von Warren Buffett: ignoriere die Makrofaktoren, konzentriere dich auf die Unternehmen!

Die Earnings Season ist beinahe vorüber, zuletzt hat NVIDIA saustark abgeliefert und Costco markiert Ende der Woche quasi den Schlusspunkt. Sie hat mehr gehalten als versprochen, denn bisher präsentierten 80 % der US-Unternehmen höhere Gewinne als vor einem Jahr und durchschnittlich liegt die Steigerung bei 8 %. Beeindruckend! Noch beeindruckender ist eine andere Zahl: der operative Cashflow von Microsoft, Meta Platforms, Alphabet, Amazon, Apple erreichte im 1. Quartal 2024 satte 116 Mrd. USD. Angesichts dieser Werte braucht man sich über Börsenrekordstände wirklich nicht zu wundern.

Aber natürlich läuft es nicht überall und für jeden rund. Viele Unternehmen leiden weiterhin unter den hohen Energiekosten und versuchen sich mit Preiserhöhungen über die Runden zu retten. Dabei scheint das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein, denn selbst Unternehmen, die in der Vergangenheit relativ einfach ihre Preise erhöhen konnten, verlieren nun Kunden. McDonald's und Starbucks sind nur zwei einer länger werdenden Liste, die im Preiskampf mit Wettbewerbern und der Konsumschwäche der Kunden Federn lassen müssen.

"Wir betrachten jede Aktie immer als ein Unternehmen. Wir versuchen nicht, die Märkte vorherzusagen. Es ist ein so einfacher, geradezu trügerischer, Ansatz" verrät Warren Buffett. Und es ist wirklich so einfach und in gewisser Weise mache ich es in meinem Investmentdepot genauso: ich setze auf Unternehmen, die ein starkes Geschäftsmodell haben, die sich an die neuen Herausforderungen gut anpassen und entsprechend reagieren können und dies in der Vergangenheit bereits bewiesen haben. Und dann lassen ich das Management seinen Job machen, während ich meinen erledige. Und der ist, mich nicht durch Panikattacken aus meinen Qualitätsunternehmen verscheuchen zu lassen. Suchen, kaufen, behalten. Mehr ist im Grunde nicht nötig für den überdurchschnittlichen Anlageerfolg. Naja, fast…

Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, Apple, Costco, Meta, Microsoft, NVIDIA auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

8 Kommentare:

  1. Im Grunde ist es tatsächlich relativ "einfach" wenn man die Nerven behält und sich nicht dauernd von irgendwas und irgendwem verrückt machen lässt. Ich selbst habe festgestellt dass je öfter man beispielsweise auf YT unterwegs ist und durch die unendlich vielen Kanäle bezüglich Aktien stöbert umso mehr wird man beeinflusst danach zu suchen ob es nicht doch tatsächlich etwas Besseres gibt als das was man im Depot hat. Dieser Wahnsinn hat fast schon Suchtpotential und ich könnte mir vorstellen dass besonders die jungen Anleger die erst anfangen sich mit Börse zu beschäftigen dafür besonders anfällig sind. Kommt dann noch ein - vermeintlich - "kostenloser" Neobroker ins Spiel ist der hemmungslosen Zockerei sowie dem permanenten Hin und Her Tür und Tor geöffnet.

    Deshalb ist so wichtig sich im Vorfeld genau und umfassend mit dem zu beschäftigen in was man investieren will und im Zweifel lieber mal eine Entscheidung vertagen als ruckzuck auf den "Buy-Button" zu drücken. Im Bereich Einzelaktien habe ich ausschließlich Unternehmen an Bord deren Geschäftsmodell ich komplett verstehe und die unverzichtbar sind. Teils existieren diese Firmen seit über 100 Jahren,mindestens aber seit 60 bis 70. Von Eisenbahn über Ent- und Versorger,Einzelhandel,Verteidigung,Medizintechnik zu Immobilien und Ratingagentur sowie Börsenbetreiber sind es 12 Unternehmen. Fokussiert und konzentriert und für all das Magnificent Gedöns und Tech Allerlei gibt es 2 ETF. Damit fühle ich mich sauwohl und bestens positioniert um dem nahen Ruhestand entspannt entgegen zu blicken.

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    1. Moin Michael,
      ich werde ja manchmal im weiteren Sinne auch zu den Finfluencern gezählt, trotzdem halte ich Finfluencer für eine echte und zunehmende Gefahr - eine Gefahr, nicht nur im Bereich Finanzen/Börse. Menschen mit wenig Erfahrung erzählen anderen, wie es läuft. Das kann gar nicht gut gehen. Und zumeist verdienen sie gar nicht mit "ihren Produkten" Geld, also Aktien, ETFs, Optionen, sondern überwiegend mit dem Verkauf ihrer Botschaft, als ihren Videos, Kursen, Werbung. Aber sie bedienen eben das richtige Medium für eine klickgeile Jugend und daher erreichen Fossile wie ich diese Zielgruppen gar nicht (mehr).

      Der Traum vom schnellen Reichtum, vom Konsum im Jetzt, egal wie man der bewerkstelligt, ist eine fatale Entwicklung. Von der man auf der anderen Seite durchaus profitieren kann, wenn man z.B. in die richtigen Marken investiert (LVMH ist da ja nur ein Beispiel, aber eben ein besonders gutes). Aber auch mit LVMH-Aktien wird man nicht schnell reich, sondern langsam. Einfach, relativ risikoarm, aber eben nicht schnell. Und das kommt in unserer immer schnelllebigeren Welt nicht als hippe Botschaft rüber, vor allem nicht bei den Jüngeren. Zu dumm...

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    2. Moin lieber Namensvetter - dem kann ich mich nur uneingeschränkt anschließen. LVMH ist auch bei mir vertreten und daher kann ich das total nachvollziehen mit dem "langsam" reich werden ;-) Als Finfluencer würde ich Dich jetzt nicht sehen,eher einen Botschafter des gewissenhaften Anlegens und Investierens aber wie auch immer - Jugend und Erfahrung kann natürlich nicht in einem Atemzug genannt werden,wie auch. Die Erfahrung(en) muss die junge Generation eben selbst machen und oft,sehr oft,tut sie ziemlich weh. Auch und gerade im Bereich Börse was sich zwar eventuell vermeiden ließe - auch aufgrund der vielen Möglichkeiten zu informieren die es zu unseren Jugendzeiten gar nicht gab. Da rannten noch die Händler übers Parkett und fuchtelten wie wild mit ihren Zetteln herum....;-) Aber es soll offenbar nicht sein und daher sollen alle die es wollen den Gurus dieser (Finanz)welt hinterher rennen - WIR machen derweil UNSER Ding und fahren ziemlich gut damit.

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  2. Derzeit macht es Spaß, ins Depot zu gucken. Ich habe konsequent in der schwachen Phase von zwischen 21 und 23 zugekauft. Das Depot war stets im roten Bereich und hat nicht wirklich motiviert. Das hat sich im letzten halben Jahr geändert und viele Aktien, die zweistellig im Minus lagen, sind jetzt zwei- und dreistellig im Plus:
    Costco, Linde, TSMC… Dickschiffe, die Stabilität bringen.
    Die dt. Rohstoff, Mutares, Ionos oder Kion lassen auch den deutschen Anteil derzeit gut aussehen.
    Hypoport (danke Michael :D), Open Door oder Pure Storage sind volatiler, haben dafür aber auch hohe grüne Prozentzahlen im Depot.

    In einem anderen Kommentar habe ich es bereits anklingen lassen, dass ich den Ansatz von Tim Schäfer gut finde. Ich verkaufe nur noch, wenn ich für eine Aktie langfristig sehr pessimistisch bin oder Geld brauche. Bei Him&Hers hat es mich diese Woche dann aber doch in den Fingern gejuckt Gewinne mitzunehmen, aber ein Wiedereinstieg ist so schwierig… Bei Siemens Energy habe ich kleine Gewinne mitgenommen und keinen Einstieg mehr gefunden …

    Wo siehst du demnächst gute Chancen zum Aufstocken oder einsteigen?
    Was hältst du von Hugo Boss, Boeing, Starbucks oder Johnson &Johnson? Alle sind nicht so gut gelaufen, haben m.M.n. langfristig aber gutes Potenzial.
    Bei welchen Kursen würdest du Blackstone, KKR und Apollo nochmal aufstocken?

    LG und einen schönen Sonntag
    Florian

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    1. Moin Florian,
      von Modeaktien halte ich mich fern; ich habe nie verstanden, wie Menschen ernsthaft von besonderen Qualitätsmerkmalen und dauerhaften Burggräben reden können, wenn der nächste Typ mit einer Schere die nächste In-Kreation erschaffen kann. Under Armour war der Hit, dann nicht mehr. Nun ist es diese Jogginghosenfirm Lululemon, wo jeder behauptet, diese Teile könnten quasi den Weltfrieden herstellen oder Krebs heilen oder Elon Musk vom Kiffen abhalten. Sensationell - bis der nächste Spuk aus der Kiste kommt. Nein danke (also auch zu Hugo Boss).

      Johnson & Johnson ist für mich ein No Go - wegen Teflon und wie sie die Menschen jahrzehntelang belogen und in Krebsleiden geschickt haben. Sie stellen sich bis heute nicht ihrer Verantwortung und mit solchen Menschen/Firmen will ich nichts zu tun haben. Gibt einen ziemlich erschütternden Film darüber mit Mark Ruffalo.

      Boeing ist eine Katastrofenfirma und Buffett warnte einst, es gäbe niemals nur eine Kakerlake in der Küche. Bei Boeing kommen alle paar Wochen die nächsten hervorgekrochen und da würde ich niemals Geld investieren - solange diese grundsätzlichen Probleme nicht konsequent behoben worden sind. Boing ist eine Fehlkonstruktion, so wie es General Electric war.

      Um Starbucks drehte sich mein jüngster Aktien Report, der Ende nächster Woche dann hier im Blog erscheint. Spoiler: Kein Kauf für mich.

      Und dann noch die Frage, bei welchen Kursen ich KKR, Blackstone, Apollo kaufen würde? Das ist die falsche Frage, finde ich, denn die drei werden absehbar in den nächsten drei, fünf und wohl auch zehn Jahren viel mehr AuM generieren, viel mehr Fees generieren und damit viel mehr Geld verdienen. Die richtige Frage müsste als lauten: bei welchen Kursen würde ich KKR, Blackstone, Apollo nicht mehr kaufen. Und bisher habe ich darauf keine Antwort; die drei sind für mich ähnlich "immer kaufbar" wie Costco. Sofern man nicht auf schnell, kurzfristige Kursgewinne abzielt, sondern den Unternehmen und deren Aktien etwas zeit mitgibt, um sich zu entwickeln. Ach so, falls ich es noch nicht erwähnt habe: die vier Aktien sind meine vier größten Positionen im Depot. Schon länger und ziemlich erfolgreich. ;-)

      P.S.: Gewinne mitzunehmen, nur weil eine Aktie stark gestiegen ist, ist eigentlich immer ein Fehler - sagt Warren Buffett. Und auch Chuck Akre, wie ich ja eben erst wieder beleuchtet habe in "die Kunst, nicht zu verkaufen".

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  3. Danke für die Antworten.
    Ich bin auf deinen Starbucks-Artikel gespannt :)

    Bei Hugo Boss spekuliere ich bewusst auf einen Erfolg bei der Kooperation mit Beckham. Das vor dem Hintergrund , dass der aktuelle CEO einen guten Job macht und die Marke bei den jüngeren Generationen via Influencer erfolgreich etabliert hat. Anekdotisch dann noch die Beobachtung, dass die Marke Hugo in meinem privaten und nicht sehr social-media-affinen Umfeld bei mehreren Personen gut ankommt.

    Bei Boeing denke ich, dass es (sehr) langfristig ein Umdenken und Neupositionieren gibt. Airbus wird nicht ewig Boeing dominieren und die Skandale werden (hoffentlich) bald durch sein. Wenn sie ihre Küche dann mal komplett gereinigt haben, um im Bild zu bleiben, kommt auch der Erfolg zurück. Ich gehe deshalb über eine längeren Zeitraum nach und nach mit einem kleinen Sparplan rein. Das einzige Risiko, dass ich sehe und akzeptiere, ist eine Insolvenz wie bei General Motors 2009.

    Das mit dem Teflon wusste ich nicht. Wie heißt die doku? Ich finde auf die Schnelle am Handy nur viele Artikel zu Boris Johnson und Mark :D

    VG
    Florian

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    1. Solche Anekdoten würde ich immer hoch einschätzen. Private und berufliche Erfahrung mit börsennotierten Firmen sind immer gut. Eine Boeing habe ich noch nie gekauft.

      Mode ist aber Mode, ob auf den Schuhen zur Zeit drei Streifen oder ein dicker Strich sein muss, keine Ahnung. Mein aktuell favoriserter Schneider hat gar kein Logo auf seiner Bekleidung, ich laufe anonym durch die Gegend.

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    2. Der Film heißt "Vergiftete Wahrheit" (Originaltitel: Dark Waters), Florian. Meine Erinnerung trog allerdings, es ging um DuPont/Dow Chemical, nicht um Johnson & Johnson. JNJ ist für mich ein NoGo, weil die so viele Skandale am Hut haben/hatten und da auch kein Einsehen war und sie sich der Verantwortung entzogen haben (Teilbankrott, um Schadensersatzansprüche abzubügeln). Ich halte es hier mit Warren Buffett: "Mit schlechten Leuten macht man keine guten Geschäfte".

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