Freitag, 31. Mai 2024

Texas Pacific Land Corp im Earnings Quickcheck Q1/24: Des Landlords fette Beute

In meinen "Earnings-Quickchecks" schaue ich mir die aktuellen Geschäftszahlen der Unternehmen an und unterziehe sie einem kurzen Abgleich mit meinem Investmentcase.

Die Texas and Pacific Railway Co. bekam vor rund 150 Jahren Land vom Staat, um eine Eisenbahn von Texas nach Kalifornien zu bauen. Damit ging man in den 1880er Jahren Bankrott und die Aktionäre sowie die Anleihegläubiger verloren ihr Geld. Wegen des damals beginnenden Öl-Booms wurden die Ländereien in einen Trust überführt und aus dem Verkauf der Flächen sollten die Gläubiger befriedigt werden. Inzwischen ist Texas Pacific Land eine normale Company und hält weiter große Flächen im öl- und gasreichen 'Permian Basin' in Texas. Und verdient sich seit Jahren eine goldene Nase.

Das Unternehmen haben wir uns in den letzten Jahren bereits mehrfach angesehen und vor etwa einem Jahr stand der Kurs bei rund 1.350 USD - heute steht er mit etwas mehr als 600 USD deutlich höher. Richtig gelesen, denn zwischenzeitlich gab es einen Aktiensplit, so dass man nun drei statt einer Aktie im Depot hat, womit der Kurs splitbereinigt vor einem Jahr bei 450 USD gelegen hätte. Ein Zuwachs von gut 35 % kann sich sehen lassen und ist natürlich auch auf das erhöhte Preisniveau beim Öl zurückzuführen.
Die Energiewende ist in vollem Gange und immer mehr Geld wird in den GreenTech-Sektor gepumpt, während Öl- und Gas für tot erklärt wurden. In der Realität steigt die Öl-Nachfrage jedoch weiter an und wird noch viele Jahre auf hohem Niveau bleiben. Texas Pacific Land profitiert daran, allerdings nicht durch die Exploration und Förderung von Öl und Gas, sondern man kassiert schlicht sog. 'Royalties': man lässt andere Unternehmen auf seinem Land Öl und Gas fördern und erhält dafür einen Anteil am Umsatz. Das ist ein tolles Geschäftsmodell, denn es erfordert wenig eigenes Geld, spielt aber ordentliche Cashflows ein mit hohen Margen. Die von der Fördermenge und dem Marktpreis abhängen und damit durchaus zyklischen Schwankungen unterliegt.

Beim Hydraulic Fracturing wird unter hohem Druck ein mit Spezialchemikalien versetztes Wasser-Sand-Gemisch ins Schiefergestein gepresst und spült dabei die diffusen Öl- und Gasvorkommen mit ans Tageslicht. Zurück bleibt eine ungenießbare, teilweise giftige Brühe und zwar etwa viermal so viel wie an Öl gefördert wird. Texas Pacific Land hat aus der Not eine Tugend gemacht und engagiert sich inzwischen in der Wasserversorgung und –aufbereitung. Man baut eine eigene Wasserversorgung für die Fördergebiete auf und verkauft den Explorern das benötigte Wasser. Anschließend übernimmt man das verunreinigte Wasser und bereitet es wieder auf. Dieser letzte Schritt ist noch in der Entwicklung, aber die Perspektiven sind enorm: in der texanischen Wüste ist Wasser Mangelware und wenn es gereinigt ist, dann steht es für Landwirtschaft und andere Zwecke zur Verfügung. So kann dem Wüstensand eine weitere Verwendung abgerungen werden, die langfristig Nutzen und Erträge abwirft. TPL ist diesbezüglich wirklich einfallsreich, wie auch die vielen Projekte für Wind- und Solaranlagen belegen, die auf seinem Land entstehen.

Starke Ergebnisse

Im 1. Quartal erzielte TPL einen Umsatz von 174,1 Mio. USD, einschließlich eines Rekordumsatzes im Wassergeschäft von 62,7 Mio. Der Umsatz liegt damit um 4 % über dem des Vorquartals, aber eben auch 19 % über dem Vorjahreswert.

Quelle: TPL Company Presentation
Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) lag bei 152,0 Mio. USD, der freie Cashflow bei 114,5 Mio. und der Nettogewinn bei 114,4 Mio USD bzw. 4,97 USD je Aktie. Der freie Cashflow stieg dabei im Vergleich zum Vorjahr um 30 % und wurde vor allem durch die gestiegenen Einnahmen aus den Royalties und das deutlich wachsende Wasserbusiness gespeist. Denn im 1. Quartal legten vor allem die Nicht-Öl-Geschäfte besonders stark zu und so stiegen allein die Wasserverkäufe von 22 Mio. auf 37 Mio. USD Umsatz an. Besonderer Clou: TPL ist schuldenfrei und bezahlt die Zukunftsinvestitionen aus dem Cashflow. Das begrenzt auch das Risiko.

Gleichzeitig hat man im 1. Quartal für 10,3 Mio. USD eigene Aktien zurückgekauft und eine Dividende von 1,17 USD je Aktie ausgekehrt. Die Dividendenrendite bleibt mit 0,75 % kaum erwähnenswert, aber das liegt vor allem an den starken Kurssteigerungen, denn die Dividende wird seit 19 Jahren gesteigert und das in den letzten 5 Jahren immerhin um durchschnittlich 66 % pro Jahr. Texas Pacific Land ist damit ein echt starker Dividendenwachstumswert und kann gleich mehrfach punkten.

Meine Einschätzung

Quelle: wallstreet-online.de
Texas Pacific Land war und ist eine lohnenswerte Depotbeimischung - trotz der optisch hohen Bewertung, die allerdings gut zu den üppigen Bruttomargen passt, die dieses 'Asset-light-Business' einspielt.

Der Chart über die letzten drei Jahre haut jetzt nicht wirklich vom Hocker; allerdings erfolgte die Umfirmierung vom Trust zur C-Corp erst 2021 und damit ging eine geänderte Börsennotiz einher; die starken Wert- und Kurssteigerungen aus den vorangegangenen Jahren werden daher leicht übersehen und lassen diese Super-Aktie wie gewöhnlichen Durchschnitt aussehen. Weit gefehlt! Zudem ist auch eine Kursverdopplung innerhalb von drei Jahren ja durchaus aussagekräftig... ツ

Disclaimer: Habe Texas Pacific Land auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Sehr interessanter Beitrag. Ich habe TPL schon länger auf meiner Watchlist und würde ganz gerne meine aktuelle Shell Position durch TPL ersetzen.
    Könntest Du allerdings mit deinem Fachwissen erklären, warum genau man eine Umfirmierung zur C-Corp durchgeführt hat und was das für Aktionäre bedeutet?

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    1. Texas Pacific Land war über 100 Jahre lang ein Trust. Da gab es keinen Vorstand sondern ein Exekutivkomitee, das die Geschäfte führte, dessen Mitglieder auf Lebenszeit bestellt wurden und damit kaum einer Kontrolle unterlagen . Das hat zu erheblichen Streitereien geführt, weil viele Aktionäre der Meinung waren, sie wären nur am eigenen Auskommen interessiert und nicht an der bestmöglichen Entwicklung des Unternehmens. Der größte Aktionär hatte trotz Stimmrechtsmehrheiten auf der Hauptversammlung ebenfalls kaum/wenig EInflussmöglichkeiten.

      Als Kompromiss aus Rechtsstreitigkeiten hat man sich irgendwann - gemeinsam - entschieden, den Trust in eine normale Rechtsform zu überführen. Es gibt nun einen Vorstand und einen Aufsichtsrat - und eine Vereinbarung zwischen Vorstand/Unternehmen und dem größten Aktionär, dass dieser in bestimmten Themenfeldern bei strategisch wichtigen Entscheidungen nicht gegen den Management-Vorschlag stimmt. Aber auch das hat den letzten großen (Rechts-)streit nicht verhindert, bei dem es um die Schaffung von frischem genehmigten Eigenkapital ging - der Großaktionär hatte die Befürchtung, TPL würde mit den neuen Regelungen viele neue Aktien ausgeben können und diese für sinnlose/überteuerte Akquisitionen verwenden oder für Optionsprogramme für den Vorstand. Das Gericht hat aber dem TPL-Management Recht gegeben, der Großaktionär hätte der Regelung vereinbarungsgemäß zustimmen müssen. Sie ist nun also in Kraft. Aber... TPL hat vorgeschlagen, dass das Board (der Aufsichtsrat) ein Komitee einrichtet, das Fusionen/Übernahmen aussucht/bewertet und dass der Chef des Großaktionärs Vorsitzender des Komitees wird. Also auch hier versucht man, die teilweise verschiedenen Ansichten in Einklang zu bringen und das empfinde ich als positiv.

      Insgesamt kann man sagen, dass Aktionäre mit der heutigen "normalen" Rechtsform deutlich besser fahren als mit der ursprünglichen-Trust-Konstruktion, wo sie de facto recht- und machtlos waren.

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