Sonntag, 19. Mai 2024

Kissigs Börsentheater: Tim Schäfer meint wirklich, mit Private Equity lasse sich mehr Geld verdienen als mit Aktien

Finanzinvestoren haben keinen guten Ruf, obwohl sie ihr Geschäftsgebaren längst vom 'Corporate Raider 'zum 'Corporate Partner' gewandelt haben. Sie finanzieren keine feindliche Übernahmen mehr, sondern stellen Unternehmen Fremd- und Eigenkapital zur Verfügung, damit diese ihr Wachstum finanzieren können. 'Private Equity' hat damit die Rolle übernommen, die die Banken im Zeitalter der Industrialisierung übernommen haben und dem sie heute kaum noch nachkommen (können). Das kann man beklagen, aber das bringt wenig. Und man kann sich der Situation stellen und daraus seine Schlüsse - und Vorteile - ziehen.
"Mit Private Equity lässt sich mehr Geld verdienen als mit Aktien. Deshalb investieren hier die großen Stiftungen und Pensionskassen."
(Tim Schäfer, 2024)
Das ist gar nicht so schwer, seit viele der größten und erfolgreichsten Finanzinvestoren selbst als börsengehandelte Aktiengesellschaften firmieren. Man muss nicht in Private Equity-Fonds investieren, man muss ihnen keine Millionen zum Verwalten anvertrauen, man kann ganz einfach Miteigentümer an ihnen werden und so an ihren Erfolgen teilhaben. Und nun gibt es einen Faktor, der den Finanzinvestoren bzw. Alternativen Asset Managern zusätzlich in die Karten spielt: Die meisten Unternehmen befinden sich in privater Hand und nur ein Bruchteil ist an der Börse gelistet. Aldi, Lidl, Dr. Oetker, Trigema sind nur einige der bekanntesten deutschen Unternehmen, die ihre Eigentümer zu Milliardären gemacht haben, an denen Anleger aber nicht Miteigentümer durch den Kauf von Aktien werden können. Finanzinvestoren hingegen haben den Zugang zu ihnen, daher bieten sich ihnen noch interessantere Möglichkeiten zum Investieren.

Zudem agieren die Finanzinvestoren über viele Anlageklassen hinweg und global. Als Privatanleger hat man kaum die Expertise, um adäquat bewerten zu könne, ob gerade Aktien, Anleihen, Kryptowährungen, Rohstoffe oder Kunst die aussichtsreichste Anlageform sind und ob man in China, Indien, Angola, Bolivien oder Deutschland investieren sollte. Apollo Global Management, Blackstone, KKR beschäftigen viele Experten, die hier die aussichtsreichsten Assets und Regionen herauspicken und das seit Jahr(zehnt)en erfolgreich. Ebenso Ares Management, Brookfield oder das soeben an die Börse gegangene schwedische PE-Powerhouse EQT.

Deshalb setzen vermögende Adressen, die das ihnen anvertraute Geld sicher und renditestark investieren müssen, auf Alternative Asset Manager. Jeder von uns kann das ebenfalls. Und aus meiner Sicht sollte man das auch - durch den Kauf von deren Aktien...

Disclaimer: Habe Apollo, Blackstone, KKR auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

6 Kommentare:

  1. Ich glaube, da muss man etwas unterscheiden zwischen einer Investition in Private Equity und der Investition in ein Unternehmen, welches damit Geld verdient, dass andere in Private Equity investieren. Die genannten Unternehmen sind sicher eine gute Investitionsmöglichkeit, wie auch z. B. Partners Group oder 3i. Aber deren Produkte sind nicht immer erfolgreich, siehe auch die Probleme der Rücknahme bei Blackstones Immobilienfonds. Man kommt nicht an sein Geld ran.

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    1. Das stimmt, ich investiere ausschließlich in die PE-Firmen, nicht in ihre Produkte. Geschlossene Fonds sind immer mit Risiken verbunden und auf sog. 'offene' Fonds sind nur solange 'offen', wie sie ihre Assets schnell und in ausreichender Form zu Geld machen können, wenn Investoren ihr Geld abziehen wollen. In Deutschland haben viele Anleger diese Erfahrung vor 15 Jahren in der Globalen Finanzkrise gemacht, als die 'offenen' Immobilienfonds ihre Pforten schließen mussten und die Anleger oft viele Jahre lang auf die Rückzahlung ihres Geldes warten mussten, während die Fonds abgewickelt wurden und ihre Immobilien verkauft haben. Am Ende oft mit hohen Wertabschlägen, so dass die Anleger viel weniger Geld herausbekamen, als sie mal eingezahlt hatten. Nicht alle Investments zahlen sich aus, das wird immer so sein. Deshalb setze ich auf die Asset Manager, die mit dem Investieren und Betreuen der Investorengelder Geld verdienen.

      Zum den Blackstone-Fonds: der BREIT zahlt durchaus Anlegergelder zurück, er bedient nur eben nicht immer alle in voller Höhe. Das ist eine der (sinnvollen) Lehren aus der Globalen Finanzkrise, dass man die Rückzahlung pro Monat auf einen bestimmten Prozentanteil des Fondsvermögens beschränkt. So wird verhindert, dass der Fonds seine relativ illiquiden Assets ggf. zu Schleuderpreisen auf den Markt werfen muss, (nur) weil sich mal wieder eine Anlegerpanik breit macht. Sow wie vor einem Jahr, als es ganz überwiegend chinesische Anleger waren, die Kasse machen wollten wegen der abstürzenden chinesischen Börse und der dortigen Immobilienpleiten - die brauchten schlicht Geld 'zuhause' und haben damit einen kleinen Run auf den BREIT ausgelöst, weil sich dessen Anteile vergleichsweise solide hielten und daher zum bevorzugten Ziel für Verkaufswünsche wurden. Die Panikattacke ist vorüber und schon seit Monaten erfüllt der BREIT wieder alle Rückzahlungswünsche (die sich deutlich reduziert haben). Aber ich stimme dir zu, dass man bei geschlossenen Fonds immer das Risiko mit einkalkulieren muss, ob es um Immobilien, Flugzeuge, Schiffe oder Infrastruktur geht. Alles Langzeitinvestments, die sich mit kurzfristigen Renditeerwartungen nicht vertragen, wenn's mal etwas ruckeliger in Wirtschaft oder an der Börse wird...

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  2. Hallo Michael,

    kannst Du mal eine kurze Einschätzung zu Hypoport SE geben?
    War wieder einmal zu zögerlich und mittlerweile bei 103 % angekommen.

    Beste Grüße

    Reiner

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  3. "Apollo Global Management, Blackstone, KKR beschäftigen viele Experten, die hier die aussichtsreichsten Assets und Regionen herauspicken und das seit Jahr(zehnt)en erfolgreich."

    Das scheiben sich aktive Fonds auch auf die Fahnen. Folgt jetzt ein diesbezüglicher Paradigmenwechsel?

    Im Ernst: Von den Alternativen Assetmanagern bin ich mittlerweile auch sehr überzeugt. Das einzige, was mich an ihnen stört, ist ihre geringe Anzahl in meinem Depot.

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    1. Ja, viele sind als "Me-too" unterwegs, aber man muss eben auch erfolgreich sein. Auch KKR, Blackstone, Apollo landen nicht nur Treffer, auch ihre Themenfonds spielen zuweilen zu wenig Rendite ein, aber sie haben eben seit 20, 30 Jahren einen sehr starken Trackrecord über alle Sparten hinweg und sich mit ihrem Namen einen Burggraben geschaffen. Unternehmen, die über Jahre und Jahrzehnte mit fast 20 % wachsen, sind selten und man sollte auf sie setzen, solange es kaum Anzeichen dafür gibt, dass ihre Erfolgsstrecke auf das Ende zusteuert oder schon dauerhaft gerissen ist. Deswegen habe ich genau diese drei Finanzinvestoren im Depot. Und natürlich Costco. Aber das ist eine andere (Erfolgs-)geschichte. ;-)

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  4. Ein Kommentar zum "schwedischen PE-Powerhouse EQT" , die sind zwar erst vor Kürzerem an die Börse gebracht worden, aber der Mehrheitseigner Investor AB ist schon sehr lange an der Börse. Und diese besitzen wiederum auch sehr spannende Beteiligungen, die nicht börsennotiert sind.

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