Freitag, 22. Dezember 2017

Wie Business Development Companies von der US-Steuerreform profitieren

Donald Trump hat es geschafft: endlich konnte er eines seiner angekündigten Wahlversprechen einlösen und seine Unterschrift unter die Steuerreform setzen. Dieses gilt als massivstes Steuersenkungsprogramm seit 30 Jahren, als Ronald Reagan mit einem ähnlichen Ruck die "Reagonomics" einleitete. Man kann dazu stehen, wie man will, ein Blick auf den Verlauf der Börsenkurse zwischen 1982 und 1990 spricht eine klare Sprache. Und Bill Clinton konnte dann auch die mittelfristigen Erfolge dieser Steuerreform einheimsen und Überschuss in der US-Bilanz vorweisen. Angesichts des jährlichen Billionen-Defizits, an das wir uns seit George W. Bush schon gewöhnt haben, ein wahrer Lichtpunkt.

Nun wird also der Körperschaftssteuersatz von 35% auf 21% gesenkt und davon profitieren vor allem Unternehmen, die in den USA produzieren und ihre Waren und Dienstleistungen anbieten. Wie Versicherungen, Eisenbahngesellschaften, Banken. Doch abseits der großen Konzerne werden vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen in den USA profitieren, denn diese sind zumeist weniger international aufgestellt. Damit tätigen sie viel stärker rein inländische Geschäfte und sie haben gar nicht die Möglichkeiten gehabt, internationale Strukturen aufzubauen, die ihnen eine Steueroptimierung erlaubt hätte. Wie die schon länger dies bezüglich in der Kritik stehenden Tech-Riesen Alphabet (Google), Facebook oder Amazon, die ihre Gewinne so verschieben, dass sie zumeist in Steueroasen anfallen, während sie ihre Geschäfte ganz überwiegend in den höher besteuerten Ländern, wie Deutschland, tätigen.

Aus diesem Grund weisen kleine und mittlere Unternehmen einen deutlich höheren durchschnittlichen Steuersatz auf als die international tätigen Konzerne und da Steuersenkungen nur denen zugute kommen, die Steuern zahlen, werden die kleinen Unternehmen überdurchschnittlich stark entlastet.


Deshalb profitieren auch BDCs
Eine Business Development Company (BDC) ist ein in den USA tätiger Finanzinvestor für kleine und mittlere nicht-börsennotierte Unternehmen. BDCs stellen etablierten Unternehmen sowie Startups Kapital zur Verfügung, entweder in Form von Eigenkapital, so dass die BDC Miteigentümerin wird, oder durch Fremdkapitalhingabe als nachrangige Kredittitel mit niedrigerem Investment-Grade ("Private Debt") oder als sog. Collateralized Loan Obligations (CLO), also verbriefte Unternehmenskredite. Dabei vergeben BDCs ihre Mittel traditionell an kleinere und weniger beachtete Unternehmen, die eine geringere Bonität aufweisen und daher auch höhere Finanzierungskosten akzeptieren (müssen). Diese Unternehmen können sich nicht so leicht über Anleihen und/oder Bankkredite finanzieren und greifen daher gerne auf Eigen- oder Fremdkapitalgaben von BDCs zurück.

BDCs profitieren daher gleich doppelt von der Trump'schen Steuerreform. Direkt, weil sie selbst Steuerzahler sind und sich ihre Steuerlast nun reduzieren wird. Und indirekt, weil ihre Kunden, an die sie Kredite oder Eigenkapital ausgegeben haben, weniger Steuern zahlen werden und somit tendenziell höhere Gewinne ausweisen werden.

Hinzu kommt, dass auch die Steuersätze für Privatleute gesenkt werden und somit der Durchschnittsamerikaner mehr Geld für Konsum zur Verfügung haben sollte. Was eine größere Nachfrage bedeutet und damit bessere Geschäfte für die in den USA tätigen Unternehmen.

Als drittes profitieren BDCs indirekt dadurch, dass die Gewinne der Unternehmen, denen sie Geld zur Verfügung gestellt haben, steigen und somit deren Insolvenzrisiko sinkt. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg von BDCs ist nicht nur die Höhe der Zinszahlungen, die sie einnehmen, sondern auch, ob ihre Engagements werthaltig sind. Kommt es öfter und verstärkt zu Kreditausfällen, sinkt der NAV (Buchwert) und das Operative Einkommen (Net Investments Income, NIi), aus dem sich die Dividenden der BDCs für ihre eigenen Aktionäre speisen. Dividendenkürzungen und Kursstürze sind die Folge. Im Umkehrschluss führt ein reduziertes Ausfallrisiko also zu einem tendenziell besser abgesicherten NAV und damit zu potenziellem Kurspotenzial bei den BDCs. Und diese werden zusätzlich noch profitieren, wenn die Zinsen (langsam) weiter steigen, da sie überwiegend variabel verzinste Kredite vergeben haben, während ihre eigenen Fremdfinanzierungen überwiegend mit festen Zinssätzen abgeschlossen wurden. Oder in Form von Anleihen. Und ein Anziehen der US-Konjunktur dank gesteigerter Nachfrage dürfte die Inflation anziehen lassen und somit zu weiter steigenden Zinsen führen.

Alles in allem also ziemlich gute Aussichten für den gesamten BDC-Sektor, woraus sich im nächsten Jahr zusätzliches Kurspotenzial ergeben dürfte. Ich fühle mich mit meinem Dividendendepot und den darin enthaltenen BDCs daher ziemlich wohl...

7 Kommentare:

  1. Hallo Michael, wichtig wird aber auch die Frage sein, welche Auswirkungen die Steuerreform auf die Steuergesetzgebung in Europa haben wird (müssen). Und dann was dies für den Wechselkurs USD/EUR bedeutet. Man schaue sich etwa neben dem Chart die Rendite in USD oder in EUR z.B. hier an:
    https://www.justetf.com/de/etf-profile.html?isin=IE00B2QWCY14
    Viele Grüße,
    Martin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Gut möglich, dass nun weltweit ein Umsteuern bzgl. der Unternehmenssteuern einsetzt und alle Länder sich den neuen Regeln der USA gewissermaßen anpassen. Eine Besteuerung nicht mehr nach dem Sitz des Unternehmens, sondern nach dem Prinzip des erzielten Umsatzes/Gewinns strebt die EU ja schon bei den großer Internetkonzernen an. Sollten hier andere Länder reagieren, hätte das natürlich Auswirkungen. Auf deren Unternehmen und ggf. auf international tätige Konzerne. Auf US-Unternehmen, die hauptsächlich in den USA tätig sind und/oder auf BDCs wohl eher wenig bis gar nicht.

      Was den Dollar-Wechselkurs angeht, so ist der für Investments in US-Werte natürlich immer ein großer Einflussfaktor. Den Verlauf des Wechselkurses vorauszusagen und (alleine) davon seine Investmententscheidungen abhängig zu machen, erscheint mir kaum geeignet. Ich lasse es daher...

      Löschen
  2. Hallo Michael. Welche bdc kannst du mir ans Herz legen?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Dieter,
      das ist eine etwas undankbare Frage. ;-) BDCs sind ja nicht ganz risikolos und man sollte sie daher eher als Depotbeimischung betrachten, nicht als alleiniges Investment. Und dann sollte man auch nicht alles auf eine Karte/BDC setzen, da sie alle ihre Besonderheiten aufweisen. Zuletzt kommt es auf Deine persönliche Risikoneigung an, welche BDC für Dich am ehesten geeignet ist.

      Die qualitativ beste BDC ist MAIN, allerdings weist sie ein sehr hohes Aufgeld auf den NAV von über 75% aus und eine vergleichsweise niedrige Dividendenrendite. Fast ebenso solide, dafür etwas weniger teuer, ist TSLX. Und auch GSBD ist interessant; beide habe ich in meinem Dividendendepot übergewichtet.

      Spekulativer ist GAIN - und die sind die letzte Zeit auch sehr gut gelaufen, während der BDC-Markt insgesamt um einige Prozentpunkte korrigiert hat. GAIN ist meine größte Position im Dividendendepot.

      Eher langweilig, aber grundsolide, ist NMFC. Die Kursausschläge halten sich in Grenzen, dafür wird seit der Steinzeit die gleiche Quartalsdividende ausgeschüttet, die auch stets in dieser Höhe verdient wurde. Hier sind kaum Überraschungen zu erwarten. Im Fußball hätte man dies früher wohl als Vorstopper bezeichnet, heute als defensiven Sechser.

      Deutlich mehr Pepp weist AINV auf mit 10% Dividendenrendite, wobei das NII (noch) nicht die Dividendenausschüttungen abdeckt. Hier besteht folglich das Risiko, dass es zu einer Dividendenkürzung kommen kann, weil ein solcher Zustand nicht ewig so weitergehen kann. Andererseits hat man mit American Capital einen echt großen Brocken übernommen und desinvestiert deren minderwertiges Portfolio weitgehend und tauscht es in rentierlichere Assets. Hierbei ist man auf einem guten Weg; das NII steigt also tendenziell an. Kapital ist genug vorhanden, auch wegen der Portfoliobereinigungen, daher halte ich einen Dividenden-Cut für unwahrscheinlich. Ich habe AINV direkt nach der letzten Dividendenausschüttung (Ex-Dividendentag war in dieser Woche) weiter aufgestockt und sie ist nun die nach GAIN die zweitgrößte Position in meinem Dividendendepot.

      Ich denke, bei diesen BDCs wirst Du fündig und kannst Dir Deine(n) Favoriten herauspicken. Zu den meisten Werten habe ich die letzten Wochen etwas geschrieben; einfach mal ganz ans Ende der Seite scrollen und bei den Labels nach den Namen/Kürzeln suchen.

      Du hast also immer noch die Qual der Wahl. ;-) Ich wünsche Dir ein gutes Händchen bei der Auswahl...

      Löschen
  3. Hallo Michael,
    wenn ich es richtig verstehe hat NMFC am 5.2. eine Art Kapitalerhöhung gemacht. Zeitpunkt sicher nicht so glücklich, aber wenn ich mich richtig erinnere siehst Du dies bei den BDCs eher positiv.
    Beste Grüße Arne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Was Bedeutet die Kapitalerhöhung den genauer?

      Löschen
  4. Bin nur ein kleines "Börsen-Licht" lese aber hier und anderswo mit und meine bei BDCs würde mehr Kapital mehr Geschäftsaktivität bedeuten. Bei einer normalen Aktie bedeutet eine Kapitalerhöhung, der Gewinn muss durch mehr Aktien geteilt werden und der Kapitalbedarf deutet auf Schieflagen bei der Aktiengesellschaft hin-meistens;-)
    Grüße Arne

    AntwortenLöschen