Mittwoch, 12. Mai 2021

Softbank Group erzielt größten Jahresgewinn eines japanischen Unternehmens aller Zeiten

Venture Capital-Spezialist Softbank Group hat Zahlen für sein abgelaufenes Geschäftsjahr 2020/21 vorgelegt, das am 31. März endete. Und die waren bombastisch, anders kann man das nicht ausdrücken!

Satte 4,99 Billionen Yen, das entspricht €37,8 Mrd., verbuchte Softbank Group als Nettogewinn und übertraf damit den bisherigen Spitzenreiter Toyota, der 2018 einen Gewinn von 2,5 Billionen Yen erzielt hatte.

Maßgeblich zu diesem Erfolg trug die sehr gute Börsenstimmung für Technologie- und Wachstumsunternehmen bei, denn Softbank Group hat direkt und indirekt über seine Vision Funds frühzeitig Milliarden in aufstrebende Startups investiert und konnte gerade im letzten Geschäftsjahr bei vielen reiche Ernte einfahren. Nicht nur in Form von (unrealisierten)  Kurssteigerungen, sondern auch als erzielte Gewinne durch Verkäufe von Beteiligungen oder deren Börsengang. Der Erfolg wird dabei begleitet von neuen Investments, zweistelligen milliardenschweren Aktienrückkäufen - und einer Dividendenzahlung...

Schauen wir auf ein paar Highlights aus dem Geschäftsjahr 2020/21.

Einen großen Gewinn fuhr man mit dem Verkauf von Alibaba-Anteilen ein. Beim damals unbekannten Startup Alibaba war Softbank im Jahr 2000 für $20 Mio. mit 29,5% eingestiegen. Nach dem Teilverkauf hält Softbank jetzt noch rund 26% an Chinas führendem Internetpowerhouse und dieser Anteil alleine ist $156 Mrd. bzw. €128,5 Mrd. wert.

SoftBank verzeichnete außerdem Gewinne in Höhe von 945,9 Mrd. Yen aus dem Verkauf seiner Mehrheitsbeteiligung an dem US-Telekommunikationsunternehmen Sprint an T-Mobile, die US-Tochter der Deutschen Telekom.

Zu einer Erfolgsgeschichte wurde auch der Vision Funds 1, für den Softbank vor Jahren mehr als $100 Mrd. eingeworben hatte (und woran man selbst 25% hält). Hier profitiert Softbank also doppelt: von den Provisionen und vom Wertzuwachs bzw. den Verkaufsgewinnen.

Erfolgreiche Börsengänge aus dem Vision Funds 1, bei denen Softbank sein eingesetztes Kapital vervielfachte, gab es u.a. bei Doordash (x16,8), bei Opendoor (x4,4) bei Auto1 (x3,4), Slack (x3,0) - und selbst beim "Katastropheninvestment" Uber liegt man inzwischen weit im Plus.

Des Weiteren hat Softbank Mitte Dezember ihre Beteiligung Boston Dynamics an Hyundai verkauft und den Einsatz verelffacht. Noch größere Aufmerksamkeit erzielte das IPO von Coupang, eines der führenden Onlinehandelsunternehmen Südkoreas. 2015 investierte Softbank 1 Mrd. (Bewertung damals: $5 Mrd.), dann der 2018 der Vision Funds $2 Mrd. (Bewertung damals: $9 Mrd.) und vor dem IPO hielt der Vision Funds 37% der Anteile. Aktuell wird Coupang mit $61 Mrd. bzw. €51 Mrd. für den SVF1 eine Versechsfachung des Kapitals innerhalb weniger Jahre; der Bewertungsgewinn für Softbank lag bei 2,6 Billionen Yen, also rund €19,7 Mrd.

Zur Zeit strebt Grab, das "Uber Asiens", an die Börse und zwar durch die Fusion mit dem SPAC Altimeter Growth Corp. für eine Bewertung von fast $40 Mrd. Nach dem Börsengang wird Grab etwa $4,5 Mrd. an Barmitteln erhalten, die über ein Private Investment in Public Equity Arrangement aufgebracht wurden. Softbank ist einer der größten Anteilseigner von Grab und ebenso von dessen Pekinger Konkurrenten Didi Chuxing, der ebenfalls an die New Yorker Börse strebt.

Risiken

Natürlich läuft auch bei Softbank nicht alles glatt. Bei Wirecard stieg man ein und - zum Glück recht schnell wieder aus. Bei WeWork versenkte man ein paar Milliarden und nun plant das schocksanierte Unternehmen den Börsengang. Und auch bei Greensill war man investiert.

Darüber hinaus hängt der 40 Milliarden Dollar schwere Verkauf des Chipdesigners ARM an Nvidia noch immer in der Schwebe, weil sich die internationalen Kartellbehörden mit der Genehmigung schwertun. Aber.. auch wenn der Preis durchaus ambitioniert klingt, feiert ARM doch seit dem Verkaufsbeschluss weiter große Erfolge. Inzwischen ist Apple einer der bedeutendsten Kunden und auch Microsoft lässt von ARM seine eigenen Chips designen. Insofern wäre es für Softbank fast interessant(er) wenn die Übernahme durch Nvidia nicht zustande käme und man ARM entweder als IPO an die Börse brächte oder aber anderweitig verkauft. Denn der Umsatz von ARM kletterte in letzten Jahr um 9,5% auf $1,98 Mrd., wobei die Lizenzeinnahmen um 16,7% anstiegen.

Vision Funds

Der Vision Funds 2 sollte 2018 aufgelegt werden und noch größer werden als sein Vorgänger. Das Projekt scheiterte am WeWork-Desaster und Zweifeln an Uber, weshalb die potenziellen Investoren kalte Füße kriegten. Softbank orientierte sich daraufhin um und schloss den Vision Funds 2 für externe Investoren. Er ging mit $10 Mrd. aus Softbanks eigener Tasche an den Start und investiert seitdem fleißig in junge, aufstrebende Startups. Softbank hat sein Invest in den SVF2 gerade auf $30 Mrd. verdreifacht und CEO Masayoshi Son erklärte, es sei nicht geplant, ihn doch noch für externe Investoren zu öffnen. Obwohl die Nachfrage inzwischen rege sein dürfte, nachdem der Vorgänger SBVF1 so große Erfolge feiert.

Dessen Wert notiert inzwischen mehr als 50% über dem Eingangsinvest und das freut die Investoren (und Softbank) natürlich sehr. Aus $100 Mrd. wurden inzwischen mehr als $150 Mrd. Und Softbank fließen hieraus natürlich üppige Provisionen zu.

Aktienrückkäufe

Quelle: wallstreet-online.de
Im letzten Geschäftsjahr kaufte Softbank eigene Aktien im Wert von rund $23 Mrd. Und den größten Teil davon zu wesentlich niedrigeren Kursen als heute. Denn der Kurs notierte Meilenweit unter seinem fairen Wert und so schuf man großen Mehrwert für die Aktionäre. Selbst jetzt wird den gesamte Konzern an der Börse mit leidglich $145 Mrd. bewertet, während alleine sein Alibaba-Anteil $151 Mrd. wert ist. Der 25%-Anteil am Vision Funds 1 beträgt $38,5 Mrd. und der Vision Funds ist $30 Mrd. schwer.

Die früher im gewaltig aussehende Verschuldung hat sich erheblich reduziert, da sie zu einem Großteil auf die voll konsolidierte Sprint-Beteiligung zurückzuführen war. Diese Schulden sind beim Sprint-Verkauf an T-Mobile US mit übergegangen und somit aus der Softbank-Bilanz verschwunden. Des Weiteren nutzt Softbank seine Mittel auch zur weiteren Schuldenreduzierung.

Das Aktienrückkaufprogramm ist nun beendet. Zu einen möglichen Nachfolgeprogramm hat sich Softbank bisher noch nicht geäußert. Da man wieder fleißig in neue Ventures investiert, scheint man zur Zeit genügend Investitionsmöglichkeiten zu finden abseits der eigenen Aktien. Und auch die krasse Unterbewertung wurde - nicht zuletzt durch die massiven Aktienrückkäufe - deutlich abgebaut. Vielleicht wartet Softbank aber auch noch die Genehmigung/Entscheidung zum ARM-Deal ab, denn mit den dann vereinnahmten $40 Mrd. stünde mehr als genug freies Kapital zur Verfügung.

Softbank North Star

Softbank hat darüber hinaus auch noch mehrere Milliarden in "gängige Internetgrößen" investiert, deren Kurse sich im letzten Jahr prächtig entwickelt hatten. Zuletzt liefen die Kurse nicht mehr so gut, so dass Softbank in seiner "North Star" getauften Investmenteinheit leichte Verluste verbuchen musste.

Meine Einschätzung

Softbank ist nicht mehr so stark unterbewertet wie vor einem halben Jahr. Dennoch bleibe ich dabei, dass: Softbank eine der am meisten unterschätzten Investmentchancen ist und auch nahe seinem Allzeithoch noch reichlich Raum für Kurssteigerungen bietet. Auch wenn es momentan einigen Gegenwind gibt: der regulatorische Gegenwind für Alibaba in China, das sich eintrübende Klima für Wachstumswerte, die Hängepartie beim ARM-Verkauf. Doch die ändern nichts am grundsätzlich funktionierenden Geschäftsmodell und an der Unterbewertung der Aktien.

Da es momentan keine Aktienrückkäufe mehr gibt, entfällt die bisherige Kursunterstützung, so dass Abverkäufe stärker durchschlagen. Ich gehe aber davon aus, dass Softbank demnächst wieder ein neues Aktienrückkaufprogramm auflegen wird.

Ach ja, die Dividende... Softbank wird für das letzte Geschäftsjahr eine Dividende von 44 Yen je Aktie auskehren, umgerechnet rund €0,33. In die Dividende fließt das viele Geld also nicht... ツ

Disclaimer: Habe Softbank Group auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Ich teile die Einschätzung zur SoftBank nur bedingt. Holding werden zumeist günstiger gehandelt als deren NAV. Zudem ist das Geschäft der Softbank extrem stark von den Bewertungen der Beteiligungen am Aktienmarkt abhängig. Quasi eine Art "Wette" auf steigende Kurse bei den Techs.

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    1. Der Gewinn von Softbank Group schwankt, weil da auch die aktuellen Bewertungen hineinfließen. Deshalb sollte man bei Beteiligungsgesellschaften auch nicht mehr auf den Gewinn starren.

      Richtig ist aber auch, dass die Börsenstimmung für Softbank Group ein maßgeblicher Einflussfaktor ist. Einerseits beim Verkauf/Exits oder IPOs, weil Euphorie hier für bessere Verkaufserlöse sorgt und damit für höhere Gewinne, andererseits investiert Softbank Group auch ständig in neue Ventures/Startups und da ist eine schlechte Börsenstimmung natürlich besser aufgrund der dann moderateren Einstiegspreise.

      Aber... Softbank Group ist nicht "abhängig" von der Börsenstimmung, denn das Unternehmen hat viel Cash und nimmt ordentlich Geld ein über die Gebühren für das Management der Vision Funds. Wenn also mal für mehrere Monate oder auch Jahre keine Exits möglich sein sollten, weil mal eine heftige Krise herrscht (wie 2000-2003 oder 2007-2009), dann kann Softbank Group das Aussitzen und überstehen, ohne auf die Börse als Geldquelle angewiesen zu sein hinsichtlich des eigenen Überlebens. Das ist eine völlig andere Situation als vor 20 Jahren und auch vor 14 Jahren in den beiden großen Krisen und Crashzeiten.

      Aus meiner Sicht ist Softbank Group daher weniger eine "Wette auf steigende Kurse bei den Techs", wie Du es siehst, sondern eine Wette auf steigende Werte der Tech-Beteiligungen. Und da liegen die Schwerpunkte auf Internet, Software, Plattformmodellen und im Vision Funds 2 auf Künstlicher Intelligenz. Also Wachstumsbranchen mit hohem Potenzial. Ob die Börsen da mal zwei oder drei Jahren Baisse spielen, ist für die operative Entwicklung der betreffenden Beteiligungen nicht maßgeblich. Solange sie genügend Finanzmittel zur Verfügung haben, um ggf. neues Geld aufzutreiben, wenn nötig. Und genau dafür steht und sorgt Softbank Group.

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    2. Hey Michael!
      Ist das so? Mit dem Aussitzen und genügend Cash?
      Ich verstehe den Gedanken mit den Fondsgebührne als Einnahmequelle, auch wenn in einem Crash dort auch Gelder abfließen würden.
      Und wenn die Beteiligungen den Geist aufgeben müssen, wirkt sich das doch auch auf Softbank aus, oder nicht?
      Außerdem habe ich im Hinterkopf (und da ist nicht viel Platz und von daher ggf auch falsch), dass Softbank recht hoch verschuldet ist.
      Alles in allem wirst du wissen, warum du das schreibst, ich folge dir ja auch schon lang genug.
      Aber diesen Zusammenhang, dass Softbank eine Krise/Crash „gut“ durchstehen könnte, kann ich noch nicht ganz nachvollziehen.
      Ein zwei weitere Worte dazu würden mich erfreuen.
      Schönes Wochenende allen hier.
      Grüße,

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    3. Softbank Group war hoch verschuldet, weil man Sprint mit den ganzen Schulden voll konsolidiert hatte. Sprint ist nun an T-Mobile US verkauft, die Schulden sind damit aus der eigenen Bilanz verschwunden und man hält nur noch einen kleinen Anteil (8,52%) an TMUS.

      Ähnlich verhielt es sich mit Yahoo Japan und dem Telekomanbieter Softbank Corp., die nun beide mit Line Corp. Firma zur Z Holdings verschmolzen wurden, an der Softbank Group durchgerechnet etwa 32,65% hält. Also auch keine Verschuldung mehr in der eigenen Bilanz.

      Die Verschuldung wurde und wird signifikant reduziert; bin gespannt, wie die Bilanz per 30.06. aussieht. Dem stehen die ganzen Beteiligungen/Werte gegenüber sowie die Einnahmeströme.

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