Freitag, 3. Oktober 2025

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu Technotrans: Mit klarem Fokus zurück auf Wachstumskurs

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 18/2025 vom 25.09.2025

Aktien in dieser Ausgabe: Baader Bank, Ionos, Technotrans

Technotrans: Mit klarem Fokus zurück auf Wachstumskurs

Die technotrans SE präsentiert sich nach einigen schwierigen Jahren wieder als zukunftsorientierter Technologiekonzern und hat sich als Spezialist für Thermo- und Flüssigkeitsmanagementsysteme etabliert. Diese Lösungen werden in einer zunehmend digitalisierten, elektrifizierten und klimabewussten Welt unverzichtbar. Und brachten Das Unternehmen mit Hauptsitz in Sassenberg zurück in die Erfolgsspur.

Gegründet in den 1970er Jahren als Hersteller von Feuchtmittelaufbereitungsanlagen für die Druckindustrie, hat sich technotrans in den letzten Jahrzehnten zu einem breit aufgestellten Technologieunternehmen entwickelt. Seit 2021 tritt die Gruppe unter der einheitlichen Marke technotrans auf, wobei die gds GmbH weiterhin eigenständig im Bereich technische Dokumentation agiert.

Mit knapp 1.500 Mitarbeitenden an 17 Standorten weltweit, davon Produktionsstätten in Deutschland, USA und China, ist die Gruppe international aufgestellt. Deutschland bleibt mit mehr als der Hälfte des Umsatzes der wichtigste Markt, gefolgt von Europa (23,9 %), Amerika (12,2 %) und Asien (8,8 %).

Fünf Fokusmärkte und neue Wachstumsfelder

Im Rahmen der Strategie Future Ready 2025 konzentriert sich technotrans auf die fünf Kernmärkte
  • Plastics,
  • Energy Management (inkl. E-Mobilität, Schnellladestationen und Rechenzentren),
  • Healthcare & Analytics,
  • Print,
  • Laser
Ergänzend adressiert das Unternehmen auch Zukunftsfelder wie Lebensmittelindustrie, Metallverarbeitung und Wasserstofftechnologien.

Technotrans bietet nicht nur hochspezialisierte Kühlsysteme, sondern auch umfassende Service- und Aftermarket-Leistungen; dieser Geschäftsbereich generiert durch Wartung, Ersatzteile und Retrofit-Lösungen stabile, wiederkehrende Umsätze. Und stabilisiert damit insgesamt die Erlösströme und Gewinne der Gruppe.

Dynamik durch Innovation und Großaufträge

Aktuelle Aufträge unterstreichen die starke Marktstellung von technotrans. So wurde in letzter Zeit ein Mehrmillionen-Folgeauftrag für Batteriekühlsysteme in Elektrobussen abgeschlossen, ein Rahmenvertrag mit Windmöller & Hölscher für ein innovatives Farbversorgungssystem im Flexodruck, Lieferungen von stationären Kühllösungen für die Bahnstromversorgung, ein Auftrag von Stadler Rail für maßgeschneiderte Kühlsysteme von Intercity-Zügen, die auch unter extremen Klimabedingungen zuverlässig arbeiten.

Zudem erweitert technotrans mit der Entwicklung neuer Stromrichterkühlungen für moderne Züge sein Portfolio über die Batteriekühlung hinaus, was ein wichtiger Schritt ist, um weitere Märkte im Mobilitätssektor zu erschließen.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung als Treiber

Neben klassischen Wachstumsmärkten setzt technotrans verstärkt auf Nachhaltigkeit, um das Erreichen der globalen Klimaziele zu unterstützen. Dazu zählen energieeffiziente Kühlsysteme, die CO₂-Reduktion durch optimierte Flüssigkeitskreisläufe sowie Lösungen für den Retrofit bestehender Anlagen.

Parallel dazu gewinnt die Digitalisierung an Bedeutung. Smarte Kühlsysteme, vernetzte Sensorik und predictive Maintenance ermöglichen Kosteneinsparungen für Kunden und sichern technotrans ein technologisches Alleinstellungsmerkmal.

Jüngst gemeldete Aufträge im Bereich Rechenzentrumskühlung sowie großvolumige Projekte im Elektromobilitätssektor haben nicht nur die Fantasie der Anleger beflügelt, sondern auch den Aktienkurs stabilisiert. Die Musik spielt aber ganz klar im relativ jungen Wachstumsfeld KI-Rechenzentren.

Hier konnte technotrans einen Anschlussauftrag liegt im einstelligen Millionen-Euro-Bereich für Flüssigkeitskühlungssysteme in modernen Datacentern gewonnen. Geliefert werden Coolant Distribution Units (CDU) zur effizienten Kühlung leistungsstarker Server. Diese CDUs gewährleisten die zentrale Verteilung des Kühlmediums im Datacenter. Sie sorgen für eine bedarfsgerechte, zuverlässige und skalierbare Flüssigkeitskühlung, die den steigenden thermischen Anforderungen aktueller Hochleistungsprozessoren gerecht wird. Neben einer konstanten Performance ermöglichen die flüssigkeitsbasierten technotrans-Systeme eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz und leisten einen aktiven Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Fast noch wichtiger als der Auftrag selbst ist die Bestätigung der führende Technologiekompetenz von technotrans durch einen Bestandskunden. Ideen haben viele, sie müssen auch in marktgängige Produkte und irgendwann in Gewinne umgemünzt werden. Und hier ist technotrans auf einem guten Weg.

"Die zunehmende Digitalisierung und der rapide Anstieg von KI-Anwendungen erfordern hocheffiziente Kühllösungen in Datacentern. Dass ein bedeutender Kunde langfristig auf unsere Technologie vertraut, zeigt die Leistungsfähigkeit unserer Systeme und bestätigt unsere Position als bevorzugter Partner für flüssigkeitsbasierte Kühlung in Hochleistungsrechenzentren", sagt Michael Finger, CEO der technotrans SE.

Flüssigkeitskühlung von Datacentern als Wachstumsmarkt

Mit diesem Anschlussauftrag baut technotrans seine Präsenz im Datacenter-Segment weiter aus. Flüssigkeitskühlung gilt zunehmend als Schlüsseltechnologie, da klassische Luftkühlung die gestiegenen Anforderungen durch den Einsatz leistungsfähiger KI- und Cloud-Anwendungen nicht hinreichend abdeckt.

Solide Zahlen trotz Gegenwind

In den Geschäftszahlen spielt das neue Wachstusfeld noch eine untergeordnete Rolle. Aber das dürfte sich zunehmend ändern und neben zusätzlicher Fantasie auch die Einnahmen bald kräftig antreiben.

Nach Jahren der Abhängigkeit vom Drucksektor hat technotrans die Weichen neu gestellt. 2025 startete das Unternehmen mit einem Umsatzplus von 9 % ins Jahr (60,1 Mio. Euro im Q1) und steigerte das EBIT auf 4,0 Mio. Euro – eine Verzehnfachung gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark wuchs der Bereich Healthcare & Analytics mit +35 %.

Auch der Auftragsbestand von 80 Mio. Euro spricht für anhaltende Nachfrage, insbesondere in den Bereichen E-Mobilität und Datacenter. Die Eigenkapitalquote bleibt mit knapp 60 % auf hohem Niveau, was Investitionen in Kapazitätserweiterungen wie am Stammsitz Sassenberg erleichtert.

Bullcase vs. Bearcase

Technotrans winken enorme Chancen. Dazu zählen das starke Wachstum bei E-Mobilität, Ladeinfrastruktur und Bahntechnik, die von staatlichen Förderpaketen gepusht werden, wie dem deutschem 500-Milliarden-Programm für Infrastruktur und Klimaschutz. Des Weiteren werden Retrofit-Lösungen für alternde Rechenzentren als zusätzlicher Umsatztreiber immer wichtiger, da die beschleunigte KI-Aktivität als "Nebeneffekt" eine immer schnellere Vergreisung bestehender Technologie mit sich bringt und damit erhöhten Anpassungs- und Erneuerungsdruck. Darüber hinaus will technotrans seine Konjunkturabhängigkeit weiter reduzieren durch den Ausbau digitaler Services und seine Profitabilität stärken durch interne Effizienzprogramme (ttSprint).

Es gibt aber auch Risiken und Nebenwirkungen. Insbesondere die Konjunkturschwäche in Deutschland und Europa wirkt belastend und kann kundenseitig zur Verschiebung oder gar Stornierung von Aufträgen führen. Zudem herrscht ein intensiver Wettbewerb bei Datacenter- und E-Mobility-Lösungen, was Preise und Profitabilität belasten kann.

Darüber hinaus haben die letzten Jahre die Achillesferse offengelegt in Form globaler Lieferketten (Kältemittel, Elektronik). Störungen der Lieferketten sind insbesondere durch Trumps Zollpolitik wieder wahrscheinlicher geworden und kann sich als Wachstumsbremse erweisen wie auch der zunehmende Fachkräftemangel. Inwieweit es technotrans hier gelingt, mittels des Einsatzes von KI und/oder KI-Agenten gegenzusteuern, bleibt abzuwarten.

Fazit

Quelle: wallstreet-online.de
Die technotrans SE hat den Turnaround geschafft und ist heute deutlich breiter und zukunftsorientierter aufgestellt als noch vor wenigen Jahren. Mit einem klaren Fokus auf Thermomanagementlösungen in Zukunftsbranchen, einer soliden Finanzbasis und wachsender internationaler Präsenz dürfte das Unternehmen langfristig von Megatrends wie Dekarbonisierung, Digitalisierung und Mobilitätswende profitieren.

Der Aktienkurs konnte sich zuletzt deutlich erholen, bleibt aber ebenso konjunktur- und wettbewerbsabhängig wie das zugrundeliegende Geschäft.

Bestätigen die kommenden Quartalsergebnisse die aktuelle Dynamik, sollte die Aktie weiteres Kurspotenzial freisetzen können.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über technotrans wissen muss

  1. Technotrans ist ein global agierender Technologie- und Dienstleistungskonzern mit Fokus auf anwendungsspezifische Lösungen im Bereich Thermomanagement.
  2. Die Strategie Future Ready 2025 definiert die fünf Fokusmärkte Plastics, Energy Management Healtchcare & Analytics, Print und Laser.
  3. Das Unternehmen ist zurück in der Erfolgsspur und konnte zuletzt mit Wachstum bei Umsatz und Profitabilität glänzen – und einem starken Auftragseingang.
  4. Das neue Wachstumsfeld Flüssigkeitskühlung bei Datacentern erweist sich als dynamische Ergänzung und bietet erhebliches Zukunftspotenzial.
Disclaimer: Habe technotrans auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Danke für den Artikel. Eine spannende Firma, die ich so nicht auf dem Schirm hatte. Aber eine Frage… stimmt: „Darüber hinaus will technotrans seine KONJUNGTURUNABHÄNGIGKEIT weiter reduzieren“?

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    1. Danke für das Lob, Matze. Und du hast natürlich Recht, es muss" Konjunkturabhängigkeit" reduzieren heißen.

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