Montag, 3. August 2015

Andere Ansichten: Bei Mittelstandsanleihen droht eine Pleitewelle

Mittelstandsanleihen suggerieren Solidität, Verlässlichkeit, Substanz, der deutsche Mittelstand genießt weltweit einen hervorragenden Ruf und ist das Rückgrat unserer Wirtschaft. Kein Wunder, dass sich viele dieses Nimbus bedienen wollen, auch wenn sie ihn nicht verdienen, nicht einmal ansatzweise.

Bei Anleihen ist das leider so. Viele der in den letzten Jahren von Unternehmen an den Markt gebrachten Anleihen, diese sog. Mittelstandsanleihen, bereiten ihren Anlegern inzwischen größtes Kopfzerbrechen, wie finanzen.net berichtet. Es wird sogar mit einer Pleitewelle gerechnet, weil ich den nächsten Jahren viele dieser Anleihen zur Rückzahlung anstünden und viele dieser Anleihen nur begeben worden seien, um andere Bankverbindlichkeiten abzulösen. Es sei kaum Geld davon ins operative Geschäft geflossen. Und die Zinssätze seien oft im hohen einstelligen Bereich oder sogar noch darüber und für die Unternehmen kaum zu erwirtschaften. Bei nicht wenigen Unternehmen würden daher die Bonds nicht zurückgezahlt werden können, wenn sie nicht durch die Ausgabe neuer Anleihen getilgt werden könnten.

"Das meiste, das an Mittelstandsanleihen in den letzten Jahren emittiert wur­de, ist Schrott", meint der Nürnberger Anwalt Christian Gloeckner. "Rund 90 Prozent werden ausfallen". Heinz Steffen von Fairesearch rät, Inhabern von Mittelstandsanleihen, den Markt, Unternehmen und Management regelmäßig zu beobachten, da man sonst relevante Ereignisse verpassen könne, die den Anleihekurs beeinflussen. Investoren sollten das Geschäftsmodell des Unternehmens kritisch hinterfragen und sich operative Ergebnisentwicklung und vor allem den Cashflow sowie die Gesamthöhe der Verschuldung genau ansehen.



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2 Kommentare:

  1. Mittelstandsanleihen waren für einige Zeit ein richtiger Hype, davor waren es die Chinaaktien. Die Medien haben das Thema aufgegriffen und aufgeblasen und nachdem nun alle mit einem Kater aufwachen sind es die Medien, die es angeblich schon immer gewusst haben. Ganz ähnlich fühlt sich das gerade mit dem Modethema Fintech an, das wird auch überall gepusht. Als wenn auf einmal jeder seine Bankgeschäfte anders abwickeln würde als über einen Broker und eine Bank. Halte ich für großen Quatsch! Es ist ein ganz kleiner Teil von Leuten, die hier immer der neusten Entwicklung hinterherjagen, aber der normale Bankkunde verändert sein Verhalten doch nur in Zeitlupe. Der geht nicht mehr zum Schalter, sondern zum Geldautomaten und nun zahlt er im Supermarkt mit der EC-Karte. Seine Überweisungen macht er vielleicht online, aber einen Kredit beantragt er nicht im Internet. Und über sein Iphone schon mal gleich gar nicht. Das Thema Fintech wird viel zu aufgeblasen, da werden sich zwar nach und nach Erfolge einstellen und mehr und mehr Kunden einfinden, aber die prognostizierten Zuwächse kriegen die im Leben nicht. Alles nur Luftblasenakrobatik, wenn Du mich fragst.

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    1. Ja, diese Parallele drängt sich wirklich auf, auch ich stehe diesem FinTech-Hype skeptisch gegenüber. Die Gründe hast Du ja genannt. Das letzte Thema, das "die Welt revolutionieren" sollte, war der 3D-Druck. Und diese Möglichkeiten, diese Anwendungen verändern vieles in unserem Leben, für die Unternehmen und die Privatleute. Aber eben nicht sofort und keinesfalls muss man heute astronomisch bewertete Aktien von Unternehmen aus dieser Branche kaufen. Bei den Autoherstellern haben auch deutlich mehr als 90% nicht überlebt, obwohl das Auto unser Leben komplett verändert hat und es auch heute noch ganz entscheidend prägt.

      Warren Buffet sagte zu dieser Frage: "Der Schlüssel zum erfolgreichen Investieren liegt nicht in der Frage, wie sehr eine Industrie die Gesellschaft beeinflusst oder ob sie wachsen wird, sondern darin, herauszufinden ob ein bestimmtes Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil hat, und wenn ja, wie lange dieser anhalten wird".

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