Aktien Report Nr. 87 vom 06.05.2022
Die neue Berkshire Hathaway? Kannste gleich vergessen!
Ein von mir sehr geschätzter Star Investor, leider weiß ich ad hoc nicht mehr ob Ken Fisher oder Peter Lynch, schrieb einmal, dass man sofort aufhören könne zu lesen, wenn einem "die neue Berkshire" oder "die neue Apple" angepriesen werde. Ein sehr guter Ratschlag, den man konsequent befolgen sollte. Außer natürlich jetzt bei meinem Artikel, versteht sich…Ich nerve euch gerne mit dem leidigen Ankereffekt. Und auch "die neue Blablabla" ist ein solcher Anker. Indem gleich zu Beginn der Anker "Berkshire Hathaway" oder "Apple" gesetzt wird, ist der Leser psychologisch gesehen voreingenommen. Denn er erwartet nun ja geradezu, die neue Apple vorgestellt zu bekommen.
Und das nährt gleich den nächsten psychologischen Fallstrick: den Bestätigungsfehler ("Confirmation Bias"). Denn weil wir ja erwarten, die nächste Berkshire präsentiert zu bekommen, werten wir die Argumente, die diese These stützen höher, also solche, die sie infrage stellen. Wir haben bei unserer Abwägungsentscheidung also von vornherein den Finger auf der Waage und manipulieren das Ergebnis. Also uns selbst.
"Der wichtigste Grundsatz ist, dass Sie sich nicht selbst täuschen dürfen - und Sie sind die Person, die Sie am einfachsten täuschen können."
(Richard Feynman)
Aber was macht eine Kopie überhaupt so reizvoll, wenn man auch das Original haben kann?
Bleiben wir bei Berkshire Hathaway und Warren Buffett. Buffett ist wohl der beste Investor aller Zeiten. Er hat es vom Verkauf von Cola-Flaschen, die er als Six-Pack erwarb und dann einzeln an der Haustür verkaufte (das Six-Pack kostete so viel wie fünf Flaschen, so dass er an jedem Six-Pack 16,67 % verdiente), zu einem der reichsten Menschen der Welt gebracht mit einem zweistelligen Milliardenvermögen. Das wohl bereits dreistellig wäre, hätte er nicht die Hälfte davon für wohltätige Zwecke gespendet.
Doch Buffett ist über 90 Jahre inzwischen. Und die Aktie von Berkshire Hathaway kostet nicht mehr 50 USD wie zu der Zeit, als Buffett sie in den 1960er Jahren kaufte, sondern rund 480.000 USD und vor einigen Wochen lag ihr Allzeithoch sogar bei 540.000 USD.
Genau diese Aktie und diesen Investor wollen wir haben. Allerdings zu 50 USD und mit noch 50 Jahren Lebenszeit, um großartige Investmenterfolge zu feiern. Und genau deshalb ist die Aussicht auf "die neue Berkshire" so verlockend. Weil wir ja das Ergebnis kennen, und weil wir genau dieses Ergebnis wollen – wir suchen nur noch das geeignete Mittel (also die richtige Aktie), die uns zu diesem Ergebnis führt. Und das muss dann auch nicht zwangsläufig 50 Jahre dauern, es darf ruhig etwas schneller gehen…
Die Erfolgsgeschichten von Berkshire Hathaway, von Apple, von Walmart oder von Microsoft sind herausragend und (beinahe) einmalig. Sie sind kaum zu kopieren, sie sind kaum zu wiederholen. Dennoch möchten wir das alle, wir möchten dabei sein und wir wollen diese großen Erfolge mit auskosten – von Anfang an und möglichst lange.
Daher ist es verständlich, dass wir nach Mustern suchen, nach Parallelen, nach Ähnlichkeiten. Bei der Führungsperson, beim Geschäftsmodell, bei der Vorgehensweise. Wenn sich jemand genauso benimmt wie Warren Buffett, dann könnte er doch die gleichen Erfolge einfahren. Und wird ein Unternehmen genauso geführt wie Berkshire Hathaway, nach den gleichen Prinzipien, dann kann es doch die gleichen Renditen erzielen.
So, Zeit für meine absolute Lieblingsweisheit (eines Mannes, der eine wahre Größe in meinem absoluten Hasssport war, dem Baseball):
"In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich. In der Praxis nicht."
(Yogi Berra)
Regelmäßige Leser des Aktien Reports kennen diese Weisheit natürlich schon und haben sie längst verinnerlicht. Im konkreten Fall mahnt sie uns, dass wenn jemand die gleichen Regeln und die gleichen Muster wie Warren Buffett befolgt, aber letztlich andere Aktien und in anderen Mengen kauft, das Ergebnis gar nicht gleich sein kann. Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass es schlechter sein muss. Es ist nur eben anders.
Da Warren Buffett nun mal der wohl beste Investor aller Zeiten ist, liegt die Wahrscheinlichkeit allerdings sehr hoch, dass jemand anderes schlechter abschneiden wird. Und deshalb werden wir „die neue“ Berkshire nicht finden, weil es sie nicht gibt. Es gibt auch keinen neuen Warren Buffett. Wir können aber nach Unternehmen suchen, die ähnlich vorgehen, ähnlich agieren und daher auch eine Chance bieten, sich ähnlich zu entwickeln.
Boston Omaha
Ein solches Unternehmen könnte Boston Omaha sein. Nicht nur, weil es wie Buffett aus Omaha stammt. Und nicht nur, weil es einen ähnlichen Businessansatz verfolgt wie Berkshire. Und auch nicht nur, weil Boston Omahas Co-CEO Alex Buffett Rozek ist, der Großneffe von Warren Buffett. Genauer gesagt ist er der Enkel von Doris Buffett Rozek, Warren Buffetts ältester Schwester.Diese Aspekte reichen für viele schon aus, um sich hier "die neue Berkshire" zusammenzureimen. Und es wäre auch eine so schöne Seifenopernstory, wenn sie denn wahr würde.
Rozek selbst äußert sich nicht zu seinen familiären Beziehungen zu Buffett und es ist nichts darüber bekannt, dass die beiden Unternehmen in irgendeiner geschäftlichen Beziehung zueinander stehen oder dass Warren Buffett gar Anteile an Boston Omaha hielte.
Trotzdem schauen wir uns mal an, was Boston Omaha denn so treibt. Es ist eine börsennotierte Holdinggesellschaft, die in verschiedenen Bereichen tätig ist, darunter Werbung, Versicherungen, Telekommunikation und Immobilien.
Die Strategie des Unternehmens ist ähnlich angelegt wie die von Berkshire: es sollen Werte geschaffen werden, ohne (zu) große Risiken einzugehen, mit Unternehmen, die langfristig Bestand haben, aber nicht besonders glamourös sind. Und auch die Art und Weise, wie man mit den eigenen Aktionären kommuniziert, ihnen die Vorkommnisse und Geschäftsabläufe erläutert, erinnert an die Aktionärsbriefe von Buffett bei Berkshire Hathaway.
Boston Omaha ist in drei operativen Segmenten (Werbetafeln, Versicherungen und Breitbandanschlüsse) aktiv, die für hohe und beständige Cashflows gut sind. Ein viertes Segment, die Entwicklung und Verwaltung von Immobilien, befindet sich gerade im Aufbau.
Plakatwände: Link Media Holdings
Etwas mehr als die Hälfte der Einnahmen erwirtschaftet zurzeit noch das Plakatsegment. Die Billboard-Tochtergesellschaft von Boston Omaha ist Link Media Holdings, die Ende 2021 rund 3.800 Werbetafeln betreibt. Boston Omaha hat seit 2015 über seine Tochtergesellschaft Link 18 Akquisitionen von Außenwerbeunternehmen getätigt; zuletzt kamen im November die Übernahmen von Keleher Outdoor Advertising und Keleher Enterprises hinzu, die mehr als 600 Plakatflächen in Kansas und Oklahoma betreiben. Das passt ins Bild, denn Link hat vor allem den mittleren und südlichen Teil der USA im Visier und tätigt in jedem Jahr mehrere Übernahmen, um das Segment stetig weiter auszubauen.Versicherung: General Indemnity Group, LLC
Boston Omahas Versicherungstochter ist seit 2016 die General Indemnity Group. Die Ressourcen der GIG werden genutzt, um die erworbenen Versicherungsunternehmen zu unterstützen und weitere Übernahmen in der Versicherungsbranche zu tätigen. GIG erzielt Einnahmen aus dem Verkauf von Kautionsbürgschaften und Versicherungsprovisionen und erwarb im April 2021 für etwa 3,5 Mio. USD American Contracting Services, einen kleinen Kautionsmakler aus Ohio.Das Versicherungssegment ist bisher auf Spezialsegmente beschränkt und wächst von einer niedrigen Basis aus. Sobald einmal signifikante Größenordnungen erreicht sind, dürfte es auch verstärkt zu Synergieeffekten kommen, die dann zu höheren Margen führen. Weitere Übernahmen sind also Teil des Businessplans.
Breitband: Fiber is Fast, LLC
Während Boston Omaha seit 2015 in der Plakatindustrie und seit 2016 in der Versicherungsbranche tätig ist, ist ihr Vorstoß in den Breitbandbereich relativ neu. Die ersten beiden Übernahmen erfolgten 2020. Im März hatte man das Unternehmen FibAire Communications, einen Breitbandanbieter im ländlichen Arizona, für 13,7 Mio. USD erworben und im Dezember Utah Broadband für 26,6 Mio. USD.Anfang April diesen Jahres gab Boston Omaha bekannt, dass seine neu gegründete Tochter FIF St. George die Übernahme der Geschäfte von InfoWest und Go Fiber, Anbieter von Glasfaser- und drahtlosen Internetdiensten in St. George, Utah, abgeschlossen hat. Die Unternehmen InfoWest und Go Fiber bieten zusammen Hochgeschwindigkeits-Internetdienste für über 20.000 Kunden in Süd- und Zentral-Utah, Nord-Arizona und Moapa Valley, Nevada.
Boston Omaha beabsichtigt, erhebliche zusätzliche Kapitalinvestitionen zu tätigen, um die Expansion von FIF St George im Bereich Fiber-to-the-Home zu finanzieren.
Und weiteres Geld wird auch die im September 2021 verkündete Gründung von Fiber Fast Homes, LLC benötigen, denn diese Tochtergesellschaft soll Partnerschaften mit Bauherren, Entwicklern und "Build-to-Rent"-Gemeinschaften eingehen, um Glasfaserinfrastrukturen bis ins Haus zu bauen und den Bewohnern Glasfaserinternetdienste anzubieten.
Dream Finders Homes, LLC
Im Dezember 2017 investierte Boston Omaha 10 Mio. USD in nicht stimmberechtigte Stammaktien von Dream Finders Holdings LLC. DFH ist ein Hausbauunternehmen mit Niederlassungen in Colorado, Florida, Georgia, Maryland, North Carolina, South Carolina, Texas und Virginia. Im ersten Quartal 2020 erwarb Boston Omaha zusätzliche stimmrechtslose Aktien von DFH, wodurch sich die Beteiligung an dem Unternehmen auf etwa 5,6 % erhöhte.Im Januar 2021 ging DFH an die Börse und der Kurs hat sich nach gutem Start mit einem Minus von 25 % insgesamt negativ entwickelt. Die Marktkapitalisierung liegt bei 1,70 Mrd. USD, so dass der Anteil von Boston Omaha rund 95 Mio. USD wert ist und sich damit gegenüber dem Kapitaleinsatz vervielfacht hat.
Boston Omaha Asset Management
Ein weiteres Segment, in das Boston Omaha einzusteigen gedenkt, ist die Entwicklung und Verwaltung von Immobilien. Das Unternehmen hat Grundstücke in Nevada erworben, die es entwickeln oder umwidmen will. Das Unternehmen plant eine "Build for Rent"-Strategie, bei der es Einfamilienhäuser und/oder Reihenhäuser für die langfristige Vermietung entwickelt und besitzt. Neben der Erschließung und Verwaltung der Grundstücke sollen diese Häuser auch mit Breitbanddiensten versorgt werden, was eine zweite oder dritte potenzielle Einnahmequelle für diese Projekte darstellt.Boston Omaha stellt derzeit die gesamte Finanzierung für diese Projekte bereit, kann aber in Zukunft eine Reihe von Finanzierungsoptionen in Betracht ziehen, wie z. B. die Beschaffung von Fremdkapital, das neben dem eigenen Kapital investiert werden soll. Nach der Fertigstellung ist geplant, die Immobilien mit langfristigem, festverzinslichem Fremdkapital zu finanzieren.
Im aktuellen Umfeld hoher Inflation und (noch) niedriger Zinssätze könnte dieses Segment zu einem attraktiven Wachstumssegment werden, sofern der US-Häusermarkt nicht signifikant "entschleunigt".
Yellowstone Acquisition Company - Sky Harbour
Boston Omaha hat auch seine eigene SPAC (Special Purpose Acquisition Company) an den Markt gebracht, die Yellowstone Acquisition Company. Im August 2021 kündigte man eine Fusion mit Sky Harbour, LLC an, einem Entwickler von Infrastruktur für die private Luftfahrt, der sich hauptsächlich auf den Bau, die Vermietung und das Management von Hangars für die Geschäftsluftfahrt konzentriert.Das Unternehmen hat derzeit Pläne für 5 Flugplätze und zielt nur auf 50 der größten Märkte ab. In den größten US-Märkten besteht ein erhebliches Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, und viele dieser Märkte können aufgrund von Immobilienengpässen ihre Flughafenflächen nicht erweitern. Sky Harbour plant, die SPAC-Erlöse zur Finanzierung von vier neuen Flughafen-Hangar-Campussen sowie zur Erweiterung bereits bestehender Standorte zu verwenden.
Die SPAC-Transaktion von Sky Harbour wurde Ende Februar abgeschlossen und Boston Omaha hält nun einen Anteil von 32,6 % an Sky Harbour, der bei der aktuellen Börsenbewertung von 400 Mio. USD gut 130 Mio. USD wert ist.
(K)ein Vergleich
Buffett hat ein Unternehmen aufgebaut, das auf Cashflows aufgebaut ist. Auf dem Cashflow, der aus den Versicherungsprämien der 100-prozentigen Versicherungstöchter ("Float") gespeist wird und aus den Dividenden der Beteiligungen und Töchter. Diesen Cashflow setzt er für weitere Unternehmens- und Aktienkäufe ein und reitet so den Zinseszinseffekt. Es ist die perfekte Compounding-Maschine!"Wenn man einen Float, also Bargeld aus Versicherungsprämien, das Berkshire investieren kann, bevor Schäden bezahlt werden müssen, zu 3 % erwirtschaften und in Unternehmen investieren kann, die 13 % erwirtschaften, ist das ein ziemlich gutes Geschäft."(Charlie Munger, Co-CEO Berkshire Hathaway)
Bei Boston Omaha gibt es auch ein Versicherungsbusiness, aber es ist nur ein kleiner Teil des Geschäfts und sein Float kaum relevant (genug), um den Cashbedarf der Holding zu speisen.
Berkshire hat viele Unternehmen im Bestand, die nicht an der Börse notiert sind. Darunter die Eisenbahngesellschaft BNSF, den Energieversorger BH Energy, Duracell, den Luft- und Raumfahrtzulieferer Precision Castparts und viele andere mehr.
Hier gibt es also Parallelen zu Boston Omaha. Daneben hat Buffett einen erheblichen Teil seines Geldes in große Aktiengesellschaften investiert, wie Apple, Bank of America, Coca-Cola, American Express oder Chevron, die neben üppigen Kurszuwächsen auch regelmäßige Dividendeneinnahmen in seine Kasse spülen.
Hier hat Boston Omaha wenig zu bieten. Zwar ist man an einigen börsennotierten Unternehmen beteiligt, aber das sind Nebenwerte und keine Compounding-Maschinen. Im Zweifelsfall benötigen diese Unternehmen noch Kapitalspritzen, weil sie sich selbst noch in der Wachstumsphase befinden.
Es ist also damit zu rechnen, dass Boston Omaha immer mal wieder den Kapitalmarkt anzapfen müssen wird, um weiteres Geld für seine Wachstumspläne einzusammeln. Bei Berkshire läuft es genau anders herum: das operative Business spielt so viel Geld ein, dass Buffett stetig eigene Aktien zurückkauft und zwar für einen zweistelligen Milliardenbetrag pro Jahr. Das steigert den Gewinn je Aktie, weil sich mit jedem Aktienrückkauf die Anzahl der ausstehenden Aktien verringert. Bei Boston Omaha stehen hingegen eher Kapitalerhöhungen an und damit die Verwässerung der Altaktionäre, wenn sie bei den Kapitalerhöhungen nicht mitziehen.
Mein Fazit
Unterm Strich gibt es also einige Parallelen zwischen Berkshire Hathaway und Boston Omaha. Doch beim genaueren Hinsehen, zeigen sich deutliche Unterschiede. Boston Omaha als "die neue" Berkshire zu bezeichnen, weckt falsche Erwartungen und führt die Anleger in die Irre.
Boston Omaha ist dabei nicht unattraktiv. Es ist nur eben ein junges Unternehmen, das massiv in den Auf- und Ausbau seines Geschäfts investieren muss. Ob irgendwann einmal daraus eine Compounding-Maschine wird wie Berkshire, ist heute überhaupt nicht absehbar. Dazu müsste vieles richtig laufen und das über einen langen Zeitraum. Fehler, gerade in dieser frühen Phase, könnten den Traum schon früh gegen die Wand fahren. Ein Risiko, das Anleger stets im Blick behalten müssen.
Bei beiden Aktien sollte man sich auf ein langfristiges Engagement einlassen und nicht auf kurzfristige Trades setzen. Bei Berkshire weiß man, dass das Unternehmen auch schwierige Börsenphasen gut durchsteht und sogar stärker aus ihnen hervorgeht. Boston Omaha muss diese Qualität erst noch nachweisen.
Das Risiko, mit Buffett und Munger auf zwei über 90-jährige Co-CEOs zu setzen, ist eher ein emotionales als ein reales. Sollten die beiden einmal ausscheiden, wird das eine Zäsur sein und vermutlich auch den Kurs eine Zeit lang belasten. Aber Berkshire wäre damit nicht am Ende, denn die beiden lenken das Unternehmen schon lange nicht mehr alleine. Insbesondere die Investmententscheidungen werden im Team diskutiert und abgesprochen. Dazu gehören Greg Abel, Buffetts designierter Nachfolger als CEO und heutiger Chef der "Nicht-Versicherungssparten", Ajit Jain, der Versicherungsspartenleiter und die beiden ehemaligen Hedgefonds Manager Todd Combs und Ted Weschler, die jeweils eigene Milliardenportfolios bei Berkshire managen. Sie alle haben die Berkshire-DNA im Blut und werden Buffetts und Mungers Investmentprinzipien treu bleiben: dem Quality Investing.
Disclaimer: Habe Apple, Berkshire Hathaway auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Boston Omaha ist dabei nicht unattraktiv. Es ist nur eben ein junges Unternehmen, das massiv in den Auf- und Ausbau seines Geschäfts investieren muss. Ob irgendwann einmal daraus eine Compounding-Maschine wird wie Berkshire, ist heute überhaupt nicht absehbar. Dazu müsste vieles richtig laufen und das über einen langen Zeitraum. Fehler, gerade in dieser frühen Phase, könnten den Traum schon früh gegen die Wand fahren. Ein Risiko, das Anleger stets im Blick behalten müssen.
Bei beiden Aktien sollte man sich auf ein langfristiges Engagement einlassen und nicht auf kurzfristige Trades setzen. Bei Berkshire weiß man, dass das Unternehmen auch schwierige Börsenphasen gut durchsteht und sogar stärker aus ihnen hervorgeht. Boston Omaha muss diese Qualität erst noch nachweisen.
Das Risiko, mit Buffett und Munger auf zwei über 90-jährige Co-CEOs zu setzen, ist eher ein emotionales als ein reales. Sollten die beiden einmal ausscheiden, wird das eine Zäsur sein und vermutlich auch den Kurs eine Zeit lang belasten. Aber Berkshire wäre damit nicht am Ende, denn die beiden lenken das Unternehmen schon lange nicht mehr alleine. Insbesondere die Investmententscheidungen werden im Team diskutiert und abgesprochen. Dazu gehören Greg Abel, Buffetts designierter Nachfolger als CEO und heutiger Chef der "Nicht-Versicherungssparten", Ajit Jain, der Versicherungsspartenleiter und die beiden ehemaligen Hedgefonds Manager Todd Combs und Ted Weschler, die jeweils eigene Milliardenportfolios bei Berkshire managen. Sie alle haben die Berkshire-DNA im Blut und werden Buffetts und Mungers Investmentprinzipien treu bleiben: dem Quality Investing.
Disclaimer: Habe Apple, Berkshire Hathaway auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Hallo Michael, dass man sofort aufhören könne zu lesen, wenn einem "die neue Berkshire" oder "die neue Apple" angepriesen werde, hatte Peter Lynch in "One up on Wall Street" geschrieben. Übrigens hatte ich bei dem Artikel sofort an Markel gedacht, die oft als Baby Berkshire bezeichnet werden...
AntwortenLöschenJa, stimmt, es war Peter Lynch. Danke für den Hinweis auf das wohl beste Buch aller Zeiten über das Investieren (für Privatanleger): "Der Börse einen Schritt voraus".
LöschenUnd Markel... die übliche Verdächtige, wenn es um Baby-Berkshires geht. Wird ja schon seit Jahren als solche bezeichnet, kann aber bei der operativen Performance nicht wirklich mithalten. Das Original sticht die Kopie um Längen aus. Daneben wurde auch Danaher gern als Baby-Berkshire angepriesen, zurecht, aber mit dem inzwischen einseitigen Fokus auf Medinzintechnik (i.w.S.) hinkt der Vergleich zunehmend. Dann war da noch Fairfax Financial von Prem Watsa oder Alleghany - aber die kauft Buffett ja nun gerade auf.
Boston Omaha habe ich mir herausgepickt, weil Motley Fool die seit einiger Zeit ständig als neue Berkshire anpreist und. Ich finde, da sollten Anleger ein bisschen was über das Unternehmen wissen, bevor sie sich darauf einlassen - und später wundern/ärgern.
Hallo Michael, generell alles richtig, aber einen Hinweis würde ich dennoch gerne bemerken. Man sollte Boston Omaha "heute" mit der BH von damals "vergleichen"!
AntwortenLöschenIn deinem Fazit vergleichst du BH heute mit Omaha heute. Dies können sie gar nicht "gewinnen" :-)
Ja, das sollte man - in einer idealen Welt. Aber das geht natürlich nicht, denn die Voraussetzungen sind/waren ja ganz andere. Ich meine nicht nur, dass die 1960er völlig anders waren als die 2020er. Sondern Berkshire Hathaway war damals ein Textilproduzent, den Buffett als Turnaround-Spekulation gekauft hatte. Das ging voll daneben. Er wollte die Aktien an das Unternehmen und deren CEO zurück verkaufen und man wurde sich handelseinig. Als Buffett dann den unterschriftsreifen Vertrag auf den Tisch bekam, enthielt dieser nicht den vereinbarten Preis je Aktie, sondern einen marginal höheren (1/8 oder 1/16 mehr). Dieser Vertrauensbruch hat Buffett so erzürnt, dass er den Verkauf abblies und stattdessen die Mehrheit An Berkshire übernahm - (nur) um den CEO zu feuern.
LöschenDas war natürlich alles andere als rationales Handeln und keinesfalls Buffett-Style-gemäß. ^^
Buffett bekam die Probleme nicht in den Griff und musste eine Textilfabrik nach der nächsten abwickeln. Die Firma machte ordentlich Verluste. Aber... sie spielte auch noch Cashflow ein, den Buffett in andere Unternehmen investierte. Und Buffett brachte seine diversen privaten Aktienbeteiligungen in Berkshire ein. Später tat das dann auch Charlie Munger. Das ist die Keimzelle der Berkshire Hathaway als Beteiligungsunternehmen oder Buffetts private Vermögenpartnerschaft.
Ein Vergleich zwischen Boston Omaha und Berkshire "damals" scheidet also aus. Boston Omaha ist nur insofern zu vergleichen, als dass sie ganz am Anfang stehen und auch einen Versicherungssparte haben - die aber vergleichsweise unbedeutend ist. Buffett hätte das sicher anders aufgezogen und vor allem im Versicherungsbereich zugekauft, um sich Zugriff auf den Float zu sichern. Boston Omaha wird also andere Quellen für frisches Geld benötigen, wenn man schnell wachsen und weitere Beteiligungen eingehen will.
Bist Du nicht sehr optimistisch mit Deiner Einschätzung, dass Buffetts Tod "den Kurs eine Zeit lang belasten" wird?
AntwortenLöschenDie ganze Börsenwelt redet permanent von Buffett hier Buffett da. Wenn er mal das zeitliche segnet wird Berkshire, rein durch den psychologischen Faktor, erstmal implodieren. Wenn Munger ebenfalls stirbt wird sich das Unternehmen erstmal neu beweisen müssen.
Kurzfristig wird der Aktienkurs leiden, ganz klar. Aber da ja ein Großteil der Beteiligungen öffentlich sind (vierteljährliche 13Fs) und die Gesichter aus der zweiten Reihe seit Jahren bekannt und dieselben sind, wird sich der Aktienkurs schnell wieder an seinem Wert, also dem Beteiligungsvermögen orientieren.
LöschenUnbestritten ist, dass Berkshire und die Börsenwelt ohne Warren Buffett eine andere, eine tristere sein wird. Das gilt auch für Charlie Munger.