Dienstag, 9. August 2022

clearvise im Earnings-Quickcheck Q2/2022

In meinen "Earnings-Quickchecks" schaue ich mir die aktuellen Geschäftszahlen der Unternehmen an und unterziehe sie einem kurzen Abgleich mit meinem Investmentcase.

Heute nehme ich mir clearvise vor. Der Wind- und Solarparkbetreiber hat soeben seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 angehoben. Nicht unerwartet und wohl auch nicht zum letzten Mal...

Die clearvise AG betreibt Wind- und Solarparks und speist den erzeugten Strom ins Stromnetz ein, verkauft ihn über die Strombörse oder direkt an Unternehmen (Power-Purchase-Agreement; PPA). Nach einem windarmen Jahr 2021 war die 1. Jahreshälfte 2022 durch ein weit überdurchschnittliches Windaufkommen geprägt und die enorm gestiegenen Strompreise tragen ebenfalls zur reichen Ausbeute bei.

Am 08.08. erklärte clearvise daher: "Angesichts der starken Performance in den vergangenen Monaten, angetrieben durch anhaltend günstige Marktbedingungen und deutlich gestiegene Strompreise in den Zielmärkten, erwartet clearvise nun für das Geschäftsjahr 2022 einen Konzernumsatz im Korridor von 47 bis 51 Mio. Euro anstatt des ursprünglich im Geschäftsbericht 2021 bekanntgegebenen Korridors von 40 bis 45 Mio. Euro. Daneben hebt clearvise auch ihre Prognose für das bereinigte Konzern-EBITDA an und rechnet nunmehr für das Jahr 2022 mit einem bereinigten Konzern-EBITDA im Korridor von 35 bis 38 Mio. Euro anstatt zuvor 28 bis 32 Mio. Euro. Die bereinigte Konzern-EBITDA-Marge läge damit im Bereich von rund 73% bis rund 74% an Stelle von zuvor rund 69% bis rund 72%. Des Weiteren prognostiziert clearvise für 2022 unverändert eine Stromproduktion in einer Bandbreite von 480 bis 540 GWh."

Beachtenswert ist jedoch, dass clearvise weiterhin sehr konservativ zu Werke geht. Denn clearvise setzt "für das zweite Halbjahr 2022 aus kaufmännischer Vorsicht für die Prognose auch weiterhin nur gesicherte Preise aus Einspeisetarifen und privatwirtschaftlichen Stromverträgen" (PPAs) an.

Meine Einschätzung

Die deutliche Anhebung der Planzahlen für 2022 kommt nicht unerwartet, denn die zugrundeliegenden Effekte sind schon länger bekannt. Dabei hält sich cleravise für die zweite Jahreshälfte weiterhin bedeckt und hat nicht einfach seine kalkulierbaren erzeugten Energiemengen mit den aktuell hohen Strompreisen hochgerechnet, sondern hat in die nun erhöhte Prognose nur die bereits vertraglich gesicherten Preise einbezogen. Alles, was darüber hinaus an Strom über die Strombörse verkauft werden kann, wurde preislich nicht angefasst und weiterhin mit den bisher kalkulierten Preisen fortgeschrieben.

Da nicht abzusehen ist, dass die Strompreise deutlich von ihrem hohen Niveau zurückkommen werden, besteht hier eine kräftige "stille Reserve" an potenziellen weiteren Gewinnen. Aus heutiger Sicht wird clearvise wohl spätestens im Herbst eine erneute Prognoseanhebung vornehmen müssen.

Mein Investmentcase ist völlig intakt und die Entwicklung spricht kurz-, mittel- und langfristig für clearvise. Und das mit oder ohne den Pacifico Renewables-Deal. Der wird erst im 4. Quartal 2022 oder ggf. auch erst im 1. Quartal 2023 abgeschlossen sein und bisher sind die Konditionen noch nicht festgezurrt; zunächst steht die Bewertung der beiden Energieparks-Portfolios an und dann das Volumen der Kapitalerhöhung, bestehend aus Sacheinbringung und Barkomponente bzgl. Pacifico sowie einer Bezugsrechtskapitalerhöhung für die Bestandsaktionäre der clearvise AG. Langweilig wird es bei/mit clearvise in nächster Zeit also nicht.

Die Analysten von First Berlin haben ebenfalls ihre Kaufempfehlung für die clearvise-Aktie bestätigt und auch das Kursziel von 3,80 Euro. Auch im Peergroup-Vergleich, insbesondere mit 7C Solarparken, sei clearvise unterbewertet. Warburg Research hat sein Kursziel sogar auf 5,00 Euro erhöht, preist dabei allerdings den Ausbau des Energiepark-Portfolios durch den Pacifico-Deal bereits ein Stück weit mit ein.


Disclaimer: Habe clearvise auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

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