Donnerstag, 8. Februar 2024

Leserfrage: Kann man nach dem starken Anstieg jetzt noch Costco-Aktien kaufen?

Isabelle hat mir eine interessante Frage zu Costco gestellt, einem meiner größten Investments: "Leider schaue ich seit Jahresanfang den steigenden Kursen von Costco hinterher. Ich wollte kaufen, aber habe dann immer wieder auf Rücksetzer gewartet, weil die Bewertung doch schon sehr hoch war. Jetzt ist sie natürlich noch höher und ich werde ungeduldig. Würdest du bei diesen Kursen noch kaufen oder ist Costco nur noch eine Halteposition?"

Diese Frage dürfte wohl so einige Anleger umtreiben, denn viele haben den Einstieg bei Costco bisher verpasst., manche schon seit Jahren...

Moin Isabelle,
ich kann dich gut verstehen, wenn man 'die richtige' Aktie gefunden hat und auf den geeigneten Einstiegszeitpunkt wartet und einem dann der Kurs immer weiter davonläuft, ist das schon frustrierend. Der emotionale Druck, dann doch irgendwann zu kaufen, wird immer größer.

Ich bin vom dem fast 10-prozentigen Anstieg von Costco seit dem Jahresbeginn auch etwas überrascht. Dass die Aktie im Vorfeld der Sonderdividende deutlich ansteigt, ist nachvollziehbar, aber dass sie dann den Dividendenabschlag so schnell wieder aufholt und deutlich darüber hinaus steigt, ist schon beeindruckend. Die Geschäfte laufen weiter rund, die soeben vorgelegten Januar-Verkaufszahlen zeigen, dass Costco weiter on track ist. Keine Rakete, aber eben stetiges Wachstum mit steigenden Margen.

Quelle: wallstreet-online.de
Beim Blick auf den Chart sieht man allerdings, dass es ein oder zweimal im Jahr einen deutlichen Rücksetzer gibt. Und die liegen nicht selten in der Earnings Season, weil es dort Enttäuschungspotenzial gibt. Nicht unbedingt bei Costco selbst, aber Wettbewerber liefern oft schlechte Zahlen ab oder einen zurückhaltenden Ausblick, so dass dann der ganze Sektor und auch Costco abverkauft werden.

Ich habe über die Jahre in solchen Phasen immer mal wieder meinen Costco-Bestand aufgestockt. Trotzdem fällt das in den konkreten Situationen nicht leicht, weil zu dem Zeitpunkt die ganzen "Costco ist toll, aber viel zu teuer, das rächt sich nun"-Artikel auftauchen und/oder die Börsen gerade insgesamt ihren turnusmäßigen Weltuntergangs-Blues spielen. Im Grunde haben die ganzen Ansichten alle den gleichen Tenor und kommen am Schluss zu der immer wiederkehrenden Einschätzung, die Aktie sei viel zu hoch bewertet. Das ist objektiv auch so, aber wenn die (zu) hohe Bewertung dauerhaft anhält, weil das Geschäftsmodell so grenzgenial und profitabel wachsend ist, dann relativiert sich das Risiko. Anders ausgedrückt: solange Costco weiter abliefert, ist die Premiumbewertung 'verdient' und Kurseinbrüche werden zügig wieder aufgeholt. Aber wenn Costco irgendwann sein Mojo verliert, dann ist die Fallhöhe entsprechend gewaltig. Doch dafür gibt es bisher keine Anzeichen, Costco hat sich in der Corona-Pandemie und im Inflationsszenario als resilient erwiesen und stetig wachsend. Das kann noch Jahr(zehnt)e so weitergehen...

Zurück zu Deiner Frage, ob Du Costco gerade jetzt kaufen solltest. Vielleicht kannste gestaffelt vorgehen: die Hälfte deines Zielbudgets für Costco jetzt anlegen und die andere Hälfte zurückhalten für den erwartbaren Kursrücksetzer. Und falls der nicht kommt, kannste irgendwann später die zweite Hälfte anlegen und hast dir die heutigen (in der Rückschau) günstigeren Kurse gesichert. Fällt der Kurs, kaufte für den gleichen Betrag mehr Aktien und kannst dich dann darüber freuen.

Weitere Gedanken zu Costco

8 Kommentare:

  1. Hallo Isabelle,
    hallo Michael,

    auch ich kenne das Gefühl recht gut. Früher hatte ich (leider) durch einen zu späten Kauf ab und zu "in's Klo gegriffen". Fahre aber jetzt ganz gut mit eines Weiseit Kostolany`s:
    Einer Straßenbahn und einer Aktie darf man nie nachlaufen. Nur Geduld: Die nächste kommt mit Sicherheit!
    Gruß, Reginald

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    1. Hallo, ich denke bei einer Aktie wie Costco kann man nicht "ins Klo greifen", höchstens vorübergehend etwas zu viel bezahlen. Ich habe dasselbe Problem vor kurzem folgendermaßen gelöst. Ich habe mir eine Aktie als Basis gekauft und dazu einen monatlichen Sparplan. Falls mal ein "Absacker" kommt, kaufe ich zu.

      Gruß
      AkibaBC

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  2. Was immer geht , ist Sparplan…

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    1. Definitiv ein Sparplan. Bei Neobrokern geht das günstig mit sehr kleinen Beträgen und bei Onlinebrokern auch mit etwas größeren Beträgen. Bei der DKB z. B. fix für 1,5€ je Ausführung. Das wären bei 150€ akzeptable 1% Kosten.

      Derzeit läuft die Börse gut, von daher würde ich keinen größeren Betrag platzieren sondern einen kleinen Sparplan starten. Wenn dieser läuft, kann man bei Einbrüchen die Rate erhöhen oder auch händisch zukaufen, um so dein Einstandskurs zu senken. Bis zum nächsten Absacker baut man solange seine Position auf und hat einen Fuß in der Tür.

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  3. Lieber Michael Kissig,
    spannender Artikel und interessante Diskussion. Mir geht es wie Isabelle. Ich habe kürzlich die Costco Folge des "acquired podcast" angehört. Super empfehlenswert: https://www.acquired.fm/episodes/costco

    @Michael Kissig: wie siehst du die Marktkapitalisierung von 300 Mrd EUR im Hinblick auf die Gewinnseite des Unternehmens. Bei einem net income von ca. 6 Mrd. EUR in 2023, ist das Faktor 50. Klar verdient dieses tolle Unternehmen einen Aufschlag, aber der ist schon heftig.

    Cheers, Joachim

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    1. Moin Joachim,
      Costco ist hoch bewertet, das steht außer Frage. Auf Basis der aktuellen Gewinne und der erwarteten Zuwächse in 2024. Doch wie Stanley Druckenmiller immer wieder betont: Investiere niemals, niemals in die Gegenwart, sondern in die Zukunft, denn dort wird die Aktie bald stehen.

      Costco steht vor einer Anhebung der Mitgliedsbeiträge. Man hat den üblichen Zyklus bereits überschritten, wollte aber nicht in einer Phase hoher Inflation und Finanzdrucks seine Mitglieder zusätzlich belasten. Die Inflation geht deutlich zurück, die Löhne steigen kräftig. Also wird es in absehbarer Zeit eine Anpassung der Mitgliedsbeiträge geben. Und da Costco einen Großteil seiner Einnahmen/Gewinne aus den Beiträgen erzielt, relativiert das dann die Gewinnbewertung.

      Auch danach wird Costco hoch bewertet sein.

      Costco wird in China stark wachsen. Die Eröffnung des sechsten Ladens hat dort für ein Verkehrschaos gesorgt, dass die Polizei regelnd eingreifen musste. Warteschlangen wie man es von früher bei den Apple Stores und neuen iPhones kannte.

      Generell gilt, dass Costco unter den hohen Baukosten gelitten hat und nun die Entspannung an dieser Front natürlich positive Effekte hat. Costco gibt seine Kosteneinsparungen an die Mitglieder weiter, deshalb wächst die Zahl der Mitglieder immer weiter; es ist Wettbewerbern kaum möglich, hier mit Costco mitzuhalten.

      Costco wächst in jeder Wirtschaftslage: in der Rezession kaufen die Leute günstiger und größere Mengen, im Boom kaufen die Leute insgesamt mehr. Sie sparen (fast) zuletzt bei ihrer Costco-Mitgliedschaft. Und wer die Karte hat, geht auch bei Costco einkaufen.

      Trotzdem bleibt Costco hoch bewertet. Meine letzten Zukäufe erfolgten jeweils bei Kurseinbrüchen (zuletzt im Frühjahr 2023 bei rund 450 Euro). Aber ich habe nicht auf einen solchen Einbruch gewartet, sondern ihn einfach "nur" genutzt. Ich hatte also nicht den Druck, den Kursen unbeteiligt hinterherschauen zu müssen. Trotzdem kenne ich den natürlich von anderen Werten.

      Ich bin froh, bei Costco Aktionär zu sein. Ich bin am Unternehmen beteiligt, weil ich an seinen Erfolgen teilhaben will. Natürlich freue ich mich, wenn der Aktienkurs steigt, aber das ist nicht mein primärer Fokus, sondern lediglich ein gern gesehener Nebeneffekt. ;-)

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  4. Beim Lesen deines Beitrags musste ich an meine eigene Strategie denken, die sich ein wenig von deinem Vorschlag unterscheidet. Statt auf einen größeren Rücksetzer zu warten, neige ich dazu, mein Investment aufzuteilen und in regelmäßigen Abständen kleinere Beträge zu investieren.
    Das nimmt ein wenig die Nervosität aus dem ganzen Prozess, besonders in einem Markt, der so unberechenbar sein kann. Klar, die Chance, zum absoluten Tiefpunkt einzukaufen, verpasst man so vielleicht, aber es beruhigt das eigene Nervenkostüm und streut das Risiko ein wenig.

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    1. Ja, mit Sparraten eine Aktienposition aufzubauen, kann man machen. Ist auf jeden Fall besser, als gar nicht zu kaufen. Ich sehe dabei aber weniger das Risiko, "den absoluten Tiefpunkt" zu verpassen, sondern vielmehr Rendite. Wenn man die richtige Aktie gefunden hat und von den Aussichten überzeugt ist und der Kurs stetig steigt, dann kann man mit einem Ratenkauf draufzahlen (wie auch beim Warten auf eine stärkeren Kursrücksetzer für den Einstieg). Wenn der Kurs pro Jahr um 20 % zugelegt hat in der Vergangenheit und man grundsätzlich von einer ähnlichen Entwicklung ausgeht, dann ist das Warten auf einen 10%-Rücksetzer vielleicht zu teuer, weil der Kurs vorher 15% oder 25% steigt und der Rücksetzer ihn dann trotzdem nicht unter das Ausgangsniveau drückt. Passiert bei den Dauerläuferaktien ständig. Und beim Sparplan-Kauf kann das ebenfalls so sein. Die Dauerläuferaktien holen Kursrücksetzer in der Regel ja wieder auf und markieren bald neue Höchstkurse. Selbst wenn man zu teuer kauft, muss man nur eine begrenzte Zeit abwarten, bis der Kurs in den grünen Bereich dreht. Beim Sparplan in einem steigenden Aktienwert ist man immer im grünen Bereich, aber eben nur mit einer winzigen Positionsgröße. Da stellt sich schon dringlich die Frage, ob man nicht lieber eine vorübergehende Minusposition in Kauf nimmt anstatt immer im Plus zu liegen, aber eigentlich gar nichts davon zu haben. Ich halte es da mit Buffett: wenn der die richtige Aktie gefunden hat, kauft er, wenn der Preis angemessen ist. Er setzt nicht auf Kursgewinne, sondern auf einen fairen Kaufpreis. Und er benannte einen seiner größten Fehler damit, dass er so manches Mal nicht bereit war, etwas mehr für die Aktie eines Top-Unternehmens zu bezahlen und ihm dadurch einige der besten Gelegenheiten durch die Lappen gegangen sind. Und das ist dann wirklich teuer...

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