Samstag, 23. August 2025

Wochenrückblick 34/2025: Meine stärksten Kurstreiber im Depot waren LendingClub, Almonty, Sea Ltd., Apollo Global und AeroVironment - auch dank aufflammender Zinssenkungsfantasie

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Dies waren in meinem Depot in der vergangenen Börsenwoche die größten Gewinner und Verlierer:

📈 LendingClub +5,0 %
📈 Sea Limited +4,3 %
📈 MercadoLibre +1,4 %
📈 Comfort Systems +1,0 %
📈 Rheinmetall +1,0 %
📉 Leonardo DRS -1,3 %
📉 Costco -1,6 %
📉 AeroVironment -2,9 %
📉 Apollo -2,9 %
📉 Almonty Industries -4,6 %

Es war eine positive Börsenwoche, die der Dow Jones Index mit einem neuen Rekordhoch abschließen konnte. Dabei waren zuvor eher Molltöne angesagt und die Kurse unter Druck. Doch dann kam Powell und die Rückkehr der Tauben.

Genauer gesagt erfüllte der Fed-Chef (endlich) die Wünsche von Donald Trump und der Börsenwelt. Naja, zumindest hat er angekündigt, dies demnächst tun zu wollen. Und die Börsen feiern, dass Powell auf der jährlichen Notenbankkonferenz in Jackson Hole betonte, die Stabilität am Arbeitsmarkt erlaube es der Notenbank, "vorsichtig vorzugehen", wenn eine Änderung der Geldpolitik in Erwägung gezogen werde. Das kam als Abkehr der bisher "falkischen" und damit restriktiven Zinspolitik rüber und ließ die Wetten auf eine Fed-Zinssenkung im September hochschießen.

Aber kein Wein ohne Wasser... denn die Wendung kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern ist durch negative Entwicklungen begründet. Von der Öffentlichkeit bisher unbemerkt (oder bewusst ignoriert) steigen die Insolvenzen in den USA kräftig an (Quelle). Dort wurden im Jahr 2025 bereits 446 Konkurse von Großkonzernen hingelegt und damit 12 % mehr als über dem Pandemieniveau von 2020. Allein im Juli gab es 71 neue große Konkurse, was den höchsten Wert in einem einzelnen Monat seit Juli 2020 darstellt. Und das ist kein statistischer Ausreißer, denn in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 gingen 371 große US-Unternehmen in Konkurs und auch schon im Juni waren es 63, womit das Niveau von 2020 überschritten wurde.

Am schlimmsten ist der Industriesektor betroffen (70 Pleiten) vor Konsumgüterunternehmen (61) und dem Gesundheitsbereich (32). Das Schlusslicht bildet der  Energiesektor mit lediglich 4 Insolvenzen. Es trifft also vor allem die Wirtschaftszweige, die durch Trumps Strafzölle besonders unter Druck geraten sind.

Mehrere einst beliebte Marken der 1990er und 2000er Jahre führen die Pleitestatistik an: Forever 21, Joann's, Rite Aid, Party City und zuletzt Claire's. Der Einzelhandel leidet, was andererseits den Branchenriesen neue Absatzmöglichkeiten und Kunden bringt. Daher gehören Walmart, Amazon und Costco sogar zu den Profiteuren der Entwicklung.
Die (hohen) Zinsen sind nicht das Problem - eigentlich. Denn die Zinslast bei den US-Unternehmen liegt mit 9,1% der Gesamtkosten auf dem niedrigsten Niveau seit 1956. Und doch... haben viele Unternehmen Kredite aus der Zeit der Nullzinsen in den Büchern, die nun zur Refinanzierung anstehen. Und aus verschwindend geringen Zinskosten werden auf einmal "normal hohe" Zinsbelastungen, die aber in der Realität eine deutliche Erhöhung und manchmal sogar Vervielfachung der Zinsen bedeuten. Der oftmals letzte Sargnagel... So stieg der Anteil der unrentablen Unternehmen im Russell 2000 Index zum Ende 2024 auf 43 % und damit so hoch wie seit 2020 nicht mehr; das lag sogar über den 41 % aus dem Jahr 2008, als die Globale Finanzkrise die Welt in Schockstarre versetzte. Der Zinsaufwand an den Gesamtkosten der Russell-2000-Unternehmen erreichte mit 7,1 % den höchsten Wert seit 2003.

Eine der Folgen der Insolvenzwelle wird eine steigende Arbeitslosigkeit sein. Im Juli gaben 11 % der Kleinen Unternehmen an, dass schlechte Umsätze ihr größtes Problem seien; der höchste Wert seit 2020. US-Kleinunternehmen beschäftigen in den rund 62,3 Mio. Arbeitnehmer und damit 45,9 % aller Beschäftigten. Und ein robuster Arbeitsmarkt ist - neben der Inflationsbekämpfung - eine der Kernziele bwz. aufgaben der Fed. Die sieht nun im (weiter zunehmenden) Inflationsdruck durch Trumps Zollpolitik das kleinere Übel und richtet ihren Blick auf den sich auf der Kippe befindlichen US-Arbeitsmarkt. Und das ist kein Grund zum Feiern! Denn die Rezessionswahrscheinlichkeit nimmt damit deutlich zu mit der Folge von steigenden Privatinsolvenzen, Kreditausfällen, Konsumrückgängen. Ganz am Ende der Kette steht auch die Nachfrage nach KI-Anwendungen, denn irgendwann muss irgendein Verbraucher die Party bezahlen. Und der braucht dafür einen Job und/oder zumindest ein geregeltes Einkommen...

Die Fed wird sich also an einer Gratwanderung versuchen müssen, um alle Bälle im Spiel zu halten und keinen fallen zu lassen. Keine leichte Aufgabe, nicht nur wegen des Drucks durch Donald Trump. Powell wird seinen Vertrag erfüllen, der noch bis Mai läuft. Trump konnte daran bisher nichts ändern und nun hat er die Stoßrichtung geändert. Anstatt Powell abzusägen, spielt er Tontaubenschießen mit den Fed-Boardmitliedern, die (seiner Meinung nach) einer Zinssenkung im Weg stehen, und drängt diese zum Rücktritt. Dann kann er die freien Posten mit seinen Anhängern besetzen und damit Powell bzw. die Fed insgesamt auf Zinssenkungskurs bringen. Eine weitere unabhängige Institution, die Trump sturmreif schießt. =(

Der Fear-and-Greed-Index ist von 65 auf 61 Punkte gefallen, bleibt aber im "Gier-Terrain".

Nun der Blick in mein Depot, wo es wenig Bewegendes gab. Die Zinssenkungsfantasie hat den Finanzsektor elektrisiert, der aber im Wochenverlauf zuvor gelitten hatte. Am Ende ergab sich ein gemischtes Bild. So liegt Apollo trotz der starken Quartalszahlen deutlich im Minus, während LendingClub weiter ordentlich zulegen konnte. PayPal sitzt unentschlossen zwischen Stühlen. Mit allen dreien hatte ich mich kürzlich ausgiebig beschäftigt und sie sind allesamt prominent in meinem Depot vertreten.
Meine beiden "Online-Retailer mit Banklizenz" MercadoLibre und Sea Ltd. gehörten in dieser Woche ebenfalls zu den Gewinnern und bieten weiterhin eine Menge an Wachstumspotenzial. Auch wenn die Kurse in den letzten Wochen konsolidierten.

Im Rüstungssektor herrscht Unsicherheit über einen möglichen Friedensschluss in der Ukraine und was dies für die Nachfrage bedeutet. Anders als Trump kann ich mir nicht vorstellen, dass Putin seinen Krieg beendet, ohne seine maßgeblichen Ziele erreicht zu haben: im Idealfall will er die ganze Ukraine, ansonsten mindestens die vier wichtigen Regionen im Osten - was ihm den Rest der Ukraine für den nächsten Vorstoß schutzlos ausliefern würde. Doch er kann sich gar keinen Frieden leisten, da Russland voll auf Kriegswirtschaft eingestellt ist und die enormen Verluste und Einbußen ohne einen vollständigen Sieg von ihm nicht (mehr) zu rechtfertigen sind. Ohne den Ukrainekrieg wird Putins Machtstellung in Russland weitgehend unhaltbar. Und das wird der Machtpolitiker nicht in Kauf nehmen. Dass er dennoch verbale Zugeständnisse (an Trump) macht, dient nur dem Zweck, diesen von Sanktionen gegen Russland oder deren Helfer abzuhalten. Und das gelingt Putin ja ziemlich gut, weshalb sollte er also damit aufhören?

Für die NATO (ex USA) bleibt die Kriegsdrohung aus dem Osten bestehen und auch das dringende und zwingende Erfordernis, schnell und massiv aufzurüsten. Losgelöst von spekulativen Überlegungen werden die Geschäfte der Firmen also in den nächsten Jahren (und Jahrzehnten?) ordentlich angeheizt und damit "meine" Rheinmetall, AeroVironment und/oder Leonardo DRS auf Wachstumskurs.

Mein Vermögen hatte sich den ersten Wochen des Jahres 2025 nach den Rekordzuwächsen in 2024 zunächst um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts - einen "Maximum Drawdown" von -25 % erlebt man auch nicht allzu oft (glücklicherweise). Einige Wochen lang schwankt meine Depotrendite um die Nulllinie, doch im Juli geht ging es deutlich aufwärts. Der erfreulichen Zwischenstand von +6,0 % aus dem Frühjahr konnte nicht gehalten werden und seitdem konsolidiert meine Depot unter teilweise heftigen Schwankungen. Die letzte Woche verabschiedete sich unverändert und meine 2025er Vermögensveränderung liegt weiterhin bei +2,0 % (YTD).

Die von Trump bewusst lancierte Dollarschwäche belastet US-Werte auf Euro-Basis seit dem Jahresstart mit rund 11,5 %. Und da ich einen hohen Anteil an US-Werten im Depot halte (knapp 50 %), wirkt sich die Dollarschwäche natürlich entsprechend negativ auf die diesjährige Performance aus.

Insgesamt kann ich aber nach zwei Rekordjahren hintereinander samt annähernder Vermögensverdopplung mit der Entwicklung weiterhin sehr zufrieden sein. Und das bin ich...ツ 

Andererseits könnte man die durchwachsene Performance seit dem Jahresstart auch so kommentieren: ich habe die richtigen Unternehmen im Depot, aber damit nicht zwangsläufig die richtigen Aktien für diesen Markt.

Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

6 Kommentare:

  1. Hi Michael,

    Du legst oft sehr gute Abalysen und Schlussfolgerungen auf den Tisch. Aber bei der Gefahr von Russland muss ich mir immer wieder die Augen reiben und frage mich: Warum denken die Leute, dass der Russe morgen am Rhein steht? Wozu? Hier gibt es genau 0,0 für ihn zu holen. Ich checks einfach nicht..

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    1. Das der Russe nach Deutschland kommt ist eine Angst begründet in Unwissenheit. Zum einen gibt es Polen mit einer starken Armee. Zum anderen sind es die baltischen Staaten, die am meisten bedroht sind.
      In militärischen Kreisen wird ein „kleiner Einmarsch“ in eine Grenzstadt im Baltikum befürchtet. Eine, die einen hohe Anteil an russischen Bürgern aufweist. Wenn dann der NATO-Bündnisfall ausgerufen wird, gehen die Diskussionen in den Staaten los, ob man Soldaten und Frieden riskieren will für so eine „Kleinigkeit“. Wenn das der Fall ist, ist die NATO wahrscheinlich am Ende. Und was dann mit Europa passiert kann niemand vorhersehen. Nur eins ist klar: Putin hätte gewonnen.

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  2. Hallo Michael, kannst du deine Meinung abgeben, was Berkshire so interessant an Sirius Xm findet? Die Schuldenlast finde ich bei Sirius Recht hoch. Hier gab's ja zuletzt wieder größere Käufe.

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    1. Nein, ich kann Berkshires Interesse an SiriusXM nicht nachvollziehen. Das Unternehmen hat viele Nutzer/Abonnenten, die einen ordentlichen Cashflow erzeugen, der (erstmal) zuvorderst zum Schuldenabbau genutzt wird und für Aktienrückkäufe. Die Strategie, eine relevante Rolle im Radio-Streaming-Markt zu spielen, ist gescheitert; die dort akquirierten Nutzer verliert man nun absehbar walle wieder. Ansonsten gehen die Nutzerverluste aber zurück und man setzt viel Hoffnung auf ein neues werbefinanziertes Modell. Da ich nicht erkennen kann, wie man bei jüngeren Zielgruppen gegen die dominierenden Herausforderer bestehen können will und am in der älteren Zielgruppe auch nicht wächst, finde ich das Business nicht verlockend für ein Investment. Aber Buffett bzw. wohl eher einer seiner Investment-Leutnants Weschler oder Combs scheinen da etwas zu sehen/erkennen, was anderen (und mir) verborgen bleibt. Nach den jüngsten Zukäufen hält Berkshire nun mehr als 37 % an SiriusXM und ist der mit Abstand größte Aktionär.

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  3. Hallo Michael, darf ich fragen, was die Quellen für die Konkurszahlen und die Verschuldungsgrade sind? Danke im Voraus.

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    1. Ich habe die Angaben aus "The Kobeissi Letter" übernommen (öffentlicher Post bei X). Hab's auch noch im Artikel ergänzt.

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