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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 21/2025 vom 19.11.2025
Aktien in dieser Ausgabe: Aixtron, Daldrup & Söhne, Elmos
Daldrup & Söhne forciert mit Geothermie die Wärmewende
Daldrup & Söhne AG ist ein spezialisiertes Bohr- und Umwelttechnikunternehmen, das sich über Jahrzehnte ein tiefes Know-how in der Bohrtechnik aufgebaut hat. Der Ausbau erneuerbarer, CO₂-armer Energiequellen gewinnt im Zuge der Wärmewende zunehmend an Bedeutung. Als spezialisierter Akteur profitiert Daldrup erheblich und auch der Aktienkurs hat entsprechend Rückenwind.
Ursprünglich als klassisches Bohrunternehmen gegründet, hat Daldrup seine Ausrichtung konsequent erweitert und seine Kompetenzen insbesondere im Bereich der tiefen Geothermie gestärkt. Das Unternehmen deckt nicht mehr nur die klassischen Bohrleistungen ab, sondern bietet integrierte Lösungen für die Exploration, Wassergewinnung und Umwelttechnik.
Vier Geschäftsbereiche bieten Vielfalt und Spezialisierung
Das Geschäftsmodell von Daldrup ist über vier klar definierte Geschäftssegmente hinweg strukturiert, die das gesamte Spektrum bohr- und umwelttechnischer Dienstleistungen abdecken:
- Der Bereich Geothermie ist das Herzstück der strategischen Ausrichtung von Daldrup. Das Unternehmen führt tiefe Bohrungen durch, um geothermische Energie (Wärme und teilweise auch Strom) zu erschließen. Es realisiert Bohrungen bis in mehrere tausend Meter Tiefe, um heiße Thermalwässer nutzbar zu machen.
- Im Segment Rohstoffe & Exploration bohrt Daldrup bohrt für die Exploration von mineralischen Rohstoffen, etwa Metalle oder andere geologische Reserven, sowie für die Erkundung potentieller Endlager oder Bergbauflächen.
- In der Sparte Wassergewinnung bringt Daldrup seine Bohrtechnik ebenso ein wie sein hydrologisches Know-how zur Gewinnung von Trinkwasser, Kühlwasser, Heil- oder Thermalwasser.
- Im Bereich Environment, Development & Services bietet Daldrup umwelttechnische Dienstleistungen an, z. B. hydraulische Sanierung kontaminierter Standorte, Bau von Messstellen, sowie Wasseraufbereitung.
Dank dieser Diversifikation ist Daldrup breit aufgestellt und damit nicht mehr ausschließlich auf Geothermieprojekte angewiesen, sondern es können Aufträge aus unterschiedlichen, aber verwandten Bereichen akquiriert werden.
Hohe technologische Kompetenz
Daldrup verfügt über eine ausgeprägte technische Stärke in Bohrtechnik. Inzwischen hat man mehr als 50 Bohrungen für tiefe Geothermie erfolgreich abgeschlossen, teilweise bis in Tiefen von 6.000 Metern. Diese Kapazität setzt beträchtliche Planung, hochspezialisierte Bohranlagen und erfahrenes Personal voraus.
Darüber hinaus besitzt Daldrup einen diversifizierten Bohrgerätepark, denn es stehen Bohranlagen für sehr tiefe Bohrungen, aber auch mitteltiefe und flache Bohrungen zur Verfügung. Diese Flexibilität erlaubt es, auf sehr unterschiedliche Projekttypen zu reagieren, von kommunalen Geothermie-Netzen bis hin zu Forschungs- oder Umwelt-Aufträgen.
Ein echter Wettbewerbsvorteil von Daldrup ist das sogenannte ART-Konzept ("Alternative Risk Transfer"), mit dem Explorationsrisiken abgesichert werden. Über dieses Instrument kann das Risiko, dass eine Bohrung nicht die erwartete Produktivität liefert, zumindest teilweise ausgegliedert werden, was die Finanzierung von Projekten erleichtert und die Attraktivität für Investoren steigert.
Vielfältige Kundenstruktur und hohe Wertschöpfung
Die Kundenstruktur von Daldrup ist vielfältig. Neben Kommunen und Stadtwerken, bedient man Investoren für Geothermieprojekte, Versorgungsunternehmen, aber auch Forschungsinstitutionen, Bergbauunternehmen oder privatwirtschaftliche Auftraggeber. Dabei übernimmt Daldrup im Bereich der Geothermie häufig die Rolle des Generalunternehmers und wickelt von der Planung über die Bohrung bis zur Projektrealisierung alle Projektschritte ab.
Diese Positionierung erlaubt Daldrup nicht nur, Umsatz aus Bohraufträgen zu erzielen, sondern auch Mehrwert über komplexe Projektstrukturen zu schaffen. Durch die Kombination von Bohrtechnik, Projektmanagement und technischer Expertise sichert sich das Unternehmen langfristige und margenstärkere Auftragsströme.
Starke Geschäftsentwicklung in schwierigen Zeiten
2024 entfielen 45 % des Gesamtumsatzes auf den Geothermiebereich, was die wachsende Bedeutung dieses Segments für Daldrup unterstreicht und verdeutlicht, wie stark das Unternehmen strategisch auf die Wärmewende setzt. Weitere 44,3 % steuerte Rohstoffe und Exploration bei, Environment, Development & Services 8,6 % und Wassergewinnung vergleichsweise geringe 1,9 %.
Im ersten Halbjahr 2025 erzielte Daldrup auf Konzernebene eine Gesamtleistung von 20,7 Mio. Euro (Vorjahr: 29,1 Mio.). Der Rückgang gegenüber dem Vergleichszeitraum ergab sich vor allem aus Effekten im ersten Halbjahr 2024, da hier einige große, über einen längeren Zeitraum erbrachten Aufträge, abgeschlossen und schlussabgerechnet wurden. Da Daldrup überwiegend Projektgeschäft betreibt, gehören stärkere Schwankungen dazu; steige Einnahmen zur Glättung der Geschäftsergebnisse spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Das Halbjahresergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 3,5 Mio. Euro (VJ: 3,8 Mio.) und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei 2,6 Mio. Euro (VJ: 3,0 Mio.). Im Verhältnis zur Gesamtleistung ergibt sich damit ein deutlicher Anstieg der EBIT-Marge auf 12,8 % (VJ: 10,2 %). Der Konzernhalbjahresüberschuss in Höhe von 2,1 Mio. konnte gegenüber dem Vorjahreswert um 6,8 % gesteigert werden und das Ergebnis je Aktie liegt damit im ersten Halbjahr 2025 mit 0,41 Euro beinahe schon auf Höhe der 0,42 Euro, die man im Gesamtjahr 2024 erzielte.
Vorstandschef Andreas Tönies kommentierte die Zahlen so: "Wir befinden uns in einer sehr soliden Position. Die Maßnahmen zur Effizienzsteigerung greifen, so dass die Profitabilität im Daldrup-Konzern deutlich gestiegen ist. Diesen Kurs behalten wir bei. Gleichzeitig investieren wir in weiteres Wachstum, um unsere Bohrkapazitäten aufzustocken und unsere Marktstellung weiter auszubauen". Und weiter: "Die Nachfrage nach Bohrungen in unseren Geschäftsbereichen Geothermie sowie Rohstoffe & Exploration steigt deutlich, so dass der Auftragsbestand per Ende August 2025 mit 140 Mio. Euro ein Rekordniveau in der Unternehmensgeschichte erreicht hat. Die sich uns bietenden Wachstumsperspektiven wollen wir weiter nutzen und uns Wettbewerbsvorteile sichern, um den Unternehmenswert der Daldrup & Söhne AG nachhaltig zu steigern".
Die Gründe für diese positive Einschätzung liefert das Unternehmen gleich mit. Seit dem Start der neuen Bundesregierung habe sich das Marktumfeld der Daldrup & Söhne AG deutlich verbessert. So entwickele sich der regulatorische Rahmen im Bereich der Geothermie sehr erfreulich und es herrsche mehr Vertrauen und Klarheit bezüglich der Umsetzung der Wärmewende. Auftraggeber wie Kommunen würden in Zukunft auf einen "Dreiklang" an Förderinstrumenten und Gesetzen bauen und Geothermieprojekte schneller, verlässlicher und vor allem risikoärmer umsetzen können.
Daneben führe das im März 2025 vom Bundestag beschlossene Sondervermögen für Infrastrukturmaßnahmen zu einer höheren Nachfrage nach Erkundungs- und Baugrundaufschlussbohrungen im Vorfeld von Straßen- und Brückenbauprojekten. Das gesamte Maßnahmenpaket werde den Markt beleben, wobei die Nachfrage nach Bohrungen in allen Tiefen bereits deutlich ansteige.
Starker Auftragseingang führt zu Rekordauftragsbestand
Daldrup hat erst in den vergangenen Monaten zwei bedeutende Großaufträge in Pullach und Olching im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich akquiriert, wobei Pullach das bis dato größte Einzelprojekt in der Unternehmensgeschichte ist. Neben dem Auftragsbestand ist auch das mit Eintrittswahrscheinlichkeiten bewertete für Daldrup relevante Marktvolumen gestiegen und liegt per Ende August mit 325 Mio. Euro (31.08.2024: 302 Mio.) ebenfalls auf hohem Niveau.
Das starke Bohr-Know-how der Daldrup & Söhne AG kommt über alle Geschäftsbereiche hinweg - angefangen von der Geothermie, über Rohstoffe & Exploration bis zu Umweltservices und Wassergewinnung - zum Einsatz. Unter der Voraussetzung, dass die laufenden Bohrprojekte planmäßig abgerechnet werden können, bestätigt der Vorstand die Ende August konkretisierte EBIT-Prognose für das Geschäftsjahr 2025, mit der er die untere Grenze der EBIT-Margen-Prognose von 9 % auf 10 % angehoben hat. Er erwartet damit für das Gesamtjahr eine EBIT-Marge zwischen 10 % und 12 % bei einer Gesamtleistung von rund 52 Mio. Euro.
Per Ende August 2025 standen rund 140 Mio. Euro im Auftragsbuch. Gleichzeitig weist das Unternehmen eine hohe Eigenkapitalquote auf, die im Halbjahresbericht mit 68,8 % ausgewiesen wurde. Diese solide Kapitalstruktur ist wichtig, da Bohr- und Geothermieprojekte typischerweise kapitalintensiv sind und hohe Vorleistungen erfordern.
Bullcase vs. Bearcase
Daldrup steht im Zentrum eines strukturellen Trends. Der Übergang zu erneuerbarer Wärmeversorgung in Deutschland und anderen europäischen Ländern verleiht dem Tiefengeothermie-Markt enorme Wachstumsdynamik. Kommunen und Stadtwerke setzen verstärkt auf Erdwärme, um CO₂-intensives Heizen zu ersetzen. Daldrup profitiert davon als Bohrprofi und Generalunternehmer. Mit der geplanten Fündigkeitsversicherung über die KfW (Programm 572) könnte das Explorationsrisiko weiter abgesenkt und damit die Investitionsbereitschaft verstärkt werden.
Mit der Fähigkeit, Bohrungen bis zu 6.000 Metern Tiefe durchzuführen und über das ART-Konzept das Exploration-Risiko zu übertragen, hat Daldrup ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Diese technische Spezialisierung erlaubt dem Unternehmen, sehr anspruchsvolle geothermische Projekte zu realisieren und attraktiver für Kommunen oder Investoren zu sein, die langfristige und risikoreiche Bohrungen planen.
Großaufträge wie in Pullach und Olching ermöglichen es Daldrup, Skaleneffekte zu nutzen, etwa durch konzentrierte Logistik, optimiertes Projektmanagement und wiederholte Nutzung von Bohrgeräten. Die räumliche Nähe mehrerer Bohrstellen kann zudem Kosten senken und die Effizienz steigern.
Doch es gibt auch Risken. Bei Tiefbohrungen besteht selbst mit fundierter geologischer Analyse die Möglichkeit, dass Bohrungen nicht die erwarteten Temperatur- oder Durchlässigkeitswerte liefern. Solche Misserfolge können Projekte verzögern, verteuern oder ganz scheitern lassen. Auch mit dem ART-Konzept bleibt ein Restrisiko, das die Wirtschaftlichkeit eines Vorhabens gefährden kann.
Zudem erfordern Geothermieprojekte erhebliche Vorleistungen und dabei binden Planung, genehmigungsrechtliche Vorbereitung, Bohrtechnik, Personal und Logistik Kapital über lange Zeiträume. Kommt es zu Verzögerungen oder gestaltet sich die Kapitalbeschaffung schwierig, drohen Liquiditätsengpässe.
Und dann bestehen nicht unerhebliche regulatorische Unsicherheiten. Denn obwohl der regulatorische Rahmen für Geothermie aktuell positiv ist, bleibt er anfällig für politische Veränderungen. Förderprogramme wie jene der KfW, Genehmigungsverfahren, Umweltauflagen oder Planungsregularien können sich ändern und damit die Rentabilität bestehender oder zukünftiger Projekte beeinflussen. Das kann sogar dazu führen, dass Daldrup auf geleisteten Vorarbeiten und -aufwendungen sitzen bleibt und selbst finanziell verarbeiten muss.
Fazit
Daldrup & Söhne nutzt seine langjährige Bohrkompetenz, technische Tiefe und sein Risikomanagementmodell, um sich als Schlüsselfigur in der deutschen und mitteleuropäischen Geothermiebranche zu positionieren. Die zuletzt gewonnenen Großaufträge unterstreichen den Aufwärtstrend und die wachsende Bedeutung von Geothermie in der Wärmewende.
Gleichzeitig ist Daldrup breit diversifiziert, was die Risiken reduziert, aber auch die Komplexität seiner Geschäftsstruktur erhöht. Neben Geothermie betreibt das Unternehmen Bohrungen für Rohstoffe, Wassergewinnung und Umweltsanierung. Diese Diversifikation ist eine Stärke, erfordert aber auch exzellentes Management und präzise Planung.
Zudem nutzt Daldrup seine Expertise, um Kommunen und Stadtwerke als Partner bei der Wärmewende zu gewinnen. Projektmodelle, bei denen Daldrup nicht nur bohrt, sondern auch generalunternehmerisch agiert, ermöglichen eine tiefere Einbindung und eine breitere Wertschöpfung. Ziel ist, diese Projekte als Leuchttürme zu nutzen zur Steigerung der Reputation und Referenzbasis und sich als erfolgreicher Generalunternehmer zu etablieren.
Insgesamt scheint Daldrup gut positioniert zu sein, um in den kommenden Jahren nachhaltig zu wachsen – als technischer Bohrdienstleister, Generalunternehmer für Geothermieprojekte und als Partner der Wärmewende. Für Investoren, Kommunen und Projektentwickler ist Daldrup ein Unternehmen, das nicht nur Bohrlösungen liefert, sondern als langfristiger Enabler einer klimafreundlichen Energiezukunft fungieren kann. Und für Aktionäre präsentiert sich das Unternehmen als attraktive Möglichkeit, um von dem steigenden Engagement in die Wärmewende zu profitieren – sofern sie die höhere Zyklik des Geschäftsverlauf aufgrund des hohen Anteils des Projektgeschäfts akzeptieren können.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Daldrup wissen muss
- Daldrup ist ein spezialisierter Bohrtechnikanbieter, der sich auf Tiefengeothermie, Hydrogeologie und Explorationsbohrungen konzentriert und dabei komplette Projekte von der Planung bis zur Umsetzung liefert.
- Das Unternehmen spielt eine zentrale Rolle im Ausbau erneuerbarer Energien in Europa, da seine Geothermiebohrungen eine CO₂-arme und grundlastfähige Wärme- und Stromerzeugung ermöglichen.
- Daldrup profitiert von politischen Förderprogrammen, steigender Nachfrage nach klimaneutraler Wärme und der strategischen Bedeutung von Geothermie, steht jedoch gleichzeitig vor hohen technischen Projektrisiken und Abhängigkeiten von Genehmigungsprozessen.
- Die jüngsten positiven Entwicklungen im Auftragseingang und Fortschritte bei mehreren Geothermieprojekten stärken die Marktposition, während finanzielle Schwankungen und die Komplexität tiefengeothermischer Bohrvorhaben weiterhin Herausforderungen bleiben.
Disclaimer: Habe Daldrup weder auf meiner Beobachtungsliste noch in meinem Depot/Wiki.

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