Der Winter naht - und die Stimmung wird eisig. "Risk off" ist angesagt, von Euphorie ist nicht mehr viel zu spüren: im November haben die Börsen eine Kehrtwende vollzogen, weil auch die zuvor hochgejubelten KI-Aktien teilweise brutal abverkauft werden. Noch härter trifft es den Kryptobereich, wo der Bitcoin erstmals seit langer Zeit wieder unter die Marke von 90.000 USD gefallen ist.
Dabei hat sich an der Faktenlage nicht viel geändert, allerdings am Sentiment. Die Stimmung ist gekippt, der Shutdown in den USA hat erheblichen Anteil daran, denn er belastet die Wirtschaft massiv. Und die drohende Rezession wurde inzwischen zum wahrscheinlichen Szenario. Die Menschen ziehen daher ihr Geld aus ihren spekulativen Investments ab. Allerdings nicht immer freiwillig, denn viele haben Kryptos auf Kredit gekauft und die massiv fallenden Kurse lösen dann sog. "Margin Calls" aus, also die Aufforderung, Geld als Sicherheit nachzuschießen. Oder die Bitcoins zu verkaufen. Damit wird der Kredit getilgt – meistens. Denn wer zu gierig war und zu lange gewartet hat, bei dem deckt der Verkaufserlös den Kreditbetrag womöglich nicht vollständig. Und dann muss dieser aus anderen Quellen beglichen werden.
Warren Buffetts weise Warnung vor Spekulationen auf Kredit bleibt zeitlos: "Wenn du schlau bist, musst du keinen Kredithebel für deine Investments nutzen und wenn du dumm bist, solltest du keinen nutzen". Aber wer hört schon auf den besten Investor aller Zeiten? Und so lernt eine neue Generation von Anlegern eine alte Lektion - auch weil sie nicht bereit ist, aus den Fehlern anderer zu lernen. Also macht sie alle selbst und bezahlt dafür reichlich Lehrgeld. Aber auch das ist keine neue Entwicklung sondern wiederholt sich immer wieder aufs Neue, nicht nur an der Börse. Und selbstverständlich habe auch ich meine Börsen(aus)bildung mit teuren Fehlern, Selbstüberschätzung und teuren Fehlgriffen bezahlt. Gut angelegtes Geld.
Die Furcht vor einem "Krypto-Winter" macht die Runde, aber nicht nur Kryptos werden gnadenlos abverkauft und drücken damit die Stimmung und die Börsen. Auch spekulative Aktien und Qualitätswerte fliegen aus den Depots, weil die Anleger Panik haben. Und Emotionen sind schlecht fürs Geld. Dabei fährt man mit Qualitätsunternehmen viel besser. Sicher, auch deren Kurse sinken, wenn die Bären von der Leine gelassen werden, aber ihr Wert bleibt relativ stabil. Die Kurseinbußen sind nicht von Dauer und daher bieten sich hier attraktive Kaufchancen.
Die Megatrends Rüstung, KI, Energiehunger, Infrastruktur laufen weiter und hier sollte man engagiert sein – und bleiben. Die Börsen steigen entlang der "Wall of Worries", denn es finden sich immer Argumente für Pessimismus und fallende Kurse. Und doch steigen die Kurse weiter über alle Kriege, Pandemien, Wirtschaftskrise hinweg, auch wenn sie zeitweilig unter Wasser sind und mal heftig schwanken. Deine eigene Angst ist dein Risiko, die Angst der Massen ist deine Chance.
Also lass dich nicht einschüchtern. Die Bären wollen nur spielen...
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

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