Donnerstag, 15. Januar 2015

Lebensversicherungen sind die pure Geldverschwendung

Der Deutschen liebstes Kind ist noch immer die Kapital-Lebensversicherung, obwohl es kein, wirklich kein Argument (mehr) gibt, das irgendwie für sie sprechen würde. Abgesehen von den horrend hohen Provisionen, die die Vermittler für jeden Abschluss einkassieren.

Und die letzte Gesetzesänderung hat die Lebensversicherungen für Kunden noch unattraktiver gemacht, denn es wurde nicht nur der Garantiezins erneut kräftig abgesenkt von 1,7% auf jetzt nur noch 1,25%, sondern es wurde den Versicherern auch gestattet, die Kunden nicht mehr so stark wie bisher an den aufgelaufenen Bewertungsreserven beteiligen zu müssen. Im Klartext: die Versicherungskonzerne verwenden das Geld der Versicherten und legen dieses in Anleihen an. Und wenn sie damit Gewinne erzielen, fließen diese künftig zu großen Teilen nicht mehr den Versicherten zu. Alles klar? Enteignung würde man das umgangssprachlich nennen.

Nach Zahlen der Ratingagentur Assekurata wirft eine Lebensversicherung im Schnitt 0,92 Prozent garantierte Rendite ab - vor Abzug der Inflation und vor Abzug der Steuern, die man am Ende noch auf die mageren erzielten Erträge zahlen darf. Wer solche Produkte kauft und dafür noch fette Abschlussprovisionen zahlt, dem ist kaum noch zu helfen! Da die meisten Deutschen dies allerdings bereits getan haben, manche sogar mehrfach, braucht sich auch niemand mehr zu wundern, weshalb die Schere zwischen Arm und Reich in diesem Land immer weiter auseinander klafft: auf der einen Seite sind die Reichen, die ihr Geld in Immobilien und Unternehmensbeteiligungen investieren und dadurch immer reicher werden. Und auf der anderen Seite sind die weniger Vermögenden, die ihr sauer verdientes Geld auf Sparbüchern verrotten lassen und in Lebensversicherungen versenken. Selbst Schuld, muss man sagen, jeder hat es selbst in der Hand, mit seinem Geld etwas Sinnvolles anzufangen!

Ich rate niemandem, seine Kapital-Lebensversicherung zu kündigen. Das muss jeder anhand seiner persönlichen Situation, auch seiner steuerlichen, mit sich selbst ausmachen. Doch weiterhin Beiträge hierfür zu zahlen, ist schlichtweg unvernünftig. Die Risikoabsicherung für den Todesfall für die Hinterbliebenen kann man einfacher und viel preiswerter über eine Sterbegeld- oder eine Risiko-Lebensversicherung gewährleisten. Und die anteilige Sparrate, die im Versicherungsbeitrag inbegriffen ist, die sollte man lieber in einen Aktiensparplan oder einen mit Index-ETFs stecken. Aktien bringen auf lange Sicht im Durchschnitt zwischen 10 und 15% pro Jahr an Rendite ein, je nachdem, ob man die Dividenden wieder in Aktien reinvestiert und so den Zinseszinseffekt für sich arbeiten lässt. Verglichen mit den weniger als 1% bei der Kapitallebensversicherung. Nach der 72er-Regel benötigt man bei einer Verzinsung von 1% gute 72 Jahre, um sein Geld zu verdoppeln. Bei 15% sind es hingegen nur etwa 5 Jahre. Falls der Unterschied so deutlicher wird.

Ach ja, die Lebensversicherungskonzerne haben kein Mitleid verdient! Denn sie haben ihre finanziell prekäre Lage selbst verschuldet und dass der Staat durch einen gesetzlichen Eingriff ihnen jetzt einen zweiten Griff in die Tasche ihrer Versicherten erlaubt, ist eine Frechheit. Die Versicherungen haben nach dem Platzen der Internetblase im Jahr 2003 ihre Aktienquoten zu Tiefstkursen abgebaut - auch auf Druck seitens der staatlichen Versicherungsaufsicht hin. Sie haben also rund zwei Drittel Kursverluste mit ihren Aktienanlagen eingefahren und diese dann glattgestellt. Wohlgemerkt, nicht ihr eigenes Geld, sondern das, das ihnen die Versicherten anvertraut haben. Und der starke Kursanstieg mit einer Vervierfachung der Aktienkurse seit diesen Tiefstkursen, den haben die Versicherungen nicht mitgemacht. Denn anstelle der erlaubten 35% Aktienquoten in ihren Geldanlagen, fahren sie im Durchschnitt mit weniger als 4% "Risikokapital", also Aktien und Immobilien. Kunden der Lebensversicherungen wurden und werden also quasi von den schlechtesten Geldverwaltern Deutschlands betreut und deren Versagen wird dann vom Gesetzgeber auch noch kaschiert, indem man den Versicherten auch noch die letzten Reste ihres Geldes abknöpft. Doch die Kunden haben es ja selbst in der Hand und können sich entscheiden, ob sie sich das weiterhin bieten lassen, oder ob sie endlich ihr hart erarbeitetes Geld in vernünftige und rentierliche Kapitalanlagen stecken: in Aktien, am besten solche mit attraktiven Dividendenzahlungen (sog. Dividendenaristokraten).




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12 Kommentare:

  1. 100%ige Zustimmung! Meine Frau und ich haben 2014 auch unsere LVs gekündigt bzw. beitragsfrei gestellt. Da wir noch relativ jung sind, fahren wir Aktiensparen und buy & hold seitdem wesentlich besser.
    Zu den erwähnten Nachteilen kommt noch, dass Lebensversicherungen ein relativ kompliziertes Produkt sind. Die Erläuterungen zum jährlichen Bericht waren jeweils immer dreimal sol lang wie der Bericht selber...

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    1. Ich habe keine klassischen KLVs, allerdings hatte ich bis letztes Jahr noch Rentenversicherungen laufen und betriebliche Altersversorgung über meine Firma. Diese unkündbaren Verträge habe ich allesamt beitragsfrei gestellt und investiere die so frei gewordenen Sparraten konsequent in (Dividenden-) Aktien bzw. ETF-Sparpläne.

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  2. Die Frage ist nur ob Sie im nächsten Bärenmarkt dem Druck standhalten können.
    Ich wünsche Ihnen jedenfalls alles Gute.

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  3. Wie sind denn Eure Meinungen zu Fonds gebundenen LV?
    Da vor 2004 abgeschlossen (mit 10% Beitragsdynamik) wird de komplette Auszahlung steuerfrei sein - die FOnds kann ich mir aus einem (zugegeben etwas eingeschränkten Angebot der Versicherung) selbst auswählen.

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    1. Fonds sind ja per se eine teure(re) Anlageform als ETFs, daher hat man aufgrund der höheren Kosten eine niedrigere Rendite zu erwarten. Was sich auf die Jahre schon zusammenläppert. Andererseits ist eine generelle Steuerfreiheit der Erträge am Laufzeitende ein starkes Argument, das für eine Fortführung dieses Vertrages spricht. Denn diese "Mehrrendite" müssten andere Anlageprodukte ja erst einmal erwirtschaften.

      Was die Fondsauswahl angeht, sollte man bei einer so lange Anlagedauer eher breit streuen - und auch hier auf die jeweilige Gesamt-Kostenbelastung des Fonds achten, also Ausgabeaufschlag und weitere anfallende Kosten (sog. Total Expense Ratio).

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  4. Ich würde von Lebensversicherungen auch abraten und zu Aktien wie hier oder z.B. auch auf http://www.investresearch.net/ besprochen tendieren!

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  5. Meine Frau und ich haben meine KLV vor über 25 Jahren bereits gekündigt. Es waren die 12 Jahre Mindesthaltedauer rum und das Geld haben wir für unser Projekt Hausbau genutzt. Im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung, die ich nie bereut habe. Den Hauskredit haben wir über reine Risikoleben abgesichert, deren Beiträge sehr gering ausfielen.

    In meinem Bekanntenkreis werden nun so nach und nach die KLV fällig. Es werden immer Summen von 50.000 €, 70.000 € und mehr genannt. Hört sich auf den ersten Blick gut an. Hätten sie das Geld in einen Index investiert oder weltweit tätige Unternehmen, kämen ganz andere Summen raus. Nur glaubt es immer keiner. Aber ehrlich gesagt, ist das nicht mein Problem und jeder ist seines Glückes Schmied.

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    1. Ja, es ist leider so, dass überwiegend Unkenntnis vorherrscht, auch im eigenen Bekanntenkreis. Keiner weiß, was sich an der Börse wirklich abspielt, alle haben den Eindruck, das wäre ein Tollhaus, bei dem eher Roulette gespielt und gezockt wird, als dass es um seriöse Geldanlage und Unternehmensfinanzierung geht. Erschreckend, diese Unkenntnis, und auch ein Versäumnis unserer Politiker und unserer Lehrer - und der breiten Medienlandschaft, die die Börse immer nur dann wahrnimmt, wenn sie deren aktuelle Themen zu Skandalen oder Katastrophen aufbauschen kann.

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    2. Ich finde die Beträge eher lächerlich. Das spart man sich als Durchschnittsverdiener in wenigen Jahren zusammen, wenn man denn will.

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    3. Die meisten Durchschnittsverdiener sparen leider nicht so viel Geld zusammen, sondern geben viel zu viel (für unnützen Kram) aus. Und wenn man bedenkt, dass weitaus weniger als die Hälfte der Lebensversicherungsverträge bis zum Ende der Laufzeit durchgehalten werden, erkennt man schnell, was das für die Kunden für ein Verlustgeschäft ist.

      Und auf der anderen Seite gibt es auch viele Menschen, die weniger als der Durchschnittsverdiener nach Hause bringen. Auch diese sollten lieber auf Dividendenwerte und ETF-Sparpläne setzen, als auf die geldvernichtenden Kapitallebensversicherungen. Wichtig ist vor allem, dass man regelmäßig Geld investiert oder zumindest zurücklegt, am besten aber anlegt. Denn letztlich läuft auf Bernard Baruchs Weisheit hinaus: "Entweder man arbeitet für Geld oder das Geld arbeitet für einen". Wer kein Vermögen hat, sollte auf beides setzen und eben einen Teil seines erarbeitenden Geldes für sich arbeiten lassen. Auch wenn es nur eine kleine Sparrate ist, dank des Zinseszinseffekts läppert sich da was zusammen mit der Zeit. Sofern man das Geld eben nicht auf dem Sparbuch verschimmeln lässt oder der Versicherungsgesellschaft in den Rachen schmeißt.

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  6. hallo, guter Beitrag, aber sind die 15% Aktienrendite p.a. nicht ein wenig hoch gegriffen. Man liest meist von in der Gegend von 7%-9% (und das in Zeiten wo der "risikolose" zins nicht bei rd. 1% war".

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    1. Wenn man sich die langfristige ENtwicklung des S&P 500 oder des Dow Jones Index ansieht, kommt man auf diese Wertentwicklung - sofern man hier die ausgeschütteten Dividenden mit berücksichtigt. Denn die beiden sind ja, anders als der DAX, Kursindicees, wo die Dividendenzahlungen als wirklicher Kursabschlag Einfluss halten. Unter Berücksichtigung der Dividendenzahungen und unter der Annahme, diese würden wieder in Aktien investiert (Zinseszinseffekt!), kommt man langfristig auf Durchschnittsrenditen von 15 Prozent.

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