Dienstag, 23. Februar 2016

Und was tat sich in Warren Buffetts Depot im 4. Quartal 2015?

Value Investor Warren Buffett, das "Orakel von Omaha",musste für seine Investmentholding Berkshire Hathaway wieder das sog. Formular 13F bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) einreichen. In diesem vierteljährlich vorzulegenden Dokument müssen institutionelle Asset-Manager ab einem verwalteten Vermögen von $100 Mio. ihre Investments in US-amerikanischen börsennotierter Unternehmen stichtagsbezogen offenlegen.

Veränderungen im 4. Quartal 2015
Auch im vierten Quartal gab es einige Veränderungen an Buffetts Positionen, dessen börsennotierte Aktienpositionen von $127,41  Mrd. auf $131,86 Mrd. anstiegen. Seine zweitgrößte Beteiligung The Kraft Heinz Co. ist erst seit dem letzten Quartal "an Bord", als Buffetts nicht (mehr) börsennotierte Heinz Ketchup den Nahrungsmittelgiganten Kraft Foods übernahm und beide als Gemeinschaftsunternehmen nun wieder an der Börse notieren.

Bemerkenswert ist, dass Buffett sich antizyklisch verhält und in die "ausgebombte" Öl-Industrie investiert. Mit Phillips 66 setzt er dabei auf Raffinerien und Tankstellen und mit Kinder Morgan auf Öl-Pipelines. Und auch seine Beteiligung in Suncor Energy zielt auf deren Raffinerien und nur bedingt auf die Ölförderung, die die Kanadier mittels Sandwaschen betreiben. Das allerdings zu sehr niedrigen $20 je Barrel.

Verkäufe
Vollständig getrennt hat sich Buffett inzwischen von Chicago Bridge & Iron, die schon länger reduziert werden. Und beim Telefonriesen AT&T, deren Aktien er aufgrund der Fusion mit DirecTV erhielt, verkaufte er Anteile, und auch bei Wabco Holdings reduzierte er sein Engagement weiter.


Käufe
Ganz neu im Depot ist Kinder Morgan Inc., ein amerikanischer Öl-Pipelinebetreiber. Mit gerade einmal 0,3% ist die Position in Buffetts Portfolio allerdings noch sehr klein.

Bei seiner größten Position im Depot (19,77%), der US-Großbank Wells Fargo, gab es lange keine Veränderungen mehr, doch im letzten Quartal hat Buffett den Kurseinbruch genutzt, um seine Position weiter zu vergrößern.

Des Weiteren kaufte er bei Axalta Coating Systems weiter zu, ebenso beim Kabelnetzbetreiber Liberty Global und dem Landmaschinenhersteller Deere & Co.

Große Zukäufe beim Raffinerie - und Tankstellenbetreiber Phillips 66 hatte Buffett schon im Januar vermeldet, als er die Kurseinbrüche zum Aufstocken nutzte. Diese finden sich aber erst im ersten Quartal 2016 wieder.

Unverändert
Bei vielen von Buffetts größten Positionen gab es keinerlei Veränderungen, so bei The Kraft Heinz Co. IBMCoca ColaAmerican Express, Phillips 66, Procter & GambleUS Bancorp, Davita Healthcare Partners und Moody's. Procter & Gamble wird allerdings demnächst komplett aus dem Portfolio verschwinden, da Buffett diese gegen Duracell eintauschen wird.


Wichtigste Käufe                 Marktwert 30.12.    Anzahl 30.12.    Anzahl 30.09.          Veränderung
Wells Fargo     26.076.724.000 $      479.704.270      470.292.359   +         9.411.911
Deere & Co.       1.745.375.000 $        22.884.150        17.052.110   +         5.832.040
Liberty Gobal          531.377.000 $        12.544.296                11.957.285   +            587.011
Axalta Coating          621.585.000 $        23.324.000        23.199.474   +            124.526
Kinder Morgan          395.880.000 $        26.533.535                         0   +       26.533.525


Wichtigste Verkäufe            Marktwert 30.12.    Anzahl 30.12.             Anzahl 30.09.          Veränderung
AT & T      3.643.055.000 $        56.185.293               60.385.293   -          4.200.000
Wabco Holdings         340.650.000 $          3.331.215                 3.559.189   -             227.974
Chicago Bridge & Iron                            0 $                        0                 1.983.190   -          1.983.190


Buffett ist kein Freund des Diversifizierens
Bemerkenswert ist die Konzentration Buffetts auf einige wenige große Beteiligungen. So machen seine beiden größten Positionen Wells Fargo und Kraft Heinz zusammen schon knapp 38% aus und die fünf größten Positionen stehen für zusammen 67% seines Portfolios.

Was das 13F-Formular nicht zeigt...
In Buffetts Portfolio befinden sich ja auch eine Menge an nicht-börsennotierten Unternehmen und es enthält darüber hinaus sog. "Preferred Stocks" (nicht mit den deutschen Vorzugsaktien zu verwechseln). Diese Aktien enthalten Sonderrechte, die über die der allgemeinen Aktien hinausgehen, und werden daher eher als Hybrid Instrumente angesehen, denn als Aktien.

An Preferred Stocks hält Buffett einige große Pakete, die wahre Schätze verbergen.

  • Bank of America (BoA)
    2011 stieg Buffett ein und zwar durch eine in zwei Teile strukturierte Transaktion. Für $5 Mrd. kaufte er "Cumulative Perpetual Preferred Stocks", die keine Laufzeitbeschränkung haben und jährlich 6% an Zinsen abwerfen. Sie können nicht in "Common Stocks" (Stammaktien) getauscht werden. Aber Warren Buffett wäre nicht Warren Buffett, gäbe es nicht den zweiten Part. Denn zusätzlich erhielt er "Warrants" (Wandeloptionen), die es ihm erlauben, bis September 2021 für $5 Mrd. BoA-Aktien zu kaufen und zwar zu einem festgelegten Preis von $7,14 je Aktie. Bei Ausübung dieser Option würde Buffett 6,5% an BoA übernehmen. Am 31.12. notierten die BoA-Aktien bei $16,83.

    In seinem 2014er Geschäftsbericht schrieb Buffett, er wolle die Optionen kurz vor Ende der Laufzeit wandeln und daher sei BoA objektiv betrachtet die sechsttgrößte Position in Berkshires Portfolio (bei Berücksichtigung von PCC).
     
  • Dow Chemical
    2008 stellte Buffett Dow Chemical $3 Mrd. für die Übernahme der Spezialchemiefirma Rohm & Haas Co. zur Verfügung und erhielt im Gegenzug Preferred Stocks, die eine jährliche Dividende von 8,5% ausschütten, oder $255 Mio. Dabei hat Dow Chemical das Recht, die Preferred Stcokks in ganz normale Aktien umzuwandeln, wenn ihr Aktienpreis für 20 Tage innerhalb einer Periode von 30 Tagen oberhalb von $53,72 schließt. Dabei würde Buffett 62,6 Mio. Stammaktien erhalten zu einem festgelegten Bezugspreis von $41,32. Was ihn zu einem der größten Aktionäre von Dow Chemical machen würde.
     
  • Goldman Sachs
    2008 bereits griff Buffett Goldman Sachs unter die Arme durch eine ebensolche in zwei Teile strukturierte Transaktion, die später auch als Blaupause für den BoA-Deal diente. Für $5 Mrd. kaufte er "Cumulative Perpetual Preferred Stocks" und "Warrants", die es ihm erlaubten, für $5 Mrd. Goldman Sachs-Aktien zu kaufen und zwar zu einem festgelegten Preis von $115 je Aktie.

    Doch fünf Jahre später stand die Aktie bereits bei $160 und beide Seiten einigten sich auf eine Lösung, die die Aktienzahl nicht zu sehr in die Höhe treiben und somit die Anteile der übrigen Aktionäre zu stark verwässern würde. Anstatt dass Buffett 43,5 Mio. Aktien zu $115 kaufte, übertrug ihm Goldman Sachs 13,1 Mio. Aktien - und zwar unentgeltlich. Netto lief das damals auf dasselbe Ergebnis hinaus.

    Die inzwischen nochmals auf rund 11 Mio. Aktien reduzierte Position in Buffetts Portfolio hat ihn also unter dem Strich keinen Penny gekostet!
     
Was ansonsten noch geschah...
Buffett verkauft weiterhin seine Aktien der beiden weltgrößten Rückversicherungsunternehmen, der Munich Re und der Swiss Re. Die Branche muss immer schwerere Herausforderungen meistern, während ihre Einnahmen erodieren; sie wird mehr und mehr zu einer klassischen Value Trap. Die Reduzierungen in diesem Bereich halte ich ja seit längerem schon für dringend geboten.

Einschätzung
Berkshire Hathaway befindet sich auf meiner Empfehlungsliste. Allerdings seit einiger Zeit nur noch als Halteposition, weil die starke Abhängigkeit vom Versicherungsgeschäft meines Erachtens immer größere Risiken birgt. Und über diese Sparte sagte Buffet kürzlich selbst, dass sie in den nächsten Zehn Jahren "nicht mehr so gut laufen werde wie in den letzten 30 Jahren". Ich bewerte es daher positiv, dass Buffett sein Engagement in diesem Bereich reduziert und im Gegenzug seine Konsumgüter- und Industriebeteiligungen erheblich ausbaut, so auch durch die angekündigte Übernahme von Precision Castparts.

 Berkshire Hathaways Portfolio (Quelle: http://warrenbuffettstockportfolio.com

2 Kommentare:

  1. Sehr guter Artikel.
    Vielen Dank für die Info's.

    Grüße

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  2. Vielen Dank.
    Ich "warte" schon immer auf die Auflistung von W. B.

    Viele Grüße

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