Costco Wholesale ist hinter Amazon und Walmart das drittgrößte Einzelhandelsunternehmen der Welt - und eine Klasse für sich. Dank seines bestechend einfachen Geschäftsmodells ist Costco praktisch in jeder Wirtschaftslage erfolgreich. Denn Costco verzichtet auf hohe Gewinnmargen beim Verkauf, sondern bietet stattdessen lieber sehr günstige Preise. Das klingt erstmal nicht berauschend, aber um bei Costco einkaufen zu können, muss man dort Mitglied werden. Und hieraus entwickelt sich die Erfolgsformel. Weil die Preise so unverschämt günstig sind, rennen die Menschen dem Unternehmen die Türen ein. Zusätzlich setzt Costco auf große Mengen und große Portionen, so dass insbesondere Familien auf ihre Kosten kommen. Und je mehr Waren Costco selbst einkauft, desto größere Mengenrabatte und Preisnachlässe bekommt man, die man dann an seine Mitglieder weitergibt und so die Mitgliedschaft attraktiv hält. Je mehr die Mitglieder einkaufen, desto schneller haben sie ihren Mitgliedsbeitrag wieder reinverdient. Und Costco gewährt Cashback, so dass jeder Kauf mit steigenden Rabatten belohnt wird.
Costcos Zauberformel ist die "geteilte Skaleneffizienz" und die führt auch im 2. Quartal 2025 zu Rekorden...
In seinem vierten Geschäftsquartal verbuchte Costco einen gegenüber dem Vorjahresquartal um 8 % erhöhten Nettoumsatz von 84,43 Mrd. USD, während der vergleichbare Umsatz um 5,7 % anstieg. Bereinigt um die Einflüsse von Kraftstoffkosten und Wechselkursen waren es 6,4 %, wobei der vergleichbare Umsatz im E-Commerce um 13,6 % zunahm. Die Investitionen im 4. Quartal beliefen sich auf etwa 1,97 Mrd. USD. Das lief am Ende auf einen Nettogewinn im Quartal von 2,61 Mrd. USD bzw. 5,87 USD je verwässerter Aktie hinaus, verglichen mit 2,35 Mrd. bzw. 5,29 USD je Aktie im Vorjahr. Mit diesen Zahlen hat Costco einmal mehr die Erwartungen der Wall Street übertroffen.
Die Bruttomarge stieg auf 11,13 %, wobei sich die Kernmargen um 29 Basispunkte verbesserten, insbesondere die Margen für Frischwaren, Verbrauchsgüter und Non-Foods. Verbesserungen in der Lieferkette und eine höhere Marktdurchdringung der Eigenmarke "Kirkland Signature" trugen zur Margensteigerung bei.
Die Frischverkäufe stiegen im hohen einstelligen Bereich, angeführt von einem zweistelligen Wachstum bei Fleisch. Non-Food und Lebensmittel/Süßwaren verzeichneten ebenfalls einen starken Umsatz, während Zusatzgeschäfte wie Apotheken und Optik ein solides Wachstum verzeichneten. Der Gasumsatz war aufgrund niedrigerer Preise trotz höherer Mengen negativ.
Erfolgsfaktor Mitglieder(wachstum)
Wichtig ist dabei vor allem die Entwicklung der Mitgliederzahlen, denn die Mitgliedsbeiträge sorgen für einen steten Strom an Cashflow - und Gewinnen. Costco hat so gut wie keine Kosten für die Mitgliedergewinnung und -verwaltung, daher ist hier Umsatz annähernd gleich Gewinn. Und das macht den entscheidenden Unterschied! Denn die Mitgliedsbeiträge stehen nur für 2 % des Umsatzes, steuern aber 15 % zum Bruttogewinn bei. Im 4. Quartal stiegen die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen um 212 Mio. USD auf 1,72 Mrd. an (+14 %); dabei erreichte die Zahl der Executive-Mitglieder 38,7 Mio., was 47,7 % der bezahlenden Mitglieder und 74,2 % des Umsatzes entspricht.
Im Mai 2020 hatte Costco 101,8 Mio. zahlende Mitglieder, fünf Jahre später waren es bereits 142,8 Mio. Ihre Zahl ist in jedem Quartal weiter angewachsen und Costco konnte nun bereits im 21. Quartal in Folge mehr als 1 Mio. neuer Mitglieder gewinnen. Zuletzt kamen vor allem jüngere Mitglieder hinzu, da Costco bequemere Möglichkeiten zum Online-Einkauf, eine größere Auswahl an Waren und günstigere Mahlzeiten anbieten. Künftig wird es das seit Jahrzehnten für gleichbleibende 1,50 USD pro Portion angebotene "Hot Dog-Kombo" auch mit Coca-Cola geben, nicht mehr nur mit Pepsi.
Das anhaltende Mitgliederwachstum ist nicht (nur) an die rund 20 zusätzlichen Warenhäusern zurückzuführen, die Costco jedes neu Jahr eröffnet - bzw. eröffnet hat. Denn Costco hat eine Investitionsoffensive gestartet und so sollen inzwischen 35 neue Warenhäuser pro Jahr neu eröffnet werden, worunter fünf Verlagerungen bzw. Komplettrenovierungen sind.
Noch beeindruckender ist allerdings die Erneuerungsrate, denn mehr als 90 % der Mitglieder verlängern ihre Mitgliedschaft; im Kernmarkt USA sind es sogar 93 %. Und Costco gewinnt jedes Jahr weitere Mitglieder hinzu. Dazu muss man nicht mal Werbung machen, die Preise sprechen für sich und die Mitglieder machen genügend Mund-zu-Mund-Propaganda, dass immer mehr Leute auf Costco aufmerksam werden.
Dieser Netzwerkeffekt ist einer der bedeutendsten Burggraben-Effekte und diese "geteilte Skaleneffizienz", wie Nick Sleep sie nennt, macht Costco so besonders. Es ist ein nahezu perfektes System, das sich auch in der Corona-Pandemie, in Rezessionen und in Zeiten höherer Inflation als resilient erwiesen hat: Umsatz und Gewinn steigen weiter; zudem ist der durchschnittliche Kundenumsatz in einem Costco-Markt fünfmal höher als bei Walmart oder Target.
Und Costco zauberte jüngst einen weiteren Trick aus dem Ärmel: man gewährt seinen Executive-Karteninhabern an sieben Tagen in der Woche exklusive Einkaufszeiten in seinen mehr als 600 US-Warenhäusern. An Wochentagen und Sonntagen dürfen nur Executive Mitglieder die Warenhäuser von 9 bis 10 Uhr betreten und an Samstagen von 9 bis 9.30 Uhr. Costco wertet damit seine höher bepreisten Executive-Mitgliedschaften auf, um mehr Goldstar- und Business-Mitglieder zum upgraden zu verleiten. Genial, denn zusätzliche Kosten sind für Costco damit nicht verbunden und jedes Mitgliedschafts-Upgrade würde unmittelbar eins zu eins den Gewinn erhöhen!
Costco ist zwar nicht der einzige Warehouse-Club, aber der größte und erfolgreichste. Die Walmart-Tochter Sam's Club liegt weit abgeschlagen dahinter und noch weiter entfernt rangiert BJ's.
Costcos Schwerpunkt liegt ganz klar in den USA. Weltweit betreibt man inzwischen 914 Lagerhäuser, davon 629 in den Vereinigten Staaten und Puerto Rico, 110 in Kanada, 42 in Mexiko, 37 in Japan, 29 in UK, 20 in Korea, 15 in Australien, 14 in Taiwan, sieben in China, fünf in Spanien, zwei in Frankreich, zwei in Schweden und je eines in Island und Neuseeland. Costco betreibt außerdem E-Commerce-Sites in den USA, Kanada, Großbritannien, Mexiko, Korea, Taiwan, Japan und Australien.
Solider Ausblick
Im Earnings Call ging CEO Ron Varis ausführlich auf die Herausforderungen ein, denen sich Costco stellen muss; insbesondere durch die steigenden Zölle ein, denn rund ein Drittel der US-Umsätze stammen aus Importware, wobei Produkte aus China etwa 8 % der Verkäufe ausmachen. Er erklärte: "Wir sind zuversichtlich, dass wir trotz der makroökonomischen Ungewissheit unseren Marktanteil weiter ausbauen können, indem wir unseren Mitgliedern weiterhin spannende, qualitativ hochwertige Artikel zum besten Preis anbieten". Und weiter: "Unser Nettoumsatz belief sich auf knapp 270 Mrd. USD, was einem Anstieg von über 8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht, und der Umsatz im E-Commerce überstieg 19,6 Mrd. USD - ein Anstieg von über 15 %. Und wir hatten ein Rekordjahr bei den Gasmengen."
Finanzchef Gary Millerchip wies darauf hin, dass Costco die Eröffnung von 35 Lagerhäusern im Geschäftsjahr 2026 plant und weiterhin Investitionen in Technologie, Umbauten und Produktionsanlagen priorisiert, um das Wachstum anzutreiben. Er erläuterte die Verlagerung der E-Commerce-Berichterstattung auf digital ermöglichte vergleichbare Umsätze und erklärte, dass Costcos digitale Umsätze m Geschäftsjahr 2025 auf mehr als 27 Mrd. USD angewachsen seien.
Das Management erwartet in nächster Zeit einen leichten Rückgang der Erneuerungsraten bei den Mitgliedskarten, da Online-Anmeldungen, die zu einer etwas niedrigeren Rate erneuert werden, einen größeren Teil der Mitgliederbasis ausmachen. Es strebt aber eine Verbesserung durch automatische Erneuerung und eine gezielte digitale Kommunikation an.
Hohe Qualität des Businessmodells, hohe Bewertung
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Quelle: wallstreet-online.de |
Meine Einschätzung
Anleger sollten die Aktie unbedingt im Depot haben und sie nicht mehr aus den Händen geben. Die gute Nachricht ist, dass auch die Costco-Aktie ab und zu mal heftig(er) korrigiert und auch schon mal 10 % oder mehr verliert. Zudem gibt es öfter mal Phasen, in denen der Kurs seitwärts läuft; diese werden fast immer von schnellen Aufwärtsphasen abgelöst, wenn die Börse die operative Entwicklung neu in den Kurs einpreist. Solche "Hängeparteien" waren sind immer tolle Kaufgelegenheiten für Anleger, die Qualität und Wachstum suchen. Und außerordentliche Renditen! Bei Costco zahlt sich Geduld richtig aus. Oder wie Charlie Munger es mal formulierte: "Das große Geld liegt nicht im Kaufen oder Verkaufen, sondern im Warten". Also, nur Geduld... ツ
Disclaimer: Habe Amazon, Costco auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Danke für dein Update, wirklich eines der besten, wenn nicht sogar das beste Unternehmen was man besitzen kann.
AntwortenLöschenIch überlege schon länger meine Position auszubauen, habe mich aber noch nicht getraut. Weil die Frage ist ob das 45-50iger Multiple (selbst nach der jünsten Korrektur) bei den Wachstumsraten von 10-15% nachhaltig sein wird....dieses Multiple scheint der Markt dem Unternehmen erst seit Mitte 2024 verliehen zu haben.
Grüße
Martin
Michael, Du hast hier Costco immer als teuer aber nie als zu teuer beschrieben. Gibt es eigentlich einen Preis, den du für Costco nicht bereit wärest zu bezahlen? Wo würde dieser aktuell liegen? Ich kann mir nicht vorstellen, trotzt Qualität des Business, dass Du einfach jeden Preis zahlen würdest
AntwortenLöschenCostco wächst profitabel und das in jeder Konjunkturlage. Das ist fast jeden Preis wert! Aber... je weniger man für eine Aktie bezahlt, desto schneller rentiert sich das Investment. Der Preis ist also nicht der einzige Einflussfaktor, aber durchaus ein entscheidender. Eine Höchstmarke kann ich dir nicht nennen, auch nicht eine Höchstbewertung. Aber 800 Euro sollten durchaus attraktiv sein, wenn man etwas Geduld mitbringt und ein langfristig orientierter Anleger ist.
LöschenÜbrigens, diese Frage habe ich mir vor sechs Jahren auch gestellt, als ich dann doch erstmals in Costco investiert habe; auch damals war die Aktie sehr hoch bewertet, aber die Perspektiven waren super. Einige Wochen später folgte dann der Corona-Crash und ich habe die Aktie deutlich günstiger aufstocken können. Und seitdem bei jeweils höheren Kursen ein paar Mal aufgestockt.
Als sie unter 850 Euro gefallen ist, habe ich meinen Sparplan wieder aktiviert. Derzeit ist die Costco-Aktie so günstig, wie sie es vor einem Jahr zuletzt war. Sollte sie infolge von Marktschwankungen noch weiter runter gehen, würde ich wohl auch händisch nachlegen. Vielleicht im Bereich von 700-680 Euro…
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