Während die US-Börsen weiter fleißig neue Allzeithochs erklimmen, trüben sich die Aussichten in der US-Wirtschaft zunehmend ein. Zuletzt hat der Arbeitsmarkt kräftig enttäuscht und auch wenn Donald Trump dies auf fehlerhafte Statistiken zurückführt und deshalb die Behördenchefin rauswarf, verfestigt sich der Eindruck, dass die goldenen Zeiten erstmal vorbei sind.
Das liegt vor allem an Trumps Zoll-Politik, denn die lässt die Einfuhren in die USA und damit den Welthandel kräftig stottern. Und die kräftig erhöhten Staatseinnahmen durch die Strafzölle werden vor Gericht überprüft – es drohen Rückerstattungen in Billionenhöhe und damit erhebliche Turbulenzen an den Bondmärkten. Und in der Folge dann auch an den Aktienbörsen...
Auf der anderen Seite könnte Trump endlich eine Sache bekommen, die er schon lange vehement einfordert: Zinssenkungen. Denn eine schwächelnde Wirtschaft und ein abflauender Arbeitsmarkt dürften die Fed zur Aufgabe ihrer restriktiven Zinspolitik zwingen und nun werden für September und Oktober zwei Zinssenkungen noch in 2025 erwartet und für 2026 weitere. Die zuletzt wieder aufflammende Inflation rückt damit in den Hintergrund. Die EZB hat es vorgemacht: hier gab es bereits einige Zinssenkungen, das Inflationsziel von rund 2 % ist in greifbarer Nähe und daher deutet die EZB ein Ende des aktuellen Zinssenkungszyklus an. Angesichts der stotternden Wirtschaft in Deutschland und der Regierungs- und Finanzkrise in Frankreich keine allzu erbaulichen Aussichten.
Der September ist der statistisch gesehen schlechteste Börsenmonat und damit neigen negative Meldungen übergewichtet zu werden. Daher könnten die nächsten Wochen etwas holprig werden, trotz aller positiven Nachrichten von der KI-Front und der bisher euphorisch verlaufenden "neuen IPO-Welle". Dabei wird IPO spöttisch mit "it's probably overpriced" übersetzt - und das (meistens) völlig zu Recht.
"Ein Börsengang ist wie ein ausgehandeltes Geschäft, bei dem der Verkäufer entscheidet, wann er an die Börse geht, und es ist unwahrscheinlich, dass der Zeitpunkt besonders günstig für den Käufer ist."
Mach nicht den SPACken!
Selbst Börsengänge über SPACs (Special Purpose Acquisition Company) erfreuen sich wieder zunehmender Beliebtheit, allen damit gemachten schlechten Erfahrungen zu Trotz. Immerhin liegen noch immer mehr als 85 % aller via SPAC an die Börse gebrachten Unternehmen unterhalb der ersten Börsennotierung des SPAC. Doch neulich durfte sogar der Wall Street für seine spektakulären Blankoscheck-Deals "SPAC-König" titulierte Chamath Palihapitiya an einem Essen bei "Deal-König" Trump im Weißen Haus teilnehmen. Na wunderbar...
"Good business, good management, good price."(Warren Buffett)
Der Fokus von uns Anlegern sollte sich besser weiter auf die Unternehmen richten nicht auf die Makrofaktoren. Um die kümmert sich nämlich das Management. Und wer gute Firmen mit einem guten Management im Depot hat, muss sich um seine Rendite keine Sorgen machen. Quality Investing bleibt der wahre King für den langfristigen und dauerhaften Börsenerfolg.
Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig
Moin Michi, ist FS KKR gerade für dich ein Kauf? 20% unter NAV + 16% Div-Rendite ... VG
AntwortenLöschenKlare Antwort: Nein! Bei den BDCs bin ich ja grundsätzlich schon längere Zeit und auch aktuell zurückhaltend, weil viele Unternehmen in den USA zu kämpfen haben - offiziell gibt es keine Rezession, aber die Zahl großer Insolvenzen steigt kräftig an und markiert seit 2010 nicht mehr gesehene Rekordwerte. Zudem stellen die Mag Seven einen immer größeren Anteil am BIP, während der Rest und hier vor allem die klassische Wirtschaft kaum positiv zu überzeugen weiß. Dem entsprechend ist das Kreditausfallrisiko erhöht, wie sich zuletzt bei FS KKR Capital negativ gezeigt hat. Dort sind gleich vier Unternehmen in Umstrukturierung gefallen, eines davon bereits zum zweiten Mal. Dann sinkt der NAV und das NII (Netto Investment Income) und die Dividende könnte gefährdet sein; zumindest eine Kürzung wird wahrscheinlicher.
LöschenDie Kehrseite ist: Wenn die Restrukturierungen gelingen, bietet sich hier künftig Zusatzpotenzial (und ggf. muss die Dividenden dann nicht gekürzt werden). Das ist aber von außen kaum zu beurteilen. Bleibt der Sanierungserfolg jedoch aus, würde dies den NAV (Nettoinventarwert, also im weiteren Sinne der Buchert) dauerhaft reduzieren - und mindestens kurzfristig sind die Zinseinnahmen niedriger, also NIO und NII. Das kann auch negative Folgen für die Dividendenrendite haben und würde kaum positiv von der Börse aufgenommen werden.
Und da sind wir am Punkt: die ausgewiesene Dividendenrendite ermittelt sich aus der bisherigen Dividenden (Basis- plus Bonus-Dividende) geteilt durch den aktuellen Kurs. Dank des Kursrückgangs sieht die Dividendenrendite jetzt optisch noch attraktiver aus, aber... die Gefahr einer Dividendenkürzung ist signifikant gestiegen und sollte sowas kommen, wäre schlagartig auch die Dividendenrendite wieder entsprechend niedriger. Wer FSK jetzt kaufen oder sie im Depot halten will, muss sich unbedingt dieser Gefahr und des deshalb ggf. zusätzlich erfolgenden Kurseinbruchs bewusst sein und sie in Kauf nehmen. Einfach ignorieren gilt nicht!
Ich habe schon vor einer längeren Zeit erklärt, dass ich lieber auf die Mütter setze, also die Alternativen Asset Manager, als auf die BDCs. Vor allem bei KKR fühle ich mich sehr wohl und auch wohler als mit FS KKR Capital. Zudem setze ich schon länger lieber auf Dividendenwachstumswerte als auf hohe Dividendenrenditen. Und auch auf diesem Feld sticht KKR die Tochter FS KKR Capital aus.
Ich halte deine Argumentation für nicht stichhaltig. Schließlich setzt du mit Lending Club auch auf das Kreditgeschäft mit bestimmt nicht besten Bonitäten. Klar sind Privatkunden, aber jeder Ami hat 2-3 ausgelutscht Kreditkarten. Wie sehen dort die Ausfallraten aus?
LöschenUnd FS KKR hast du mal damit positiv beschreiben, dass diese durch KKR gemanagt werden. Die Frage für solche Aktien ist doch nicht, ob die Dividende die nächsten 4 Quartale stabil bleibt, sondern ob FS KKR langfristig überlebt. Das ist die entscheidende Frage.
Deine Aussagen zu LendingClub sind schlichtweg falsch!
LöschenLC hat viel mehr Kundenanfragen nach Krediten, als sie bedienen können oder wollen. LC kann sich die Kreditnehmer mit der besten Bonität rauspicken und genau das tun sie auch. LC hat deshalb unterdurchschnittlich niedrige Kreditausfallraten. Das findet man in deren Quartalsberichten, das wird in den Earnings Calls thematisiert und insbesondere bei den jüngsten Abschlüssen bzgl. der strukturierten Zertifikate wurde dies erneut besonders hervorgehoben. Zuletzt konnte LC sogar deshalb die Risikovorsorge etwas runterfahren. Ich habe das ausführlich hier im Block in meinen Artikeln zu LC beschrieben und auch als Teil meines Investmentcases dargestellt.
Dass FS KKR Kapital durch KKR gemanagt wird, ist ein großer Vorteil. Das ändert aber nichts daran, dass FSK (wie alle BDCs) an den US-Mittelstand vergeben und dort eine Pleitewelle durch die Gassen schwappt. Die Wahrnehmung wird durch die KI-Investments und die Hyperscaler verzerrt, das US-BIP steht ohne diese "Sonderfaktoren" deutlich schlechter da, gerade bei den kleinen und mittleren Unternehmen. Das sind auch genau die, die durch die Migrantenabschiebungen seitens der ICE besonders stark unter Druck geraten, weil die Arbeitskräfte fehlen und so die Arbeit einfach unerledigt bleibt. Im Gegensatz zu großen Konzernen können die KMUs solche Personalfehlbestände dann nicht ohne Weiteres kompensieren. Das ist ein zusätzlicher und zunehmender Risikofaktor.
Ein weiterer ist das Streichen der DeMinimis-Regelung durch Trump, wodurch Importe von unter 80 USD nicht mehr zollbefreit sind. DHL und andere haben daher ihren Versand in die USA gestoppt! Und in den USA stehen viele Unternehmen vor dem Aus, weil sie die günstigen Artikel aus dem Ausland, die oft den Großteil ihres Umsatzes ausmachen, nicht mehr kaufen/importieren können.
Ich bin gespannt auf die nächsten Quartalsberichte der BDCs zu den Kreditausfällen und zum Zustand ihrer Kreditkunden. Da werden wohl deutliche NAV-Abschreibungen auf die gesamte Branche zukommen. Und wenn die Fed die Zinsen senkt, wirkt sich das zusätzlich negativ auf die BDCs aus, weil die den Großteil ihrer Kredite mit variabler Verzinsung ausgeben. Druck auf die Ergebnisse von beiden Seiten. Und daher kein Spielfeld für mich (momentan und unter diesen Rahmenbedingungen).
Danke für die Ausführungen zu den BDC.
AntwortenLöschenMich bewegt die Frage, inwieweit nicht u.a. FS KKR zuvor in der Niedrigstzinsphase und während der Corona-Pandemie die Resilienz seiner Geschäftstätigkeit unter Beweis gestellt hat. Waren die damals verursachten mehrjährigen Einschränkungen und Belastungen nicht ungleich stärker im Vergleich zur momentanen Lage?
Von einer "Resilienz" der BDCs zu sprechen, halte ich für verfehlt. Nicht alles, was nur überlebt, ist resilient. Resilient ist eher "unverwüstlich, komme, was da wolle".
LöschenDie BDCs haben sich in der Corona-Zeit unterm Strich ganz gut gehalten, aber sie haben durchaus kräftige Einbußen beim NAV zu verzeichnen gehabt. Und man darf nicht vergessen, dass die Fed die Zinsen massiv gesenkt und die Geldmengenversorgung massiv ausgeweitet hat während der Corona-Phase. Alles und jeder hat Kredit bekommen - in Deutschland ist damals sogar die Pflicht zur Stellung von Insolvenzanträgen ausgesetzt worden. Daher gab es fast keine Pleiten mehr. Und diese Bedingungen gelten heute nicht mehr, das waren (einmalige) Sonderfaktoren.
Im Grunde müsste man als Vergleich eine "normale Rezession" heranziehen, also nicht 2008/09 oder 2020/21. Und die wirken sich in der Regel eher schlecht auf BDCs aus.
Allerdings haben die in den letzten Jahren überwiegend ihren eigenen Verschuldungsgrad reduziert, so dass sie durchaus Firepower haben für Engagements. Doch erstmal dürften NAV/NII fallen, während neue Kreditengagements sich dann erst in der Zukunft auszahlen. Der Kurs wird sich aber an den kurzfristigen Ergebnissen - und Schlagzeilen - orientieren.
Und auch an dieser Stelle wieder: KKR verdient am Managen der Assets - wenn sie besonders erfolgreich sind, gibt es etwas mehr Provision. FSK verdient an den Assets bzw. den Krediten (also den Zinseinnahmen). Das Risiko ist deutlich höher und das Business sehr viel schwankungsanfälliger. Für mich ist bzgl. des Chance-Risiko-Verhältnisses klar, an wem ich mich beteiligt habe. ;-)
Alles mMn eine Frage des Preis-/Chancen-Verhältnisses. Der Kurs von FS KKR hat sich in den letzten ca. 6 Monaten halbiert. Chance also oder Falle? Michael hat diese Frage aus meiner Sicht bereits eindeutig beantwortet.
LöschenMein Basis Szenario für FS KKR 2026: Non-Accruals 4–5 %, die Renditen sinken weiter, Dividende 2026 wahrscheinlich bei 2,00–2,40 USD. Nach der bereits erfolgten Kurs-Halbierung wäre das nicht zwingend ein Beinbruch könnte man meinen (wenn man jetzt eintsteigen würde). Offen bleibt allerdings die Frage, wie stark der NAV noch unter Druck geraten könnte – und ob die Verluste dauerhaft wären. Und wie es dann nach 2026 weitergeht.
Alles in allem wirkt das Investment derzeit recht spekulativ, zu turbulent erscheint die Lage. Kann gut gehen, muss aber nicht. Ich verstehe sehr gut, dass Michael mit seinen Kompetenzen lieber Investments mit einem besseren Risiko-/Chancenprofil sucht.
Ob wir FS KKR kaufen wollen oder doch andere Ideen finden, muss jeder selbst entscheiden. Ich denke aber, wir sollten respektieren, dass Michael aktuell kein Interesse an BDCs hat – und ihn mit dem Thema langsam in Ruhe lassen.😉
Just my 2 (Euro-)cents.
Michael muss ja nicht auf die Kommentare reagieren und er selbst betont hier und da, dass er für Denkanstöße aus den Kommentaren dankbar ist. Entweder kann er dadurch seine Hypothesen stärken oder auf Denkfehler gestoßen werden. Es sollte alles nur konstruktiv und freundlich ablaufen.
LöschenZu den BDC - hier habe ich tatsächlich Fragen zu deinen Gedanken @Michael
1. Sollten niedrige Zinsen infolge eines anlaufenden Zinssenkungszyklus nicht Druck vom Kessel nehmen was z.B. Insolvenzen angeht? Und ist es nicht für den Gesamtmarkt insgesamt besser, wenn eher unrentable Unternehmen Insolvenz anmelden, der Markt so bereinigt wird und auch Arbeitskräfte frei werden, die dann zu besser aufgestellten Firmen wechseln?
2. Weniger niedrig bezahlte Arbeitskräfte, ja. Gleichzeit ging es gerade heute durch die Wirtschaftsnachrichten, dass es erstmals seit Corona wieder mehr Suchende als freie Stellen gibt. Zudem macht es KI derzeit Berufseinsteigern anscheinend deutlich schwerer, einen Job zu finden. Im kapitalistischen Amerika muss diese Gruppe junger Leute sich, zumindest zeitweise, einen alternativen Job suchen, oder?
3. DeMinimis-Regelung - ich stecke da nicht so tief drin, aber das Ausbleiben von Kleinstlieferungen als Geschäftsbelastung klingt nach einem Problem für die "Mum and Pop shops". Ich halte die Kunden von BDCs eher für mittelständische Unternehmen, die deutlich größere Bestellungen händeln. Natürlich kann es zu Dominoeffekten kommen ...
Moin Florian,
Löschenrichtig, wenn die Zinsen gesenkt werden, entlastet das alle, die variable Zinsen berappen müssen - auch die BDC-Kreditnehmer. Aber... die Zinssenkungen kommen mit Zeitverzögerung und wenn sie aufgrund einer Rezession erfolgen, sind die negativen Einflüsse (Kaufzurückhaltung, Konkurrenz- und Preiskämpfe) deutlich schlimmer. Und die treten ja unmittelbar auf.
Dass schlechtlaufende Firmen vom Markt verschwinden und sich die bessere durchsetzen (können), ist grundsätzlich positiv. Für den Kreditgeber der Pleitefirma natürlich nicht, denn der verliert ja sein Kreditengagement, zumindest einen erheblichen Teil davon.
Die Deminimis-Regelung betraf Waren bis 800 USD - also nicht nur Kleinigkeiten. Und natürlich sind die bisherigen Käufer viele Nippesläden, aber eben nicht nur. Auch viele Großsortimenter haben solchen gewinnbringenden Kleinkram im Angebot - hatten. Und wenn die Krämerläden verschwinden, verschwindet auch deren Kaufkraft (des Ladens und die des Inhaber und ggf. der Angestellten). Und die haben vielleicht zuvor all bei Donny's Sportings ihre Laufschuhe gekauft, der sich mit seinem Kredit von der XYZ-BDC pudelwohl gefühlt hat. Nur nun gehen ihm immer Kunden von der Stange und damit sinken seine Umsätze und Gewinne, ohne dass er die Kosten für seine Ladengeschäfte ebenso stark runterfahren kann. Es gibt also ggf. eine Kettenreaktion...
Ich will ja gar nicht behaupten, dass einer der Faktoren die Kill-Zone für BDCs bzw. deren Kreditnehmer öffnet. Aber mehrere Faktoren mit vielleicht für sich genommen nur überschaubaren negativen Einflüssen zehren auch am Gesamtergebnis. Und deshalb komme ich zu meiner Einschätzung, dass vor dem BDC-Sektor eher noch raueres Fahrwasser liegt und dass die bisherigen Kursverluste vermutlich noch nicht der finale Sell-off waren. Denn wenn der NAV einbricht und/oder die Dividende gekürzt wird, dann gibt es ein Ausverkauf der betreffenden BDC. Egal, ob das nun schon erwartet wurde, oder nicht. Ich finde dieses Szenario jedenfalls nicht überbordend spannend für ein Investment, hohe Dividende hin oder her...