Dienstag, 29. September 2015

Warren Buffett stößt seine Aktien an der Münchner Rück ab. Endlich!

Rückversicherungen sind weltweit in schwerer Fahrwasser geraten, weil ihnen die Niedrigzinsphase ihre Erträge nimmt und gleichzeitig branchenfremde Investoren in ihr originäres Geschäftsfeld eindringen. Trotz der vorgeblich niedrigen Bewertungen und optisch hohen Dividendenrenditen, sind Rückversicherungsaktien keine Schnäppchen, sondern Value TrapsIch hatte daher bereits Anfang Mai spekuliert, dass Warren Buffett sich von seinen als Finanzbeteiligungen gehaltenen Aktienpaketen an Munich RE und Swiss RE trennen müsste, nachdem er sich selbst eher skeptisch bis negativ über die Rückversicherungsbranche geäußert hatte. Und nun vermeldet die Munich RE, dass Buffett bzw. seine Investmentholding Berkshire Hathaway und seine Versicherungsgesellschaft National Indemnity Company ihren Anteil von gut 12 Prozent auf 9,7 Prozent reduziert hätten.

 Munich RE (Quelle: comdirect.de)
Das Unterschreiten dieser Meldeschwelle war nach deutschem Börsenrecht ggü. der Munich Re zu melden und von dieser zu veröffentlichen. Aber es ist kaum anzunehmen, dass Buffett nun bei einem Anteilsbesitz von 9,7 Prozent verharren wird, sondern er dürfte weitere Aktien abstoßen. Berkshires starke Ausrichtung auf die Versicherungsbranche stellt ein Klumpenrisiko dar und dass Buffett hier nun endlich Anteile reduziert, bewerte ich als positiv. Denn anders als die zu 100% zu Berkshire gehörenden Versicherungsunternehmen, kann Buffett bei seinen Finanzbeteiligungen natürlich nicht auf den Cashflow aus den Versicherungsprämien zurückgreifen, die er dann für seine Investments einsetzen kann. Insofern bieten ihm Finanzbeteiligungen in der Versicherungsbranche keinen Vorteil ggü. anderen Branchen, während die Risiken steigen aufgrund der einseitigen Ausrichtung und der sich verschärfenden Branchenkrise.

Berkshire Hathaway befindet sich als Halteposition auf meiner Empfehlungsliste, ich überdenke mein Votum aber aktuell, denn das Reduzieren der Versicherungsaktien und das stärkere Engagement im Industrie- und Konsumsektor lassen die Aktie unter Chance-Risiko-Aspekten wieder attraktiver erscheinen.


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9 Kommentare:

  1. Interessant, dass Buffett hier handelt und das Problem aktiv angeht.

    Was glaubst du, was noch so auf Buffetts-Buy-Liste steht.

    Grüße

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    1. Buffett ist ein großer Freund von Land und Landwirtschaft. Er hat im vorletzten Quartal massiv beim Landmaschinenhersteller Deere & Co. aufgestockt - ich kann ir vorstellen, dass er die Kursschwäche hier zum Aufstocken nutzt. Denn Deere hat ja massive hausgemachte Probleme (daher auch die Gewinnwarnung vor einiger Zeit) und die negative Marktverfassung hat die Aktie weiter gedrückt. Für einen Value Investor mit Langzeithorizont eine tolle Einstiegsgelegenheit, denke ich...

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  2. Ich war noch nie ein Freund von Versicherungen, da hat man nichts Festes in Händen. Aber irgendwie bin ich doch erstaunt, das W. B. schon wieder aussteigt. Meine Frau hat 20 MüRü im Depot, die wird sie wohl behalten, zumal der Kaufkurs zweistellig war.

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    1. Man sollte seine Depotpositionen nie im Verhältnis zu seinem Einstandskurs bewerten, sondern immer anhand der aktuellen Kurse und dem Wert des Unternehmens. Wenn die Aussichten für das Unternehmen schlecht sind, wird der Kurs letztlich folgen. In diesem Fall wäre dann ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. Und das Geld kann auch in anderen Aktien/Unternehmen arbeiten und Dividenden und Kursgewinne erarbeiten...

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  3. Einen lesenswerten Artikel zum Thema hat auch die Wirtschaftswoche verfasst: "Munich Re: Warren Buffett baut in München ab".

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  4. Könnte es sich hierbei nicht um einen Bluff wie bei Phillips66 handeln?

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    1. Nein, das ist meines Erachtens ausgeschlossen. Denn Buffett muss seinen Bestand an börsennotierten US-Aktien ja jedes Quartal an die amerikanische Börsenaufsicht SEC melden (und dabei kann er unter Umständen eine Ausnahme erwirken, wie zuletzt bei Philipps 66), aber ausländische Beteiligungen muss Buffett dort nicht melden. Daher gibt es hierzu auch keine "Verschleierungsmöglichkeiten" mit Billigung der SEC. Bzgl. der Munich RE hat Buffett die ganz normale Meldung wegen der Schwellenberührung abgeben müssen und eine 3 prozentige Positionsveränderung ist schon keine kleine Hausnummer. Immerhin hat er eine Verringerung seiner Position um gut ein Viertel gemeldet. Und ich gehe, wie gesagt, davon aus, dass die jetzt noch gemeldeten 9,7% weiter deutlich abgebaut werden.

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  5. Muss er nicht nur die inländischen (USA) Beteiligungen der SEC melden, also MRe eben nicht ?

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    1. Ja, exakt, das schrieb ich ja auch. Bzgl. der Munic RE als deutschem Unternehmen unterliegt Buffett aber den hier gültigen Meldepflichten der Börsen. Und die Unterschreitung der 10-Prozent-Schwelle hat eine Meldepflicht ggü. der Munich Re ausgelöst, die wiederum dann die Börse bzw. den Kapitalmarkt zu informieren hat(te).

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