Montag, 2. Oktober 2023

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu Netfonds: Der unerkannte Hidden Champion unter Deutschlands FinTechs

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 13/2023 vom 20.09.2023

▶ In dieser Ausgabe: Netfonds, SBF, SMT Scharf, Hensoldt, PATRIZIA, Masterflex, MorphoSys, Fielmann, Hochtief, Siltronic


Netfonds: Der unerkannte Hidden Champion unter Deutschlands FinTechs

Netfonds ist ein deutsches Fin- und InsurTech-Unternehmen und führender Anbieter in mehreren Märkten, deren Digitalisierung für viele Jahre hohe Wachstumsraten verspricht. Die Cloudbasierte B2B-Abwicklungsplattform finfire gehört dabei zu den größten Wachstumstreibern und birgt ordentlich Fantasie.

Die börsennotierte Netfonds AG ist eine Holding, die mit ihren Beteiligungen als Vermögensverwaltung, Fondsmanager, Mehrfachagent, zweitgrößter Maklerpool sowie größtes konzernunabhängiges Haftungsdach in Deutschland agiert. Sie ist eine Technologie-Plattform für die Administration, Beratung, Transaktionsabwicklung und Regulierung der deutschen Finanz- und Versicherungswirtschaft. Ihr Angebot richtet sich damit nicht an Verbraucher und Endkunden (Business-to-Consumer), sondern an Finanzdienstleister wie Allfinanzberater, Fondsmanager, Vermögensverwalter, Private Banker und Versicherungsvermittler (Business-to-Business). Dabei erzielt die Gruppe ihren Umsatz bisher ausschließlich in Deutschland.

Klare Konzernstrukturen

Der Netfonds-Konzern wickelt sein operatives Geschäft über eine Reihe von Tochtergesellschaften ab. Dazu zählen die NFS Financial Service GmbH (Haftungsdach), NVS Versicherungsservice AG (Servicepool), NFS Capital AG (Fondsauflage und -management) sowie die NFS Hamburger Vermögen GmbH (Vermögensverwalter). Die NSI Netfonds Structured Investments GmbH stand für die Immobilieninvestments der Gruppe, doch der Bestandshalter und Vermittler von Immobilien und Emittent von Kapitalanlagen im Bereich Wohnen wurde Ende 2021 zu 89 % an die ebenfalls börsennotierte Value Management & Research AG (VMR) veräußert – die seit Mitte 2022 unter ihrem neuen Namen NSI Asset AG firmiert.

Als Gegenleistung für die Einbringung der Anteile der NSI hatte die VMR 1,4 Mio neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung und eine Wandelanleihe im Volumen von 5,2 Mio Euro an die Netfonds ausgegeben. Durch die Einbringung und die Kapitalerhöhung ist die Netfonds AG nun zu 29,76 % an der NSI Asset AG beteiligt. Darüber hinaus berechtigt die Wandelanleihe Netfonds, zu einem späteren Zeitpunkt in weitere 1,6 Mio Aktien zum Wandlungspreis von 3,25 Euro zu tauschen, wodurch die Beteiligungshöhe perspektivisch auf 47,6 % steigen würde. Die Netfonds AG wurde durch den Deal also de facto bestimmender Aktionär der VMR bzw. NSI Asset AG. Ergänzend wurde eine strategische Partnerschaft im Bereich des Immobilienvertriebs zwischen beiden Unternehmen vereinbart.

Netfonds hat somit seinen eigenen Bestand an Immobilien an die NSI Asset AG abgegeben und konzentriert sich im Immobiliensegment seitdem wieder auf den wenig kapitalintensiven Immobilienvertrieb über seine wachstumsstarke finfire-Plattform. Zugleich ist man aber auch weiterhin für die Betreuung des Immobilienportfolios der NSI Asset AG zuständig.

Die Bilanziellen Auswirkungen hat Netfonds 2021 und 2022 verarbeitet: In 2021 wurde ein Veräußerungsgewinn im hohen einstelligen Millionenbereich verbucht, während die Netfonds-Bilanz durch das „Abwandern“ der Immobilien in die NSI Asset AG verkürzt und entsprechend haben sich auch die Kreditverbindlichkeiten reduziert. In 2022 zeigt sich die deutlich sinkende Zinsbelastung und das wirkt sich seitdem angesichts der steigenden Zinsen anhaltend positiv auf die Gewinn- und Verlustrechnung aus.

Hinsichtlich der Erlöse sind die Mieteinnahmen entfallen, doch Netfonds wird aus dem Immobiliengeschäft weiterhin transaktionsbasierte Erträge generieren. Diese sollten auf Basis des strategischen Kooperationsvertrags bei etwa 60 % der Veräußerungserträge inklusive weiterzuleitender Maklerprovisionen liegen. Soweit der Plan, bevor die Notenbanken die Zinswende einleiteten und der Immobilienmarkt einen starken Einbruch erlebt. De facto sind die Immobilientransaktionen zum Erliegen gekommen und damit auch das Provisionsaufkommen der Netfonds AG in diesem Bereich. Besserung ist kurzfristig nicht in Sicht. Die Hoffnungen, dass der Immobilienmarkt sich bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder berappelt, können inzwischen als zu optimistisch ad acta gelegt werden. Eine Erholung wird sich wohl er ab 2024 einstellen und vermutlich auch nicht in derselben Geschwindigkeit, wie der Absturz erfolgt worden war. Dem entsprechend ist mit Transaktionserlösen auf absehbare Zeit nicht zu rechnen und sofern doch welche anfallen, sollten diese als erfreuliche, aber außergewöhnliche Einnahmen wohlwollend zur Kenntnis genommen werden.

Drei starke Segmente

Nach dem Abschied vom eigenen Immobilienbestand agiert die Netfonds-Gruppe in drei Segmenten. Dabei hat sie in den letzten Jahren ihre Angebotspalette verbreitert und ihre Wertschöpfungskette erhöht. Auch durch gezielte Zukäufe. Schwerpunkt der Expansion waren hierbei vor allem die beiden Kernbereichen Maklerpools und Finanzdienstleistungen.

Das Angebot der Netfonds Gruppe ist auf die diversen Anforderungen des Tagesgeschäfts von Fondsgesellschaften, Vermögensverwaltern, Finanzberatern, Versicherungen sowie Spezialbanken abgestimmt.

Im Segment Regulatory & Technology agiert Netfonds in regulatorischer Hinsicht als führender unabhängiger Haftungsdachanbieter Deutschlands und übernimmt den vollständigen Prozess der finanzmarktregulierten Dienstleistungen. So werden Regulatorik konforme Datenbasen, Dokumentationsfunktionen und Formularwesen zur Verfügung gestellt. Wenn in Deutschland also neue Investmentfonds an den Start gehen, die nicht zu einer der großen Fondsgesellschaften gehören, ist oftmals Netfonds der Dienstleister im Hintergrund, ohne den der Fonds gar nicht möglich wäre.

Erlöse erzielt Netfonds hier aus Haftungsdachbeiträgen, dem Fondsadvisory und der Vermarktung des Grundlagenwissens. Der Technology-Bereich adressiert Banken, Beratungsunternehmen und Vermögensverwalter. Mittels Softwarelizenzen und Outsourcing-Mandaten können diese auch nur Teile der Abwicklungstechnologie der Netfonds-Gruppe nutzen und so auf bestimmte Prozesse zurückgreifen. Umsätze werden dabei vorwiegend über verschiedene Arten von Servicegebühren, Honorare, Lizenzeinnahmen und das Vermögensverwaltungs-Processing generiert.

Im Segment Wholesale betreibt Netfonds das klassische Maklerpoolgeschäft und bietet den angeschlossenen Versicherungsmaklern die Möglichkeit zur Partizipation am Netfonds-Netzwerk. Netfonds ist in Deutschland der zweitgrößte Maklerpool und bietet attraktive Konditionen, einfachen Zugriff auf verschiedene Produktpartner sowie bürokratische Entlastung.

Während der deutsche Versicherungsmarkt stark zersplittert und noch von vielen Einzelkämpfern und kleinen Makleragenturen geprägt ist, werden die Anforderungen in Sachen Regularien, gesetzlichen Vorgaben, aber auch bei Datenschutzbestimmungen immer weiter hochgeschraubt. Versicherungskonzerneigene Insellösungen sind dabei abseits der ganz großen Konzerne weitgehend gescheitert, denn konzernunabhängige Versicherungsmakler waren mit der Vielzahl der unterschiedlichen Systeme völlig überfordert und überlastet. Der organisatorische Aufwand war für sie erheblich angestiegen, während ihnen immer weniger Zeit für die Kundenbetreuung blieb und ihr Provisionsaufkommen entsprechend unter Druck geriet. In diese Schnittstelle stießen Maklerpools vor, die gegenüber den Konzernen die Interessen ihrer Mitglieder bündeln und einheitliche Systeme forcieren.

Netfonds wächst auch darüber, solche Maklerpools zu erwerben und deren Versicherungsbestände dann auf seine eigene Plattform zu migrieren. Die finfire-Plattform ermöglicht die volldigitalisierte Abwicklung von Transaktionen und Prozessen in der Finanz- und Versicherungswirtschaft und bündelt die Aktivitäten aus allen Geschäftsbereichen und Produkten.

Das Segment zählt zum Kerngeschäft von Netfonds und profitiert sowohl vom sukzessiven Rückzug des Bankfilialgeschäfts als auch von der zunehmenden Notwendigkeit zur privaten Vorsorge als Ergänzung zu den an der Belastungsgrenze agierenden staatlichen sozialen Sicherungssystemen. Die Erlöserzielung für Netfonds erfolgt über das klassische Provisionsgeschäft und beinhaltet sowohl Bestands- als auch Abschlussprovisionen.

Das Segment Marketing, Immobilien & Products deckt die Organisation von Messen, Roadshows und White-Label-Produkten für die Kunden ab. Dank der hohen Skalierungsfähigkeit wird hier die höchste Wertschöpfung erzielt und die attraktivste Ergebnismarge zum Konzernergebnis beigesteuert.

Daneben umfasst das Serviceportfolio weitere rechtliche und regulatorische Dienstleistungen in den Produktkategorien Investmentfonds, Versicherungen, Vorsorge und Finanzierung sowie Softwarelizenzen und White-Label-Produkte zur Optimierung von Marketing- und Vertriebslösungen. Zuletzt wird das Angebot von Netfonds durch den Vertrieb und das Portfoliomanagement von Wohnimmobilien komplementiert.

Zunehmend stetige Einnahmeströme

Seine Einnahmen generiert Netfonds im Wesentlichen über Provisionen, Servicegebühren, Honorare und Lizenzgebühren für die Nutzung von Netfonds-Lösungen. Mit mehr als 5.000 Maklerpartnern und 439 Haftungsdachpartnern werden rund 370.000 Depots verwaltet, während die Assets under Management bereits 22,8 Mrd. Euro erreichen, wovon 5,6 Mrd. dem Bereich Fondsadvisory zuzurechnen sind.

Erfolgreiches 2. Quartal nach schwachem 1. Quartal

Die Netfonds AG erzielte im 2. Quartal 2023 einen Bruttoumsatz von 46,5 Mio. Euro (Q2/22: 45,6 Mio.) und damit im 1. Halbjahr 2023 einen konsolidierten Konzernumsatz von 93,3 Mio. Euro (H1/22: 91,8 Mio.). Dies entspricht einer Steigerung von 1,7 % gegenüber dem Umsatz des Vorjahreszeitraums.

Die fakturierten Nettoerlöse nach Abzug der Vergütungen an die angeschlossenen Kunden und Berater stiegen im 2. Quartal 2023 überproportional um 20,3 % auf 9,6 Mio. Euro (Q2/22: 8,0 Mio.) und im 1. Halbjahr lagen die Erlöse bei 17,6 Mio. Euro und damit um 6,1 % über dem Vorjahresergebnis (H1/22: 16,6 Mio.).

Ergebnisseitig hat die Netfonds Gruppe das EBITDA im 2. Quartal 2023 ebenfalls deutlich auf 1,5 Mio. Euro verbessert (Q2/22: 0,9 Mio.) und das EBIT lag im Berichtszeitraum bei 0,8 Mio. Euro (Q2/22: 0,0 Mio.). Auf Halbjahressicht erreichte das EBITDA einen Wert von 1,9 Mio. Euro (H1/22: 2,8 Mio.), was einem Rückgang von -32,7 % entspricht, während das EBIT 0,5 Mio. Euro erreichte (H1/22: 1,1 Mio.). Diese Entwicklungen resultieren hauptsächlich aus dem schwächeren 1. Quartal 2023, als die Börsen sich noch sehr schwach entwickelten. Die Aufholjagd im 2. Quartal spiegelte sich auch in den Ergebnissen von Netfonds wider.

Die Assets under Administration als Basis für die wiederkehrenden Erträge erreichten mit 22,8 Mrd. Euro ein neues Rekordniveau nach 20,7 Mrd. im Vorjahr.

finfire-Plattform steht im Fokus

Ihren operativen Fokus legt die Netfonds Gruppe immer stärker auf den Ausbau und die Skalierung der finfire Plattform. CEO Martin Steinmeyer erklärt dazu: "Der Fokus auf das Kerngeschäft rund um unsere skalierbare finfire-Plattform beginnt sich auszuzahlen. Die für uns wichtigen Nettoerlöse haben wir im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits deutlich gesteigert. Mit 20 % Wachstum gegenüber dem Vorjahr hat die starke Dynamik des zweiten Quartals dabei einen erheblichen Beitrag geleistet. Grundlage dieser positiven Entwicklung bilden die deutlich gestiegenen wiederkehrenden Erträge der administrierten Assets sowie der auf der Plattform verwalteten Versicherungsverträge. Darüber hinaus haben wir im ersten Halbjahr Mittelzuflüsse von über 1 Mrd. EUR generiert und zusätzlich eine Rekordanzahl von Neukunden für unsere Strategieportfolio-Plattform der NFS Hamburger Vermögen gewonnen. Die kombinierten Assets under Management der Vermögensverwaltung und des Asset-Managements der Netfonds Gruppe erreichten mit mehr als 2,8 Mrd. EUR ebenfalls ein neues Rekordniveau. Hier ist das Wachstum rein organisch getrieben." Finanzvorstand Peer Reichelt ergänzt ein wichtiges Detail: "Rund 70 % unserer Erlöse sind wiederkehrende Erträge."

Ausblick auf 2023 und erstmals Mittelfristprognose

Für das laufende Geschäftsjahr 2023 geht der Vorstand nach dem Konsolidierungsjahr 2022 von einer dynamischeren Entwicklung des Geschäftsvolumens und einem zweistelligen Wachstum aus. Vor dem Hintergrund der Geschäftsentwicklung im 1. Halbjahr bestätigte der Vorstand die Geschäftsprognose für das Gesamtjahr 2023 und erwartet einen Bruttoumsatz im Bereich von 185 bis 190 Mio. Euro und einen zwischen 35 und 37 Mio. Euro.

Für Mitte September hat der Vorstand die erstmalige Vorlage eines mittelfristigen Ausblicks für die Entwicklung der Netfonds Gruppe bis zum Geschäftsjahr 2026 avisiert präsentiert. Die Grundlage für das Wachstum des Netfonds Geschäftsmodells bilde der kontinuierliche und zielgerichtete Ausbau der finfire-Digitalplattform. Damit einher gehe die deutlich höhere Skalierungsfähigkeit des Geschäftsvolumens auf Basis einer 360 Grad-Systematik für alle Bereiche der privaten Vorsorge (Investment und Kapitalanlagen, Versicherungen und Finanzierungen, sowie sonstige Bankprodukte). 

Das Geschäftsmodell sei zukünftig immer genauer planbar und die Basis für die Planungen bilde der kontinuierliche Wachstumsprozess in Kombination mit den Effizienzsteigerungseffekten bei steigendem Volumen (AuM + verwaltete Versicherungsverträge), der zu einer deutlichen Kostendegression führen werde. Die Netfonds Gruppe prognostiziert auf dieser Basis eine rund doppelt so hohe Wachstumsrate der Nettoerträge (Rohertrag nach Vergütungen an die Berater) im Verhältnis zur allgemeinen Kostensteigerung (Personal- und sonstige Sachkosten). Im Durchschnitt der letzten Jahre sei die Netfonds Gruppe um rund 16 % pro Jahr gewachsen und man gehe davon aus, zukünftig ebenfalls in einem Bereich von durchschnittlich 12 bis 15 % pro Jahr zu wachsen.

Bullcase vs. Bearcase

Quelle: wallstreet-online.de
Die Netfonds AG agiert in verschiedenen Bereichen, dennoch basiert das Geschäftsmodell entscheidend auf dem Plattformgedanken. Das Unternehmen versteht sich demnach als B2B-Plattform der Finanzabwicklung mit zunehmender Wertschöpfungskette und steigendem Digitalisierungsgrad und adressiert damit vorwiegend Akteure der Finanz- und Versicherungsbranche. Über voll digitalisierte Prozessketten tragen die Netfonds-Angebote dabei zur effizienten und aufsichtsrechtskonformen Umsetzung von Dienstleistungen im Rahmen der Finanzberatung bei. Der Fokus liegt darauf, durch ein breites Leistungsangebot ein steigendes Geschäftsvolumen zu erzielen und so die wiederkehrenden Erträge nachhaltig zu erhöhen.

Netfonds erhöht den Anteil seiner stetigen Provisionserlöse und baut sein Geschäft aus; inzwischen sind mehr als 70 % der Erlöse wiederkehrender Natur. Der starke Kursrückgang der Börsen in 2022 konnte so kompensiert werden, da die angeschlossenen Anlageberater Gelder umschichten, während sich die Mittelabflüsse seitens der Kunden in Grenzen halten und durch neue Zuflüsse ausgeglichen werden konnten. Darüber hinaus war Netfonds in der Akquise weiterer Partner erfolgreich.

Der Trend zur eigenverantwortlichen Geldanlage gewinnt auch im Hinblick auf die Rentenentwicklung immer mehr an Bedeutung. Hieraus ergibt sich ein Nachfrageschub nach individuellen Fonds- und privaten Altersvorsorgeprodukten. Allerdings ist Netfonds nicht der einzige erfolgreiche Player am Markt und so besteht ein Risiko im zunehmenden Konkurrenzdruck. Im Bereich der Maklerpools hat man mit der ebenfalls börsennotierten JDC Group einen sehr aktiven und erfolgreichen Gegenspieler, der auch in Sachen digitaler Versicherungsplattform zuletzt große Erfolge verbuchen konnte, insbesondere in der in Deutschland marktführenden Sparkassen-Gruppe.

Der 'adressierbare Markt' im Bereich Digitalisierung des Finanzsektors ist zwar riesig und bietet für alle noch reichlich Platz zum Wachsen, doch die Notwendigkeit für stetige Verbesserungen der eigenen Plattformen dürfte kaum nachlassen und damit den Kosten- und Margendruck weiter hoch halten. Wachstum und Skalierung sind hierbei die Erfolgsschlüssel. Die Netfonds Gruppe plant hier auf Basis der noch jungen cloudbasierten finfire-Plattform die Skalierung und Effizienzsteigerung des Geschäftsvolumens dynamisch fortzusetzen.

Anfang 2022 konnte der Aktienkurs die Marke von 50 Euro durchbrechen und ein neues Allzeithoch markieren, doch die Börsenkorrektur zog ihn bis zum Herbst bis auf 38 Euro herunter, um das er seitdem schwankt. Bei einem Kursniveau von 40 Euro liegt die Marktkapitalisierung mit 88 Mio. Euro wieder knapp unter der für institutionelle Investoren wichtigen Marke von 100 Mio. Die Bewertung erscheint nicht unbedingt günstig, aber dabei ist zu bedenken, dass ein wesentlicher Ergebnistreiber die allgemeine Börsenverfassung ist und zurzeit das Transaktionsvolumen im Immobilienbereich komplett entfällt. Sobald sich eine oder sogar beide dieser Entwicklungen wieder positiver darstellen, dürfte dies die Provisionseinnahmen und damit die Gewinne wieder signifikant erhöhen – und die Bewertung entsprechend relativieren.

Ein echter Hidden Champion, der sich momentan - noch - im Schatten verbirgt.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Netfonds wissen muss

  1. In Deutschland führendes Plattformunternehmen mit Schwerpunkt auf Versicherungen, Investments und Immobiliendienstleistungen.
  2. Marktführer im Bereich Regulatorik und Haftungsdach für Finanzdienstleister und Fondsmanager und zweitgrößter Maklerpool Deutschlands.
  3. Das Plattform-Geschäftsmodell bietet eine hohe Skalierbarkeit und nachdem die größten Investitionen in finfire nun abgeschlossen sind, winken deutlich steigende Margen.
  4. Vorstand und Aufsichtsrat sind signifikant am Unternehmen beteiligt und haben somit ein großes Interesse an einer nachhaltigen und erfolgreichen Unternehmensentwicklung.
Disclaimer: Habe Netfonds auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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