Donnerstag, 28. Januar 2016

Blackstone legt schauderhafte Zahlen vor - doch ein zweiter Blick lohnt sich...

Der weltgrößte Manager alternativer Finanzinvestments, die Blackstone Group L.P. von Gründer und CEO Stephan A. Schwarzman legte heute vorbörslich Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2015 vor (hier die Präsentation). Und die dürften bei den Börsianern erneut für miese Stimmung sorgen, jedenfalls auf den ersten Blick. Denn Blackstone bekommt die Börsenturbulenzen massiv zu spüren, nicht nur bei seinen "Performance Fees", also den erfolgsabhängigen Gebühren, sondern auch bei seinen Verkaufsbemühungen an Unternehmensbeteiligungen sowie durch die Abwertung bestehender Beteiligungen aufgrund der Kurseinbrüche an der Wall Street.

Was die Zahlen zeigen...
Der Nettogewinn  lag bei im 4. Quartal bei 435,7 Mio USD oder 0,37 USD je Aktie und damit um 70 Prozent unter dem Vorjahreswert. Beim Gesamtjahresvergleich ergibt sich "nur" ein Rückgang um 51 Prozent auf 2,15 Mrd. USD (4,345 Mrd. USD).

Das vierte Quartal lief sowohl bei den Performance Fees nicht gut (194 Mio USD und damit 85 Prozent niedriger) als auch bei den Gesamteinnahmen, die bei 877,2 Mio. USD lagen oder um 59 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auf Jahresbasis liegen beide Werte um 59 bzw. 40 Prozent niedriger.

 Blackstone Earnings Report (Quelle: Blackstone) 
...und was nicht
Jedenfalls auf den ersten Blick lässt sich nicht viel Positives finden in diesem Zahlenwerk, sollte man meinen. Und doch lassen die entscheidenden Zahlen aufhorchen. Denn für einen Finanzinvestor wie Blackstone und seine Aktionäre sind einige andere Stellschrauben die entscheidenden. Da sind zum einen die Assets under Management (AUM), also das insgesamt verwaltete Vermögen. Je höher dieses ist, desto größer sind die Einnahmen aus Zinsen und (erfolgsabhängigen) Managementgebühren. Dann ist noch wichtig, wie viel von diesem Geld investiert ist und was noch für Investments zur Verfügung steht. Blackstone nennt dies "Dry Powder", sein trockenes Pulver. Hieraus lässt sich die Quote ableiten, welcher prozentuale Anteil der AUM überhaupt schon Einnahmen für Blackstone erzeugt.

Das verwaltete Vermögen (AUM) steigt weiter an, trotz Kursschwächen der Börsen
Die AUM sind im Gesamtjahr 2015 um 16 Prozent angewachsen auf 336,4 Mrd. USD und das, obwohl Blackstone Kunden Gelder zurückgezahlt hat (diese überlassen den Blackstone-Fonds das Geld für fest vereinbarte Zeiträume) und die Börsenbewertungen der Beteiligungen auch im Abschlussquartal deutlich zurückgegangen sind. Investoren drängen Blackstone also ihr Geld geradezu auf!

Der Anteil der AUM, die bereits Einnahmen generieren, wuchs dabei um 14 Prozent auf 246,2 Mrd. USD. Das bedeutet, dass 26,8 Prozent der AUM noch keine Einnahmen generieren, so dass hier ein enormes Potenzial für zukünftige Erträge schlummert. Gerade in der angespannten Lage an der Börse, denn jetzt sind die Kaufkurse günstig. Auch bei vielen Immobilien-REITs, die in Schwierigkeiten stecken, und die Blackstone günstig übernimmt. So wurde Blackstone zum größten Immobilieneigentümer New Yorks und der USA. Und dann ist da noch das "Dry Powder", das sich auf immerhin 80 Mrd. USD beläuft und Blackstone so alle Möglichkeiten der Welt bietet, sich nun günstig einzukaufen. Im vierten Quartal steckte Blackstone jedenfalls schon mal 15,7 Mrd. USD in neue Investments, was in etwa die Hälfte der gesamten in 2015 investierten Summe ausmacht. Der Börsenabsturz bietet also großartige Investitionsmöglichkeiten für ausgebuffte Investoren, die konsequent einer "Kaufe niedrig, verkaufe hoch-Strategie" folgen.

Spin-off des Beratungsgeschäfts nicht vergessen
Und dann ist da noch ein Umstand, der einen Vergleich mit den Vorjahreswerten einschränkt: der Spin-off des M&A-Beratungsgeschäfts. Dieses ursprüngliche Kerngeschäft von Blackstone wurde von Blackstone abgespalten und mit einer anderen Firma fusioniert. Diese neue "Investment Boutique" (also eine Investmentbank ohne eigentliche Bank-Sparte) firmiert nun eigenständig an der Börse unter den Namen "PJT Partners Inc." und ist insbesondere im Geschäftsfeld Beratungen bei Fusionen und Übernahmen tätig. Und da die Einheit nun selbständig ist, trägt sie nicht mehr zu den Gebühren- und Provisionseinnahmen von Blackstone bei, was ein wesentlicher Faktor für den starken Einbruch in dieser Sparte ist, nicht etwa eine mangelnde Ertragskraft.

Ausschüttungsquote bei 85 Prozent
Für die Blackstone-Aktionäre ist noch eine weitere Kennzahl wichtig, die "Distributable Earnings", die ausschüttungsfähigen Gewinne. Im "Earnings Call" zu den Zahlen des dritten Quartals hatte Blackstone angekündigt, auf Sicht der nächsten 5 Jahre jeweils rund 85 Prozent der ausschüttungsfähigen Gewinne als Quartalsdividenden an die Aktionäre auszuzahlen.

Ausschüttungsfähige Gewinne legen im Quartalsvergleich kräftig zu
Im Gesamtjahr 2015 konnten die Distributable Earnings um 25 Prozent gesteigert werden auf 3,843 Mrd. USD und im vierten Quartal beliefen sie sich auf 878 Mio. USD bzw. 0,72 USD je Aktie, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal von 23 Prozent entspricht. Unter dem Strich wird Blackstone nun eine Quartalsdividende von 0,61 USD ausschütten, was im Vergleich zum Vorjahresquartal und der damaligen Dividende von 0,78 USD einen Rückgang von 21,8 Prozent bedeutet. Allerdings liegen die 0,61 USD gegenüber der Zahlung für das dritte Quartal 2015 um 24,5 Prozent höher und spiegeln Blackstones Fähigkeit wider, auch in schwierigen Marktphasen wachsende Erträge für seine Aktionäre zu generieren.

DIVIDENDENHISTORIEFebruarAprilJuliOktoberGesamtDifferenz
20160,61 $




20150,78 $0,89 $0,74 $0,49 $2,90 $0,98 $
20140,58 $0,35 $0,55 $0,45 $1,92 $0,74 $
20130,42 $0,30 $0,23 $0,23 $1,18 $0,66 $
20120,22 $0,10 $0,10 $0,10 $0,52 $-0,10 $
20110,32 $0,10 $0,10 $0,10 $0,62 $

Die Dividende wird am 16. Februar ausgeschüttet und ergibt auf das Jahr hochgerechnet eine Dividendenrendite von 9,76 Prozent. Ex-Dividendentag ist der 4. Februar.

Fazit
 Blackstone Group L.P. (Quelle: comdirect.de) 
Die Zahlen sind in etwa so ausgefallen, wie ich es erwartet hatte. Und die Reaktion des Marktes auf sie auch. Ich hatte ja vor einigen Tagen in meinem Investor-Update berichtet, dass ich meinen Bestand an Blackstone-Aktien reduziert hatte, um sie bei dem von mir erwarteten Kurseinbruch günstig zurückzukaufen. Und genau das habe ich heute getan, denn an meiner positiven Einschätzung zu Blackstone hat sich nichts geändert. Im Gegenteil!

Blackstone hat es als "Contrarian Investor" in den vergangenen 30 Jahren immer wieder verstanden, während schwieriger Phasen antizyklisch die besten Gelegenheiten beim Schopf zu packen und so für seine Investoren große Werte und Vermögen zu schaffen. Wie in der Immobilien- und Finanzkrise, als man den Banken günstig Hypothekendarlehen zu Tiefstpreisen abkaufte und auch ganze Immobilienportfolios. So hat man damals 50.000 Häuser günstig aus Insolvenzen heraus gekauft, renoviert und vermietet. Hieraus erzielt man bis heute steigende Mieteinnahmen und auch hohe Verkaufsgewinne, denn ab und zu trennt man sich inzwischen auch wieder von diesen Häusern.

Und Blackstone hat 18 Mrd. USD eingesammelt, um sie in die strauchelnde US-Öl- und Schiefergas-Industrie zu investieren - wovon bisher allerdings erst 100 Mio. geflossen sind. So legt Blackstone den Grundstein für die nächsten Milliardengewinne, die dann über die nächsten Jahre an die Investoren zurückfließen werden. Und an die Aktionäre. In Form von üppigen, wenn auch erheblich schwankenden Quartalsdividenden, und in Form von steigenden Aktienkursen, wenn sich am Markt die Erkenntnis durchsetzt, das Blackstone wieder einmal ein Vermögen in seinen Büchern angehäuft hat.

Ich bin jedenfalls wieder in vollem Umfang investiert in Blackstone, die nicht nur auf meiner Empfehlungsliste stehen, sondern die ich auch als eines meiner Ankerinvestments in meinem Depot habe. Als eine meiner größten Positionen. Und eine der aussichtsreichsten.

3 Kommentare:

  1. Blackstone ist ein tolles Unternehmen. Das antizyklische Investment in den letzen Jahren (Finanzkrise und Co.) hat Blackstone größer werden lassen.

    Wir haben hier in Deutschland auch ein "Blackstone" - die Aurelius. Aurelius scheint mir nicht billig zu sein, aber auch nicht (zu)teuer. Ich würde hab und gut in Aurelius investieren, wenn sie im größeren Stil in die Erdölförderung investieren würden - das wäre fantastisch. Ich könne das mit Worten nicht erklären.

    Mit freundlichen Grüßen

    DRMZ

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    1. Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass Aurelius bei seinem erfolgreichen und erprobten Geschäftsmodell bleibt und sich darauf konzentriert: Firmenbeteiligungen. Keine Rohstoffe, keine Immobilien. Ich ziehe es vor, mir dann die entsprechenden "Profis-Unternehmen" zusätzlich ins Depot zu legen, als dass man in einen Bereich expandiert, in dem man weder Erfahrung noch Expertise hat. Und Blackstone deckt ja, anders als Aurelius, alle drei Bereiche ab. Daher habe ich ja auch beide in meinem Depot und zwar als die beiden größten Positionen. Auch wenn Aurelius deutlich die Nase vorn hat bzgl. der Größe...

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  2. Moin Michael,

    erstmal ein Lob für deinen Blog, welchen ich immer wieder gerne lese.

    Bzgl. der Blackstone Dividende - soweit ich das verstanden habe, setzt sich die Dividende aus mehreren Zahlungen zusammen. Die Zahlungen werden unterschiedlich bzw. teilweise überhaupt nicht versteuert (auch nicht mit den üblichen 26,375%). Werden im Zuge der Steuererklärung diese nicht versteuerten Dividenenzahlungen noch nachträglich versteuert oder sind die absolut steuerfrei ??

    Vielen Dank vorab für deine Antwort und mach' weiter so mit deinem Blog.

    Danke und Gruß,
    Oliver

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