Sonntag, 1. Oktober 2023

Kissigs Kloogschieterei: Augen auf… die Notenbanken

Die Notenbankpolitik bestimmt weiterhin die Stimmung an den Märkten. Dabei hielt die Fed ihre Zinssätze konstant, aber sie hob ihre Prognosen für die Zinssätze Ende 2024 auf 5,1 % und für 2025 auf 3,9 % an. Das liegt nur marginal über ihren Prognosen vom Juni, aber einige Marktteilnehmer fühlten sich 'aggressiv' überrascht und die Börsen gingen daraufhin erstmal wieder auf Tauchstation.

Die Inflation ist 'sticky' und die Zinsen werden 'higher for longer' bleiben. Das dürfte längst eingepreist sein von den Börsen, zumal die Energiepreise momentan eher für Inflationsdruck sorgen und nicht für Entspannung. Die hohen Zinsen werden zunehmend zur Belastung für Verbraucher und Unternehmen und obwohl den ausufernden Kreditkartenschulden inzwischen erhöhte Kreditausfallquoten folgen, zeigt sich die Lage bei den Unternehmenskrediten weiterhin ruhig. Die oftmals variabel verzinsten Kredite führen zwar zu deutlich höheren Zinskosten, aber die Kreditausfälle liegen weiterhin bei unter 2 %. Und das hat Folgen…

Denn diese Entwicklung bedeutet, dass diejenigen, die variabel verzinste Kredite an Unternehmen vergeben, einerseits von den höheren Zinseinnahmen profitieren, andererseits aber keine erhöhten Belastungen zu schultern haben. Auch das erklärt die starke Performance der Aktien von Alternativen Asset Managern und Business Development Companys.

Und es gibt noch eine weitere Erkenntnis: Small Caps performen schlechter als Large Caps und auch hier spielen die Zinsen eine Rolle. Denn viele der großen Konzerne, wie Apple oder Microsoft, erzeugen hohe Cashflows und horten hohe Cash-Bestände. Sie haben sich in den letzten Jahren zu niedrigsten Zinsen verschuldet und benötigen kein zusätzliches Fremdkapital, während sie für ihren Cash-Bestand inzwischen bis zu 5 % an Zinsen einfahren. Microsoft hat z.B. über das letzte Jahr verteilt unverändert 492 Mio. USD an Zinsen bezahlt, aber im Gegenzug 905 Mio. USD an Zinsen eingenommen statt der vorherigen 552 Mio. In unserer neuen alten Welt bringt jetzt sogar wieder Cash Rendite, wer hätte das vor anderthalb Jahren noch gedacht?

Starökonom John Maynard Keynes sagte mal: "Wenn sich die Fakten ändern, ändere ich meine Meinung". Auch Anleger müssen stets aufgeschlossen sein und Veränderungen in ihre Anlageentscheidungen einfließen lassen. (Nur) so klappt's am Ende mit der Rendite.

Disclaimer: Habe Apple, Microsoft auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

Börsenweisheit des Tages | 01.10.2023

"Wenn man eine Zinseszinsmaschine hat mit dem Potenzial, dies über Jahrzehnte fortzuführen, sollte man grundsätzlich nicht daran denken, sie zu verkaufen (es sei denn, diese Kraft lässt nach)."
(Howard Stanley Marks)

Samstag, 30. September 2023

Kissigs Performance-Update: So liefen die Börsen und meine Wikifolios im September '23

Der September starte recht positiv aber pünktlich mit Beginn des kalendarischen Herbstes zog das fette 'Sturmtief Jerome' auf und verbreitete Angst und Schrecken. Die US-Notenbank geht nun von einem 'Higher for longer' Inflations-Szenario aus und hat ihre Zinserwartungen für 2023 und 2024 angehoben. Nur leicht, aber die Botschaft kam trotzdem nicht gut an, nachdem bereits 'Zinsgipfel' und 'Zinssenkungen in 2024' gespielt worden waren. Der weiterhin robuste US-Arbeitsmarkt und die wieder erstarkten Energiepreise bremsen den Inflationsrückgang aus. Zudem haben sich die positiven Entwicklungen am US-Immobilienmarkt nicht fortgesetzt und so wuchsen die Befürchtungen, es könnte sich nur um ein kurzes Strohfeuer gehandelt haben mit dem 'dicken Ende' im Anmarsch. Crash-Propheten wie Nouriel Rubini, Jeremy Grantham und Michael Burry haben wieder Hochkonjunktur und werden von Talkshow zu Talkshow weitergereicht. Burrys Standing resultiert aus seiner Shortwette gegen den US-Immobilienmarkt 2007-2009, verfilmt in "The Big Short".  Aber er ist diesbezüglich bisher auch eher ein 'One-Trick-Pony', denn seine letzten Vorhersagen lagen allesamt daneben. Die letzten 5 Male, als er panisch zum Ausstieg aus Aktien blies und von der größten Blase, dem größten Crash aller Zeiten warnte und dabei Anleger explizit zum Verkauf aufforderte, standen US-Aktien 6 Wochen später immer höher als bei seiner Warnung. Da hilft es seinen Fans nicht, dass er sich jedes Mal öffentlich für seine Fehleinschätzung entschuldigte.

Tja, auf Crashpropheten zur hören ist selten eine gute Idee, wie uns Value Investor Bill Nygren ins Gedächtnis ruft. Der September als statistisch schlechtester Börsenmonat liegt nun hinter uns und wir starten in den Oktober; auch kein großer Outperformer aber eben auch oft Ausgangsbasis für eine satte Jahresendrallye. Doch frei nach Börsenaltmeister André Kostolany: Um fette Renditen mit Aktien einzufahren, muss man erstmal Aktien im Depot haben. Is klar...!? ツ

Das Danaher-Spin-off Veralto stürmt sofort in den S&P 500

Es ist vollbracht: Veralto wurde von Danaher abgespalten und ab Oktober separat an der Börse gelistet. Danaher notierte also am 29. September "cum Kapitalmaßnahme" und der Aktienkurs wird am 2. Oktober entsprechend absacken, denn seine ehemalige Umweltsparte ist nicht mehr im Firmenwert enthalten. Aber Danaher-Aktionäre brauchen sich keine Sorgen zu machen, denn sie bekommen die Veralto-Aktien (WKN A3ES7Q; VLTO) ins Depot gebucht (je drei Danaher-Aktien erhält man eine Veralto-Aktie).

Dieser Spin-off läuft also in etwa so wie eine Dividendenzahlung, nur dass statt Geld auf dem Konto Veralto-Aktien im Depot landen...

Kissigs Beobachtungsliste

Meine Beobachtungsliste ist eine Anregung. Sie enthält Aktien, die ich langfristig für interessant und aussichtsreich halte und hier im Blog begleite. Trotz vieler Überschneidungen ist sie weder identisch mit meinem Investmentdepot noch mit meinen Wikis und sie ist auch kein Musterdepot.

Sie enthält deutsche Aktien, vor allem Nebenwerte, die internationalen Aktien werden von US-Werten dominiert, es gibt BDCs und REITs, Turnaround-Spekulationen, FinTech-Spekulationen sowie WIKIs. Inzwischen haben sich hier einige Tenbagger angesammelt, viele Verdoppler, aber einige Werte liegen auch deutlich zweistellig im Minus. Da ist von jedem und für jeden was dabei...

Börsenweisheit des Tages | 30.09.2023

"Die wirklich herausragenden Investoren waren keine Investoren; sie waren Unternehmer, die nicht verkauft haben."
(Nick Sleep)

Freitag, 29. September 2023

Starke Aktienrückkäufe: Fairfax Financial findet jetzt die eigenen Aktien am attraktivsten

Fairfax Financial hat bei seinen größten Investments fetten Gewinne eingestrichen und investiert diese nun fleißig - nun auch verstärkt in eigene Aktien des Unternehmens. 'Kanadas Warren Buffett' Prem Watsa ist Großaktionär, Chairman und CEO der Holdinggesellschaft, die über Tochtergesellschaften im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung, Rückversicherung sowie der damit verbundenen Anlageverwaltung tätig ist. Er setzt damit, wie Warren Buffett, auf die Macht des 'Float', also des stetigen Stroms an Versicherungsprämien, die er dann höchstrentierlich investiert und so den Wert des Unternehmens steigert. Neben einem diszipliniertem 'Underwriting' in der Versicherungssparte legt er bei der Anlage von deren Vermögenswerten den Schwerpunkt auf eine konservativen Value Investment-Philosophie: er investiert auf einer Total-Return-Basis und auf lange Sicht.

Und nun wird Watsa wieder Aktien des eigenen Unternehmens zurückkaufen: Fairfax Financial führt ab sofort bis zum 29. September 2024 ein Rückkaufprogramm an der Toronto Stock Exchange (TSX) durch und wird bis zu 10 % des Grundkapitals zurückkaufen. Anders beim 'normalen' Aktienrückkaufprogramm, bei dem in den letzten 12 Monaten 436.414 seiner nachrangigen stimmberechtigten Aktien über die TSX zu einem volumengewichteten Durchschnittspreis pro Aktie von 891,97 CAD USD erworben wurden, umfasst das neue Aktienrückkaufprogramm auch sämtliche Vorzugsaktien-Gattungen. Die Börsenaufsicht genehmigte den Rückkauf von 2.381.484 Aktien mit nachrangigem Stimmrecht, 751.034 Aktien der Serie C, 178.415 Aktien der Serie D, 543.613 Aktien der Serie E, 179.629 Aktien der Serie F, 771.984 Aktien der Serie G, 228.015 Aktien der Serie H, 1.042.010 Aktien der Serie I, 157.989 Aktien der Serie J, 950.000 Aktien der Serie K und 919.600 Aktien der Serie M.
"Aktienrückkäufe sind die einfachste und beste Art, wie ein Unternehmen seine Anleger belohnen kann. Wenn ein Unternehmen an seine eigene Zukunft glaubt, warum sollte es dann nicht in sich selbst investieren, genauso wie die Aktionäre?"
(Peter Lynch)
Fairfax Financial ist in erster Linie ein Versicherungsunternehmen, doch anders als bei vielen Wettbewerbern notierten die Aktien längere Zeit deutlich unterhalb ihres Buchwerts. Inzwischen hat der Kurs schon einiges an Unterbewertung aufgeholt, nachdem er allein im 2023er Jahresverlauf knapp 75 % zugelegt hat, aber er notiert aktuell gerade mal annähernd zum Buchwert und deshalb kauft Watsa nun so beherzt eigene Aktien zurück. Denn damit schafft er Wert für die Aktionäre und der Aktienkurs dürfte in den nächsten Monaten von den fortgesetzten Aktienkäufen weiter ordentlich Rückenwind bekommen. Prem Watsa und ich profitieren mit...

Disclaimer: Habe Fairfax Financial auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

Börsenweisheit des Tages | 29.09.2023

"Besitze mehr von den Unternehmen, die Erfolge liefern. Besitze weniger von denen, die sich immer nur herausreden."
(Ian Cassel)

Donnerstag, 28. September 2023

Sparkassen-Gruppe beteiligt sich mit 5 % an Versicherungsdigitalisierer JDC Group

Interessanter Move: Die JDC Group AG veräußert eigene Aktien an den Provinzial Konzern. Es sollen die von der Gesellschaft gehaltenen 687.022 eigenen Aktien und damit rund 5% des Grundkapitals an die Provinzial Beteiligungsgesellschaft mbH, eine Tochtergesellschaft der Provinzial Holding AG, veräußert werden. Die Provinzial gehört zum Sparkassen-Verbund und die JDC Group wurde von diesem in mehreren Tranchen ausgewählt, um deren Versicherungsgeschäft zu digitalisieren und eine Versicherungsplattform aufzubauen.

Der Kaufpreis beträgt 19,00 je Aktie und liegt damit einige Prozentpunkte über dem zuletzt gängigen Börsenkurs der JDC-Aktien. Der JDC Group fließen rund 13 Mio. Euro zu und der Verkaufserlös soll zur Finanzierung von Akquisitionen und das weitere organische Wachstum verwendet werden.

JDC-Vorstand Ralph Konrad erklärte hierzu: "Das bereits bestehende Joint Venture mit der Provinzial, die Einfach-gut-versichert GmbH, dient der Abwicklung von Dritt-Versicherungsprodukten für Privatkunden innerhalb des Sparkassenvertriebs im Geschäftsgebiet der Provinzial. Hierzu ist eine Schnittstelle zum Sparkassen-Versicherungsmanager geschaffen worden, welcher das zentrale IT-System der öffentlichen Versicherer im Versicherungsplattformgeschäft für Privatkunden werden soll. Sparkassen Kunden können somit einen vollständigen Überblick über ihre Finanz- und Versicherungsprodukte erhalten und sehen neben Konten und Depots im Online-Banking nun auch ihre Versicherungsverträge im Sparkassen Versicherungsmanager. Die sehr langfristig angelegte Kooperation zwischen Provinzial und JDC wird nun mit der Beteiligung strategisch unterlegt. (...) Die Kooperation mit den Sparkassen über den S-VM ist gut angelaufen. Wir konnten langfristige Verträge mit der Provinzial, der Sparkassen Versicherung und der VKB unterzeichnen und können damit grundsätzlich rund 300 der 370 deutschen Sparkassen bedienen. Die Tatsache, dass nun neben der VKB auch die Provinzial Aktionär der Gesellschaft ist, zeigt das langfristige und strategische Commitment zur JDC im Geschäft mit den Sparkassen."

Dr. Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender des Provinzial Konzerns, ergänzt: "Dank dieser langfristig angelegten Partnerschaft werden wir unsere Erfahrungen aus der bisherigen Zusammenarbeit weiter vertiefen und einen noch besseren KnowHow-Transfer erreichen. Zudem erwarten wir hierdurch perspektivisch deutliche Geschäfts- und Ertragszuwächse in der Bancassurance und darüber hinaus. Wir freuen uns daher sehr, nun auch als Aktionär an der Weiterentwicklung von JDC mitzuwirken."

Meine Einschätzung

Die Sparkassen-Gruppe scheint mit ihrem Kooperationspartner JDC Group zufrieden zu sein, obwohl sich die Projekte noch in der Umsetzungsphase befinden. Bedeutet auf kurze Sicht hohe Investitionen für die JDC Group, während in den folgenden Jahren dann stetige und steigende Provisionerlöse fließen werden. Das zeigt sich entsprechend negativ in den aktuellen Geschäftszahlen und lässt die JDC-Aktie eher teuer bewertet erscheinen, während die Gewinne in der Zukunft fließen und die künftige Bewertung deutlich reduzieren werden. Für die JDC stellt die Beteiligung eine Stärkung der Partnerschaft da und es stehen zusätzliche liquide Mittel zur Verfügung. Passt!

Disclaimer: Habe die JDC Group auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

Kissigs Aktien Report: Mit deutschen Nebenwerten ist einfach kein Geld mehr zu verdienen. Naja, bei Mutares und Nynomic läuft’s…

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 148 vom 22.09.2023

Börsenweisheit des Tages | 28.09.2023

"Wenn man seine Gewinneraktien einfach laufen lässt, konzentriert sich das Portfolio von selbst."
(Brian Feroldi)

Mittwoch, 27. September 2023

Die Deutsche Rohstoff AG muss die Prognosen erhöhen. Schon wieder...

Eben erst habe ich die Deutsche Rohstoff AG in meinem Nebenwerte-Wiki aufgestockt und in das von mir betreute Dividendendepot des Börsenbriefs 'GewinnerAktien' aufgenommen, da geht meine (erste) Überlegung bereits auf und die DRAG erhöht die Prognose für die Jahre 2023 und 2024. Als Gründe verweist sie auf "die starke Entwicklung des WTI-Ölpreises und des US-Dollars, eine starke operative Entwicklung und eine beschleunigte Umsetzung des laufenden Bohrprogramms mit erhöhten Anteilen an den Bohrungen, als Folge der erhöhten Planungssicherheit aus der erfolgreichen Begebung der Unternehmensanleihe 2023/2028 vor wenigen Tagen".

Die neue Prognose lautet für 2023 auf 188 bis 198 Mio. Euro Umsatz (Annahmen für Q4/23: WTI 85 USD/BBL und 2,5 USD/MMBtu Gaspreis, 1,08 Euro/USD) und beim operativen Ergebnis (EBITDA) nun auf 138 bis 148 Mio. Euro.

Für 2024 sind die Auswirkungen größer. Die Annahmen für die Grundlage der Prognose 2024 bleiben unverändert bei einem Wechselkurs von 1,12 Euro/USD, einem Erdgaspreis von 3 USD, sowie einem WTI-Preis von 75 USD im Basisszenario und 85 USD im erhöhten Preisszenario.

Im 2024er Basisszenario soll sich der Konzernumsatz nun auf 190 bis 210 Mio. Euro belaufen (bisher 170 bis 190 Mio.) und das EBITDA auf 145 bis 160 Mio. Euro (bisher 130 bis 145 Mio.). Beim erhöhten Preisszenario würde der Konzernumsatz bei 210 bis 230 Mio. Euro erwartet (bisher 190 bis 210 Mio.) und das EBITDA bei 165 bis 180 Mio. Euro (bisher 155 bis 170 Mio.).

Als Erläuterung für die deutlich erhöhten Prognosen führt der DRAG-Vorstand eine Reihe von Punkten an...

Börsenweisheit des Tages | 27.09.2023

"Fokussieren ist die Kunst, zu wissen, was man ignorieren sollte." 
(James Clear)

Dienstag, 26. September 2023

Kissigs Portfoliocheck: Bei Finanzfragen vertraut Prem Watsa auf Crescent Capital BDC

In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Investoren unserer Zeit unter die Lupe.

In meinem 236. Portfoliocheck schaue ich erstmals in das Depot von Prem Watsa, einem der erfolgreichsten Value Investoren der Welt, von dem die meisten Menschen noch nie gehört haben. Er gilt als der 'kanadische Warren Buffett' und kann auf spektakuläre Renditen verweisen: auf Sicht von 35 Jahren erzielte Watsa durchschnittlich 15,7 % pro Jahr.

Seit 1985 leitet Prem Watsa bei Fairfax Financial die Geschicke und hält beinahe die Hälfte des Aktienkapitals. Damals lernte Watsa auch Francis Chou kennen, der ihm von Warren Buffetts außerordentlichen Erfolgen durch Investitionen auf Basis des 'Floats' der Versicherungsunternehmen von Berkshire Hathaway erzählte. Diesem überzeugenden Konzept folgte Watsa und baute die Strategie von Fairfax Financial auf dieser Praxis auf. Neben einem diszipliniertem 'Underwriting' in der Versicherungssparte legt er bei der Anlage von deren Vermögenswerten den Schwerpunkt auf einer konservativen Value-Investment-Philosophie; er investiert also auf einer Total-Return-Basis und auf lange Sicht

Fairfax Financial ist eine Holdinggesellschaft, die über ihre Tochtergesellschaften im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung und Rückversicherung sowie der damit verbundenen Anlageverwaltung tätig ist. Watsas quartalsweise bei der US-Börsenaufsicht SEC einzureichenden 13F-Formulare geben nur einen kleinen Teil der gesamten Vermögenswerte von Fairfax Financial wieder. Zu den bedeutenden Anlagen, die nicht im 13F-Bericht enthalten sind, gehören Investitionen in Griechenland und Indien, wobei die griechischen Investments hauptsächlich aus einer 32%igen Beteiligung an der Eurobank bestehen. Weitere wichtige Beteiligungen sind ein 27%iger Anteil an Thomas Cook India, 54 % an Bangalore International Airport Limited und 31 % an Quess Corp Limited.

Doch auch der Blick in sein Aktien-Portfolio im 2. Quartal 2023 ist interessant: Der Gesamtwert belief sich am Ende des Quartals auf 58 Mrd. USD, wovon 6,5 Mrd. USD auf Barmittel und kurzfristige Positionen entfielen. Das Aktienportfolio stand für 1,88 Mrd. USD nach 1,75 Mrd. im Vorquartal und bestand aus 60 Positionen (Q1/23: 66), darunter fünf Neuaufnahmen. In Prem Watsas Depot dominieren Technologiewerte mit 35,5 % (Q1: 34,2 %) vor Energieunternehmen mit 24,6 % (Q1: 18,8 %) und Immobilienwerten mit 14,4 % (Q1: 15,9 %). An der Reihenfolge gab es keine Veränderungen, aber neuer Vierter sind die Basismaterialien mit 5,6 % (Q1: 5,3 %), die sich an den von 12,4 % auf 5,2 % abgesackten Finanzwerten vorbeigeschoben haben.

Die größten Veränderungen gab es bei den Energieengagements. Hier folgte er Buffetts Spuren und stockte weiter massiv beim Öl- und Gasexplorer Occidental Petroleum auf. Nachdem er seinen Aktienbestand im Auftaktquartal noch um knapp ein Viertel ausgebaut hatte, verdoppelte er ihn im 2. Quartal annähernd und hält nun mehr als 6 Mio. Anteile. Im Gegenzug stieß er weitere Aktien von Chevron ab und warf den Energiemulti komplett aus seinem Depot. Und auch von seinem Aktienpaket an der Bank of America hat sich Watsa ebenfalls komplett getrennt, während sie Buffetts zweitgrößte Position ist. Watsa geht durchaus eigene Wege als sein Vorbild, so auch bei Activision Blizzard. Während Buffett seine Aktien alle aus dem Depot geworfen hat, stockte Watsa sein Aktienpaket wieder massiv auf, um ein weiteres Mal bei der Übernahmespekulation abzusahnen - inzwischen scheint Microsoft dabei die letzte Hürde überwunden zu haben.

Und dann ist das noch die kaum beachtete Crescent Capital BDC mit einer Depotgewichtung von 2 %. Hierbei handelt es sich um eine Business Development Company, also einen steuerlich begünstigten Mittelstandsfinanzierer, bei dem Watsa antizyklisch im 1. Quartal 2020 mitten im Corona-Absturz eingestiegen war bei Kursen zwischen 6,21 und 17,10 USD. In der 2. Jahreshälfte 2022 gab es einige Teilverkäufe, zuletzt hielt Watsa seinen Bestand aber stabil und kommt auf einen Anteil von 5,65 % an der BDC. Interessant...

-▶ zum Artikel auf aktien-mag.de

Disclaimer: Habe Berkshire Hathaway, Fairfax Financial, Microsoft auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

Börsenweisheit des Tages | 26.09.2023

"Der Aktienmarkt ist die Geschichte von Kreisläufen und vom menschlichen Verhalten, welches für Überreaktionen in beide Richtungen verantwortlich ist."
(Seth Klarman)

Montag, 25. September 2023

Kissigs Nebenwerte-Analyse: Beleuchtungsprofi SBF kommt zurück in die Spur - später...

Im Magazin "Der Nebenwerte Investor" von Traderfox finden sich regelmäßig Analysen von mir zu deutschen Nebenwerten. Das Magazin ist kostenpflichtig und wer dieses oder eine der weiteren Börsenzeitschriften von Traderfox bestellen möchte, gelangt ▶ hier zur Übersicht. Mehrwert für die Leser meines Blogs: Nach Erscheinen des Magazins darf ich meine Nebenwerte-Analysen dann auch hier veröffentlichen.


Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 13/2023 vom 20.09.2023

Börsenweisheit des Tages | 25.09.2023

"Beim Investieren geht es zu 10 Prozent darum, großartige Unternehmen zu finden, und zu 90 Prozent darum, sie nicht zu verkaufen."
(Ian Cassel)

Sonntag, 24. September 2023

Börsenweisheit des Tages | 24.09.2023

"Unser Investmentansatz ist nicht weiter verbreitet, weil er zu einfach ist. Die meisten Leute glauben, dass man kein Experte sein kann, wenn es zu einfach ist."
(Charlie Munger)

Samstag, 23. September 2023

Leserfrage: "Wie sehen Sie die aktuelle Situation bei Opendoor, ich mache mir Sorgen?"

Ein Blogleser stellte mir eine interessante Frage und ich habe meine Antwort mal in einen Artikel gegossen: "Können Sie bitte kurz etwas zu der aktuellen Situation von Opendoor sagen, ich mache mir Sorgen".

Eine verständliche Reaktion nach dem erneuten kräftigen Kursrücksetzer in den letzten Tagen. Nach dem Jahreshoch am 2. August bei 4,80 Euro hat sich der Kurs in sieben Wochen mehr als halbiert. Seit dem Jahresstart liegt er mit 2,40 Euro noch immer rund 125 % im Plus, aber das ist kein Trost für Anleger, die zu höheren Kursen eingestiegen sind und jetzt vielleicht satt im Minus liegen. Ich habe daher die Entwicklung mal aus meiner Sicht eingeschätzt...

Börsenweisheit des Tages | 23.09.2023

"Ich denke nicht viel über die Größe des total adressierbaren Marktes eines Unternehmens nach. Kleine wachsende TAMs können sehr mächtig und profitabel sein. Konzentriere dich auf die Kundenzufriedenheit. Zufriedene Kunden werden die Unternehmen in Bereiche ziehen, in denen sie unterversorgt sind und damit deren TAM erweitern."
(Ian Cassel)

Freitag, 22. September 2023

Kissigs Nebenwerte-Analyse: Hensoldt macht mit Sicherheit gute Geschäfte

Im Magazin "Der Nebenwerte Investor" von Traderfox finden sich regelmäßig Analysen von mir zu deutschen Nebenwerten. Das Magazin ist kostenpflichtig und wer dieses oder eine der weiteren Börsenzeitschriften von Traderfox bestellen möchte, gelangt ▶ hier zur Übersicht. Mehrwert für die Leser meines Blogs: Nach Erscheinen des Magazins darf ich meine Nebenwerte-Analysen dann auch hier veröffentlichen.


Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 13/2023 vom 20.09.2023

Börsenweisheit des Tages | 22.09.2023

"Mehr als alles andere sind es die Schulden, die darüber entscheiden, welche Unternehmen in einer Krise überleben können und welche Bankrott gehen werden."
(Peter Lynch)

Donnerstag, 21. September 2023

Focus Investing: Bernard Baruch rät, besser nur auf einige wenige Aktien zu setzen

An der Frage, ob man auf einen breiten Strauß von Anlagen setzen sollte, oder eher auf einige wenige, sorgfältig ausgewählte Investments scheiden sich seit jeher die Geister. Schon der Volksmund rät bekanntlich, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Und das ist durchaus vernünftig, denn zuerst sollte man immer das Risiko im Blick haben, bevor man auf die möglichen Renditen schaut, das lehrte uns schon Benjamin Graham, der Urvater der Fundamentalanalyse.

Andererseits reduziert eine zu breite Streuung auch Chancen, denn wenn man mal einen wirklichen Outperformer erwischt, dieser aber nur gering im Depot gewichtet ist, zeigt der positive Effekt kaum Auswirkungen. Es ist also eine Abwägungsentscheidung und wie Bernard Baruch raten auch Warren Buffett, Charlie Munger, Philip A. Fisher und Peter Lynch zu einer Konzentration im Depot. Allerdings nicht jedem...

Börsenweisheit des Tages | 21.09.2023

"Es ist insofern sicherer ein Spekulant als ein Investor zu sein, als ein Spekulant Risiken eingeht, von denen er weiß, dass sie Risiken sind. Ein Investor geht Risiken ein, ohne es zu wissen."
(John Maynard Keynes)

Mittwoch, 20. September 2023

Börsenweisheit des Tages | 20.09.2023

"Der Markt hilft wie der Herr denen, die sich selbst helfen. Aber anders als der Herr vergibt der Markt nicht denen, die nicht wissen, was sie tun."
(Warren Buffett)