Montag, 29. Dezember 2014

Börsenweisheit der Woche 52/2014

"Erzähle mir die Vergangenheit und ich werde Dir die Zukunft erkennen."
(Konfuzius)

Montag, 22. Dezember 2014

Balda fordert Schadensersatz in Millionenhöhe

Die Balda AG hat heute bekannt gegeben, dass sie gegen ehemalige Organmitglieder Schadensersatzansprüche geltend machen wird und zwar gegen die ehemaligen Aufsichtsratsmitglieder Dr. Michael Naschke, Yu-Sheng Kai und Chun-Chen Chen und zugleich gegen den ehemaligen Alleinvorstands Rainer Mohr. Ihnen werden Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit dem beabsichtigten Verkauf von Aktien an der TPK Holding Co. im Juli 2011 vorgeworfen, aufgrund derer die TPK-Aktien erst zu einem späteren Zeitpunkt zu einem deutlich geringeren Preis veräußert werden konnten.

Das Schadenspotential soll sich nach derzeitiger Berechnung auf einen Wert im zweistelligen Millionenbereich belaufen. Inwieweit sich hieraus Mittelzuflüsse für die Gesellschaft erzielen lassen können, ist bisher nicht einzuschätzen. Die genannte Höhe würde aber eine signifikante Auswirkung auf das Ergebnis des Unternehmens haben; allerdings dürften sich die Rechtsstreitigkeiten eine geraume Zeit hinziehen.

Balda befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.

Börsenweisheit der Woche 51/2014

"Für jede Spekulationsblase liegt schon eine Nadel bereit. Jedes Mal, wenn es bumm macht, gibt es wieder ein paar Anleger, die eine alte Lektion neu lernen müssen."
(Warren Buffett)

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Mein Gastbeitrag zum Value Investing im "Sachwert Magazin"

In der aktuellen Ausgabe 1/2015 des "Sachwert Magazin" ist ein Kommentar von mir zum Thema "Value Investing" abgedruckt worden - neben so illustren Experten wie Folker Hellmeyer (der übrigens wie ich aus der schönen Stadt Wedel im Westen Hamburgs stammt und ebenfalls am Johann-Rist-Gymnasium Abitur gemacht hat, wenn auch etwa 10 Jahre vor mir).

Intelligent investieren am Aktienmarkt: Value Investing

Value Investing ist simpel. Aber nicht einfach. Diese Wahrheit stammt von Investmentlegende Warren Buffett und sie bringt das Dilemma auf den Punkt: das Grundprinzip des Value Investings ist nicht schwer zu verstehen, aber es anzuwenden, seine Elemente richtig umzusetzen, hingegen schon. Denn sie prallen auf das menschliche Verhalten und das ist (leider) völlig anders konditioniert, als es für Langfristanleger gut ist.

Montag, 15. Dezember 2014

Börsenweisheit der Woche 50/2014

"Wenn man für jeden ausgegebenen Dollar nur 90 Cents einnimmt, ist Wachstum keine Lösung."
(Jack Welch)

Buffett übernimmt Charter Brokerage

Value Investor Warren Buffett macht es vor, wie das so funktioniert mit dem antizyklischen Investieren. Aufgrund des aktuellen Ölpreisverfalls um mehr als 30% machen Investoren momentan einen großen Bogen um alles, was nur irgendwie mit Öl zu tun haben könnte. Für Buffett hingegen sind das Kaufgelegenheiten, denn er orientiert sich nicht am aktuellen Börsengeschehen, ja noch nicht einmal an volkswirtschaftlichen Prophezeiungen, sondern rein am Unternehmen, seinen Kennzahlen, seinem Management, seiner Fähigkeit, operative Cashflows zu generieren.

Und er hat ein Faible für den Finanzsektor. Konsequent kombiniert er dies mit seinem neusten Schachzug und erwirbt für seine Beteiligungsholding Berkshire Hathaway die in der Ölbranche tätige Charter Brokerage von Arsenal Capital Partners. Dem Vernehmen nach dürfte der Kaufpreis bei gut 500 Mio US-Dollar gelegen haben. Charter Brokerage organisiert Rückerstattungen von Steuern und Zoll in der Ölindustrie und Buffett ist überzeugt, bei "einem hochwertigen Unternehmen mit beständig starken Geschäftszahlen, das gut zu Berkshire Hathaway passt", zugegriffen zu haben.

Berkshire Hathaway befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.

Wie Anleger mit Sicherheit indirekt vom Ölpreisverfall profitieren

Der Ölpreis stürzt regelrecht ab, Gold verliert stetig an Glanz (und Wert), Rohstoffe fallen insgesamt. Und mit dem Absinken der Rohstoffpreise fallen auch die Aktienkurse der jeweiligen Rohstoffproduzenten auf immer neue Tiefs, seien es die Goldschürfer, die Ölförderer oder - Equipmentfirmen oder die Minenbetreiber. Je niedriger der Preis des jeweiligen Rohstoffs, desto geringer die Margen, die die Produzenten erzielen und umso größer der Kostendruck, den sie haben. Überkapazitäten sind eher die Regel als die Ausnahme und so werden die weniger rentierlichen Anlagen stillgelegt und es wird auf weniger neue Ausstattung gesetzt. Was wiederum den Zulieferern zusetzt und deren Kurse zum Einsturz bringt. Beschleunigt hat sich zuletzt insbesondere der Verfall des Ölpreises, der in nur wenigen Wochen um mehr als 40 Prozent kollabierte - WTI sank erstmals seit 5 Jahren wieder unter die Marke von 60 US-Dollar, nachdem es im Oktober noch bei über 100 US-Dollar notierte.

Was den deutschen Autofahrer freut, da die purzelnden Ölpreise sich auch auf seiner Tankrechnung bemerkbar machen, bringt den einen oder anderen in Bedrängnis: so sehen sich Russland (neben den Wirtschaftssanktionen des Westens aufgrund der Ukraine-Krise) und Venezuela einem drohenden Staatsbankrott gegenüber, weil ihre Haushalte von Ölpreisen von 100 US-Dollar und mehr abhängen. Und in den USA bekommt die aufstrebende Fracking-Industrie heftigen Gegenwind, weil sich ihre Projekte bei Ölpreisen von unter 70 US-Dollar auch kaum mehr tragen.

Die Auswirkungen werden auch in Anlegerkreisen zunehmend diskutiert. "Private-Equity-Firmen leiden unter Ölpreisabsturz" titelte das "Wallstreet Journal Deutschland" und beschreibt führende Private-Equity-Firmen wie KKR & Co. und den Wertverlust, den ihnen ihre Öl- und Gasförderbeteiligungen aufgrund des 30-prozentigen Ölpreisverfalls beschert haben. Und weshalb sie dennoch auf weitere Zukäufe in diesem Bereich setzen. Christian Kirchner fragt in seinem Blog "menschen.zahlen.sensationen": "Juckt ihnen auch der Finger in Sachen Öl?" und legt dar, weshalb Direktinvestments in Rohstoffe keine gute Idee sind und welche Auswirkungen der Preisverfall noch haben kann. "Die Börsenblogger" fragen sich, ob "bei Öl eine Preisstabilisierung in Sicht" sei und bei "Value Shares" wird der "Abschlag auf den Buchwert beim norwegischen Unternehmen Prosafe" thematisiert und ob dies ein guter Zeitpunkt sei, um dessen Aktien zu erwerben. Ins gleiche Horn stößt "Der Value Blog" mit seiner "Analyse von Subsea 7".

Diese Überlegungen kommen nicht von ungefähr, denn in dieser Gemengelage winkt antizyklischen Investoren die Gunst der Stunde. Wer genug Geld und einen langen Atem hat, für den dürfte jetzt die richtige Zeit sein, sich hier strategisch zu positionieren - es herrscht ein Käufermarkt, da viele Unternehmen händeringend auf der Suche nach frischem Kapital sind. Dennoch muss sich der Privatanleger selbstkritisch fragen, ob er diese beiden Voraussetzungen wirklich erfüllt. Denn der Preisverfall und damit die Kurseinbrüche können noch einige Zeit andauern und nicht viele Privatanleger kommen gut mit hohen Kursverlusten klar. Auch ist es schwierig, die Unternehmen herauszupicken, die diese Krise überhaupt überstehen werden. Denn die allseits erwartete "Marktbereinigung" bedeutet letztlich nichts weniger, als dass es zu Zusammenschlüssen und Pleiten kommen wird. Und Übernahmen. Das Risiko, hier aufs falsche Pferd zu setzen, sollte durch die möglichen Chancen nicht ausgeblendet werden.

Es gibt allerdings noch einen anderen Weg, in die Branche zu investieren und  möglicherweise zu niedrigsten Kursen am Drehen des Marktes zu profitieren. Denn eine Branche, die es geradezu zur Lebensmaxime gemacht hat, in Krisensituationen zuzugreifen, sind die Finanzinvestoren. Auch aufgrund des niedrigen Zinsniveaus fließen ihnen immer mehr Geldmittel zu, für die sie Investitionsmöglichkeiten suchen (müssen). Und zurzeit werden sie auch in der Ölindustrie fündig. Auf einer von der New York Times initiierten Konferenz sagte Stephen Schwarzman, Chef des Finanzinvestors Blackstone Group, er sehe die besten Chancen für Rohstoffe seit vielen Jahren. Blackstone lege gerade einen zweiten Energiefonds mit einem Einlagenlimit von 4,5 Milliarden US-Dollar auf. Viele Leute hätten sich viel Geld auf Basis höherer Energiepreise geliehen und die bräuchten jetzt mehr Kapital. Er sagte überdies vermehrt Restrukturierungen voraus und dabei werde es auch Opfer geben. Nachdem der erste vergleichbare Investmentpool der Gesellschaft, der 2012 aufgelegt wurde mit einem Volumen von 2,5 Milliarden US-Dollar, bisher nach Gebühren bis zum 30. September eine annualisierte Rendite von 44 Prozent vorweisen konnte, dürfte die Nachfrage nach dem neuen Fonds seitens reicher Großinvestoren entsprechend hoch sein.

Privatanleger können allerdings auch profitieren. Denn Blackstone ist an seinen Fonds selbst mit eigenen Mitteln beteiligt und verdient darüber hinaus noch am Management dieser Fonds. Wer also Blackstone-Aktien kauft, erwirbt auch einen Teil dieses interessanten Investments mit. Andererseits wird das Risiko schon dadurch gestreut, dass Blackstone eben nicht nur in diesem Bereich engagiert ist, sondern auch in Aktien, Anleihen und Immobilien. Je nachdem, wo die Macher der weltweit agierenden Investmentgruppe lukrative Chancen wittern, wird zugeschlagen. Gerne in Krisenregionen und in Krisenzeiten, um dann in der Phase der wirtschaftlichen Erholung hinein die Früchte zu ernten. Dabei gehen auch Investments dieser Profis mal schief und führen zu Verlusten. Diese fallen aufgrund der verwalteten Milliarden allerdings nicht ganz so ins Gewicht, als würde ein Privatanleger selbst ein solches Investment tätigen und Schiffbruch erleiden. Allerdings ist das Geschäft der Finanzinvestoren schon sehr zyklisch, so dass die aktuell sehr üppigen Dividendenrenditen von 6 bis 9 Prozent (und die recht niedrigen KGVs von teilweise unter 10) durchaus schwankungsanfällig sind und nicht einfach so auf die Zukunft fortgeschrieben werden können. Dennoch sind die Aktien von Finanzinvestoren gerade auch für Privatanleger eine interessante Depotbeimischung, da sie verglichen mit Banken weitaus weniger reguliert sind und somit mehr Möglichkeiten haben, interessante Assets zu erwerben. Und man kann dabei auf den Eigennutz der handelnden Personen setzen, sind diese doch mit erheblichen eigenen Geldbeträgen in ihren Firmen investiert. Anders als Bankmanager treffen sie Verluste unmittelbar und im umgekehrten Fall profitieren sie ebenso direkt von den wirtschaftlichen Erfolgen ihrer Firmen. Positiver Nebeneffekt ist, dass die amerikanischen Finanzinvestoren Blackstone Group L.P. und KKR & Co. L.P. ihre Erfolge vierteljährlich mit ihren Anlegern teilen und sich auch deutsche Anleger dank dieser Quartalsdividenden einen ungewohnt stetigen Geldfluss alle drei Monate sichern können.

Blackstone Group und KKR & Co. befinden sich auf meiner Empfehlungsliste.

Freitag, 12. Dezember 2014

KKR & Co. verkauft Fotolia an Adobe

Finanzinvestor KKR hat eine weitere Beteiligung gewinnbringend verkauft. Für 800 Mio. US-Dollar geht die Online-Fotoagentur Fotolia mit ihren 34 Mio. Bildern an den Softwaregiganten Adobe Systems. KKR hatte seinen 50%-Anteil an Fotolia erst 2012 für 150 Mio. US-Dollar erworben und in einen seiner Beteiligungsfonds eingebracht. Mit diesem Exit kan KKR sein eingesetztes Kapital in kurzer Zeit weit mehr als verdoppeln.

KKR & Co. befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.

Wie Blackstone den Heiligen Geist ums Tafelsilber erleichterte

Blackstone Group L.P hat wieder in Europa zugeschlagen und erwarb 19 Einhandelsimmobilien in den Niederlanden und Portugal. Der Finanzinvestor setzt seine breit diversifizierte globale Investitionsstrategie damit erfolgreich fort.

Niederlande
Das von CBRE Global Investors erworbene Portfolio besteht aus insgesamt 107.500 m² Verkaufsfläche, die in attraktiven Lagen von Innenstädten und Wohngebieten von Nootdorp, Utrecht, Leusden und anderen Städten liegen. Zu den Ankermietern zählen Einzelhändler wie Ahold, Blokker und H&M.

Portugal
Das Portfolio in Portugal besteht aus fünf Einzelhandelsimmobilien mit insgesamt 65.000 m² Verkaufsfläche, die im Einzugsgebiet der Hauptstadt Lissabon liegen. Mieter sind portugiesische Marktführer wie Continente und Modelo.

Über die Preise ist nichts zwar bekannt, allerdings erwirbt Blackstone das Portfolio in Portugal aus Fonds, die von der Novo Banco Group verwaltet wurden. Das bis vor kurzem noch Banco Espirito Santo ("Bank vom Heiligen Geist") benannte Kreditinstitut war unlängst in Schieflage geraten und musste vom portugiesischen Staat gerettet werden. Die Bank ist nun gezwungen, sich von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten zu trennen, was sich auf den Verkaufspreis negativ ausgewirkt haben dürfte.

Für Blackstone sollte sich auch dieses Engagement auszahlen, denn die Finanzprofis investieren antizyklisch in Krisenregionen und profitieren, wenn sie ihre Engagements in der Phase der wirtschaftlichen Erholung wieder versilbern.

Blackstone Group befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Kauft Aurelius britisches Recyclingunternehmen Eco Plastics?

Die Beteiligungsgesellschaft Aurelius ist nach Aussage ihres Chefs und Großaktionärs Dr. Dirk Markus aktuell in Gesprächen über weitere Zu- und Verkäufe. Bisher gibt es hierzu noch nichts Konkretes. Nun vermeldet allerdings das Bundeskartellamt, es würde die Übernahme des auf die Verwertung von Kunststoffabfällen spezialisierte britischen Unternehmens Eco Plastics Ltd. durch Aurelius prüfen. Hat Aurelius also doch schon in England zugeschlagen? In den letzten drei Börsenhandelstagen hat der Kurs der Aurelius-Aktie jedenfalls schon mal um 10 Prozent zugelegt und findet sich auch heute weit vorn auf der Gewinnerliste. Die Aussichten für Deutschlands vermutlich interessanteste Beteiligungsgesellschaft sind jedenfalls weiterhin sehr gut.

Aurelius befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.




Ergänzung vom 12.12.2014

Heute gab Aurelius die Übernahme bekannt. ECO Plastics betreibt in Hemswell eine der weltweit größten und modernsten Kunststoffrecyclinganlagen. Die Anlage verfügt über eine jährliche Kapazität von ca. 150.000 Tonnen PET-Flaschen, was in etwa 35% der pro Jahr in Großbritannien recycelten Plastikflaschen entspricht. AURELIUS war bereits in der Vergangenheit mit Wellman International, Europas größtem Recycler von Einweg-PET-Flaschen und führendem Produzenten von Polyester-Fasern erfolgreich in diesem Markt aktiv und will ECO Plastics "durch operative und finanzielle Unterstützung langfristig strategisch neu ausrichten".

Montag, 8. Dezember 2014

Börsenweisheit der Woche 49/2014

"Breite Diversifikation ist nur dann nötig, wenn Investoren ihr Handwerk nicht verstehen."
(Warren Buffett)

Balda AG: Attraktive Unterbewertung?

Die Balda AG hat einen enormen Absturz und eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Einst ein gefeierter Star am deutschen Börsenhimmel, als man noch die Hartschalen für Nokia-Handys herstellte und vom Erfolg des damaligen Weltmarktführers profitierte, ging es dann konsequent bergab. Hausgemachte Probleme und Querelen haben nicht nur Anleger vergrault, sondern auch das operative Geschäft nachhaltig gestört - und auch die Führungsriege wurde nicht nur einmal gewechselt.

Inzwischen sieht die Welt für Balda wieder etwas anders aus. Ein neuer CEO lenkt die Geschicke, ein neuer 30-Prozent-Großaktionär (und Aufsichtsratschef) zieht im Hintergrund die Fäden und eine Neuausrichtung auf den Bereich Plastik, insbesondere für die Medizintechnik, bringt operativ die Wende. Das EBIT scheint die Pluszone erreicht zu haben, so zeigen es die jüngst veröffentlichten Zahlen zum ersten Geschäftsquartal 2014/15. Die Balda AG erwirtschaftete in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 einen Konzernumsatz von 20,7 Mio. EUR nach 17,5 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum und das EBIT liegt bei 0,4 Mio. EUR. Es scheint so, als würde der operative Turnaround greifen und hier wird die Sache nun auch langsam interessant.

"Turnarounds seldom turn."
(Warren Buffett)

Denn Balda sitzt auf Geld, viel Geld, um genau zu sein. Dieser Cash- und Festgeldbestand von fast 200 Mio. EUR stammt aus dem Verkauf der Anteile an dem taiwanesischen Touch-Screen-Unternehmen TPK. Ein Großteil der Erlöse wurde bereits in Form von üppigen Dividenden an die Anteilseigner weitergereicht und hat zu dem schrecklichen Chartbild beigetragen, denn gute 4 EUR an Kursreduzierungen in den letzten vier Jahren sind auf diese Sonderausschüttungen zurückzuführen. Setzt man das Nettoumlaufvermögen von rund 195 Mio. EUR ins Verhältnis zur aktuellen Marktkapitalisierung von 159 Mio. EUR (58,89 Mio. Aktien bei einem Kurs von 2,70 EUR), deutet dies auf eine signifikante Unterbewertung hin. Ausführlich dargelegt hat dies jüngst Daniel Koinegg in seinem Bargain-Magazine. Weitere Ausschüttungen sind aktuell nicht geplant und so stellt sich die Frage, was Balda mit dem Geld anfangen will. Denn Unternehmen, die sinnlos Geld streuen, um Geschäft hinzuzukaufen, sind selten ein gutes Investment.

In einem aktuellen Interview mit Börse Online äußert sich der neue Firmenlenker Oliver Oechsle zu den Plänen des Unternehmens. Man denke über Zukäufe nach, insbesondere für den Bereich Medizintechnik. Hier sehe man die Zukunft für Balda.

"Unser idealer Partner wäre ein Unternehmen, das sich im Markt der Medizintechnik bewährt hat, international gut aufgestellt ist und räumlich zu Balda passt. Eine solche Akquisition würde uns helfen, die Internationalisierung voranzutreiben und die Profitabilität zu steigern".
(Oliver Oechsle, CEO Balda AG)

Man kann also davon ausgehen, dass Balda bereits auf der Suche nach einem entsprechenden Unternehmen ist; abzuwarten bleibt allerdings, ob diese mögliche Akquisition wirklich den Parametern entspräche und zu einem vernünftigen Preis unter Dach und Fach zu bringen wäre. Aktuell hat Balda schon zwei örtliche Standbeine, eines in Deutschland und eines in den USA. Ein Zukauf kann hier die Balance einseitig verschieben und ggf. die gerade erst zusammenwachsenden Unternehmenskulturen negativ beeinträchtigen. Entsprechend kritisch wäre ein Zukauf auch unter diesen Gesichtspunkten zu betrachten - es muss halt vieles passen. Zu oft hat Balda in der Vergangenheit die Selbstbeschäftigung im Fokus gehabt und nicht das Voranbringen des operativen Geschäfts.

Ein weiterer kritischer Aspekt sind die - inzwischen nur verhalten geäußerten - Vermutungen, der neue Großaktionär plane, Balda in Richtung Solarenergie neu aufzustellen. Das wäre der Kursentwicklung wohl kaum zuträglich und würde erhebliche neue Fragen aufwerfen. Momentan deutet allerdings nichts darauf hin, dass es solche Bestrebungen wirklich gäbe. Und auch ein weiterer negativer Aspekt muss mit ins Kalkül gezogen werden: so hat Gereon Kruse auf boersengefluester.de neulich ein mögliches Delisting der Balda AG ins Gespräch gebracht. Man muss nicht gesondert erwähnen, dass dies zumeist mit einschneidenden Kursverlusten für Aktionäre einhergeht, denn das Einstellen der Börsennotierung stellt schon ein erheblichen Einschnitt in die Verfügbarkeit des Vermögens dar. Auch wenn der BGH dies in seinem realitätsverkennenden Delisting-Urteil anders sieht.

Der Abstieg aus dem SDAX hat dem Aktienkurs nicht gut getan und es könnte sein, dass das Unternehmen noch mehr aus dem Fokus institutioneller Anleger verschwindet. Zumindest covern aktuell noch zwei Analysehäuser den Wert und Warburg Research stuft Balda als "Halten" ein mit einem Kursziel von 3,90 EUR, während First Berlin das Votum "Kaufen" vergibt mit einem Kursziel von 4,40 EUR.

Eine Investition in die Balda AG ist kein Selbstgänger, kein "No-Brainer", sondern durchaus mit weiteren Risiken behaftet. Dennoch scheinen die positiven Aspekte zu überwiegen, die aus einer erfolgreichen Konsolidierung des operativen Geschäfts herrühren und der deutlichen Unterbewertung des Aktienkurses. Der hohe Cashbestand bietet hier eine erhebliche Sicherheit, solange er eben nicht unsinnig verpulvert wird. Hier muss man entscheiden, ob man dem neuen Management diesbezüglich das entsprechende Vertrauen entgegenbringt. Bejaht man dies, kann sich eine Turnaround-Spekulation in Aktien der Balda AG mittel- und langfristig als sehr lukrativ herausstellen. Dennoch sollte man den Wert nur als kleine Depotbeimischung verstehen, denn es bestehen nach wie vor unübersehbare Risiken.

Samstag, 6. Dezember 2014

Lese-Tipp: "Cashflow-Investing: Die besten Dividenden Aktien auswählen"

Autoren: Arne Sand und Max Schott

Taschenbuch: 176 Seiten
Verlag: FinanzBuch Verlag
Auflage: 2 (11. Juli 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3898798852
ISBN-13: 978-3898798853

Das Buch gibt einen umfassenden und doch kurzweiligen Einblick in den Investmentansatz, mit dividendenstarken Aktien einen stetigen Geldfluss und so ein zusätzliches passives Einkommen zu erzeugen.

Es konzentriert sich auf langfristig orientierte Anleger und erläutert die entscheidenden Parameter für ein erfolgreiches 'Cashflow-Investing'. Der Schreibstil der Autoren ist leicht verständlich und die Beispiele sind praxisnah, so dass das Werk sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene zu empfehlen ist.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Andere Ansichten zu Garantiezins versus Dividendenrendite

Mit der zum Jahreswechsel anstehenden weiteren Senkung des Garantiezinses bei Lebensversicherungen beschäftigt sich "boerse.ard.de" und beleuchtet unter dem Titel "Garantiezins versus Dividendenrendite" welch ernüchternden Renditen Kunden hier bevorstehünden. Die ausgeprägte Aversion deutsche Anleger gegen Aktien dürfe sie nicht von der  Beimischung dividendenstarker Aktien abhalten, die gerade in angelsächsischen Ländern neben den Immobilien als Hauptstütze der Altersversorgung gälten.

Scherzer & Co. AG überzeugt nicht (mehr) richtig

Soeben hat die Investment-Beteiligungsgesellschaft Scherzer & Co. ihren aktuellen Nettoinventarwert (NAV) per 30. November gemeldet und dieser liegt bei unveränderten 1,76 EUR je Aktie. Der Aktienkurs notiert aktuell rund 17 Prozent darunter, ein Abschlag, der nicht unüblich ist.

Ich habe die auf deutsche Nebenwerte und Sondersituationen spezialisierte Beteiligungsgesellschaft ja schon einige Zeit auf meiner Empfehlungsliste und auch bereits mehrfach über sie berichtet. Insbesondere bei Squeeze-outs haben die Kölner immer wieder ein goldenes Händchen bewiesen und in den letzten Jahren den Wert des Unternehmens stetig gesteigert. Doch nun scheint zunehmend Sand im Getriebe zu sein.

Scherzer fährt eine nicht ganz risikolose Strategie und setzt bei seinen Investments auch gerne Fremdkapital ein. Das sorgt für eine Hebelwirkung und bei steigenden Kursen für zusätzliche Freude. Doch der jüngste Kursabschwung setzte der Scherzer-Aktie heftig zu, der NAV sank deutlich. Doch während sich die Börsen wieder erholten, bliebt der NAV der Scherzer-Engagements ggü. dem Vormonat unverändert - auf Jahressicht bleibt kaum ein Zugewinn. Wenn man bedenkt, dass die von Scherzer erzielten Gewinne vom Unternehmen versteuert werden müssen und man als Anleger später noch einmal für die erzielten Kursgewinne mit der Scherzer-Aktie beim Fiskus zahlen darf, sollte man hier schon eine herausragende Performance seitens des Scherzer-Managements erwarten dürfen. Insbesondere was die Sondersituationen angeht, zuvorderst also Squeeze-outs, hat man als Privatanleger ansonsten kaum eine reelle Chance, auf die richtige Strategie zu setzen.

Nach gut 15 Monaten auf meiner Empfehlungsliste stehen rund 16% Kursgewinne zu Buche, was sich durchaus sehen lassen kann. Es gab in dieser Zeit allerdings ertragreichere Investments in einem Bullenmarkt sollten gerade auch Nebenwerte eine überdurchschnittliche Performance bieten. Die angehäuften Nachbesserungsrechte sind immer für eine positive Überraschung gut und ich werde die weitere Entwicklung mal abwarten.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Jungheinrich steigt in den MDAX auf

Der Hamburger Hersteller von Flurförderfahrzeugen Jungheinrich wird geadelt und steigt in Deutschlands erste Börsenliga auf, genauer: in den MDAX, den Index für die mittelgroßen börsennotierten Gesellschaften. Wie die Deutsche Börse mitteilte, wird Jungheinrich dort die Aktien des Bezahlfernsehsenders Sky Deutschland ersetzen, dessen Streubesitzanteil auf unter zehn Prozent gesunken sei. Die Änderung wird am 4. Dezember umgesetzt.

Jungheinrich befindet sich auf meiner Empfehlungliste.

Versicherungsaktien: Renditen runter, Risiko rauf

Versicherungsaktien erscheinen auf vielen Kauflisten, weil sie im Vergleich zum Gesamtmarkt recht moderat bewertet sind und nicht selten üppige Dividendenrenditen aufweisen können. Das klingt nach guten Investments...

Doch ein paar Flöhe hat der Hund schon. Denn die Versicherungsbranche leidet erheblich unter der lang anhaltenden Zinsflaute, legt sie doch das Geld ihrer Versicherten bevorzugt in langfristige Zinspapiere an. Und wenn die Hochprozenter auslaufen finden sich heutzutage kaum noch attraktive Anlagemöglichkeiten bei vertretbaren Risiken. Mit der Folge, dass die Renditen sinken. Dem begegnet man durch das erneute Absenken des sog. Garantiezinssatzes, den die Kunden der Kapital- und Rentenversicherungen erhalten. Vor einigen Jahren lag dieser noch bei 4 Prozent, nun wird er auf 1,25 Prozent schrumpfen. Es kommen zwar noch die Überschussbeteiligungen hinzu, aber diese sind eben nicht garantiert.

Das Hauptzugpferd der Assekuranzen, die Kapitallebensversicherung, wird also für Kunden zunehmend unattraktiv, trotz der ebenso wenig zündenden Konkurrenz aus der Bankenbranche, denn für Spareinlagen oder Termingelder bekommt man auch fast keine Zinsen mehr gutgeschrieben. Auch wenn es für Privatkunden bisher noch keine Negativzinsen gibt. Erste Lebensversicherer haben schon angekündigt, keine Dividenden mehr zahlen zu können oder zu wollen...

Montag, 1. Dezember 2014

Börsenweisheit der Woche 48/2014

"Zweifel ist eine Frage der Intelligenz."
(Klaus von Dohnanyi)