Mittwoch, 31. Juli 2013

Was ist... das Andienungsvolumen?

Unter dem Andienungsvolumen versteht man das gesamte Volumen von bereits erhaltenen Abfindungen aus durchgeführten Squeeze-out-Verfahren, deren Höhe noch gerichtlich auf Angemessenheit überprüft wird.

Erfahrungsgemäß ergeben sich aus solchen Verfahren Nachschläge von durchschnittlich 15 % auf den ursprünglichen Abfindungsbetrag.

Montag, 29. Juli 2013

Börsenweisheit der Woche 30/2013

"Nicht die Nachrichten machen die Kurse, sondern die Kurse machen die Nachrichten."
(André Kostolany)

Dienstag, 23. Juli 2013

Aurelius will mit frischem Kapital in neue Dimensionen wachsen

Die Beteiligungsgesellschaft Aurelius hat am Montag die Märkte verschreckt mit der Ankündigung einer Kapitalerhöhung - und da Börsianer derartige Maßnahmen gar nicht schätzen, ging der Kurs auch um mehr als 10 Prozent in die Knie, bevor er sich wieder etwas gefangen hat. Denn durch die Ausgabe zusätzlicher Aktien sinkt der Gewinnanteil einer jeden Aktie entsprechend, sog.  Verwässerungseffekt.

Konkret sah die Kapitalerhöhung so aus, dass die Geschäftsführung von Aurelius  das Grundkapital der Gesellschaft unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre durch eine teilweise Ausnutzung des genehmigten Kapitals um bis zu zehn Prozent bzw. 2.880.000 EUR durch Ausgabe von bis zu 2.880.000 neuen auf den Inhaber lautenden Aktien (Stückaktien) gegen Bareinlage erhöhen wollte. Hinzu kamen 800.000 Aktien aus dem Bestand eines Altaktionärs, die gleich mit unplatziert werden sollen - dem Handelsblatt zufolge handelt es sich um Gert Purkert, der sich damit von einem Drittel seines Aktienpakets von 8 Prozent trennen würde.

Insgesamt sollten so dem Unternehmen so bei einem Platzierungspreis von 20,00 EUR je Aktie 57,6 Mio. EUR an frischen Mitteln zufließen, die es für seine weitere Expansion benötigt. Denn "die Gesellschaft sieht im aktuellen Marktumfeld zahlreiche attraktive Übernahmekandidaten und die Chancen zur Übernahme auch größerer Unternehmen", begründete Aurelius seinen Schritt. Die Aktien sollten bei institutionellen Anlegern im Rahmen eines beschleunigten Platzierungsverfahrens (Accelerated Bookbuilding) platziert werden.

Am selben Abend vermeldete Aurelius dann bereits Vollzug: die neuen Aktien seien auf so großes Interesse gestoßen, dass die Kapitalerhöhung bereits abgeschlossen sei.

Bewertung
Die plötzliche Ankündigung der Kapitalerhöhung war nicht sehr erfreulich, zumal kürzlich erst eine Sonderdividende von 2,30 EUR je Aktie ausgeschüttet wurde. Das hätte man sich sparen können, wenn das Unternehmen Finanzbedarf hat.

Andererseits ist die schnelle Durchführung der Kapitalerhöhung zu 20,00 EUR ein Zeichen, dass die institutionellen Anleger auf diesem Kursniveau die Aktien als aussichtsreich einstufen - was nach dem fulminanten Kursanstieg der Aureliusaktien in den letzten Monaten durchaus beruhigend wirken kann. Die Gewinnverwässerung hingegen, tritt erst einmal ein, da die neuen Aktien bereits ab dem 1.1.2013 gewinnberechtigt sind. Andererseits basiert das Geschäftsmodell von Aurelius gerade darauf, unterbewertete Unternehmen bzw. Randaktivitäten aufzuspüren, zu übernehmen und ihren Wert dann zu heben und deutlich zu steigern. Dass Aurelius sich jetzt auf die Schnelle zusätzliches Kapital besorgt deutet darauf hin, dass die von Aurelius-Chef Dr. Dirk Markus angekündigten Übernahmen von mehreren größeren Zielen unmittelbar bevorstehen sollten. Immerhin will er Aurelius in wenigen Jahren von 1,6 auf 5 Milliarden EUR Umsatz ausbauen. Und dazu braucht es viel Eigenkapital, das nun zur Verfügung steht.

Fazit
Aurelius wächst mit Riesenschritten in neue Dimensionen hinein und die aktuellen Marktlage, vor allem in Südeuropa, bieten dem Unternehmen enorme Chancen. Das Management hat in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, dass es in der Lage ist, das Geld der Aktionäre gewinnbringend zu investieren und deutliche Wertzuwächse im Portfolio zu schaffen und daher ist die Kapitalerhöhung ein positives Signal für weiteres profitables Wachstum. Trotz des rasanten Kursanstiegs der vergangenen Monate ist Aurelius noch nicht zu teuer bewertet und es sollte sich lohnen, investiert zu bleiben oder gar weitere Aktien hinzuzukaufen. Ich denke, auf mittlere und lange Sicht überwiegen die Chancen die Risiken deutlich.

Aurelius befindet sich auf meiner Empfehlungliste.

Montag, 22. Juli 2013

Börsenweisheit der Woche 29/2013

"Wer keine Fehler macht, hat es sich nur zu einfach gemacht."
(Warren Buffett)

Dienstag, 16. Juli 2013

Sind offene Immobilien(fonds) ein Investment wert?

In einer Woche, genauer ab dem 22. Juli 2013, gilt das neue Kapitalanlagegesetzbuch und es bringt einige neue Regelungen bzgl. offener Immobilienfonds. Dabei bestand noch vor einem Jahr die Hoffnung, dass dieser unrühmlichen Anlageklasse ganz der Garaus gemacht wird, aber leider konnte sich die Regierung letztlich nicht gegen die geballten Interessen der Finanzlobby durchsetzen. Wieder einmal nicht.

Offene Immobilienfonds sind eine Mogelpackung, denn sie halten nicht, was sie vollmundig versprechen: sie suggerieren dem Anleger, dass er jederzeit seine Anteile zu Geld machen kann, aber spätestens die Immobilien- und Finanzkrise hat gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Denn als alle gleichzeitig aus ihren Fonds aussteigen wollten, war deren Liquiditätsreserve für Ankäufe der eigenen Fondsanteile schnell verbraucht und der überwiegende Teil des Geldes steckt natürlich in Immobilienwerten. Und die lassen sich nun mal nicht von heute auf morgen verkaufen.

Nachdem bereits zu Jahresbeginn neue Regelungen in Kraft getreten waren, werden diese nochmals verschärft - das gilt allerdings nur für Neuinvestments, für die Altanlagen besteht Bestandsschutz. Seit Januar gelten beim Kauf von Anteilen eines Offenen Immobilienfonds sowohl eine zweijährige Mindesthaltedauer als auch eine einjährige Kündigungsfrist. Die bisherige Ausnahmereglung für Beträge bis 30.000 EUR wird gestrichen, so dass künftig auch Kleinanleger eine erhebliche Wartezeit zwischen Verkaufsentschluss und Auszahlung einplanen müssen.

Hintergrund der Neuregelungen ist der Versuch zu verhindern, dass zu viele Anleger innerhalb kurzer Zeit an ihr Geld wollen und die Fonds so mit enormen Mittelabflüssen konfrontiert werden, die sie gar nicht leisten können, weil sie das Geld ja in - relativ unflexible - Immobilien investiert haben.

Mit der Neuregelung wird das Produkt "Offener Immobilienfonds" ehrlicher gemacht, da es nicht mehr eine Flexibilität suggeriert, die objektiv gar nicht gegeben ist. Soweit so gut. Aber die beiden entscheidenden Fragen darf man trotzdem nicht außeracht lassen:

1. Sind Immobilien ein gutes Investment?
Mit Immobilien verdient man langfristig kein Geld, denn selbst der starke Preisanstieg in Deutschland in den letzten Jahren darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es zuvor 20 Jahre lang stagnierende bis sinkende Immobilienpreise gab. Die Durchschnittsrendite liegt um die 4 Prozent p.a. und zwar vor Berücksichtigung der Inflation. Bezieht man die Geldentwertung mit ein, bringen Immobilieninvestments keine Rendite, sondern allenfalls einen Inflationsausgleich. Des Weiteren schmälern etwaige Zinsen die Rendite, falls man die Immobilie nur unter Zuhilfenahme eines Kredites finanzieren konnte. Und wenn man als Normalvermögender eine Immobilie erwirbt und diese vermietet, hat man die laufende Instandhaltung am Bein und das Risiko, dass der Mieter nicht immer oder gar nicht zahlt. Dann wird die Immobilie schnell zum Mühlstein um den Hals, denn dann ist sie auch kaum mehr zu verkaufen.

Sofern man nicht eine Immobilie erwirbt, um selbst darin zu wohnen und so die eigenen Mietzahlungen in Vermögensbildung wandelt, lohnen sich Investments in Immobilien nicht!

2. Sind Immobilienfonds die richtige Anlageform für Investoren?
Möchte man dennoch einen Teil seines Geldes in Immobilien investieren, kann man dies über Immobilienfonds machen oder direkt an der Börse über börsennotierte Immobilien-AGs bzw. REITs (Real Estate Investment Trusts). Vor einiger Zeit hatte ich bereits vor Investments in offene Immobilienfonds abgeraten und an meiner Einschätzung hat sich nichts geändert. Im Gegenteil! Denn inzwischen ist auch bei den börsennotierten Immobilien-AGs ein deutliches Sättigungsgefühl auszumachen, denn in den vergangenen Monaten hat so ziemlich jedes dieser Unternehmen Kapitalerhöhungen durchgeführt oder aber Anleihen begeben. Und darüber hinaus kamen weitere Immobilienschwergewichte an die Börse, wie die LEG Immobilien AG,  und haben viel Anlegergeld in diesen Bereich fließen lassen. Zuletzt war dann auch das Interesse am Börsengang der Deutschen Annington Immobilien SE zu gering, so dass das IPO abgesagt wurde. Erst eine deutliche Reduzierung des Emissionspreises von den gewünschten maximal 21 EUR auf 16,50 EUR veranlasste institutionelle Investoren dazu, zumindest 35 Millionen Aktien zu erwerben und so einen "Börsengang zweiter Klasse" zu ermöglichen. Und mit der IVG AG ringt eine der schillerndsten Immobilienwerte des deutschen Kurszettels aktuell mit der drohenden Insolvenz, wie das Unternehmen gerade verlautbarte - nicht, dass über ein solches Szenario nicht schon seit Monaten spekuliert würde.

Auch im Bereich der börsennotierten Immobilienunternehmen ist also ein genauer Blick auf die Kennzahlen unerlässlich, insbesondere auf die Leerstandsquote und den Verschuldungsgrad. Eine wichtige Bewertungskennzahl ist der NAV (Nettoinventarwert), und der zeigt bei den wenigsten Unternehmen noch einen deutlichen Abschlag ggü. ihrem Börsenwert an, so dass das Potenzial für Kurssteigerungen eher begrenzt zu sein scheint. Zumal sich die Anzeichnen mehren, dass die Zinsen tendenziell eher steigen als sinken und die Notenbanken nicht mehr unbegrenzt Liquidität in den Markt pumpen werden. Beide Faktoren wirken sich unmittelbar begrenzend auf die Nachfrage nach deutschen Immobilien aus.

Fazit: für Investments in "Betongold" bin ich seit jeher eher subeuphorisch eingestellt, die Risiken sind vergleichsweise hoch bei (zu) geringen Chancen. Und die an sich interessanteren Anlagemöglichkeiten in börsennotierte Immobilien-AGs und REITs drängen sich bei den aktuellen Bewertungen und dem doch schon ziemlich ausgereizten Marktumfeld für Immobilien auch nicht auf.

Montag, 15. Juli 2013

Börsenweisheit der Woche 28/2013

"Reiche Menschen sind dadurch reich, dass sie weniger ausgeben, als sie einnehmen."
(Ferdinand Piëch)

Dresdner Factoring: Übernahmeangebot annehmen oder auf Squeeze-out setzen?

Die Dresdner Factoring AG hat seit meiner Empfehlung im Februar 2012 eine rasante Unternehmens- und Kursentwicklung hingelegt, von 3,80 EUR auf rund 8,80 EUR oder etwa 140 Prozent. Dabei resultiert der Kursanstieg auch aus mehreren Sonderfaktoren: zunächst kaufte Aufsichtsratsmitglied Agerholm sukzessive mehr als 10 Prozent der Anteile zusammen, dann musste ein weiteres Aufsichtsratsmitglied, Jürgen Freisleben, für seine Wegold Holding ein (wohl 4 Jahre versäumtes) Pflichtübernahmeangebot abgeben und schließlich gab die abcfinance Beteiligungs AG im Juni bekannt, die Aktien der Dresdner Factoring für 8,75 EUR komplett übernehmen zu wollen. Seitdem liegt der Aktienkurs knapp über dieser Marke und wird zumindest bis zum Ende der Angebotsfrist am 26. Juli 2013 auch nicht darunter fallen. Die Bedingung, dass mindestens 70 Prozent der Aktien angedient werden müssen, ist bereits erfüllt. Denn die Wegold Holding und mindestens ein weiterer Großaktionär der Dresdner Factoring AG haben bereits zugestimmt und nachdem das Unternehmens selbst seine Aktien aus Rückkaufprogrammen, die es im eigenen Bestand hält, ebenfalls andienen wird, ist die Marke von 70 Prozent deutlich überschritten.

Für die übrigen Aktionäre stellt sich nun die Frage, ob man das Angebot annehmen oder seine Aktien behalten sollte und das sollte man alleine daran festmachen, ob die Dresdner Factoring attraktiv bewertet ist und man künftig von Kursanstiegen ausgehen kann. Ist dies nicht der Fall, sollte man aussteigen und die Aktien entweder über die Börse verkaufen (dann hat man sofort sein Geld) oder aber das Übernahmeangebot annehmen.

Kürzlich hat die DFAG ihre Halbjahreszahlen veröffentlicht und die können sich sehen lassen. Das Factoringvolumen ist auf 331 Mio. EUR gestiegen und erzielte ein Ergebnis vor Ertragssteuern (EBT) von 1,1 Mio. EUR. Zusätzlich wurde von den Banken erneut das Kreditvolumen angehoben, so dass die DFAG nunmehr über 52 Mio. EUR verfügen kann und durch die Andienung der 279.957 eigenen Aktien (9,87%) fließt der Gesellschaft Liquidität in Höhe von zusätzlichen rund 24,5 Mio. EUR zu. Und da diese Aktien ja zu deutlich niedrigeren Börsenkursen erworben wurde, wird es in 2013 einen deutlichen außerordentlichen Ertrag hieraus geben.

Vereinfacht auf das Jahr hochgerechnet ergäben sich also ein Factoringumsatz von 662 Mio. EUR und ein EBT von 2,2 Mio. EUR. In 2011 hatte die DFAG noch 458 Mio. EUR umgesetzt und einen Vorsteuergewinn von 1,6 Mio. EUR ausgewiesen (2010 lag dieser noch bei 0,8 Mio. EUR). Legt man nun die Konsensschätzung für den Gewinn von 0,69 EUR je Aktie für 2014 zugrunde, kommt man auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,8. Damit liegt das KGV deutlich höher als bei meiner Empfehlung im Februar 2012 und das Kurs-Umsatz-Verhältnis ist mit 5,77 ebenso wenig günstig, wie das Kurs-Buchwertverhältnis von 1,68. Allerdings weisen die Kennzahlen insgesamt auf keine Überbewertung hin, zumal Umsatz und Gewinn seit Jahren deutlich steigen. Das Unternehmen ist also bei 8,80 EUR fair bewertet.

Für einen Neueinstieg wäre mir der Kurs inzwischen zu hoch, aber als Aktionäre, der auf Kursgewinnen sitzt, stellen sich ja zwei Frage: möchte man die angefallenen Kursgewinne (jetzt) versteuern und welche Anlagealternativen bieten sich zurzeit? Behält man die Aktien weiter, arbeitet der Steueranteil für einen und fließt (noch) nicht ans Finanzamt. Der Vorteil des Zinseszinsfaktors liegt also aufseiten des Aktionärs. Und richtig günstige Alternativen muss man erst einmal finden. Auf dem erhöhten Kursniveau der Börsen gibt es auch jetzt aussichtsreiche und attraktiv bewertete Unternehmen, aber eben deutlich weniger als noch vor einigen Monaten.

Und ein weiterer Aspekt könnte für die Entscheidungsfindung interessant sein: die abcfinance wird wohl deutlich mehr als 70% der Aktien angedient bekommen und es könnte eine Überlegung wert sein, dass sie sich mittelfristig auch den Rest einverleiben möchte. Dies kann sie über Zukäufe machen, also auch über die Börse, was aufgrund des immer geringer werdenden Streubesitzes, also der frei verfügbaren Aktien, zu steigenden Kursen führen würde. Oder über ein weiteres, dann zu einem noch höheren Kurs, Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre. Am Ende der Entwicklung kann dann sogar ein Squeeze-out stehen, eine relativ sichere und lukrative Spekulation für die freien Aktionäre.

Fazit: wenn ich die Fakten gegeneinander abwäge, erscheint es mir attraktiver, die Aktien der Dresdner Factoring AG zu behalten. Das Unternehmen wächst rasant und wirft in steigendem Maße Gewinne ab, die Börsenbewertung ist angemessen und bietet weiteres Kurspotenzial bei vergleichsweise niedrigem Kursrisiko und es gibt einen Großaktionär, der mittelfristig weitere Aktien - vielleicht sogar alle - einsammeln könnte.

Montag, 8. Juli 2013

Börsenweisheit der Woche 27/2013

"Die fünf teuersten Worte auf dem Gebiet des Geldanlegens sind: dieses Mal ist alles anders."
(Sir John Templeton)

Montag, 1. Juli 2013

Börsenweisheit der Woche 26/2013

"Wenn die Geschichte alle Antworten lieferte, würde sich die Forbes-400-Liste der Reichsten der Welt aus Bibliothekaren zusammensetzen."
(Warren Buffett)

25 Jahre DAX - Feier für einen Überflüssigen?

Der Deutsche Aktienindex (DAX) wurde 25 Jahre alt und das wurde groß gefeiert. Mit seiner Einführung 1988 wurden die 30 größten börsennotierten Unternehmen der Frankfurter Börse in einem Index zusammengefasst und so ein allgemeines Stimmungsbild der Börsenlage in Deutschland abgebildet - und zwar in Echtzeit. Der bis dato bestimmende und breiter aufgestellte FAZ-Index wurde schnell in den Hintergrund gedrängt.

Wie auch beim Dow Jones Index, dem FTSE 100, dem Nikkei oder dem Hang-Seng-Index räumen die Medien in ihrer Berichterstattung dem Auf und Ab des DAX nicht unerheblichen Raum ein und der Beobachter ist geneigt, aus der Indexentwicklung auf die allgemeine Entwicklung an der Börse und in der Wirtschaft zu schließen. Dabei sollte genau dieser Irrtum tunlichst unterlassen werden!

Denn obwohl der DAX die 30 größten Schwergewichte der deutschen Industrie enthält, handelt es sich einerseits nur um die börsennotierten Unternehmen und insbesondere die Wirtschaft in Deutschland wird von einem breiten Mittelstand getragen. Daher bildet der DAX nur unzureichend die allgemeine Entwicklung ab. Hinzu kommt, dass der DAX einige Branchen deutlich übergewichtet (z.B. Automobile) und sich die Zusammensetzung häufig ändert. Was wiederum zur Folge hat, dass der heutige Indexstand mit dem von früher schwer(er) zu vergleichen ist. Und die Entwicklung einzelner Werte kann teilweise erheblich von der Entwicklung des DAX insgesamt abweichen. So stand der DAX bereits im Jahr 2000 bei 8.000 Punkten mit einer Deutschen Telekom bei über 100 EUR. Und im Jahr 2013, bei erneuten 8.000 DAX-Punkten liegt der Kurs der Telekom bei gerade einmal 9 EUR. Während sich der Index also von seinem starken Einbruch (2003 lag er bei nur noch 2.300 Punkten) erholt hat, ist dies nicht bei allen Indexwerten der Fall.

Losgelöst von diesen allgemeinen Unzulänglichkeiten eines Index stellt sich die Frage, inwieweit der Indexstand für einen langfristig anlegenden Investor interessant ist. Und die Antwort ist so kurz wie einfach: überhaupt nicht. Denn ob der DAX bei 1.000 oder 10.000 Punkten steht, ist für mich als Value Investor belanglos. Ich kaufe keine Aktien, weil der DAX niedrig ist und ich verkaufe keine Aktien, weil er hoch steht. Ich kaufe, weil ich ein Anteile an herausragenden Unternehmen zu einem deutlich unter ihrem fairen Wert liegenden Aktienkurs kaufen kann - und dem entsprechend verkaufe ich die Aktien, wenn sie deutlich über dem fairen Wert notieren. In der Zwischenzeit tue ich nichts, sondern "sitze auf meinem Hintern und warte ab", wie es Charlie Munger, der kongeniale Partner Warren Buffets formulierte. Was der Index währenddessen treibt, hat für mich keine Relevanz! Und daher sehe ich die Veränderungen des DAX-Standes eher als Gradmesser für die allgemeine Stimmungslage am Markt, die den Börsenkommentatoren unermüdlich Munition für (zumeist nichtssagende) Kommentare bietet - mehr hat mir der Index nicht zu bieten. Abgesehen davon, dass ich heute diesen Artikel verfassen kann. Immerhin etwas...