Der April forderte einen Großteil der Kursgewinne aus dem März zurück. Eigentlich ging es den ganzen Monat hindurch brutal abwärts, weil es irgendwie auch keine positiven Nachrichten gab. Alle Themenfelder, die die Börsen schon seit Monaten belasten, bekamen weiter neue Nahrung: die Lieferketten stocken, auch dank Chinas Zero-COVID-Lockdown in Shanghai, die Preis und ihnen folgend die Inflation schnellen ungebremst in die Höhe, weshalb die Notenbanken immer hysterischere Töne Richtung Zinsanhebungen aussenden und damit die Wahrscheinlichkeit einer Rezession weiter erhöhen. Und der Ukrainekrieg? Da gibt es auch wenig Zeichen der Entspannung, so dass alle vorgenannten Problemfelder zusätzlich Futter bekommen.
Gute Nachrichten? Fehlanzeige. Außer... dass die Stimmung bei den Bürgern, in der Wirtschaft und an der Börse inzwischen ziemlich pessimistisch ist. Was grundsätzlich schon wieder positiv zu werten ist. Ken Fisher erklärte jüngst, die aktuelle Korrektur sei nicht mehr als eine solche. Anleger hätten sich zwar an "V-förmige Erholungen" gewöhnt, aber dieses Mal sei es eine "W-förmige" Korrektur, die den Boden für neue Kursaufschwünge in der zweiten Jahreshälfte bereite.
Der gute Ken hat übrigens sehr oft Recht mit seinem Marktvorhersagen - in beide Richtungen. Es besteht also noch Hoffnung. Und dass sich in Frankreich Macron mit 58 % gegen Le Pen durchsetzen und die EU damit vor einer weiteren schweren Krise bewahren konnte, ist ja auch kein schlechtes Omen.
Doch maßgeblich war in den letzten Tagen natürlich die US-Earnings-Season und da lag das Augenmerk nach dem Netflix-Fiasko auf den Schwergewichten Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms und Microsoft. Und man kann feststellen: die As haben's versaut, die Ms haben's überzeugt...
Bei Alphabet enttäuschte der Gewinn. YouTube schwächelt und der Google Play Store musste empfindliche Einbußen hinnehmen - hier zeigen sich vorausgreifend die negativen Auswirkungen aus den Kartellverfahren und verheißen nichts Gutes für diese "neue Cashcow".
Gleiches gilt für Apple, bei denen der Apple Store ja das neue starke Standbein werden soll(te), wenn die Umsätze mit dem Iphone langsam aber sicher wegfallen (so die Prognose von Apple-Chef Tim Cook).
Und Amazon? Das Online-Business schwächelt, der Aufbau der Logistik kostet erstmal viel Geld und eine fette Abschreibung auf die Rivian-Beteiligung drückte das Ergebnis stark ins Minus. Nur AWS läuft weiterhin sehr gut.
Doch nicht ansatzweise so gut wie Azure bei Microsoft, das mit 46 % Zuwachs das stärkste Wachstum seit vielen Quartalen aufs Parkett zauberte. Und auch alle anderen Sparten mit Ausnahme der Xbox, wussten zu überzeugen. Apple ist eine Hardware-Company, Microsoft eine Software-Company. Das wird künftig einen immer gewichtigeren Unterschied machen...
"Ich habe noch nie eine so große Nachfrage nach Automatisierungstechnologie zur Produktivitätssteigerung gesehen, denn in einem inflationären Umfeld ist die einzige deflationäre Kraft die Software."(Satya Nadella, CEO Microsoft)
Bei Meta Platforms (Facebook) waren die Erwartungen inzwischen so pessimistisch, dass selbst miese Quartalszahlen für Kursauftrieb sorgten. Ob Zuckerbergs Mega-Investitionen ins Metaverse und die völlig einseitige Fokussierung auf diese Zukunftsversion sich wirklich auszahlen, bleibt abzuwarten. Der defensivere Meta-Play ist Microsoft, die das Metaverse über ihr Gaming-Segment erobern wollen. Und bei der Activision Blizzard-Übernahme kommt man voran, nachdem deren Aktionäre die Übernahme durch Microsoft mit 98 % Zustimmung abgesegnet haben.
Die Börsenentwicklung
Im vergangenen Monat gaben die Kurse durch die Bank nach. Erstaunlicherweise konnte sich der DAX noch am besten halten mit einem Minus von knapp 2 %, abgesehen von den deutschen Nebenwerten im SDAX. Die Technologiewerte kriegen weiterhin am stärksten aufs Brett und musste weitere 7 % Kursverlust hinnehmen. Dabei schwächeln nicht nur die meisten der Großen, sondern weiterhin vor allem die Wachstumswerte der zweiten Reihe.
"Was ist eine Aktie, die 90 Prozent im Minus notiert? Eine Aktie, die 80 Prozent im Minus notierte und sich dann halbierte."(David Einhorn)
Besonders heftig erwischte es die Aktionäre von Teladoc Health, die nach erneut katastrophalen Zahlen beinahe um 50 % nachgaben und das Minus von Allzeithoch nahe an die 90-Prozent-Marke schoben. Die Livongo-Übernahme stellt sich immer mehr als viel zu großer Bissen dar und kann bisher keine der in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen. Und das in dem unbestrittenen absoluten Zukunftsmarkt Telemedizin. Bewertung zählt wieder. Oder wie Jeremy Grantham es ausdrückte: "The Turn in Value is just getting started".
Passend dazu notiert die Aktie von Berkshire Hathaway trotz etwas Apple-Gegenwind nahe ihres Allzeithochs von Ende März. Und an diesem Wochenende haben Warren Buffett und Charlie Munger zum alljährlichen Aktionärstreffen nach Omaha geladen, dem "Woodstock des Kapitalismus" - nach zwei Jahren endlich wieder non-virtuell. It's "the real thing" würde Cherry-Coke-Fan Buffett wohl sagen...
• Dow Jones: -3,27 % (YTD: -6,95 % // 1 Jahr: -0,03 %)• S&P 500: -3,29 % (YTD: -7,82 % // 1 Jahr: +4,94 %)• NASDAQ: -7,01 % (YTD: -15,93 % // 1 Jahr: -1,72 %)• DAX: -1,91 % (YTD: -10,97 % // 1 Jahr: -7,52 %)• MDAX: -5,55 % (YTD: -14,32 % // 1 Jahr: -8,13 %)• SDAX: -0,97 % (YTD: -13,34 % // 1 Jahr: -13,12 %)• TecDAX: -6,94 % (YTD: -20,18 % // 1 Jahr: -10,32 %)
Entwicklung meiner Wikifolios
Soweit mein kurzer Monatsrückblick. Jetzt kommen wir zur Entwicklung meiner drei Wikis:
Kissigs Nebenwerte Champions ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: €2.755.300,-
140,3 (31.03.22: 144,49)
Rendite seit Start am 19.08.20: +40,3 %
Rendite 1 Monat: +0,4 %
Rendite in 2022: -5,8% (YTD)
Rendite in 2021: +17,3 %
Rendite in 2020: +27,0 % (ab 19.08.)
Mein Nebenwerte Wiki hat sich erneut am besten geschlagen, obwohl Nebenwerte in Korrekturphasen tendenziell zu den größeren Verlierern zählen. Das liegt vor allem an der hohen Gewichtung von Energiekontor, PNE und Funkwerk, deren Kurs das Wiki deutlich stabilisiert haben. Neu an Bors ist nun Gesco, die überzeugende Quartalszahlen und einen imposanten Ausblick auf 2022 vorgelegt haben (hier meine Analyse zu Gesco).
Kissigs Quality Investments ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: €831.600,-
102,01 (31.03.22: 111,81)
Rendite seit Start am 13.08.20: +1,8 %
Rendite 1 Monat: -9,7 %
Rendite in 2022: -23,6 % (YTD)
Rendite in 2021: +24,0 %
Rendite in 2020: +7,0 % (ab 13.08.)
Bei den Quality Investments ging es wieder kräftig nach unten. Meine recht hohe Gewichtung des Finanzsektors erwies sich als zu optimistisch, da gerade dieser Sektor erneut deutlich Verluste hinnehmen musste. Die starken Zahlen von LendingClub und SVB Financial zeigen, dass ich auf die richtigen Unternehmen setze - aber die Kurse zeigen das bisher noch nicht. Und auch Befesa konnte zwar mit starken Zahlen glänzen, aber sie lagen dennoch unter den noch höheren Erwartungen des Marktes. Tomra Systems und Nvidia haben das Wiki deutlich belastet und auch mein Einstieg bei Tesla (Analyse) war zu teuer - bisher. Die Zukunftsperspektive ist aber sehr überzeugend, so dass ich bei nochmals fallenden Kursen wohl aufstocken werde.
Kissigs Turnaround-Spekulationen ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: €99.100,-
74,20 (31.03.22: 77,96)
Rendite seit Start am 12.10.21: -25,8 %
Rendite 1 Monat: -7,1 %
Rendite in 2022: -18,1 % (YTD)
Rendite in 2021: -9,4 % (ab 12.10.)
Bei meinen Turnaround Spekulationen gab es nochmals deutliche Verluste. In diesem Segment gibt es kein leichtes und schnell verdientes Geld und angesichts der sich eintrübenden Wirtschaftslage sinkt die Stimmung im Hinblick auf angeschlagene Unternehmen überdurchschnittlich. Zudem belasteten die jüngsten Nachrichten bei Philips und General Electric und auch StoneCo kann sich nicht aus der Abwärtsspirale befreien. Bei Bausch Health wird nun der Spin-off von Bausch & Lob erfolgen. Mal sehen, ob und wie das Impulse freisetzen kann.
Ende, Aus, und...
Es war ein weiterer schwieriger Monat und ich bedanke mich bei den Anlegern, die mir mit ihren Investments ihr Vertrauen aussprechen und in die drei Wikis zusammen bereits knapp €3,7 Mio. investiert haben. Das ist annähernd die gleiche Summe wir vor einem Monat und das trotz der negativen Performance aller drei Wikis.
Auch zukünftig werde ich mein Bestes geben, um mit den Wikis dauerhaft überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften. Meine durchschnittliche jährliche Zielrendite ist 15%; davon sind alle drei Wikis in diesem Jahr allerdings reichlich - und nun nochmals ein bisschen mehr - entfernt.
Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.
Bausch Health? Planst du den Wert in das Turnaround Wiki aufzunehmen?
AntwortenLöschenBausch Health ist ja schon eine meiner älteren Turnaround-Spekulationen und ich habe sie bisher nicht ins Wiki aufgenommen, weil ich mir über die konkreten Auswirkungen der Dreiteilung noch nicht so im Klaren bin. Das "Restunternehmen" oder aber seine Abspaltungen habe ich aber weiter im Auge...
LöschenMoin Michael, die Ausgliederung von Bausch und Lomb aus Bausch Health scheint ja so ziemlich zum Gegenteil von dem zu führen, worauf viele Anleger (eingeschlossen meine Wenigkeit) spekuliert haben: der Erlös sollte die Schulden von Bausch Health reduzieren und damit zu einer Wert- und Kurssteigerung führen. Nach 3 Jahren Wartens mit enormen Kursschwankungen und aktuell einem Minus von rund 20 % ist mein Frust ziemlich groß. Siehst du immer noch Chancen bei der Aktie und bleibt sie weiter auf deiner Turnaraound-Liste? Wäre sehr dankbar für deine Einschätzung.
LöschenGruß Isabelle
Moin Isabelle,
Löschenich hatte mir auch mehr versprochen von der Aufteilung bei Bausch Health. Ursprünglich war ja ein Spin-off angedacht gewesen von Bausch & Lomb, nun hat man ein IPO gemacht nur nur einen kleinen Teil der Aktien an den Markt gebracht. Der Großteil ist weiterhin im Bestand von BH. Das "Desaster" (IPO B&L, BH-Kurs) ist auch der aktuellen negativen Marktstimmung geschuldet, ohne Frage. Ich bin momentan noch unentschlossen, wie ich mit BH umgehen soll.
Moin Isabelle,
Löschenich habe mich von Bausch Health doch getrennt. Ich kann die Strategie und die Neuausrichtung nicht wirklich greifen und stehe nicht (mehr) voll dahinter, die Entwicklung war zuletzt eher ernüchternd bis enttäuschend und der Kurs spiegelt das ja auch "passend" wider.
Moin Michael,
Löschendanke für die schnelle Rückmeldung. Ich kann mich noch nicht entscheiden, die Verluste tun so weh! Und mit Etsy, Upstart, Sea Limited, jetzt auch noch Eckert & Ziegler, rauschen ja auch die anderen Aktien, die gestern noch in den höchsten Tönen gelobt wurden, in den Keller ... Nach 25 Jahren an der Börse bin ich einigermaßen ratlos ...
Gruß Isabelle
Moin Isabelle,
Löschenauch mir machen die Minuszeichen im Depot keine Freude. Ich kann Deinen Frust gut nachvollziehen. Ich möchte Dir dennoch ein paar Anregungen für den Umgang mit Kursverlusten geben.
1. Der Verlust bei einer bestimmten Aktie lässt schnell nach, wenn man die Position verkauft hat. Das Gehirn streicht den Leidensdruck dann. Was am Ergebnis und dem Minus auf dem Kontoauszug natürlich nichts ändert.
2. Ist es sinnvoll, an einer Aktie (also einem Unternehmensanteil) festzuhalten, nur weil die Aktie im Minus notiert? Der eigene Einstandskurs ist für die künftige Unternehmensentwicklung völlig unerheblich (der Kaufkurs ist auch nur ein Anker, der uns manipuliert).
3. Sollte man nicht (lieber) auf die Aktien setzen, bei denen die Unternehmen in den nächsten Monaten und Jahren am besten mit den vorherrschenden und zu erwartenden Bedingungen klarkommen?
4. Es ist völlig nachvollziehbar, dass man sein Geld "zurückgewinnen" will. Aber muss dies notwendigerweise mit derselben Aktie passieren, mit der man den Kursverlust erlitten hat?
Gerade der letzte Punkt ist emotional kritisch. Man fühlt sich als Loser, weil man man mit der XY-Aktie so fett im Minus steht und man hat Angst, dass die Verluste noch größer werden. Man hat aber noch mehr Angst davor, dass der Aktienkurs sich erholt, wenn man die Aktie verkauft hat. Dann würde man sich als Super-Loser fühlen.
Aber... von dem Gedanken muss man sich frei machen, denn hier spielt uns unsere Psyche einen kostspieligen Streich. Denn sie verleitet uns auf diese Weise dazu, aus den falschen Gründen an den falschen Aktien festzuhalten!
Dabei muss man als Anleger auch berücksichtigen, ob die Unternehmen die Erwartungen erfüllen und wenn nicht, woran das liegt.
- Waren die eigenen Erwartungen zu hoch? Dann war vielleicht nur zu viel Luft in den Kursen und das Unternehmen läuft weiterhin top und der Kurs wird sich mit der zeit wieder erholen.
- Oder haben sich die Bedingungen geändert und das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr (so gut)? Dann ist die Aussicht auf Besserung eher trist. Der Aktienkurs kann sich natürlich trotzdem erholen, aber eben nicht aus den "richtigen" Gründen. Das ist dann kein Investment, sondern reine Spekulation.
John Maynard Keynes sagte dazu einmal: "Wenn sich die Fakten ändern, ändere ich meine Meinung". Das ist beim Investieren einer der wichtigsten Grundsätze!
Ich möchte Dir aber noch zusätzlich zwei wirklich sinnvolle Börsenweisheiten von zwei der besten Investoren aller Zeiten ans Herz legen. Und beide sind ja nicht so erfolgreich, weil sie nie Fehler gemacht haben und/oder die falschen Aktien gekauft und Verluste erlitten hätten. Sie sind so erfolgreich, weil sie bei der Aktienauswahl sehr sorgfältig sind und wenn sie sich geirrt haben, sich ihre Fehler eingestehen und konsequent handeln.
"Wie auch immer das Ergebnis ausfällt, wir werden eine Grundregel des Investierens beherzigen: Man muss es nicht so zurückgewinnen, wie man es verloren hat."
(Warren Buffett)
"Du wirst Deine Ergebnisse nicht verbessern, indem Du die Blumen ausreißt und das Unkraut gießt."
(Peter Lynch)
Denk mal drüber nach, ganz allgemein, und dann speziell im Hinblick auf Deine Aktien, die so im Minus liegen. Schau nicht auf den Kurs, nicht auf das Minus in Deinem Depot. Überlege nur, ob das Unternehmen mit seinem Geschäftsmodell in der jetzigen Lage besonders gut klarkommt. Oder anderes gesagt: hättest Du die Aktien noch nicht, würdest Du diese Aktie(n) dann genau jetzt kaufen wollen?
Ist die Antwort "ja", dann behalt sie oder stock Deine Position auf. Ist die Antwort "nein", dann realisiere Deine Verluste und überleg Dir, ob und ggf. wo Du Dein Geld besser investieren solltest...
Moin Michael,
Löschenerstmal vielen Dank für deine ausführlichen Anregungen. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu folgenden Erkenntnissen gelangt:
1. Ich werde nie wieder eine Turnaround-Aktie anfassen. Bausch Health war mein zweiter Fehlgriff. Zusätzlich habe ich meinen Bestand im Laufe von 3 Jahren durch Zukäufe zu groß werden lassen. Ich habe jetzt erstmal 25 % verkauft und warte mit dem Rest aber (vorläufig) noch etwas ab.
2. Das Unkraut verkaufen (L&S, PayPal) und die Verluste mit anderen Aktien wieder reinholen, hatte ich schon im März mit Etsy und Upstart versucht. Nach hohen Kursverlusten und sehr guten Beurteilungen dieser Aktien durch Baki Irmak und Stefan Waldhauser war ich da zuversichtlich. Ergebnis dieser Aktion: meine Verluste haben sich verdoppelt. Meine Schlussfolgerung: Diese modernen High-Growth-Aktien sind auch nichts für mich, egal wer sie empfiehlt. Ich kann deren Geschäftsmodelle gar nicht einschätzen, bei Microsoft (meine Lieblingsaktie!) bilde ich mir ein, das zu können. Und diese extreme Volatilität liegt mir auch nicht.
3. Ich habe Etsy erstmal halbiert und PayPal endlich komplett verkauft. Von den Verkaufserlösen habe ich Costco, LVMH und SBF aufgestockt.
Jetzt beträgt der Anteil der Werte in meinem Depot, mit denen ich mich nicht richtig wohlfühle, noch ca. 14 %. Ich arbeite weiter daran.
Gruß Isabelle
Moin Isabelle,
Löschenich kann Deine Argumentation sehr gut nachvollziehen. Wenn man sich bei der Analyse von Aktien (zu sehr) auf andere verlässt, dann kommt man schnell ins Schlingern, wenn die Dinge nicht so laufen wie erhofft. Weil man dann nicht einordnen kann, ob ein Kursrückgang nur psychologisch begründet ist oder sich im Unternehmen etwas fundamental in die falsche Richtung entwickelt.
Ich habe auch vor längerer Zeit damit begonnen, in meinem Depot die Werte/Unternehmen deutlich höher zu gewichten, bei denen ich mir sehr sicher bin, wo ich ein gutes Gefühl habe und wo ich verstehe, was und wie die machen. Andere Aktien habe ich immer mal als Depotbeimischung dabei oder als Turnaroundspekulation. Aber eben nicht so hoch gewichtet, dass mir ein Irrtum finanziell zu sehr wehtun würde.
Trotzdem liegt man auch mit den Top-Positionen mal falsch und das kostet dann ordentlich Geld. Du hast gerade Costco erwähnt als Aufstockposition. Sind ja heute schwach, weil Walmart schlechte Zahlen geliefert hat und heute Target. Die kommen mit den deutlich gestiegenen Einkaufspreisen nicht klar und sehen ihre Margen schwinden. Also stehen alle Aktien des Sektors unter Druck. Nur... Costco zu Unrecht. Die verdienen nicht an der Marge, sondern an den Mitgliedsbeiträgen. Und Krisenzeiten mit steigenden Preisen sind genau die Zeiten, wo Leute ihre Costco-Mitgliedschaft nicht beenden, wo eher noch mehr Leute sie beantragen, weil sie sich bei steigenden Preisen noch mehr rentiert. Ich denke, man wird das bei den nächsten Costco-Zahlen wieder sehen, dass die nicht so leiden wie die anderen. Ich habe daher heute auch bei Costco aufgestockt, im Wiki und im Depot. Aber... auch wenn ich mir hier mit meiner Einschätzung sicher bin, kann ich falsch liegen. Was die operativen Erfolge angeht und/oder was die Kursentwicklung betrifft. Trotzdem, bei Coscto habe ich ein gutes Gefühl, ich fühle mich wohl mit "meinem" Unternehmen, trotz und auch wegen der steigenden Preise, der Inflation, der Zinsen und der stotternden Lieferketten.
Also, ich drücke uns beiden die Daumen mit Costco. ;-)
Frag mich schon wieso niemand in Betracht zieht, dass es mal zehn bis fünfzehn Jahre runter/seitwärts gehen kann.
AntwortenLöschenNach über zehn Jahren Boom und immer noch zu teuren Indizes hab ich jetzt keine Lust mehr einen auf Buy-the-dip zu machen.
Allein Ukraine ist ein Pulverfass vor der Haustür das wenn es auch nicht zu einem WK ausartet zumindest Europa verarmen lässt.
Wenn nicht jetzt, wann denn sonst sollte man denn mal Kasse machen?
"Kasse machen"... und was dann? 7 % Inflation bedeutet, dass das Geld nach einem Jahr nur noch 93 % Wert hat. Also 7 % garantierten Verlust. Das ist doch keine Alternative. Ich werde auch deshalb weiterhin vor allem auf Unternehmen setzen, die die Inflation durch Preiserhöhungen ausgleichen können und einen starken Cashflow haben. Ob deren Kurs mal einige Prozente oder aber auch mal 10 % oder 20 % schwankt, ist weniger entscheidend. Dadurch verändert sich mein Anteil am Unternehmen und damit an seinem Erfolgsbusiness ja nicht.
LöschenDie Frage ist berechtigt, habe ich mich auch schon gefragt. Nur wohin soll das Geld denn sonst fließen? Anleihen weiterhelfen nicht interessant. Immobilien sind sehr teuer.
AntwortenLöschenWie gesagt, ich gehe davon aus, dass es (bald) zurück in Qualitätsaktien fließt...
LöschenAlso bei Immobilien wäre ich gerade vorsichtig, weil ich hier in der Kombination steigende Zinsen und Inflation Preiskorrekturrisiko sehe.
LöschenDie Zinsen machen die teuren Preise für Investoren ohne 100% EK nicht mehr interessant und die Inflation macht Handwerkerleistungen so teuer, dass auch hier bei Eigenbedarf anders kalkuliert werden muss, wenn die Renovierung auf einmal 25% mehr kostet.
Daher sind für mich aktuell Qualitätsaktien das beste Mittel. Eben solche Aktien, die die Inflation einfach durch Preiserhöhungen ausgleichen können.
In welche Qualitätsaktien investiert du? Ist Berkshire eine gute Idee?
LöschenMein letztes Investor-Update ist knapp 4 Wochen alt (hier klicken), darin habe ich meine 10 größten Positionen genannt. Daran hat sich grundsätzlich nichts geändert. Neben ausgesuchten Nebenwerten lagen Costco, Berkshire Hathaway, Microsoft ganz vorne mit dabei. Des Weiteren haben die Alternativen Asset Manager ordentlich korrigiert und dürften wieder mehr als einen Blick wert sein (Apollo Global Management, KKR, Blackstone). Danaher, Thermo Fisher gehören auch in jedes Depot. Bei all den genannten Aktien werte ich deutliche Kursrücksetzer als Kaufgelegenheiten.
LöschenIch habe mir letztens gedacht: Energiekontor und PNE sind langfristig hochinteressant, auch Friedrich Vorwerk für die Energiewende, Nynomic gut geführter Laden mit interessanten modernen Produkten, Netfonds spielt den Trend zu Fonds-Boutiquen, JDC könnte man nochmal eine Chance geben bzgl. Insurtech, Hypoport hat den Fintech-Erfolg schon bewiesen und ist vom Kurs jetzt attraktiv, Mutares und Gesco sind schöne Value-Plays, denen die steigenden Zinsen nichts anhaben können.
LöschenAch so, dann kann ich auch gleich ins Nebenwerte-wikifolio investieren! Gesagt - getan :)
Und wieder geht es leider deutlich abwärts ... hmmm
LöschenDann danke ich für das Vertrauen und hoffe für uns beide, dass die genannten Werte auch künftig überdurchschnittlich gute Renditen abwerfen. ^^
LöschenNur 7% Verlust wären 2001/2009 eine hervorragende Performance gewesen.
AntwortenLöschenDas aktuelle Umfeld ist einfach grottenschlecht - es stimmt im Moment absolut nichts mehr.
Aber man kann es auch positiv sehen: wenn die Märkte nicht jetzt reagieren, werden sie es überhaupt nie mehr.
Es bleibt spannend.
Im Moment stimmt die Bewertung von profitablen Wachstumsunternehmen extrem gut! :)
LöschenWelche Unternehmen meinst du damit LionFolio?
LöschenBetonung auf profitabel: https://www.wikifolio.com/de/de/w/wfliondvss
LöschenBetonung auf Wachstum: https://www.wikifolio.com/de/de/w/wfliongrow
Größtenteils Software / Plattformunternehmen, für die Inflation der Vorprodukte und Lieferkettenprobleme operativ keine Rolle spielen, "nur" bewertungstechnisch...
Hallo Michael,
AntwortenLöschenPNE ist ja einer Deiner spannenderen Investment Cases im Moment. Hast Du den Artikel in "Euro am Sonntag" gelesen, der hinter der für die Hauptversammlung geplanten Satzungsänderung einen erweiterten Einfluss der Beteiligungsfirma und die Gefahr eines Delistings zu unvorteilhaften Kursen sieht? Hier der Link: https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/euro-am-sonntag-hier-stimmt-was-nicht-pne-aktie-aktionaere-sind-nun-gefragt-11265285
Was hältst Du davon? Danke und Grüße, Michael
Inzwischen haben sich die Fronten bei PNE ja verhärtet. MSIP will nicht nur eine Erweiterung des Aufsichtsrats und da dann einen eigenen weiteren Kandidaten installieren, sondern sie haben sich auch gegen die Wiederwahl von Herrn Schuhbauer von AOC positioniert. Enkraft wiederum will einen MSIP-Vertreter aus dem AR kegeln und seinerseits "ihren" Herrn Kormaier installieren.
LöschenIch bin GEGEN die Erweiterung des AR und auch GEGEN die MSIP-Personalvorschläge. Sowohl Herr Schubauer als auch Herr Kormaier sind aus Sicht von uns Kleinaktionären die bessere Wahl zur Wahrung unserer Interessen - und das der PNE AG. Und ich hoffe, dass möglichst viele "Nicht-MSIPler" bei der PNE-HV mit abstimmen...
Hallo Michael,
AntwortenLöschennun ist es so gekommen, wie es nicht kommen sollte: Der Aufsichtsrat wird voraussichtlich erweitert und der neue Platz mit einem Vertreter von MSIP besetzt. Wie schätzt du die Situation und die Gefahr eines Delisting ein? Bleibst du investiert?
Dank und Grüße
Martin
Moin Martin,
Löschendie Gefahr eines Delisting hat sich meiner Ansicht nach nicht verändert. MSIP stellt nun im PNE-Aufsichtsrat die Mehrheit und hat daher den Vorstand noch mehr an der Kandare. Der machte bisher allerdings nicht den Eindruck, zu sehr gegen die MSIP-Interessen vorzugehen. Insofern wittere ich hier jetzt keinen großen Änderungsbedarf seitens MSIP.
Ein Delisting-Erwerbsangebot kann MSIP ja jederzeit lancieren (lassen). Mit dem letzten Versuch (4,00 EUR) ist man ja kläglich gescheitert. Ich denke nicht, dass man sich das nochmal in so einer Form antun will/wird. Zumal jetzt ja einige aktivistische Aktionäre an Bord sind, die eine mögliche Kursschwäche bei Verkündung eines neuerlichen Delistingsangebots selbst ausnutzen dürften, so dass MSIP hiermit wohl eher seine Gegner stärken würde. Und das dürfte nicht ihr Plan sein.
Die HV hat abgelehnt, neues Kapital zu schaffen (Aktien und/oder Wandelanleihen). Und bereits heute wurde eine neue Anleihe beschlossen - man besorgt sich also frisches Geld für Wachstum, was dafür spricht, dass PNE weiter vor allem den Eigenbestand aufbauen will (damit werden ja potenzielle Gewinne "vernichtet", weil kein Verkauf stattfindet).
In Summe sehe ich keinen Grund, weshalb ich mich von PNE-Aktien trennen sollte. Eigentlich läuft alles pro PNE (und Energiekontor), abgesehen von den hohen Materialpreisen und Lieferengpässen. Aber das dürften vorübergehende Stolpersteine sein und allenfalls mal stichtagsbezogen für Irritationen sorgen (Jahresabschluss per 31.12.), aber ansonsten keine Einflussfaktoren, die den positiven Investmentcase gefährden oder gar schrotten.