Mein Investor-Update zum Ende des 3. Quartals '25
In meinen Investor-Updates blicke ich jeweils zum Ende eines Quartals auf die vergangenen Monate zurück und präsentiere euch die Top-Werte in meinem Investmentdepot; es ist in gewisser Weise "mein persönliches 13F". Des Weiteren beschäftige ich mich gegebenenfalls auch mit Unternehmen, die ich hier im Blog noch nicht vorgestellt habe, die jedoch bereits den Weg in mein Depot gefunden haben.
'Investor-Update reloaded' | Ausgabe 29
Meine Investor-Updates zum Quartalsende sind für mich immer ein willkommener Anlass, auf die vergangenen drei Monate zurückzublicken und meine Einschätzung zu meinen gewichtigsten Depotwerten zu aktualisieren.
▶ Mr. Market & The Fairy Tale of Fear and Greed
Nach dem Rekordbörsenjahr 2024 war zu befürchten, dass sich Trumps Wirken negativ auf Wirtschaft und Börsen auswirkt. Nach einem ruppigen ersten Quartal und einem kolossalen Einbruch im April haben sich die Börsen wieder berappelt und scheinen sich langsam mit der spontanirren Hauruckpolitik von Donald Trump abgefunden zu haben. Irre ist das neue Normal. Allerdings folgt er durchaus einem roten Faden und steuert das mächtigste Land der Erde Richtung Autokratie (bestenfalls) oder sogar Diktatur (im schlimmsten Fall). Politisch Andersdenkende werden jedenfalls verfolgt und nun will Trump auch noch das US-Militär für seine Säuberungen einsetzen. "Erschreckend" ist gar kein Ausdruck für diese Vorgänge...
Das 3. Quartal 2025 liegt nun hinter uns und die US-Börsen blieben in Feierlaune. Genauer gesagt: die KI-Party findet kein Ende, aber wer nicht auf dieser Party mittanzen kann, steht im Regen. Die Fed hat zwar endlich begonnen, die Zinsen zu senken, aber nur, weil die US-Wirtschaft strauchelt. Mit einem gewissen Maß an Inflation müssen wir uns wohl erstmal abfinden und auch mit einem zur Schwäche neigenden Dollar. Ebenso mit einem Präsidenten Trump, der bei jeder Gelegenheit Strafzölle als adäquates Mittel zur Disziplinierung anderer Staaten einsetzt - ob er zuvor mit diesen ein Zollankommen geschlossen hat, oder nicht.
Vom Frieden in der Ukraine, im Nahen Osten, überall ist die Welt weiterhin weit entfernt. "Friedensstifter" Trump proklamiert schon mal den Friedensnobelpreis für sich obwohl er bisher nirgendwo und nichts erreicht hat. Im Gegenteil: seine Politik schürt Unfrieden und weltweit hat die Bedrohungslage zugenommen. (Deutsche) Rüstungsaktien feiern damit weiter...
Passend zum Thema Unfrieden startete soeben der Shutdown in den USA, weil sich die beiden politischen Lager nicht auf einen Übergangshaushalt einigen konnten wollten. So gehen die Angestellten der US-Bundesbehörden nun in einen Zwangsurlaub und die Behörden stellen viele ihrer Leistungen und Dienste ein. Trump wird dies u.a. zu Massenentlassungen (von Demokraten) nutzen, soviel ist mal sicher.
"Es gibt keinen Schutz vor Kurseinbrüchen, wenn man sich für einen langfristigen, eigenverantwortlichen Ansatz bei Aktien entscheidet. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die Fähigkeit, Einbrüche mit Gelassenheit durchzustehen, eine Quelle für Outperformance ist."(Chris Mayer)
Mit dem September liegt der statistisch gesehen schlechteste Börsenmonat des Jahres hinter uns und brachte schöne Zugewinne. Nun beginnt die "bessere Jahreshälfte" was Börsenzuwächse angeht, aber diese saisonalen Muster passen nie wirklich richtig. Zumal auch der Oktober so einige krasse Börseneinbrüche vorzuweisen hat. Da die Aktienkurse aber tendenziell steigen und sogar an zwei Dritteln des Jahres zulegen, fährt man meiner Erfahrung nach am besten, wenn man immer voll investiert ist und damit Auf- und Abschwünge voll mitnimmt. Market-Timing ist jedenfalls kein geeignetes Mittel...
▶ Meine Investmentstrategie: Focused Quality Growth Investing
Stock-Picking bleibt der Schlüssel zum nachhaltigen Börsenerfolg. Jedenfalls in meiner Welt abseits der ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen. Ich konzentriere mich auf die Unternehmen, nicht auf ihren Aktienkurs und ich messe auch dem Gesamtmarkt nicht allzu viel Bedeutung bei.
»Spiele werden von denen gewonnen, die auf das Spielfeld achten und nicht auf die Anzeigetafel.«
Ich verfolge einen gemischten Bottom-Up-Top-Down-Ansatz, bei dem ich einerseits auf makroökonomische Trends setze, andererseits mir innerhalb dieser Trends dann die am besten positionierten und/oder bewerteten Unternehmen herauspicke. Ich versuche also, mich nicht gegen den Markt zu stellen, sondern von seinen (irrationalen) Eskapaden gegebenenfalls zu profitieren. Soweit der Plan...
»In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Praxis schon.«(Yogi Berra)
Die sechs Säulen meiner Investmentstrategie:
1. Qualitätsunternehmen mit Burggraben
Bei meinen Investments setze ich vor allem auf Qualitätsunternehmen mit breitem ökonomischen Burggraben und das führt zu soliden und meistens überdurchschnittlichen Ergebnissen.
Bei meinen Investments setze ich vor allem auf Qualitätsunternehmen mit breitem ökonomischen Burggraben und das führt zu soliden und meistens überdurchschnittlichen Ergebnissen.
»Wir denken über zwei Dinge nach: Qualität und Preis. Aber wir denken über Qualität nach, bevor wir über den Preis nachdenken. Wir versuchen, hervorragende Unternehmen zu kaufen, die von hervorragenden Managern geführt werden.«
(Chris Bloomstran)
(Chris Bloomstran)
2. Growth at a reasonable Price (GARP)
Ich bevorzuge Unternehmen mit Umsatz- und Gewinnwachstum, wobei ich den Schwerpunkt auf den Cashflow lege. Unternehmen, die wachsen und ihre Margen verbessern, spielen auch für ihre Aktionäre überdurchschnittliche Ergebnisse ein. Man muss "nur" geduldig sein und den Unternehmen Zeit geben, ihre Stärken ausspielen zu können.
»Wenn Sie über die großen Wachstumsunternehmen von heute sprechen, ist der Ansatz "günstig einkaufen, ein Kursziel festlegen, verkaufen, wenn es steigt, und vollständig aussteigen, wenn es das Ziel erreicht" völlig falsch. Ein leidenschaftsloser Blick auf die Geschichte macht deutlich, dass es oft ein Fehler war, in einem schnell wachsenden Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen Gewinne mitzunehmen. Angesichts der Eigenschaften der heute führenden Unternehmen kann es jetzt noch falscher sein. Stattdessen müssen Sie sich vom Verkauf abhalten.«
(Howard Stanley Marks)
Ich bevorzuge Unternehmen mit Umsatz- und Gewinnwachstum, wobei ich den Schwerpunkt auf den Cashflow lege. Unternehmen, die wachsen und ihre Margen verbessern, spielen auch für ihre Aktionäre überdurchschnittliche Ergebnisse ein. Man muss "nur" geduldig sein und den Unternehmen Zeit geben, ihre Stärken ausspielen zu können.
»Wenn Sie über die großen Wachstumsunternehmen von heute sprechen, ist der Ansatz "günstig einkaufen, ein Kursziel festlegen, verkaufen, wenn es steigt, und vollständig aussteigen, wenn es das Ziel erreicht" völlig falsch. Ein leidenschaftsloser Blick auf die Geschichte macht deutlich, dass es oft ein Fehler war, in einem schnell wachsenden Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen Gewinne mitzunehmen. Angesichts der Eigenschaften der heute führenden Unternehmen kann es jetzt noch falscher sein. Stattdessen müssen Sie sich vom Verkauf abhalten.«
(Howard Stanley Marks)
3. Absolute High Conviction
Das Pareto-Prinzip hat sich bewährt, auch beim Investieren. Es gibt keine absoluten Gewissheiten, nur Wahrscheinlichkeiten. Wer nur dann investiert, wenn jeder Zweifel beseitigt und jedes Risiko ausgeschlossen ist, investiert... nie. Irgendwas ist immer. Das »Die Zukunft ist niemals klar: Schon für ein bisschen Gewissheit muss man einen hohen Preis zahlen. Unsicherheit ist deshalb der Freund von Langfristinvestoren.«
(Warren Buffett)
4. Focus Investing
Daneben folge ich dem Ansatz des Focus Investing und setze nur auf die besten Unternehmen, anstatt blind breit zu streuen. Bei jeder neuen Idee überlege ich, ob diese Aktie besser ist als die in meinem Depot. Und sie muss schon viel aussichtsreicher sein, denn das Unternehmen ist neu (für mich), ich kenne es noch nicht so gut und weiß nicht, ob mein Investmentcase valide ist. Und ob ich wirklich auf das Management setzen kann. Das zeigt erst die Zeit und das bedeutet, dass jede neue Investmentidee ein höheres Risiko darstellt als meine Bestandsinvestments. Also muss sie auch viel höhere Chancen bieten, um Einlass ins Depot zu finden. Dass ich kein/kaum Cash halte, ist hierbei ein (weitere) Vorteil, denn ich muss noch die zusätzliche Hürde überwinden, eines meiner Depotunternehmen zu verkaufen oder zumindest zu reduzieren, um mir das nötige Geld für den Neukauf zu besorgen. Das hilft mir, mich nicht (zu sehr) zu verzetteln.
»Diversifikation in großem Stil ist ein Fehler. Wenn Sie sich wirklich mit Unternehmen auskennen, sollten Sie wahrscheinlich nicht mehr als sechs davon besitzen. Wenn Sie sechs wunderbare Unternehmen ausfindig machen können, ist das alles, was Sie an Diversifikation brauchen. (...) Eine Politik der Portfoliokonzentration kann das Risiko verringern, wenn sie sowohl die Intensität, mit der ein Anleger über ein Unternehmen nachdenkt, als auch das Komfortniveau erhöht, das er vor dem Kauf empfinden muss.«
(Warren Buffett)
»Diversifikation in großem Stil ist ein Fehler. Wenn Sie sich wirklich mit Unternehmen auskennen, sollten Sie wahrscheinlich nicht mehr als sechs davon besitzen. Wenn Sie sechs wunderbare Unternehmen ausfindig machen können, ist das alles, was Sie an Diversifikation brauchen. (...) Eine Politik der Portfoliokonzentration kann das Risiko verringern, wenn sie sowohl die Intensität, mit der ein Anleger über ein Unternehmen nachdenkt, als auch das Komfortniveau erhöht, das er vor dem Kauf empfinden muss.«
(Warren Buffett)
5. Buy & Hold
Es gibt sie, die High Quality-Unternehmen. Aber nicht so viele, wie man annimmt. Und sie entwickeln sich nicht zu jeder Zeit herausragend, auch sie haben mal Durststrecken und müssen Rückschläge verkraften. Das gilt auch für Kursentwicklung. Es ist eine Herausforderung, sie zu finden und in sie zu investieren (weil sie meistens teuer sind aussehen), aber der wirklich schwierige Teil kommt nach dem Kauf: das Behalten. Denn es gibt bereits beim Kauf auch negative Aspekte, die gegen das Unternehmen und das Investment sprechen. Und auch während die Aktie im Depot liegt, gibt es Gegenwind, mal schwächer, mal stärker. Es kommt entscheidend darauf an, sich nicht beirren und aus der Aktie vertreiben zu lassen, so lange sich das Unternehmen grundsätzlich in die richtige Richtung entwickelt und der ursprüngliche Investmentcase nicht über den Haufen geworfen wurde.
»Um einen Multibagger im Portfolio zu bekommen, muss man einen Multibagger im Portfolio halten. Halten kann qualvoll sein. Besonders Gewinner. (...) Für einen Multi-Bagger im Depot müssen Sie an einer Aktie festhalten, die billig, teuer, gehasst und geliebt sein wird.«
6. Cash is Trash!
Ich bin gerne voll investiert, weil sich nach meiner Erfahrung eine hohe Cash-Quote nur in der Theorie auszahlt (für günstige Nachkäufe), in der Praxis aber auf lange Sicht Rendite kostet. Denn die sich bietenden Nachkaufchancen nutzt man dann doch nicht und somit verschimmelt das Geld dauerhaft und unnötig unrentabel auf dem Konto. Folglich habe ich die Abstürze 2018, 2020, 2022 sowie den 'Flash-Crash' im August 2024 voll mitgemacht - dann aber auch bei den anschließenden Erholungsrallyes nicht nur zugeschaut.
»Ich halte niemals Barmittel, denn Barmittel aufzubauen würde bedeuten, aus dem Markt auszusteigen. Meine Vorstellung ist es, für immer im Markt zu bleiben und Aktien abhängig von der fundamentalen Lage umzuschichten.«
(Peter Lynch)
Ich bin gerne voll investiert, weil sich nach meiner Erfahrung eine hohe Cash-Quote nur in der Theorie auszahlt (für günstige Nachkäufe), in der Praxis aber auf lange Sicht Rendite kostet. Denn die sich bietenden Nachkaufchancen nutzt man dann doch nicht und somit verschimmelt das Geld dauerhaft und unnötig unrentabel auf dem Konto. Folglich habe ich die Abstürze 2018, 2020, 2022 sowie den 'Flash-Crash' im August 2024 voll mitgemacht - dann aber auch bei den anschließenden Erholungsrallyes nicht nur zugeschaut.
»Ich halte niemals Barmittel, denn Barmittel aufzubauen würde bedeuten, aus dem Markt auszusteigen. Meine Vorstellung ist es, für immer im Markt zu bleiben und Aktien abhängig von der fundamentalen Lage umzuschichten.«
(Peter Lynch)
Opportunitätskosten machen den einen Unterschied!
Charlie Munger sagte einst: "Intelligente Menschen treffen Entscheidungen auf der Basis von Opportunitätskosten". Kein sofort eingänglicher Gedanke, sondern vielmehr vertieftes Nachdenken erfordert. Instinktiv wende ich ihn jedoch bereits seit einigen Jahren und zunehmend an. Opportunitätskosten sind die Renditenerwartungen, die man mit einer alternativen Geldanlage hätte verdienen können. Erzielt man 10 % Rendite, klingt das toll. Hätte man aber mit seiner zweitbesten Idee 15 % eingefahren, waren die 10 % kein gutes Geschäft.
Und wie macht das bei mir den einen Unterschied? Nun, bei jeder neuen Idee für ein Investment wäge ich dies gegen meine bereits bestehenden Positionen ab. Da ich stets voll investiert bin, muss ich ohnehin erstmal Geld freischaufeln, um etwas Neues kaufen zu können. Und das tue ich nur (noch), wenn die neue Idee, das neue Unternehmen ein deutlich besseres Chance-Risiko-Verhältnis aufweist. Ansonsten gibt es keinen Grund, meine Beteiligungen anzufassen - ggf. stocke ich sie sogar weiter auf.
Positiver Nebeneffekt des Opportunitätskosten-Ansatzes ist, dass ich so laufend meine Bestandspositionen und den ihnen zugrundeliegenden Investmentcase überprüfe und auf Lücken, Fehler, negative Entwicklungen abklopfe. Im Ergebnis haben sich meine Transaktionen in den letzten Jahren immer weiter reduziert, während sich die Ergebnisse verbessert haben. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, die ich aber im Blick behalten werde, ob und in wie weit sie sich auf längere Sicht schlägt.
Und noch ein bisschen mehr...
Neben den Quality Investments liegt mein Interessenschwerpunkt auf Deutschen Nebenwerten und abgerundet wird das Ganze mit einigen aussichtsreichen Turnaround-Spekulationen. Wenngleich mit den "heißen Wetten" natürlich größere Kursgewinne eingefahren werden können, jedenfalls für eine gewisse Zeit und durch ein viel höheres Risiko erkauft. Daher nehmen solche spekulativeren Werte nur kleine Positionen in meinem Depot ein, denn man braucht viel Geduld und muss auch zwischenzeitliche Rückschläge durchstehen.
▶ Mein Investmentdepot
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Investmentdepot inkl. Cash per 30.09.2025 |
Meine 3 Top-Performer waren Comfort Systems, SoFi Technologies und Amphenol, die zwischen 26 und 57 % zugelegt haben. Alle drei Werte zählen zu meinen Neuerwerbungen im Quartal, so dass keiner von ihnen das gesamte Quartal über zur positiven Rendite beigesteuert hat.
Meine 3 Flop-Performer waren Costco, Apollo und PayPal mit Rückgängen zwischen 6 und 11 %. PayPal stieß erst im Quartalsverlauf hinzu, so dass meine Position aktuell rund 3,5 % im Minus notiert.
Mein Depot ist nicht nur hinsichtlich der Einzelwerte stark fokussiert, sondern ich habe in manchen Branchen 'Cluster' gebildet und meine Investments auf die zwei oder drei am besten positionierten Unternehmen verteilt.
Cluster Alternative Asset Manager (14,5 %)
Alternative Asset Manager stehen bei mir schon viele Jahre und auch weiterhin hoch im Kurs; "Private Credit" boomt und weltweit werden Finanzierungslösungen gesucht für die großen Investitionsvorhaben. Infrastruktur, Energieversorgung, aber immer öfter auch im Bereich KI sind Banken nicht mehr erste Wahl. Allerdings habe ich mein Exposure bei den Finanzinvestoren zuletzt nochmals reduziert, weil ich Geld für Investments in anderen Bereichen benötigte.
KKR & Co. halte ich für am besten positioniert unter den Finanzinvestoren. Dem entsprechend traf es Apollo.
:: Performance Apollo: Q3/25: -6,5 % | Q2/25: -5 % | Q1/25: -21,75 % | 2024: 94,75 %
:: Performance Ares: Q3/25: -8,5 % | Q2/25: Q2/25: -9,5 % | Q1/25: -22,25 % | 2024: +38,5 %
:: Performance Blackstone: Q3/25: +11,75 % | Q2/25: -1,75 % | Q1/25: -23,75 % | 2024: +41,0 %
:: Performance KKR & Co.: Q3/25: -1,5 % | Q2/25: +5,5 % | Q1/25: -26,5 % | 2024: +92,25 %
Cluster Verteidigung (23 %)
DAX-Mitglied Rheinmetall hatte ich erst im 2. Quartal 2024 neu ins Depot gekauft und mich damit erstmals an einem Rüstungsunternehmen beteiligt. Die Kursentwicklung ist spektakulär und hat den Wert an die Spitze meines Depots geführt. Als Ergänzung hatte ich mich im 2. Quartal bei AeroVironment neu eingekauft und habe inzwischen meine Position deutlich aufgestockt.
:: Performance AeroVironment: Q3/25: +26,0 % | Q2/25: +119,5 %
:: Performance Rheinmetall: Q3/25: +11,5 % | Q2/25: +35,5 % | Q1/25: +119,0 % | 2024: +105,5 %
Cluster Retail (18,75 %)
Costco, der drittgrößte Einzelhändler der Welt, hat in den letzten Jahren oft mein Depot als Spitzenreiter angeführt. Das fast einzigartige Geschäftsmodell erweist sich als weitestgehend resilient in jeder Wirtschaftslage und bleibt der Top-Pick im Einzelhandel - online wie offline. Die "Subscriber Renewal Rate" liegt bei über 90 %; es erneuern also so viele Mitglieder ihre Mitgliedschaft wie nie zuvor und weitere werden laufend hinzugewonnen. Zudem hat man sich dazu durchgerungen, die Mitgliedsbeiträge anzuheben. Aufgrund der US-Buchungsvorschriften verteilen sich die Mehreinnahmen auf die einzelnen Monate, so dass das wahre positive Ausmaß erst ab dem 2. Halbjahr 2025 in den Geschäftszahlen zu sehen sein wird: Costcos Kosten erhöhen sich kaum, seine stetigen Einnahmen hingegen schon. Also steigen die Margen und die zusätzlichen Einnahmen werden in ein beschleunigtes Expansionstempo gesteckt. Von Costco kann man ich nie genug haben!
Von MercadoLibre habe ich mich wieder getrennt. Ein top Unternehmen mit eigentlich sehr positiven Zukunftsaussichten. Doch in Argentinien weht dem libertären Präsidenten Milei der Gegenwind inzwischen sehr heftig ins Gesicht und seine Partei verlor bei den Regionalwahlen massiv an Zustimmung. Doch ohne seine radikalen Wirtschaftsreformen dürfte Argentinien wieder im Elend und Chaos versinken. Meine Skepsis über die Erfolgsaussichten ist so stark angewachsen, dass ich mit mit meinem Investment nicht mehr wohl gefühlt habe.
Mit Sea Limited setze ich auf die Wachstumsregionen Lateinamerika und Südostasien. Zudem ist mane nicht nur im Onlinehandel erfolgreich unterwegs, sondern weist auch ein wachstumsstarkes und profitables FinTech-Segment auf - im Grunde zählt Sea Ltd. mit zu meinen FinTech-Favoriten.
:: Performance Costco: Q3/25: -6,0 % | Q2/25: -4,0 % | Q1/25: -1,5 % | 2024: +50,0 %
:: Performance MercadoLibre: Q3/25: -5,75 % | Q2/25: +23,0 %
:: Performance Sea Limited: Q3/25: +18,0 % | Q2/25: +12,75 %
FinTech-Spekulationen: LendingClub, PayPal, SoFi Technologies
Meine FinTech-Spekulationen habe ich wieder deutlich aufgestockt. Die historisch hohen Kreditkartenzinsen befeuern die Kreditgenerierung bei SoFi und LendingClub gleichermaßen und beide drängen in angrenzende Geschäftsfelder vor, um ihren Kunden ein Allfinanzangebot samt "Super-App" zu unterbreiten. Zudem kann LendingClub bei seinem strukturierte Zertifikate-Programm große Erfolge verbuchen und auch SoFi verkauft Kredite inzwischen an Finanzinvestoren weiter. Beide steigern ihre Profitabilität und wachsen stark.
Das sieht bei PayPal anders aus. PayPal wächst nur moderat, hat aber mehr als 400 Mio. monatliche aktive Kontoinhaber. Der Fokus auf Innovation und Profitabilität unter dem neuen CEO Alex Chriss liefert immer mehr Erfolge und es werden fast täglich neue viel versprechende Kooperation lanciert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Aktienkurs richtig ins Laufen kommt. Und bis dahin kauft PayPal für 6 Mrd. USD pro Jahr eigene Aktien zurück - je länger die Aktie unverstanden günstig bleibt, desto mehr kann PayPal billig zurückkaufen.
- Earnings Quickcheck Q2/25: Nutzt LendingClub nun endlich sein Tenbagger-Potenzial?
- Leserfrage: "Wieso stufst du PayPal als 'vielleicht bestes Value-Investment' ein?"
- Kissigs Kloogschieterei: Buyback, Baby, buy back!
- SoFi Technologies im Fokus: Netzwerkeffekte und Skalierungspotenzial treiben Margen und Gewinne kräftig an - und den Kurs...
:: Performance LendingClub: Q3/25: +25,25 %
:: Performance PayPal: Q3/25: -11,0 %
:: Performance SoFi Technologies: Q3/25: +49,0 %
KI-Schaufelverkäufer: Amphenol und Comfort Systems
Der KI-Hype wird weiterlaufen, es werden ständig neue Investitionen in weitere KI-Rechenzentren verkündet; waren es zunächst eher hohe zweistellige Milliarden-Dollar-Ankündigungen, sind es nun bereits mehrfach auch dreistellige Investitionssummen gewesen. Ich habe mich in zwei der aussichtsreichsten "Schaufelverkäufer" eingekauft.
Amphenol zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Verbindungs-, Sensor- und Antennentechnologien und versteht sich im Kern als Anbieter für die "letzte Meile" elektronischer Systeme, also für jene Schnittstellen, an denen Komponenten, Module oder Subsysteme zuverlässig miteinander verbunden werden müssen. Diese Rolle als Connectivity-Spezialist verschafft dem Unternehmen ein Geschäft mit hoher Wiederholbarkeit und stabiler Nachfrage, verbunden mit sehr hohen Anforderungen an Präzision, Zuverlässigkeit und Widerstandsfähigkeit der Produkte.
Comfort Systems hat sich zu einem wichtigen Akteur in der Branche der mechanischen und elektrischen Bauunternehmen entwickelt. Dies beinhaltet eine Spezialisierung auf die Bereitstellung von mechanischen, elektrischen und sanitären Lösungen. Dazu gehören auch Heizung, Lüftung und Klimatisierung (HVAC) sowie Sanitär, Rohrleitungen, Steuerungen, Außenanlagen, Überwachung und Brandschutz. Der Kurstreiber in den letzten beiden Jahren ist ganz klar das noch vergleichsweise junge Segment der Kühlung von KI-Rechenzentren. Der dortige Boom und der zunehmende Trend hin zu immer leistungsstärkeren KI-Chips erfordert neue und verbesserte Kühlsysteme. Und Comfort Systems ist hier erste Wahl. Das Unternehmen profitiert von einem hohen Auftragsbestand, insbesondere in Sektoren wie Rechenzentren und Technologie, was zukünftige Umsatzströme relativ gut vorhersehbar macht. Die umfassende Erfahrung von Comfort Systems, der robuste operative Rahmen und die Konzentration auf strategische Akquisitionen stärken die Wettbewerbsposition des Unternehmens weiter.
:: Performance Amphenol: Q3/25: +26,5 %
:: Performance Comfort Systems: Q3/25: +57,0 %
Cluster Rohstoffe (10,5 %)
Mit Energiewerten war auch im letzten Quartal wieder kein Geld zu machen, jedenfalls nicht mit Öl und Gas. Mein "Quasi-Energiewert" Viper Energy liegt nicht in meinem Investmentdepot, sondern in meinem separaten Dividendendepot. Die OPEC fährt ihre Förderung weiter hoch und sorgt so für ein Überangebot an den Märkten. Die Aktie von Texas Pacific Land ist vor allem meinem Kapitalbedarf zum Opfer gefallen. Ich behalte die Aussichten aber im Blick, denn der KI-Boom erfordert auch erhebliche Zuwächse bei Energie; insbesondere in Texas, wo viele der neue KI-Rechenzentren entstehen (sollen). Und Texas Pacific Land dürfte dann zu den großen Profiteuren gehören.
Meine Wolfram-Spekulation Almonty Industries gehörte schon im 1. Quartal zu den Lichtblicken und hat in den letzten Wochen weiter zusätzlich gewaltig Fahrt aufgenommen. Nicht nur, weil China den Export vieler sog. "Seltener Erden" gebremst und bei Wolfram sogar ganz untersagt hat, sondern weil Almonty auch seinen Sitz von Kanada in die USA verlegt hat, dort nun zu den "kritischen" Militärlieferanten zählt. Zudem wurde das Listing an der NASDAQ aufgenommen und der lang erwartete Start der Wolfram-Produktion in Sangdong rückt näher. Die Aktie hat sich spektakulär entwickelt und inzwischen sehr viel zukünftiger Fantasie eingepreist. Daher habe ich meine Position entsprechend verkleinert und das Geld woanders investiert.
:: Performance Almonty Industries: Q3/25: +24,5 % | Q2/25: +94,75 % | Q1/25: +116,5 %
:: Performance Texas Pacific Land: Q3/25: -12,0 % | Q2/25: -26,75 % | Q1/25: +6,5 % | 2024: +124,0 %
:: Performance Viper Energy: Q3/25: -0,0 % | Q2/25: -22,5 % | Q1/25: -14,0 %
Raus: CHAPTERS GROUP
Auch die CHAPTERS Group fiel meinem Kapitalbedarf zum Opfer. Zuletzt wartete der Serial Acquirer nicht mehr mit Übernahmen auf, sondern mit eher verhaltenen Quartalszahlen. Nach dem vorangegangenen enormen Wachstum dürfte dies aber eher eine vorübergehende Phase sein.
:: Performance CHAPTERS Group: Q3/25: -11,25 % | Q2/25: +22,5 %
▶ Meine Cash-Quote
Ich habe vor einiger Zeit (endlich) erkannt, dass eine hohe Cash-Quote langfristig mehr Rendite kostet, als wenn man annähernd voll investiert ist - auch wenn man dann bei Kursabstürzen voll aufs Brett kriegt. Man muss dann eben 'nur' die Ruhe bewahren. Meine Cash-Quote lag Ende des Quartals bei für mich üblichen 1 %.
Genau genommen ist sie sogar negativ, da ich einen Wertpapierkredit in Anspruch nehme; bei voller Inanspruchnahme macht er inzwischen 'nur noch' rund 15 % meines Investmentkapitals aus (Mitte 2022 zum Start waren es exakt 20 %). In 2022 war wegen des Börseneinbruchs die kreditgenerierte Hebelwirkung kostspielig, in 2023 hat sie sich sehr positiv ausgezahlt und auch 2024 rechnet sich das Ganze noch (obwohl anstelle der ursprünglichen 3 % p.a. inzwischen knapp 7,5 % 5,5 Zinsen anfallen). Ich werde den Kreditrahmen nicht erhöhen; sollte das Depot weiter zulegen, verringert sich damit der Kreditanteil an meinem verfügbaren Kapital entsprechend. Und selbstverständlich weiß ich, was Warren Buffett davon hält:
»Geliehenes Geld hat keinen Platz im Investoren-Werkzeugkasten. An den Märkten kann jederzeit alles passieren. (...) Kredit ist wie Sauerstoff. Ist er vorhanden, bleibt seine Anwesenheit unbemerkt. Fehlt er, ist das alles, was bemerkt wird. (...) Wenn Du schlau bist, musst Du keinen Kredithebel für deine Investments nutzen und wenn Du dumm bist, solltest Du keinen nutzen.«
Stimmt schon. Der Wertpapierkredit bleibt 'under review' - und ich frage mich immer mal wieder, ob ich 'nicht schlau' bin oder 'dumm' und ob ich das rausfinden kann, ohne dabei Pleite zu gehen. Mein Wertpapierkredit und ich haben ja keine ganz unkomplizierte Vorgeschichte...
▶ Mein 'operativer Net Worth'
"Das Endergebnis aller Investitionen ist die Rendite" schrieb Value Investor Chuck Akre uns Anlegern ins Stammbuch. In 2024 war mein "operativer Net Worth" um +61,0 % gestiegen - ein neuer Rekordwert nach dem bereits extrem starken Jahr 2023. 2025 konnte in den ersten Wochen gut mithalten mit einem Plus von +8,0 %, doch dann wurde mein Depot kräftig niedergetrumpelt, so dass das 1. Quartal mit -5 % abschloss. Am Ende des 1. Halbjahrs hatte es sich auf +3,5 % erholt und im 3. Quartal ging es weiter nach oben auf +7,0 % (YTD).
Da rund die Hälfte meines Depots in US-Werten investiert ist, wirkt sich der schwache Dollar (-10 % YTD) entsprechend negativ aus.
Anmerkung: Mein 'operativer Net Worth' ist der variable Teil meines Vermögens (Cash, Fonds/ETFs, Wertpapiere), den ich durch Investieren oder Arbeitsleistung aktiv beeinflussen kann. Die ausgewiesene Rendite stellt also nicht alleine die Entwicklung meiner Investmenttätigkeit dar, aber sie liegt nahe dran, da mein Investmentdepot rund 95 % meines Gesamtvermögens ausmacht. Des Weiteren erzeugt die Inanspruchnahme eines Wertpapierkredits einen Hebeleffekt - positiv oder negativ. Mein Verschuldungsgrad ("Loan-to-Value Ratio"), also der in Anspruch genommene WP-Kredit im Verhältnis zum Depotwert zzgl. Cash, lag Ende des 3. Quartals bei 10,0 % (Q2: 11,5 %).
Meine angepeilte durchschnittliche Jahresperformance liegt bei 15 % und die hatte ich 2022 deutlich verfehlt. 2023 habe ich voll zurück in die Erfolgsspur gefunden mit einem Zuwachs von 55,75 % und dieses Ergebnis in 2024 mit +61,0 % sogar nochmals toppen können. In den letzten 10 Jahren habe ich 8 Jahre mit Renditen zwischen 22 % und 61 % abgeschlossen, während ich mir 2018 ein sattes Minus von -10 % einhandelte und 2022 sogar -16,75 %. Und in 2025 reicht es nun knapp wieder für ein Plus von 7,0 %. Doch wie man der Tabelle entnehmen kann, sind selbst bei einer nur quartalsweisen Betrachtung die teilweise heftigen Schwankungen kaum zu sehen. Angefühlt hat sich das zwischendurch allerdings anders...
Und noch ein Aspekt ist andenkenswert: der Ankereffekt, an dem ich ja selten ein gutes Haar lasse. Wie man sieht, war das 4. Quartal 2024 saustark mit einem Renditezuwachs von 25 %. Der legte die Messlatte entsprechend hoch. Nach 9 Monaten stehen also "nur" 7 % zubuche, aber auf Sicht von 12 Monaten sind es knapp 33 %. Und ein solches Jahresergebnis klingt nicht gerade danach, Trübsal blasen zu müssen... ツ
Trotz der zwischenzeitlichen Rücksetzer zeigt die grundsätzliche Entwicklung weiter in die gewünschte Richtung. Seit ich 2014 mein Vermögen in meine GmbH überführt habe, hat es um durchschnittlich 19 % pro Jahr zugelegt. Sehr erfreulich und beinahe in Buffett'schen Sphären... ツ
Mein Lieblingshobby Börse macht mir immer noch viel Spaß und ich schreibe auch immer noch gerne darüber. Auch wenn ich inzwischen doch viel Arbeit in bezahlte Börsenartikel stecke und mir dabei meine Themen nicht immer so frei aussuchen kann, wie das früher der Fall war, als ich ausschließlich dieses Blog bespielt habe. Aber ich will mich nicht beschweren, sondern bin sogar dankbar, dass ich als 'ungelernter' Schreiberling eine so tolle Beschäftigung gefunden habe, die mir viel Freude bereitet - fast so viel wie das Investieren selbst. Fast...
So, geschafft. Und nun bin ich gespannt auf eure Anmerkungen und eure Kritik zu meinem Quartalsbericht.
Möge die Rendite mit euch sein! ツ
Disclaimer: Die meisten Werte befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Was ist eigentlich aus Broadcom geworden? War das nur ein kurzes Gastspiel oder war das nur in einem Wikifolio?
AntwortenLöschenBroadcom war nur relativ kurz in meinem Depot; ich habe mich entschlossen, stattdessen Comfort Systems und Amphenol aufzustocken.
LöschenWas denkst du zu DroneShield? Die gehen ja gerade durch die Decke....ich denke hier ist (leider) noch viel Potenzial vor dem Hintergrund der naheliegenden Eskalation
AntwortenLöschenDroneShield habe ich mir nur am Rande angesehen. Grundsätzlich sehr interessant, aber ich habe mich im Bereich Drohnen voll auf AeroVironment konzentriert.
LöschenHattest Du nicht auch Kinsale in den letzten Monaten gekauft?
AntwortenLöschenMeine Kinsale-Position ist meinem deutlichen Aufstocken der FinTechs zum Opfer gefallen.
LöschenGuten Tag Michael,
AntwortenLöschenhattest du schon etwas zu den BdCs berichtet, ausser zu deinem Bericht, das der Hedgefonds- Manager aus Ares Management ausgestiegen ist?
Lohnt sich aus deiner Sicht wieder ein Blick auf Ares Capital und FS KKR?
Nun haben ja die Werte ordentlich korregiert... ist vllt alles an KI-Risiken jetzt eingepreist?
Welche BdCs hälst du noch für interessant, grundsätzlich?
Besten Gruss
Martin
Moin Martin,
Löschenin den letzten zwei Wochen habe ich unter verschiedenen Artikeln zu Fragen bzgl. BDCs und FS KKR Capital im Speziellen Stellung bezogen. Die ausführlichste Diskussion lief unter "Kissigs Kloogschieterei: Zinssenkungen ante portas. Und da kommt Freude auf!?"; einfach mal hier reinschauen.
Ich werde das Thema Chancen und Risiken bei BDCs im aktuellen Umfeld aber wohl nochmal in einem separaten Artikel aufgreifen...
Hallo zusammen. Zur Diskussion n recht interessanter Artikel bei Barrons von heute. Zusammengefasst: Er spricht dieselben Warnungen wie du aus, Michael.
Löschenhttps://www.barrons.com/articles/business-development-companies-dividend-yields-617c197b?mod=RTA
Was ist eigentlich mit Adobe? Der Kurs wurde halbiert, der Wert ist noch auf Deiner Beobachtungsliste, also er ist für Dich interessant. Ein guter Einstiegspunkt?
AntwortenLöschenOb eine Aktie günstig bewertet und eine Kaufgelegenheit ist, muss anhand der Zukunftsaussichten und der künftig zu erzielen Cashflows bewertet werden. Zu Adobe habe ich keine greifbare Einschätzung (mehr). Bislang war der Burggraben massiv, da Kreative um Adobes Lösungen nicht/kaum herumkamen. Ich kann allerdings überhaupt nicht einschätzen, wie stark Wettbewerber Figma bei Adobe wilden kann (Adobe wollte Figma ja nicht ohne Grund für eine horrende Summe übernahmen, was an den Kartellbehörden gescheitert ist), und der negative Impact seitens KI auf Adobes Produkte als neuer Wettbewerber kann ich auch überhaupt nicht einschätzen. Der Kurseinbruch vom Hoch ist heftig, aber Peter Lynch warnte bereits, dass der dümmste Grund für den Kauf einer Aktie sei, die (nur) zu tun, weil sie gefallen ist.
LöschenAber vielleicht hat ja jemand andere/bessere Einsichten als ich? Insbesondere jemand, der echt Ahnung von Software, KI und deren Marktentwicklung hat?
Lieber Michael, Du hast nach Anmerkungen und Kritik zum Quartalsbericht eingeladen, hier gebe ich dir mein anonymes - dennoch aber gut gemeintes - feedback:
AntwortenLöschenPer Ende September 2020 waren die größten Positionen in deinem Investmentdepot Hypoport, Energiekontor, PayPal, Amazon, Microsoft, Square, Funkwerk, Apple, SBF und Adobe.
Heute – fünf Jahre später – sind es: Rheinmetall, KKR, Costco, Comfort Systems, Amphenol, Sea Limited, PayPal, AeroVironment, SoFi Technologies und LendingClub.
Damit wurden rund 90 % der damaligen Positionen mindestens einmal ersetzt. Bei allem Respekt für die Arbeit und den Mehrwert des Forums stellt sich die Frage:
Ist das noch klassisches "Buy and Hold" mit langfristigem Anlagehorizont – oder handelt es sich nicht doch eher um (bewusstes oder unbewusstes) "Markttiming" oder gar "follow the momentum" mit regelmäßigem Rebalancing Strategie?
Ich vermisse hier das Äquivalent zu den Coca Cola und. co Positionen eines Warren Buffett. Einmal gekauft jahrzehntenlang und bei jedem Wetter ("für immer") behalten.
Und wenn es kein Buy und Hold ist - ist das wenigstens Value Investing? Die Artikel hier im Forum bleiben an dieser Stelle oft vage. Denn die Bewertung der aktuellen Titel – z. B. bei Costco oder Amphenol – lässt das nicht ohne Weiteres vermuten. Hohe Multiples, teilweise starkes Wachstum, oft zyklisch oder spekulativ – das sieht eher nach Growth oder Quality Momentum aus als nach klassischem Value im Graham-/Buffett-Stil.
Ich vermisse das Äquivalent zu den Coca-Cola- oder American-Express usw. Positionen eines Warren Buffett – also die Titel, die durch alle Zyklen konsequent gehalten werden.
Danke für dein (kritisches) Feedback. Buy & Hold bedeutet nicht, dass man Aktien kauft und nie wieder verkaufen kann/darf. Ich habe ja im Artikel passende Artikel zu den jeweiligen Bereichen meiner Strategie verlinkt. Und Buy & Hold ist die perfekte Strategie, wenn man die richtigen Unternehmen im Depot hat. Aber eben nur dann!
LöschenIch habe vor der Corona-Pandemie meinen Investmentschwerpunkt auf deutsche Nebenwerte gelegt und dabei auch sehr erfolgreich auf einige Turnarounds spekuliert (wie z.B. Funkwerk oder SBF).
Die Pandemie hat bis dahin undenkbare Risiken zu realen Bedrohungen gemacht und ich habe mich auch deshalb strategisch umorientiert; mein Investmentschwerpunkt hat sich in die USA und dort auf Sektorleader verlagert. Das geschah nicht von heute auf morgen, aber es ist anhand meiner vierteljährigen Investor-Updates recht gut nachvollziehbar dokumentiert.
In den letzten fünf Jahren haben wir nach der Pandemie mit ihren einmaligen Sondereffekten zwei "Zeitenwenden" erlebt: (1.) Das Hochschnellen der Inflation samt gestörter Lieferketten und in deren Folge der schnellste Zinsanhebungszyklus der Notenbaken aller Zeiten. Und (2.) der Durchbruch bei generativer KI. In Deutschland muss man leider noch einen weiteren Faktor benennen als (3.) die fehlgeleitete Energiewende mit den höchsten Energiepreisen Europas und dem Abbrennen der deutschen Industrie.
Diese Zeitenwenden sind in der Rückschau klar zu erkennen und man kann so gesehen auch die richtigen Schlüsse daraus ableiten. Aber während sie stattfanden war es nicht so klar, was passiert und welche Folgen dies haben wird auf Menschen, Unternehmen, Gesellschaft. Und das alles, während auch noch seit drei Jahren der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine tobt mit entsprechenden "Verzerrungen" im Energiebereich, und wirtschaftlichen Handelsrouten. Zudem passiert gerade Trump mit seinen Zollkriegen und seiner faschistischen Agenda zur Errichtung einer Trumpokratie in den USA.
Mein Depotumschlag war 2020/21 dreimal so hoch wie üblich. Und seitdem ist er jedes Jahr weiter rückläufig. Ich gebe dir aber uneingeschränkt Recht, dass ich noch immer zu aktiv bin und noch mehr Gelassenheit und Geduld mit meinen Investments haben sollte. Länger Nachdenken und analysieren vor dem Kauf. Aber, meine erhöhte Handelsaktivität ist auch darauf zurückzuführen, dass ich seit einigen Jahren immer voll investiert bin und daher bei jedem Kauf erstmal etwas verkauft werden muss. Und gerade bei den Verkäufen spielen kurzfristige Überlegungen eine größere Rolle, wie ich gemerkt habe. Die Fokussierung auf weniger Werte (aktuell sind es nur 12 bzw. 13 mit Viper Energy in meinem Dividendendepot) reduziert die Handelsaktivität zusätzlich. Weil neue Positionen ggf. zu klein wären, um etwas bewirken zu können im Depot. Also lasse ich es lieber gleich.
KKR ist schon seit sehr vielen Jahren eine Konstante in meinem Depot, Microsoft war es für über 10 Jahre. Hier habe ich mich herausdrängen lassen, weil ich der hohen Bewertung und dem Erfolg des KI-Booms nicht (genug) getraut habe. Im Nachhinein war das natürlich ein Fehler. Costco ist ebenfalls schon lange an Bord - seit Ende 2019, da ich das grenzgeniale Geschäftsmodell erst damals begriffen habe. Und Rheinmetall dürfte für lange Zeit eine maßgebliche Rolle in meinem Depot spielen, weil sich die Zeiten geändert haben und Rüstung wieder eine zentrale und zukunftsnotwendige Rolle spielt...
Danke für deine Antwort, Michael – und dafür, dass du meine Anmerkungen nicht als persönlichen Angriff verstanden hast; so waren sie auch nicht gemeint.
LöschenAllerdings bist du nicht auf die Frage der sehr hohen Multiples deiner Aktien eingegangen. Du hattest neulich geschrieben, Costco sei zu nahezu jedem Preis ein Kauf.
Einmalige Sondereffekte sind und waren jedoch schon immer problematisch, wenn man langfristig plant. Das spricht dann grundsätzlich gegen Buy and Hold (oder besser gesagt: Buy and Forget) und eher für ein Investieren nach Fuji-Logik – also kontinuierliche, zielgerichtete Anpassungen an Umfeld und Bedingungen. In diesem Schema könnten Positionen sehr lange bestehen bleiben, müssten aber nicht.
Dein letzter Satz ist genau das, was ich praktiziere: Buy & Hold solange es geht. Wenn nicht, dann verkaufe ich. Wobei natürlich immer das Risiko besteht, dass ich die Lage falsch eingeschätzt habe. Wie bei Microsoft oder schon vor Jahren bei Apple. Mit Apple habe ich zweimal fett Geld verdient, aber wenn ich nach meinem Erstkauf (2014?) einfach stillgehalten hätte, wäre meine Rendite zigfach höher gewesen.
LöschenAber zu deinem anderen Punkt, der Bewertung. "Qualität hat ihren Preis" gilt nicht nur an der Börse, aber eben gerade auch dort. Was man für die Qualität eines Geschäftsmodells zu zahlen bereit ist, ist individuell. Klar ist, dass man umso schneller in der Gewinnzone ist, je weniger man bezahlt hat. Und wenn man viel zu viel bezahlt, kann jedes noch so gut Business ein schlechtes Investment werden. Aber wenn man endlos lange einem Super-Unternehmen hinterherschaut und nie den Einstieg schafft/wagt, verliert man auch. Munger nennt es Opportunitätskosten, wenn man nur die zweitbeste Chance ergreift und dann weniger Rendite erzielt, als eigentlich möglich gewesen wäre. Nochmal das Beispiel Costco. Als ich die ersten Aktien kaufte Ende 2019 waren die Gegenargument die branchenweit niedrige Marge, das knapp zweistellige Wachstum, die stark umkämpfte Branche (Retail) an sich und die Sorge, dass jeder andere dieses Geschäftsmodell einfach kopieren könnte. Mit all diesen Faktoren habe ich mich auseinandergesetzt und sie für mich entkräften können. Und so kam ich zu dem Schluss, dass Costco für mich ein ideales Business ist, an dem ich mich beteiligen wollte. Und ich habe den Preis für angemessen erachtet - hätte ich damals geahnt, dass uns Corona trifft und was für eine Panik das (erstmal) auslöst, hätte ich natürlich noch drei, vier Monate mit dem Kauf gewartet und einen viel besseren Kurs erwischt. Aber dummerweise weiß man sowas ja immer erst hinterher, deshalb sollte man gar nicht erst versuchen, solche Überlegungen in seinen Investmentprozess zu integrieren. ;-)
Im Grunde läuft es darauf hinaus, dass es keine Formel gibt, zu welchem Kurs ein Qualitätsunternehmen "reif" für ein Investment ist. Man muss das Business analysieren und verstehen, man muss sich darauf einlassen wollen und man muss einen Preis bezahlen, mit dem man sich wohlfühlt. Nicht das ultimative Schnäppchen jagen, nicht den hochgejubelsten Preis bezahlen, sondern einen "geerdeten" und fairen Preis. Und dann das Unternehmen sein Ding machen lassen...
Ich verändere selten mein Depot, deutlich unter 10% im Jahr. In neue Investitionsideen wandern fast nur die Dividenden und die Spargroschen. Aber trotzdem habe ich mal darüber nachgedacht, was wäre wenn ich nie Aktien verkauft hätte. Das Depot wäre deutlich größer. Erfolgreiche Firmen wachsen über die Jahre und bestimmen den Wert des Depots. Die Nieten bleiben unbedeutend und schaden nicht weiter ... bis da plötzlich doch was gutes passiert.
LöschenDas Fazit ist für mich, im Zweifel nicht verkaufen, um was anderes zu kaufen. Das rächt sich bei mir fast immer.
Lieber Herr Kissig, auch ich möchte eine Frage im Kontext der Änderungen in Ihrem Portfolio stellen. Haben Sie noch noch die Aktien von Intercontinental Exchange und Fidelity National Information Services? Falls die Antwort nein seien sollte, würde ich mich über ein paar Worte bezüglich der Beweggründe freuen. Ich wüsche Ihnen einen schönen Feiertag und bedanke mich im voraus. Lars
AntwortenLöschenMoin Lars,
Löschenich habe einige meiner kleineren Positionen auflösen müssen, um meine beiden KI-Investments Comfort Systems und Amphenol aufzubauen sowie meine drei FinTech-Spekulationen wieder hochzufahren. Zu den "Opfern" dieser Umstrukturierung gehörten auch FIS und ICE. Es war keine Entscheidung gegen diese Unternehmen, sondern die Notwendigkeit wegen der ansonsten nicht vorhandenen Geldmittel.