Sonntag, 1. Juli 2018

Gegenwind bei Greiffenberger nimmt wieder zu

Bei der angeschlagenen Beteiligungsgesellschaft Greiffenberger (WKN: 589730) habe ich auf die Übernahme durch Blue Cap (WKN: A0JM2M) gesetzt, nachdem diese eine zehnprozentige Kapitalerhöhung gezeichnet hatte. Das war nötig, weil Greiffenberger sich seit Jahren an der Insolvenz vorbei hangelt und stark überschuldet ist. Nun war Hauptversammlung und das Unternehmen hat keinerlei Aussagen zum Einstieg von Blue Cap oder dem Fortgang der Übernahmegespräche getätigt. Gleichzeitig hat allerdings Blue Cap-CEO Dr. Hannspeter Schubert zuletzt noch bekräftigt, man sei weiterhin in Gesprächen. Jedoch sei Blue Cap nicht an der Greiffenberger AG interessiert, sondern ausschließlich an der einzig verbliebenen Tochter Eberle.

Was mich veranlasst, Greiffenberger von meiner Empfehlungsliste zu streichen, sind allerdings gleich mehrere Faktoren...


Blue Cap hat gerade erst mit Knauer-Uniplast eine große Übernahme getätigt und begibt sich in einen nicht ganz unkomplizierten Übernahme-Deal mit der PartnerFonds AG. Nicht, dass ich Dr. Schubert nicht zutraue, mit mehreren Bällen gleichzeitig erfolgreich jonglieren zu können, aber Greiffenberger dürfte aktuell nicht die höchste Priorität haben.

Gleichzeitig hat Greiffenberger selbst bzgl. seiner einzig verbliebenen Beteiligung Eberle bekanntgeben müssen, dass die optimistischen Erwartungen wohl eher nicht erfüllt werden. Für das Gesamtjahr 2018 hätten die mit dem Konzernlagebericht veröffentlichten Prognosen unverändert Gültigkeit, gleichwohl stellte der Vorstand auch fest, "dass die Unsicherheiten der konjunkturellen und gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, u.a. aufgrund der direkten wie der mittelbaren Auswirkungen der US-Handels- und Außenpolitik, merklich zunehmen". Und dann nachzuschieben: "Die Umsatzsteigerung fiel damit per Mai 2018 bislang noch etwas weniger stark aus als angenommen. Verantwortlich dafür sind insbesondere zwei Einzeleffekte: eine teilweise Verschiebung von vereinbarten Volumina mit einem Bestandskunden und eine zeitlich verzögerte Startphase eines Neuprojekts. Ergebnisseitig wirken sich im bisherigen Jahresverlauf vor allem Kostensteigerungen im Vormaterialbezug bislang noch negativ aus, wofür vor allem unerwartet deutliche Verteuerungen im Bereich der Legierungszuschläge verantwortlich sind. Ein Teil der ursprünglich für das erste Halbjahr 2018 erwarteten Umsatz- und Ergebnisdynamik verlagert sich vor diesem Hintergrund in die zweite Jahreshälfte".

Projekte und Umsätze verschieben sich, aber alles wird gut. Das sind leider genau die Aussagen und Prognosen, mit denen Greiffenberger die Aktionäre in den letzten Jahren immer wieder vertröstet hat, während es geschäftlich immer schneller bergab ging. Niemand sollte also überrascht sein, wenn im Jahresverlauf dann doch eine Umsatz- und Gewinnwarnung rausgehauen wird - zumal sich die globale konjunkturelle Lage eintrübt und Trumps Strafzölle auf Stahlimporte sich zusätzlich negativ auswirken.

 Greiffenberger (Quelle: wallstreet-online.de
Meine (geänderte) Einschätzung
Ich glaube nicht mehr, dass Blue Cap die Muttergesellschaft Greiffenberger AG übernehmen wird. Deren Tochter Eberle stehen wieder schwierigere Zeiten ins Haus und Greiffenberger hat keine/kaum Möglichkeiten, sie zu stützen. Was an liquiden Mitteln in der Greiffenberger AG vorhanden ist, hatte Blue Cap durch die zehnprozentige Kapitalerhöhung beigesteuert. Aber dieses Geld reicht nicht ewig, denn  Greiffenberger ist bis an die Hutschnur (und darüber hinaus) verschuldet und die Gläubiger/Banken werden nicht mehr endlos zusehen, wie sich ihr Geld in Nichts auflöst. Von dieser Seite wird der Druck steigen, Eberle zu verkaufen. Und je später das geschieht, umso geringer wird dieser Preis ausfallen. Das könnte gut für Blue Cap sein, so man den Zuschlag erhält, aber für die Greiffenberger AG trüben sich die Aussichten wieder zunehmend ein. Kaum vorstellbar, dass sich Dr. Schubert beim Einstieg nicht eine Art Vorkaufsrecht oder ähnliche Sicherheiten für Eberle hat zusichern lassen, die einen freihändigen Verkauf an jemand anderen als Blue Cap zumindest noch schwieriger machen würden.

Bedeutet aus meiner Sicht, dass die Greiffenberger AG die Eberle GmbH verkaufen muss und dafür immer weniger einstreicht, je länger das hinausgeschoben wird. Was dann an Geld eingenommen wird, wird vor allem zur Begleichung der enormen Schulden herangezogen werden (müssen) und dann verbleibt ein Börsenmantel mit enormen Verlustvorträgen, Schulden und kaum Cash. Und natürlich keinem operativen Geschäft mehr.

Zusätzlich droht ggf. noch weiteres Ungemach, denn beim Verkauf der verlustreichen Tochter BKP Berolina (Kanalsanierungssparte) hatte Greiffenberger seine gegen die BKP bestehenden Forderungen in Höhe von rund 1,5 Mio. Euro in Darlehensschulden umgewandelt und diese werden erst ab 2019 in niedrigen vierteljährlich fälligen Raten getilgt. Hier droht ein nicht unerhebliches Risiko, denn bei einer Insolvenz der BKP würde dies als Gesellschafterdarlehen eingestuft und wäre damit nachrangig gegenüber anderen Schuldnern zu bedienen. Was im ungünstigsten Fall zu einem Totalverlust und einer entsprechenden Abschreibung bei Greiffenberger und damit zu (erneut) tiefroten Zahlen führen würde.

Die Wahrscheinlichkeiten besagen, dass Blue Cap am Ende wohl als Gewinner aus der Situation hervorgehen wird oder allenfalls mit überschaubarem Verlust. Wohingegen die Aussichten für Greiffenberger-Aktionäre, noch einen positiven Schnitt zu machen, sich wieder merklich eingetrübt haben. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, aber (mir) keine Spekulation mehr wert. Hier würde ich nur noch auf das Prinzip Hoffnung setzen und das ist mir als Investmentcase viel zu wenig. Daher streiche ich Greiffenberger nach weniger als einem Jahr und mit rund 22% Verlust von meiner Empfehlungsliste und aus meinem Depot. Ich setze lieber voll auf Blue Cap.

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