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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 20/2025 vom 05.11.2025
Aktien in dieser Ausgabe: Basler, Melexis, Schaeffler
Basler: Deutscher Technologieführer mit Durchblick
Vom Industriekamera-Pionier zum Vision-Spezialisten der Robotik-Ära - Die Basler AG mit Sitz in Ahrensburg bei Hamburg gehört seit Jahrzehnten zu den international führenden Anbietern industrieller Bildverarbeitungstechnologie. Der Name Basler längst ein Synonym für Qualität, Präzision und Innovationskraft und das auch zunehmend in der Welt der Automatisierung und Robotik.
Das Unternehmen entwickelt und produziert hochwertige Industriekameras, Softwarelösungen und Systemkomponenten, die in nahezu allen modernen Fertigungsumgebungen, Laboren und Logistikzentren zum Einsatz kommen.
In den vergangenen Jahren hat sich Basler zunehmend als Zulieferer für neue Zukunftsmärkte positioniert – darunter die aufstrebende Branche der humanoiden Roboter. In dieser Rolle agiert Basler als einer der entscheidenden Enabler für die visuelle Wahrnehmung solcher Systeme, die Sehen, Erkennen und Interaktion mit der Umgebung erst möglich macht.
Geschäftsmodell im Wandel
Das Fundament des Geschäftsmodells von Basler ist die Entwicklung, Herstellung und weltweite Vermarktung von Bildverarbeitungskomponenten und -systemen. Das Kernprodukt ist die Industriekamera, ein hochpräzises Gerät, das visuelle Informationen erfasst und in digitaler Form bereitstellt, um Maschinen, Roboter und Software in die Lage zu versetzen, ihre Umgebung zu analysieren und Entscheidungen zu treffen.
Basler verkauft seine Produkte an Kunden in einer Vielzahl von Branchen. Das geht von der Industrieautomation über Logistik und Transport, Medizintechnik und Life Sciences bis hin zu Robotik, Smart Cities und Verkehrsleitsystemen. Die Hauptumsätze stammen aus dem Verkauf von Kameras, ergänzt durch Software, Objektive, Framegrabber und Integrationsdienstleistungen.
Ein wesentlicher Faktor ist die Kombination von Standardprodukten mit kundenspezifischer Anpassung. Das bedeutet, dass Basler sowohl standardisierte Serienprodukte in hohen Stückzahlen anbietet, was Skaleneffekte ermöglicht, als auch maßgeschneiderte Lösungen für besonders anspruchsvolle Anwendungen. Diese Flexibilität ist ein zentraler Wettbewerbsvorteil, da industrielle Kunden häufig spezifische Anforderungen an Auflösung, Geschwindigkeit, Robustheit oder Kommunikationsschnittstellen stellen.
Software wird immer wichtiger
Neben dem Hardwaregeschäft hat sich Basler zunehmend in den Bereich Software und Dienstleistungen vorgewagt. Dies umfasst Bildverarbeitungssoftware, Treiberlösungen, Entwicklungsumgebungen und Tools für die Integration in größere Automatisierungssysteme. Durch die Kombination aus Hardware, Software und Support entstehen ganzheitliche Lösungen, die eine enge Kundenbindung und wiederkehrende Umsätze ermöglichen – insbesondere über Serviceverträge, Upgrades und Lizenzen.
Das Unternehmen profitiert von langfristigen Megatrends wie Automatisierung, Digitalisierung und dem Übergang zur Industrie 4.0. Mit der zunehmenden Verbreitung von intelligenten, vernetzten Maschinen steigt der Bedarf an hochwertigen Kameras, die „sehen“ und „verstehen“ können. Und genau hier liegt Baslers Kompetenz.
Technologische Kompetenz und starke Marktposition
Basler ist technologisch breit aufgestellt. Das Portfolio reicht von 2D-Kameras über 3D-Systeme bis hin zu Spezialkameras für Infrarot- oder hyperspektrale Anwendungen. Ergänzt werden diese Produkte durch eine leistungsfähige Softwareumgebung, die es Kunden erlaubt, Kameras einfach in bestehende Systeme zu integrieren.
Ein zentrales Element der Basler-Strategie ist die Offenheit gegenüber Standards. Das Unternehmen ist führend in der Implementierung internationaler Schnittstellenprotokolle wie GigE Vision oder USB3 Vision und unterstützt Frameworks wie GenICam oder ROS (Robot Operating System). Diese Offenheit hat Basler zu einem bevorzugten Partner für Systemintegratoren und OEMs gemacht, da die Produkte unkompliziert in komplexe Automatisierungs- und Robotikumgebungen eingebunden werden können.
Basler verfolgt zudem einen klaren Qualitätsanspruch. Die Kameras zeichnen sich durch hohe Zuverlässigkeit, lange Lebensdauer, geringe Ausfallraten und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Das Unternehmen produziert überwiegend in Deutschland, unterhält aber Produktions- und Vertriebsstandorte in Asien, Nordamerika und Europa.
Mit dieser globalen Struktur kann Basler auf die Bedürfnisse regionaler Märkte flexibel reagieren und gleichzeitig den hohen deutschen Qualitätsstandard sichern. Der globale Kundendienst, technische Schulungen und Applikationsberatung stärken die Bindung zu Partnern und Endkunden.
Humanoide Robotik als neue Wachstumsdimension
Die jüngste strategische Erweiterung von Baslers Tätigkeitsfeldern betrifft den Bereich der Robotik, insbesondere humanoide Roboter. Humanoide Roboter, also Maschinen, die sich in Gestalt und Bewegungsmuster am Menschen orientieren, gelten als eines der spannendsten Innovationsfelder der kommenden Dekade.
Obwohl diese Technologie noch in einem frühen Entwicklungsstadium steckt, investieren weltweit Unternehmen wie Tesla, Agility Robotics, Figure AI oder Apptronik Milliarden in die Entwicklung solcher Systeme. Damit ein humanoider Roboter sinnvoll agieren kann, benötigt er fortschrittliche Sensorik, um seine Umgebung wahrzunehmen, Objekte zu erkennen, Entfernungen abzuschätzen und mit Menschen sicher zu interagieren.
Hier setzt Baslers Rolle als Zulieferer an, denn man liefert Kamerasysteme, die speziell auf die Anforderungen von mobilen und humanoiden Robotern zugeschnitten sind.
Diese Kameras zeichnen sich aus durch hohe Bildrate und geringe Latenz für präzise Bewegungssteuerung, kompakte und leichte Bauweise, die ideal für Kopf- oder Rumpfmontage ist, Robustheit gegenüber Staub, Vibrationen und Temperatur, gute Low-Light-Performance und HDR-Fähigkeit, sowie Kompatibilität mit ROS 2 und anderen Robotikframeworks.
Diese Eigenschaften machen Basler-Kameras zu einer zentralen Komponente in der visuellen Wahrnehmung humanoider Systeme. Ein humanoider Roboter kann dank der Kameras seine Umgebung erfassen, Objekte greifen, Hindernisse vermeiden oder Gesichter erkennen – alles in Echtzeit.
Basler arbeitet zunehmend mit Integratoren und Robotikentwicklern zusammen, um die Integration seiner Kameras in humanoide Plattformen zu vereinfachen. Die Bereitstellung von ROS-Treibern und SDKs (Software Development Kits) ermöglicht Entwicklern, Basler-Hardware schnell in bestehende Softwarearchitekturen einzubinden.
Zudem entwickelt Basler Kameras, die Edge-Computing unterstützen – das heißt, Bilddaten können bereits im Gerät vorverarbeitet werden. Diese Fähigkeit ist entscheidend, wenn Roboter mit begrenzter Rechenleistung arbeiten oder verzögerungsfreie Entscheidungen treffen müssen, etwa beim Gehen, Balancieren oder in der Mensch-Roboter-Interaktion.
Damit positioniert sich Basler in einem Marktsegment mit gewaltigem Zukunftspotenzial: Vision-Systeme für humanoide Roboter könnten in den nächsten zehn Jahren zu einem milliardenschweren Markt heranwachsen.
Turnaround in der Geschäftsentwicklung
Nach einer schwierigen Phase in den Jahren 2022 und 2023, die von einer weltweiten Abschwächung industrieller Investitionen und Überbeständen im Elektroniksektor geprägt war, verzeichnet Basler seit 2024 eine deutliche Geschäftserholung.
Im ersten Halbjahr 2025 meldete das Unternehmen einen Umsatzanstieg um etwa 20 % gegenüber dem Vorjahr und eine spürbare Verbesserung der Profitabilität. Der Auftragseingang stieg ebenfalls deutlich, was auf eine nachhaltige Nachfragebelebung hinweist. Basler profitierte dabei besonders von einer starken Erholung in den Segmenten Fabrikautomation und Logistik, aber auch von zunehmenden Anfragen aus dem Bereich Robotik und Embedded Vision.
Und auch die vorläufigen Geschäftszahlen für die ersten neun Monate 2025 waren überzeugend. So konnte der Basler-Konzern seinen Auftragseingang und Umsatz in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres deutlich steigern. Das üblicherweise eher schwache dritte Quartal verlief positiver als erwartet. Der Auftragseingang konnte um 43 % auf 58,5 Mio. Euro und der Umsatz um 29 % auf 56,3 Mio. Euro gesteigert werden. Aufgelaufen stiegen die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahr mit 29 % auf 171,8 Mio. Euro und der Umsatz stieg um 23 % auf 168,0 Mio. Euro.
Der deutliche Umsatzanstieg, die Senkung der Kosten gegenüber dem Vorjahr und die Steigerung der Bruttoergebnismarge in Höhe von 1,4 Prozentpunkten auf 47,8 % trotz negativer Währungskurseinflüsse unterstreichen die Fortschritte des Konzerns und die Rückkehr zur profitablen Wachstumsstrategie.
Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) verdreifachte sich auf 27,2 Mio. Euro, das Vorsteuerergebnis stieg um 18,3 Mio. Euro auf 13,4 Mio. (VJ: -4,9 Mio.), was einer Vorsteuerrendite von 8,0 % entspricht (VJ: -3,6 %).
Der operative Cashflow lag mit 20,1 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahreswert von 12,7 Mio. Nach Abzug des investiven Cashflows in Höhe von -7,3 Mio. Euro verbesserte sich der freie Cashflow gegenüber dem Vorjahr von 1,5 Mio. auf 12,4 Mio. Euro.
Für den Rest des Jahres erwartet der Vorstand des Basler-Konzerns ein weiterhin verhaltenes Marktumfeld, in dem die Industrieproduktion sowie die Einkaufsmanagerindizes der für Basler relevanten Volkswirtschaften in der Nähe der Wachstumsschwelle verharren werden und geopolitische Unsicherheiten sowie Handelskonflikte weiterhin das Investitionsklima belasten. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass die Schwäche des Dollars und vieler asiatischer Währungen gegenüber dem Euro auch in den verbleibenden Monaten anhält.
Vor dem Hintergrund der aufgelaufenen Ergebnisse sowie relativ hoher Auftragseingänge im üblicherweise eher schwachen dritten Quartal, erhöht der Vorstand trotz schwacher Marktbedingungen erneut seine Prognose für das Geschäftsjahr 2025. Fortan geht das Management davon aus, einen Konzernumsatz zwischen 220 Mio. bis 225 Mio. Euro bei einer Vorsteuerrendite zwischen 5,5 % bis 7,5 % zu erreichen. Bisher wurde für das Geschäftsjahr 2025 ein Konzernumsatz zwischen 202 Mio. bis 215 Mio. Euro und eine Vorsteuerrendite zwischen 2 % bis 6 % in Aussicht gestellt. Damit befindet sich Basler nach den Krisenjahren wieder auf einem stabilen Wachstumspfad.
Bullcase vs. Bearcase
Die humanoide Robotik wird in den kommenden Jahren zu einem der größten Wachstumstreiber im Technologiebereich. Experten prognostizieren, dass humanoide Systeme in der Industrie, der Logistik, im Gesundheitswesen und in Dienstleistungsberufen an Bedeutung gewinnen werden.
Mit zunehmender Standardisierung der Roboterplattformen steigt die Nachfrage nach kosteneffizienten, standardisierten Kameramodulen, ein Feld, in dem Basler führend ist. Die Fähigkeit, Bilddaten lokal zu verarbeiten, macht Basler-Kameras dabei zu einer attraktiven Wahl für Hersteller, die schnelle, energieeffiziente Systeme benötigen. Und sobald ein Roboterhersteller ein Kameramodul in sein Design integriert hat, bleibt es in der Regel über mehrere Modellgenerationen hinweg Bestandteil der Plattform – ein entscheidender Faktor für stabile Umsätze.
Trotz der vielversprechenden Aussichten gibt es auch Risiken. Die Branche für humanoider Roboter befindet sich noch im experimentellen Stadium und es ist unklar, wann großflächige Serienfertigung beginnt. Tesla hat die Auslieferung seiner Optimus 3-Modelle für das 1. Quartal 2026 angekündigt und will die Fertigungskapazität in Richtung einer Mio. Stücke skalieren.
Im Kameramarkt konkurriert Basler mit globalen Giganten wie Sony, Teledyne FLIR, Omron oder Hikvision. Asiatische Hersteller drängen mit niedrigen Preisen auf den Markt. Und auch technologische Alternativen könnten zu einer Gefahr werden, denn Lidar- und Radarsensoren könnten in bestimmten Anwendungen die Kamera ersetzen oder ergänzen.
Fazit
Basler steht an einem Wendepunkt. Das Unternehmen hat die schwierigen Jahre der Marktkonsolidierung überwunden und profitiert von einer breiten Nachfrageerholung. Gleichzeitig hat es sich erfolgreich als Partner für Zukunftstechnologien positioniert, insbesondere für humanoide Robotik.
Die Kombination aus technologischer Expertise, globaler Präsenz und Innovationskraft verleiht Basler eine ausgezeichnete Ausgangsposition. Das Unternehmen ist nicht nur ein Lieferant von Kameras, sondern zunehmend ein Vision-Integrator, der mit Software, Edge-Technologie und KI-basierten Lösungen den nächsten Schritt in der Evolution der maschinellen Wahrnehmung gestaltet.
Langfristig hängt der Erfolg von zwei Faktoren ab: der Geschwindigkeit, mit der sich humanoide Roboter kommerziell durchsetzen, und Baslers Fähigkeit, sich mit Innovation, Service und Partnerschaften als unverzichtbarer Zulieferer in diesem Markt zu etablieren. Sollte dies gelingen, könnte Basler in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten europäischen Technologieanbieter im Bereich "Vision for Robotics" aufsteigen – und damit zu einem der zentralen Akteure der kommenden Automatisierungsrevolution.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Basler wissen muss
- Basler ist ein weltweit führender Hersteller industrieller Kameras und Bildverarbeitungssysteme, die Maschinen und Robotern das „Sehen“ ermöglichen und in zahlreichen Branchen eingesetzt werden.
- Das Unternehmen kombiniert Hardware- und Softwarekompetenz, um hochwertige, präzise und leicht integrierbare Komplettlösungen für industrielle Automatisierung und Qualitätskontrolle zu bieten.
- Basler positioniert sich strategisch als wichtiger Zulieferer für die Robotik und insbesondere für humanoide Roboter, deren visuelle Wahrnehmung stark von Baslers Kameratechnologie abhängt.
- Operativ gelang 2024 der Turnaround und setzt sich 2025 erfolgreich fort mit zwei Anhebungen der Jahresprognosen.
Disclaimer: Habe Basler weder auf meiner Beobachtungsliste noch im Depot/Wiki.

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