Donnerstag, 11. Mai 2023

Im Fokus: Apollo Global Management - Noch erfolgreicher auf Buffetts Spuren

In diesem Kurzportrait geht es um Apollo Global Management, einen der weltweit größten und erfolgreichsten Alternativer Asset Manager - und damit Wettbewerber von Blackstone, KKR oder Brookfield. Asset Manager werben Gelder von vermögenden Privatleuten, Familiy Offices, Pensionskassen oder Institutionen ein und investieren diese Gelder dann; oftmals gibt es individuelle Vereinbarungen über Branchen oder Anlageklassen, die die Investoren bevorzugen.

Alternative Asset Manager investieren nicht nur in Aktiengesellschaften und Unternehmen, sondern auch in Rohstoffe, Währungen, Kredite, Anleihen oder Kunst. Im Prinzip in alles, was irgendwie Rendite verspricht. Vor allem investieren sie in Sektoren, die abgestürzt und aus der Mode gekommen sind. Sie kauften für schmales Geld notleidende Immobilienkredite auf oder Beteiligungen an europäischen Banken, als diese nach der Finanzkrise am Boden lagen. und sie kauften Schiffsbeteiligungen, als reihenweise Reeder Bankrott gingen. Und als die Ölpreise abstürzten und viele US-Fracking-Unternehmen vor dem Exodus standen, griffen ihnen die Alternativen Asset Manager unter die Arme. Sie investieren dort, wo Druck und Not herrscht und kaufen billig ein. Sie agieren antizyklisch und sie haben damit großen Erfolg. Auch und gerade in der aktuellen herausfordernden Gemengelage in der Wirtschaft und an der Börse...

Die Einnahmeströme der Alternativen Asset Manager speisen sich grundsätzlich aus drei Quellen:
  1. Sie erhalten eine Management-Provision für das Betreuen der von ihnen aufgelegten und verwalteten Fonds, woraus ein stetiger Einnahmestrom entsteht, der ihre eigenen Kosten deckt und eine Gewinnausschüttung an die Aktionäre ermöglicht.
  2. Darüber hinaus erhalten sie eine erfolgsabhängige Performance-Fee. Spielen also die Fonds Gewinne ein, bekommt der Asset Manager hiervon seinen Anteil.
  3. Und dann investieren die Asset Manager an der Seite ihrer Fonds oftmals noch eigenes Geld des Unternehmens, so dass sie direkt an den Erfolgen teilhaben. Je mehr Geld ihnen also anvertraut wird, je größer ihre Assets under Management (AuM) also anschwellen, desto höher sind ihre Erträge.
Apollo Global Management unterscheidet sich insofern von anderen Alternativen Asset Managern, als dass die Holdinggesellschaft, an der wir als Aktionäre beteiligt sind, zwei verschiedene Geschäftsbereiche hat: 
  1. Das eine Segment ist ein traditionelles Vermögensverwaltungsgeschäft, bei dem es darum geht, das Geld anderer Leute in Private Equity, Schulden und Immobilien zu investieren und eine Gebühr auf die verwalteten Vermögenswerte zu erheben. Dieser Geschäftsbereich erwirtschaftet gebührenabhängige Erträge, die sogenannten fee-related earnings (FRE).
  2. Die andere Sparte ist das Altersvorsorgegeschäft ('Athene Holdings'), bei dem es um den Verkauf von Rentenversicherungen und die Anlage des Kapitals in Strategien mit höherer Rendite (überwiegend private Kredite) geht, wodurch das Unternehmen eine Gewinnspanne erzielt. Diese Sparte erwirtschaftet sogenannte spread-related earnings (SRE).
Sowohl die FRE als auch die SRE sind sehr beständig, da sie meist aus langfristigem Kapital generiert werden, das nicht einfach abgerufen werden kann. Die Erträge sind daher gut prognostizierbar, und die zukünftige Performance hängt hauptsächlich vom Wachstum des verwalteten Vermögens in den einzelnen Geschäftsbereichen ab.

Darüber hinaus erwirtschaftet Apollo Global auch Principal Investing Income (PII), das im Wesentlichen erfolgsabhängige Gebühren enthält, die von Natur aus volatiler sind und bei einem wirtschaftlichen Abschwung mit größerer Wahrscheinlichkeit unter Druck geraten werden.

Der Anfang und das Ende vom Anfang

Apollo Global Management wurde 1990 von Leon Black gegründet, der mit 'Junkbond-König' Michael Milken bei Drexel Burnham zusammen gearbeitet hatte. Black bekam gleich zu Beginn 800 Mio. USD von einer französischen Bank anvertraut dank seines hervorragenden Rufs in der Branche – ein verheißungsvoller Start. Im Jahr 2020 zog sich Leon Black aus seiner aktiven Rolle zurück und übergab den CEO-Posten an seinen langjährigen Weggefährten und Co-Gründer Mark Rowan. Dieser hatte von Anfang an das Versicherungsbusiness von Apollo aufgebaut, das später unter Athene Holdings an die Börse gebracht wurde. Die Aktie erwies sich aber nicht als Erfolg, sondern wurde zunehmend unter Wert gehandelt – Ende 2021 übernahm Apollo dann Athene wieder vollständig und das fusionierte Unternehmen firmiert seitdem unter Apollo Global Management und betreibt seitdem zwei maßgebliche Geschäftsfelder: Apollo Asset Management verwaltet Alternative Assets und Vermögensverwalter Athene betreibt das Altersvorsorgegeschäft.

Apollo-CEO Marc Rowan und Athene-CEO Jim Belardi sind überzeugt, als fusioniertes börsennotiertes Unternehmen ein überlegenes Modell geschaffen zu haben, "um äußerst stabile und diversifizierte Erträge zu erwirtschaften, unser Wachstum zu beschleunigen und die hochwertigsten Vermögenswerte für unsere Kunden zu generieren". Das differenzierte 'One Apollo-Modell' soll in den nächsten fünf Jahren 15 Mrd. USD an verfügbarem Kapital generieren und APOs gebührenbezogene Erträge mehr als verdoppeln.

Der Float: Auf Buffetts Spuren

Ein Modell, das inzwischen von den Wettbewerbern kopiert wird, weil es langfristige Gelder schafft; während die üblichen Investorenverträge um die 7 Jahre laufen, steht ein Großteil der von Versicherungen vereinnahmten Geldern für 20 bis 30 Jahre zur Verfügung. Zusätzlich fließen stetig Versicherungsprämien ins Unternehmen und dieser "Float" stellt einen Grundpfeiler für Warren Buffetts Erfolg mit Berkshire Hathaway dar.

"Wenn man einen Float, also Bargeld aus Versicherungsprämien, das Berkshire Hathaway investieren kann, bevor Schäden bezahlt werden müssen, zu 3 % erwirtschaften und in Unternehmen investieren kann, die 13 % erwirtschaften, ist das ein ziemlich gutes Geschäft."
(Charlie Munger)

Die Alternativen Asset Manager kopieren also in gewisser Weise Buffetts Erfolgskonzept und machen sich noch unabhängiger von externen Finanzmitteln.

Erfolgsreiches Auftaktquartal

Kürzlich gab es Zahlen zum 1. Quartal 2023: Der Umsatz lag bei 5,3 Mrd. USD verglichen mit 4,84 Mrd. in Q4/22 und 862 Mio. in Q1/22. Das gesamte verwaltete Vermögen (AuM) betrug Ende März 598 Mrd. USD und lag damit deutlich über den 548 Mrd. von Ende 2022. Dabei gab es im 1. Quartal Nettozuflüsse von 57 Mrd. USD und die gebührengenerierenden AuM stiegen von 412 auf 445 Mrd. USD.

Unterm Strich spielte APO ein Ergebnis je Aktie von 1,42 USD ein, das leicht unter den 1,51 aus Q4/22 und den 1,53 aus Q1/22 lag. Die Quartalsdividende steigt um 7,5 % auf 0,43 USD je Aktie und wird am 31. Mai ausgeschüttet; Ex-Dividendentag ist der 19. Mai.

Meine Einschätzung

In der gegenwärtigen panikartigen Lage im Finanzsektor machen diese Cash-Reserven APO weitgehend resistent gegen die Liquiditätsprobleme, die einige Banken heimgesucht haben, und bietet gleichzeitig die Chance, zu Schnäppchenpreisen einkaufen zu gehen.

Quelle: wallstreet-online.de
Zuletzt übernahm Apollo vom strauchelnden deutschen Immobilienriesen Vonovia für 1,1 Mrd. USD einen Teil von deren Südewo-Portfolio, das insgesamt 21.000 Wohnungen umfasst. Einschließlich dieses Engagements hat Apollo Global seit Anfang 2022 nun bereits mehr als 18 Mrd. USD an Transaktionen für seine 'High-Grade-Alpha-Strategie' getätigt. Bei der skandinavischen Fluggesellschaft SAS AB möchte APO als Teil des SAS-Rettungsplans die Genehmigung der dänischen und schwedischen Aufsichtsbehörden für den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung. Nach EU-Vorschriften dürften Nicht-EU-Unternehmen nicht mehr als 50 % an einer Fluglinie halten. SAS hatte im July 2022 Insolvenz nach Chapter 11 anmelden müssen. Bei Arconic ist Apollo bereits am Ziel und wird 3 Mrd. USD aufwenden, um den Luft- und Raumfahrtteilehersteller für 30 USD je Aktie zu übernehmen.

APO generiert also fleißig künftige Provisionseinnahmen, die die Gewinne und die Dividende speisen. Dabei hat die Dividendenrendite, auch nach der jüngsten Anhebung, mit 2,7 % durchaus noch Luft nach oben.

Disclaimer: Habe Apollo Global Management, Blackstone, KKR auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. M. Praetorius11.05.23, 19:29

    Der Einstieg bei der Südewo war für Apollo zudem offenbar lukrativer als zunächst mitgeteilt. Obwohl nur 30 % übernommen wurden, sollen Apollo 70 % der Gewinnausschüttungen der Südewo zufließen. Außerdem berechnet Vonovia wohl nicht die sonst üblichen Gebühren für das Asset Management der Beteiligung von Apollo. Scheinbar drückt der Schuh bei Vonovia so sehr, dass man auch solch ungünstige Bedingungen akzeptieren muss. Für Apollo ist es natürlich toll.

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    1. Es war ganz klar ein Notverkauf, den man unbedingt von Seiten VONOVIAs als "Geschäft im üblichen Rahmen" hinstellen will - oder sogar muss. Aber der Laden steht mit dem Rücken zur Wand, ich hatte das vor einiger Zeit (10/22 und 02/23) hier mal ausgeführt (hier klicken). Und APO ist kein Wohltätigkeitsverein, die kommen schon auf ihre Kosten. Also vielen Dank für die interessanten Zusatzinfos!

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  2. Hi Michael, deinetwegen beobachte ich APO schon eine Weile, habe Ihr den Verzug gegenübeer KKR gegeben, bin mit einer Basisposition investiert und finde die Einschätzung schlüssig. Nur irgendwie scheint der Markt bisher den Wert nicht zu erkennen: Ein wenig Glaskugel: Wann denkst du müsste sich das auch in den Kursen niederschlagen.

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    1. Alles im Finanzsektor wird momentan schief angesehen und daher (zu) niedrig bewertet. Das Pendel wird irgendwann wieder in die andere Richtung schwingen - nur wann genau, kann niemand sagen. Zudem wird bei den "Private Equity-Firmen" nur auf die Verkaufsseite geschaut: aktuelle Lage besagt, dass man niedrige Verkaufspreise bekommt, also laufen die Geschäfte schlecht, so der Schluss. Zu deren Business gehört aber Kaufen und Verkaufen und in solchen Marktphasen wie heute kriegen sie ihr vieles "Dry Powder" gut investiert und zwar zu vergleichsweise günstigen Preisen. Das sind die Provisionen und Verkaufsgewinne von morgen und übermorgen. Und wenn die in den Geschäftszahlen zu sehen sind, dann will wieder jeder die Aktien von Apollo, Blackstone, KKR haben. Die kosten dann aber auch entsprechend viel mehr als heute. Ich bin von den Werten und ihren Perspektiven so sehr überzeugt, dass die drei zusammen rund 25 % meines Depots stellen und mit der BDC FS KKR Capital zusammen sogar etwas mehr als 30 %. Und ich habe ja noch andere Werte aus der Finanzbranche, da habe ich die letzten Wochen schon signifikant aufgestockt. Ein Klumpenrisiko, durchaus. Aber ein (gut?) kalkuliertes.

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