Dienstag, 5. März 2024

Kissigs Portfoliocheck: Nebenwertespezialist Ron Baron fährt voll auf Kinsale Capital ab

In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Investoren unserer Zeit unter die Lupe.

Bei meinem 248. Portfoliocheck schaue ich erstmals Ron Baron über die Schulter, der seinen Fokus auf Aktien von kleinen und mittleren Wachstumsunternehmen richtet, die über ein weiteres großes Wachstumspotenzial verfügen und sich in gut zu verteidigenden Nischenmärkten bewegen. Sie müssen über einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil aufweisen, wie zum Beispiel eine etablierte starke Marke mit hoher Kundentreue. In diese Unternehmen investiert Baron, wenn sie zu einem attraktiven Preis zu kaufen sind und und er eine Wertverdopplung innerhalb der nächsten fünf oder sechs Jahre für wahrscheinlich hält. Einen Verkauf zieht er hingegen nur dann in Betracht, wenn sich die Aussichten nach seiner Einschätzung negativ verändert haben und seine Favoriten kein ausreichendes langfristiges Wachstumspotenzial mehr aufweisen. Er übt sich also in der Kunst, nicht zu verkaufen, während er seinen Wachstumsunternehmen die nötige Zeit gibt, ihre Potenziale voll zu entfalten. Dabei konzentriert er sein Portfolio auf die aussichtsreichsten Unternehmen, streut aber gerne über mehrere Branchen. Diversifikation trotz Fokussierung auf einige wenige Unternehmen ist einer der Schlüssel zu Ron Baron anhaltendem überdurchschnittlichen Erfolg. Und der kann sich sehen lassen: der Baron Partner Funds erzielte zwischen 1996 und 2020 eine herausragende Rendite von 15,6 % pro Jahr.

Im 4. Quartal 2023 lag Ron Barons Portfoliowert bei 37,55 Mrd. USD und verteilte sich auf 330 Positionen, darunter 16 Neuaufnahmen. Seine Turnoverrate lag bei niedrigen 3%. Die fünf Top-Werte stehen für 29,3% Gewichtung, die Top 10 für 42,75%. Zyklische Konsumwerte liegen mit 28% weiterhin an der Spitze (Q3: 28,8%) vor den nun zweitplatzierten Technologiewerten mit 21% (Q3: 19,5%), die sich an den Finanzwerten vorbeigeschoben haben, die es noch auf 19,8% (Q3: 20,7%) bringen. Es folgen weiterhin Gesundheitswerte mit unveränderten 11% und Immobilienwerte mit 9% (Q3: 8,6%).

Die größte Bewegung ergab sich durch die Neuaufnahme von Birkenstock PLC. Der deutsche Kultschuhhersteller war Mitte Oktober 2023 an die New Yorker Börse gegangen, kann dem Dunstkreis von LVMH zugerechnet werden, denn Mehrheitseigentümerin ist L Catterton, eine amerikanische Private-Equity-Gesellschaft. Diese entstand 2016 aus der Fusion von Catteron Partners mit dem Family Office von LVMH-Chef und Mehrheitseigentümer Bernard Arnault und hat inzwischen über 250 Investitionen in Marken in allen Segmenten der Konsumgüterindustrie getätigt. Nach einem durchwachsenen Börsendebut mit anschließendem Kursrutsch hat sich der Kurs inzwischen rund 10 % in die Pluszone gehievt. Ebenfalls neu im Portfolio ist das chinesische Unternehmen PDD Holdings, eine multinationale Handelsgruppe, die hauptsächlich die E-Commerce-Plattform Pinduoduo betreibt sowie den aufstrebenden Onlinemarktplatz Temu. Daneben gab es eine Reihe von Bewegungen bei bestehenden Positionen.

Barons Depot wird weiterhin angeführt von Tesla, Gartner und CoStar Group. Die drei Top-Werte stehen für 21,25% des fokussierten Portfolios, die größten fünf bringen es auf 29,25%. Auf Rang 11 findet sich Kinsale Capital, die hervorragend in Ron Barons Beuteschema passt: ein wachstumsstarkes Unternehmen in einer Marktnische, das seit Jahren überdurchschnittliche Margen generiert und seine Wettbewerber auf Abstand zu halten weiß. Zu denen Buffetts Berkshire Hathaway ebenso zählt wie Lloyds...


Disclaimer: Habe Berkshire Hathaway, CoStar, Kinsale Capital, Tesla auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

5 Kommentare:

  1. Kinsale ist ein klasse Unternehmen, aber eben auch mit einem pb ratio von über 13 enorm teuer. Kann natürlich gut sein, dass sich das Investment dennoch lohnt; aber wenn das Wachstum irgendwann tatsächlich einbricht… Dann bleibt nicht mehr viel übrig, bzw. die Bewertung dürfte einbrechen.

    Da werfe ich nochmals Protektor Forsikring in den Raum; Pb Ratio 4,5. um 40% gewachsen auf Jahressicht. Auxh sehr gut CRs (wenn auch nicht ganz so suler wie von Kinsale). Und ein nachvollziehbarer Wettbewerbsvorteil, der noch lange halten kann (u. a. Kostenführerschaft bei den internen Kosten) und aus meiner Sicht weniger gefährdet ist, als der von Kinsale.

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  2. Seht Ihr die Insiderverkäufe der letzten Tage als Alarmsignal?

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    1. In den Erklärungen steht, es handele sich um Verkäufe aus einem Beteiligungsprogramm der Ehepartnerin. Hieraus kann man also kaum eine grundsätzlich negative Einstellung des Managements gegenüber dem eigenen Unternehmen ableiten.

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  3. Moin Michael, wie beurteilst Du Kinsale nach den gestrigen Quartalszahlen inkl. Analystenkommentar und Kursrutsch? Gruß Mario

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    1. Moin Mario,
      Kinsale Capital hat geliefert und mal wieder sehr starke Ergebnisse vorgelegt, die die Erwartungen sogar erneut übertroffen haben. Dass der Umsatz nicht dauerhaft mit über 40 % und das Ergebnis mit fast 75 % wachsen kann, liegt auf der Hand. Trotzdem gelingt es Kinsale Capital schon länger. Und der Markt, in dem man sich bewegt (Spezialversicherungen und Überschussversicherungen) wächst überdurchschnittlich stark; Kinsale hat hier nur einen Marktanteil von etwas mehr als 1 % und damit noch große Wachstumsaussichten. Zudem schafft man es, die Margen weiter auszuweiten (Schaden-Kosten-Quote) und profitiert von der Digitalisierung der eigenen Angebote und der dahinter agierenden KI.

      Vor sechs Monaten war der Kurs auch schon mal stark eingebrochen nach Top-Ergebnissen und hat das anschließend wieder weitgehend wettgemacht. Und seitdem steht Kinsale noch viel besser da. Aus meiner Sicht läuft Kinsale voll in der Spur. Das aktuelle Kursniveau stellt eher eine neue Kaufgelegenheit dar.

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