Freitag, 22. März 2024

Kissigs Aktien Report: Vier der 'Magnificent 7' bleiben auf der Strecke. Wer schafft es in die Fortsetzung – auf TikTok?

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 163 vom 15.03.2024

Vier der 'Magnificent 7' bleiben auf der Strecke. Wer schafft es in die Fortsetzung – auf TikTok?

Fragen über Fragen, dabei steht Vieles schon seit Jahrzehnten fest. Wir betreiben etwas (Film-) Geschichtsunterricht, spannen den Handlungsbogen über die heutigen Protagonisten mit ihren Ecken und Kanten und schaffen dann – Oscar reif – den eleganten Schlenker hin zu TikTok. So sieht der Plot unseres kleinen Bühnenstücks für heute aus, doch auf dem Weg zum (Happy) End wird einiges an Improvisationstalent vonnöten sein. Also machen wir uns mal ans Werk…

Die Glorreichen Sieben – das Filmdrama

Als 'Die Glorreichen Sieben' hat man den Western-Klassiker mit Yul Brynner und Steve McQueen in Erinnerung. Doch der war nur eine Adaption des Films 'Die sieben Samurai', aber japanische Schwertkämpfer waren im Hollywood der 1970er 1960er Jahre weniger angesagt als wortkarge Western-Helden. Die Geschichte ist schnell erzählt und in ähnlicher Weise der Stoff vieler weitere Heldensagen: ein mexikanisches Dorf voller Bauern wird immer wieder von einem bösen Bandenchef drangsaliert und irgendwann beschließen die Dorfbewohner, sich zu wehren. Sie müssen erkennen, dass sie dazu alleine nicht in der Lage sind und heuern schlagkräftige Experten an. Diese machen sich ans Werk und kämpfen stellvertretend für die Dorfbewohner gegen die Banditen – im Verlauf der Showdowns mutieren auch die Dörfler selbst zu kämpfenden Zwerghelden im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten.

Was irgendwie immer untergeht, ist das Schicksal der Glorreichen Sieben, vielmehr dass vier von ihnen auf der Strecke bleiben. Heroisch, selbstverständlich. Aber eben doch mausetot. Das selbstlose Opfer für die gute Sache war es doch wohl wert. Zumindest an der Kinokasse, denn es gab Fortsetzungen. Der Heldenanführer Chris Adams, verkörpert von Yul Brynner, durfte erneut ran und auch sein bester Freund Vin war erneut mit von der Partie. Allerdings spielte ihn nicht mehr Filmstar Steve McQueen, darauf hatte Yul Brynner ganz unkameradschaftlich bestanden. Insgesamt ist festzustellen, dass die Fortsetzung mit Yul Brynner nur noch einen echten Star in ihren Reihen hatte, während das Originalwerk neben Steve McQueen, Charles Bronson, Robert Vaughn und James Coburn auch noch den aufstrebenden Horst Buchholz aufzuweisen hatte.

Ob es der Mangel an Weltstars, die eher dünne Story oder die belanglosen Dialoge waren, die die Fortsetzung zu keiner Erfolgsgeschichte werden ließen, liegt im Auge des Betrachters. Und auch die beiden weiteren Episoden, mit denen drittklassige Filmemacher mit viertklassigen Schauspielern noch etwas mehr Geld aus den schon totgerittenen Helden rausquetschen wollten, passen so gar nicht mehr zum ersten glorreichen Auftritt.

Die Glorreichen Sieben – das Börsendrama

Wir spulen 65 Jahre vor und finden uns in der Gegenwart wider. Der Schauplatz der Handlung hat sich vom Wüstensand aufs Börsenparkett verlagert, aber der Handlungsstrang ist ganz ähnlich geblieben. Wieder kämpfen sieben aufrechte Recken beinahe ganz allein gegen den schier übermächtigen Übeltäter (den Börsenbären), der die armen Dörfler (uns wehrlose Aktienanleger) im Schwitzkasten hat und bis aufs Blut gängelt. Seine Bande an Raufbolden, nennen wir sie Mr. Inflation, Doc Zinserhöhung und Mistress Wirtschaftsflaute, versetzen uns ständig aufs Neue in Panik und zehren an unserem Ersparten. Doch die Glorreichen Sieben lassen sich nicht unterkriegen und zeigen dem Bären die Zähne…

Microsoft

Der Windows- und Office-Entwickler ist wieder das wertvollste Unternehmen der Welt und hat durch seinen weitblickenden Einstieg bei OpenAI die Führungsrolle in Sachen Künstlicher Intelligenz übernommen. Microsoft profitiert mit seinem Produktangebot direkt vom KI-Boom, denn die Office-Produkte, die Gaming-Sparte (XBox, Gamepass), das Betriebssystem Windows oder die Suchmaschine Bing werden durch KI verbessert und für die Kunden attraktiver. Microsoft ist über Azure der weltweit zweitgrößte Cloud-Anbieter und seine Produkte kommen in fast jedem wichtigen Unternehmen zum Einsatz. Deren logischer nächster Schritt ist, Microsoft als Partner in Sachen KI-Adaption zu wählen. Auch deshalb kann der Weltkonzern trotz einer Börsenbewertung von mehr als 3 Billionen Dollar zweistellige Wachstumszahlen generieren und scheint unaufhaltsam seinen Weg zu gehen. Ein Mag7-Dauerbrenner.

Apple

Der iPhone-Konzern hatte vor einigen Jahren Microsoft als wertvollstes Unternehmen der Welt überholt, musste nun aber die Krone zurückgeben. Anders als Microsoft setzt Apple auf ein abgeschottetes Ökosystem und diese Strategie scheint an ihre Grenzen zu stoßen. Der iPhone-Absatz schwächelt, die Innovationskraft ist verloren gegangen und der Nimbus von Tim Cook, der den verstorbenen visionären Firmengründer Steve Jobs beerbte, schwindet. Er ist ohne Zweifel ein großer Kapitalallokateur und hat Apple immer wertvoller gemacht, aber seit zwei Jahren bleiben die Kurssteigerungen aus. Zuletzt müssen Anleger sogar Kursverluste hinnehmen, obwohl Apple nach wie vor zweistellige Milliardenbeträge in Aktienrückkäufe steckt. Und nun hat man nach 10 Jahren Entwicklungszeit und 10 Milliarden investierter Dollar beim Apple Car den Stecker gezogen. Man hat erkannt, dass der Wettbewerbsdruck in diesem Bereich viel zu hoch ist und es hunderte von Milliarden kosten würde, eine signifikante Produktion aufzubauen. Überraschend daran ist nichts – außer, dass Apple 10 Jahre für diese Erkenntnis gebraucht hat. Und so ruhen die Hoffnungen auf der Datenbrille Apple Vision Pro – bisher ein Absatzflop, aber das muss noch nichts bedeuten, denn die Apple Watch war auch kein Bringer und nahm erst mit der dritten Version so richtig Fahrt auf und wurde zu einem der Cash- und Gewinnbringer des Konzerns. Apple präsentiert sich als ehemaliges Wachstumsunternehmen, das nun ohne Wachstum daherkommt und von immer mehr Seiten Kartellprobleme bekommt, die sein Ökosystem empfindlich bedrohen. Die Servicesparte mit dem App Store steht unter Beschuss seitens der EU, ebenso die Kooperation mit Google, die Apple pro Jahr 18 Mrd. USD in die Kassen spült. Die Risiken steigen, die Chancen bleiben wage, die Bewertung erscheint dafür recht hoch. Ein Mag7-Wackelkandidat.

Alphabet

Die Google-Mutter Alphabet ist das Maß der Dinge was Werbeeinnahmen angeht. Google ist bei Browser-Anwendungen unangefochtener Marktführer und bei mobilen Anwendungen ebenso – dank Android (dem eigenen Open Source-Betriebssystem für Smartphones) und der Apple-Kooperation. Microsofts Bing hat im letzten Jahr Marktanteile hinzugewonnen, aber Google liegt weiter sehr deutlich über 90 %. Goliath muss sich noch keine Sorgen machen. Noch nicht.

Mit YouTube hat Alphabet eine weitere Attraktion am Start. Und dennoch… bleibt Alphabet schon länger hinter den Erwartungen zurück. Man hat eine unvergleichliche Cash Cow und verbrennt die Kohle in vielen anderen Bereichen, ohne dass dabei Zählbares bei rumkommt. Das rächt sich irgendwann, so viel zeigt die Geschichte. Der aktuelle CEO Sundar Pichai hat die hohen Erwartungen nicht erfüllt, auch wenn die Google Cloud durchaus Achtungserfolge verbuchen und zu den Weltmarktführern AWS (Amazon) und Azure (Microsoft) aufholen konnte. Etwas jedenfalls. Allerdings fahren die beiden Dominatoren Milliardengewinne mit ihren Cloud-Services ein, während Google weit hinterherhinkt. Sollte die EU die Kooperation mit Apple in Sachen voreingestellter Suchmaschinen wirklich kippen, würde Google wohl deutlich weniger an Apple zahlen müssen, aber die Erosion des Such-Monopols könnte nachhaltig sein und zu stetigen Umsatz- und Gewinneinbußen führen. Zudem droht ein geändertes Nutzerverhalten, wenn Chatbots (wie Microsofts ChatGPT) zur Alltagsanwendung werden. Ein Mag7-Wackelkandiat.

Meta Platforms (Facebook)

Mark Zuckerbergs Social Media-Imperium wankte 2022 arg, doch 2023 kam die Wiederauferstehung. Die exorbitanten Investitionen ins Metaversum wurden zurückgefahren, Kosten gesenkt und schon zeigte Meta seine gewaltige Ertragskraft. Großes Nutzerwachstum ist angesichts von 3 Mrd. MAU (monatlich aktiver Nutzer) seiner Plattformern zwar nicht mehr zu erwarten, aber deren Monetarisierung läuft auf Hochtouren. Auch in Sachen KI und Virtueller Datenbrille spielt man vorne mit und wird alles daran setzen, sich von anderen nicht abhängen zu lassen. Meta sitzt sicher im Mag7-Sattel.

Amazon

Der führende Online-Marktplatz hat sich nach zwei Jahren der Schwäche eindrucksvoll zurückgemeldet und verzeichnet auch im Onlinebusiness wieder Wachstum – und Gewinne. Amazon ist auch wieder ein Anlegerliebling und dankte es mit satten Kursgewinnen. Doch nun droht Ungemach, denn Amazon hat seine Gebühren deutlich erhöht, so dass schmalmargige Händler äußerst verschnupft sind. Das könnte sich als großes Eigentor erweisen, denn Amazon hat jahrelang große Anstrengungen unternommen, Händler in sein Fulfillment-Angebot zu locken. Aber wenn die bei Amazon nichts mehr verdienen, werden sie ihr Geschäft verlagern. Und Amazons Wettbewerber drängen auf den westlichen Markt. Allen voran Alibaba, die in China mit dem Rücken zur Wand stehen, aber in Europa voll in der Offensive sind. Und das gilt auch für andere asiatische Marktplatzanbieter. Amazon scheint gerade falsch abzubiegen, aber ob man sich in eine Sackgasse verrennt oder aber doch noch wieder die Kurve kriegt, steht noch nicht fest. (Noch) sicher im Mag7-Sattel.

NVIDIA

The Sky ist the Limit… NVIDIA ist ein innovativer Wandlungskünstler und setzt die Trends. Grafikkarten, dann Kryptomining, nun KI. NVIDIA setzt die Standards und schafft eine ganze Industrie, die Wettbewerber sehen nur Staub. Der Aktienkurs schießt scheinbar ungebremst in die Höhe, das weckt Zweifel. Andererseits explodieren die Umsätze und die Gewinne, weil NVIDIA hat, was alle anderen wollen: die besten KI-Chips. Man kann sich vor Nachfrage nicht retten, daher hebelt man den Chip-Schweinezyklus einfach aus. Der besagt, dass hohe Nachfrage mit stark steigenden Preisen auf hohe Investitionen stößt mit folgender stark erhöhter Produktion und dieses viel höhere Angebot übersteigt dann die Nachfrage, so dass die Preise abstürzen. Die Nachfrage nach Hochleistungs-KI-Chips wächst aber bisher immer weiter und immer schneller und NVIDIAS Chips sind konkurrenzlos. Deshalb verdient sich NVIDIA eine goldene Nase. Sicher ist, dass bald auch Wettbewerber mit KI-Chips auf den Markt kommen und diese auf hohe Nachfrage stoßen werden. Doch NVIDIA erschließt sich neue Märkte, auch weil KI immer mehr Bereiche unseres Lebens durchdringt. Ein Ende des KI-Booms ist nicht abzusehen und NVIDIA wird noch lange ganz vorne mitspielen. Die hohen Wachstumsraten werden so zwar nicht dauerhaft anhalten, die Margen sich irgendwann wieder abkühlen, aber es dürften weiter deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn anstehen. Auf Jahre. NVIDIA verspricht nicht die ruhigste Gangart, wird aber sicher nicht aus der Mag7-Spur geraten.

Tesla

Für Tesla gilt das nicht. Das Unternehmen hat seinen Zenit überschritten und vieles spricht dafür, dass wird schon heute eigentlich nur noch von den 'Magnificent Six' sprechen sollten. Tesla ist ein Autohersteller. Das wird vielen erst jetzt klar. Das Business ist sehr kapitalintensiv, der Wettbewerbsdruck ist enorm, vor allem, weil die Chinesen bei der Batterietechnik weit in Führung sind und nun auch in Europa und den USA auf den Markt drängen. Tesla spürt den Druck, vermeldet Absatzflaute und Gewinnrückgänge. Für diese Aussichten ist die Aktie wahnsinnig hoch bewertet. Und das erkennen immer mehr Anleger, so dass die Aktie fortgesetzt Kursrückgänge verkraften muss. Der legendäre Börsenmoderator Friedhelm Busch kommentierte eine ähnliche Situation mal so: "Gestern noch auf hohen Rossen, heute durch die Brust geschossen". Mag7-Absteiger.

Und was ist jetzt mit TikTok?

Ja, was ist mit TikTok? Genau das ist die Frage. Die chinesische Kurzvideo-App ist ein Erfolgsmodell, auch in Europa und den USA. Nun hat das US-Repräsentantenhaus mit überwältigender Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, wonach ByteDance sein US-Geschäft seiner beliebten Kurzvideoplattform TikTok verkaufen muss – alternativ hat ByteDance mit einem landesweiten Verbot für die App zu rechnen. Ob das Gesetz im Senat ebenfalls eine Mehrheit bekommt, ist nicht sicher. Zumal im Herbst Präsidentschaftswahlen anstehen und Präsident Biden kaum Interesse daran haben dürfte, sich auf dessen Höhepunkt einen Shit-Storm wegen eines TikTok-Verbots einzuhandeln.

In den USA machen sich einige interessierte Käufer bereit. Neben Microsoft und Oracle finden sich darunter Trumps ehemaliger US-Finanzminister Steve Mnuchin, der ehemalige CEO von Activision Bobby Kotick, die kanadische Videoplattform Rumble und Kevin O'Leary von 'Shark Tank'. Verständlich, denn TikTok ist beliebt und erzeugt hohe Umsätze und Werbeeinnahmen. So ein Business zu etablieren ist Kärrnerarbeit, eines einfach aus einem Notverkauf heraus zu übernehmen hingegen ein gefundenes Fressen. Ein Selbstgänger wird das aber nicht. Zunächst wird ByteDance sicherlich Rechtsmittel einlegen, dann haben Microsoft und Oracle schon erklärt, eine Übernahme komme nur infrage, wenn sie auch den Source Code bekämen. Hier dürfte sich die chinesische Regierung wohl noch stärker sträuben als ByteDance selbst. Angesichts der heftigen Spannungen zwischen den USA und China ist ein solcher Knowhow-Transfer wohl kaum realistisch. Zumal die von den USA behauptete Datenspionage seitens TikTok bisher unbelegt ist.

Sollte also ein TikTok-Bann durchkommen, ist das Abschalten der App in den USA eine mindestens realistische Option. Verlierer wären dann die überwiegend jugendlichen Nutzer. Gewinner könnten Meta (Facebook) und Alphabet (YouTube) sein, weil die TikTok-Profis und –Influencer ihr Business schnell auf andere Plattformen verlagern müssten und Alternativen kaum zeitnah zur Verfügung stünden. Die Klicks und deshalb die Werbeeinnahmen würden ihnen wohl folgen.

Vielleicht machen aber auch alle die Rechnung ohne den Wirt? Denn es gibt einen Spieler, der überhaupt nicht im Rennen zu sein scheint, aber über beste Verbindungen beidseits des Pazifiks verfügt: Tim Apple (wie Tim Cook irrtümlich mal von Donald Trump genannt wurde). Er hält sich in den USA aus der Politik raus und auch in China genießt er höchstes Ansehen. Möglicherweise tritt Apple als 'weißer Ritter' auf und sorgt für eine große Überraschung? Dass ist natürlich Spekulation – so wie alles andere auch. Wir werden erleben, wie dieses Drama weitergeht.

Mein Fazit

Die Glorreichen Sieben haben ihre Zeit, doch irgendwann erwischt es sie alle und der Glanz verblasst. Einige überleben ihren Auftritt und retten sich in die Fortsetzung. Ob diese besser als das Original wird, bleibt zu bezweifeln. Aber solange diese noch nicht über die Leinwand flimmert, sind Überraschungen jederzeit möglich. Positive wie negative. Und zwar hinsichtlich des Plots wie auch der Darsteller. Am Ende steht, wie immer, der Ritt in den Sonnenuntergang. Und es ist klar, dass das Ende nicht wirklich das Ende ist. Sondern dass es irgendwie weiter geht. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Daraus könnte man fast einen Song machen. Oh, den gab’s auch schon. Nur geträumt. Von 99 Luftballons…?

Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, NVIDIA, Oracle, Tesla auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

6 Kommentare:

  1. sehr lesenswerter Schreibstil, danke für deine Einschätzungen!

    AntwortenLöschen
  2. Information gepaart mit einer Prise Humor liest sich einfach besser! Super!
    Kleine Korrektur: Der Film stammt schon aus dem Jahr 1960. In den 1970er waren Western total out.

    Gruß

    Achim

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke für das Lob und den Hinweis, Achim. Hab's korrigiert.

      Löschen
  3. Wäre nicht die Reddit Aktie eine nennenswerte Alternative zu TikTok deiner Meinung nach? Ich bin gerade etwas unschlüssig, denn sie haben mMn ein gutes Produkt, was ich selbst viel mehr nutze als Angebote aus der Meta-Welt. Andererseits ist es unklar ob sich damit Geld verdienen lässt. Wie ist dein Blick drauf, Michael?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Reddit ist eine glasklare MEME-Aktie, das Unternehmen verdient nichts, macht anhaltend und dauerhaft Verluste, das Geschäftsmodell gibt auch irgendwie keinen Pfad zur Profitabilität her. Und dabei wird Reddit mit dem zehnfachen Umsatz bewertet, absurd! Dass sich Cathie Wood 500 Mio. USD am ersten Handelstag in die Aktie reinzockt, ist ebenfalls kein Grund, diese Aktie zu kaufen.

      Warren Buffett warnt vor IPOs und vergleicht sie mit Lottospielen. Zum Start wird von den abgebenden Anlegern und den Konsortialbanken immer eine Erfolgsgeschichte gesponnen mit überwiegend zu optimistischen Annahmen. Wer auf dieses "Story-Telling" reinfällt, bezahlt die Gewinne der Altinvestoren. Die haben Kasse gemacht, denn Reddit selbst ist bei diesem IPO kein Cent zugeflossen.

      Ich sehe nicht, wie dieses Unternehmen mit diesem Geschäftsmodell und diesen Geschäftszahlen ein Investment (wert) sein soll. Aber was der Kurs treiben wird, kann ich nicht sagen. Wie Isaac Newton schon monierte, kann nicht einmal der klügste Mensch der Welt vorhersagen, wohin "eine verrückte Herde die Kurse treiben kann". Die Gier und FOMO, also die Angst etwas zu verpassen, schalten den Verstand souverän aus und deshalb lassen sich Menschen immer wieder auf die absurdesten Sachen ein in der Hoffnung, ohne viel Aufwand schnell reich zu werden. Und selbst wenn sie sich beherrschen können, und nicht auf den neusten heißen Scheiß(dreck) reinfallen, sehen sie vielleicht, wie der Kurs von anderen Gierigen in die Höhe getrieben wird und müssen deshalb unbedingt doch noch einsteigen und mitmachen. Tja, dagegen kann man nichts machen, Gier frisst Hirn. Nur das Ende steht fest: die meisten Gierigen verlieren damit viel Geld. Aber das will niemand hören, denn "diesmal ist alles anders". Ist es nicht.

      Einfach mal die IPOs aus 2021 ansehen und wie sich die entwickelt haben, diese ganzen SPAC-Börsengänge. Ich hab selbst welche im Depot (inzwischen), tolle Unternehmen. SoFi Technologies ist so eines. 2021 völlig absurd bewertet beim IPO und kurze Zeit danach, da haben sich viele Leute eine goldene Nase verdient. Der Kursabsturz von über 80 % ist dramatisch; inzwischen ist das Unternehmen profitabel und (mein) Geld wert. Upstart ist eine weitere dieser Pump-and-Dump-Stories oder WeWork, oder oder oder. Die Liste ist lang, die Erfahrungen daraus blenden die Anleger lieber aus. Ich hab solche Phasen schon mehrfach mitgemacht, 1999 bleibt unübertroffen, aber 2021 kam nahe ran. 1999 habe ich selbst mitgemacht und damit sehr viel Geld verloren. Aber da hab ich mich Warren Buffett nicht geschert und mir fehlten die vielen Erfahrungen, die ich seitdem gemacht habe. Und die mich viel Lehrgeld gekostet haben. Und natürlich habe ich früher niemals auf andere gehört, schon gar nicht auf Ältere. Denn was wissen die schon, heute sind die Zeiten ja ganz anders und alles läuft ganz anders. Aber so ist es nie gewesen und so wird es nie sein. Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Es ist immer die gleiche Geschichte, nur die Nebendarsteller wechseln. Die Stars der Börsengeschichte bleiben Angst und Gier. Und einige wissen diese auszunutzen, die meisten der anderen werden ihre Opfer. Das ist der rote Faden, immer. Reddit ist nur der neuste heiße Scheiß...

      Löschen
    2. Danke für die ausführliche Antwort. Ich kann dir sehr gut folgen. Ich bin durch den Scott Galloway (Prof G show vom 18.03.) auf den IPO aufmerksam geworden. Da ich selbst ein aktiver Nutzer bin habe ich genauer hingeschaut.

      Löschen