Mittwoch, 17. September 2025

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu PVA Tepla: Innovationsführer vor Wachstumsschub

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 17/2025 vom 10.09.2025

Aktien in dieser Ausgabe: Deutz, PVA Tepla, Tonies

PVA Tepla: Innovationsführer vor Wachstumsschub

Die PVA TePla AG mit Sitz in Wettenberg ist ein international tätiger Anbieter von Hightech-Anlagen und Prozessen für die Materialveredelung und die Metrologie. Trotz hierzulande herausfordernder Wirtschaftsbedingungen kann sich das Unternehmen behaupten und mit einer Kursverdopplung in weniger als 12 Monaten auch die Herzen der Börsianer für sich gewinnen.

Das Unternehmen, das auf eine mehr als zwanzigjährige Geschichte in seiner heutigen Form zurückblickt, entstand 2002 aus dem Zusammenschluss der Pfeiffer Vakuum-Metallurgie und der TePla AG. Heute beschäftigt PVA TePla rund 900 Mitarbeitende und erwirtschaftet einen Umsatz von etwa 270 Millionen Euro. Damit zählt das Unternehmen zu den führenden mittelständischen Technologiefirmen in Deutschland, die mit spezialisierten Lösungen weltweit in dynamischen Märkten agieren.

Der operative Fokus liegt auf der Halbleiterbranche, für die der Konzern mit Systemen zur Kristallzucht und zur zerstörungsfreien Qualitätskontrolle (Metrologie) von Wafern zentrale Lösungen entlang des gesamten Fertigungsprozesses liefert. Darüber hinaus gehören zum Produktportfolio unter anderem Anlagen für die Produktion von Mikrosensoren und Leuchtdioden sowie Hochtemperatur-Vakuum-Anlagen, mit denen zahlreiche Industriezweige adressiert werden. Hierzu zählen beispielsweise die Automobil- und Stahlindustrie, die Luft- und Raumfahrt, die (Hochleistungs-)Elektronik, die Energiebranche und Umwelttechnologie sowie Hersteller von Hartmetallwerkzeugen.

Geschäftsmodell mit zwei starken Säulen

Das Geschäftsmodell von PVA TePla gliedert sich in zwei wesentliche Segmente. Im Bereich Semiconductor Systems bietet das Unternehmen Kristallzuchtanlagen, die zur Herstellung von Silizium- und Siliziumkarbidkristallen dienen und damit unverzichtbar für die Halbleiter- und Leistungselektronikindustrie sind. Ergänzt wird dieses Segment durch Plasma-Anlagen, die in der Halbleiterfertigung und in Life-Science-Anwendungen zum Einsatz kommen, sowie durch Analysegeräte zur Qualitätskontrolle. Im Geschäftsjahr 2024 entfielen rund 69 % der Erlöse auf dieses Segment. Die restlichen 31 % erzielte man im zweiten Bereich Industrial Systems, der Anlagen wie Vakuum-Sintertechnologien umfasst, die etwa bei der Herstellung von Hartmetallen für Werkzeuge eingesetzt werden.

Beide Bereiche ergänzen sich und eröffnen dem Unternehmen eine breite industrielle Basis. Während das Semiconductor-Geschäft in erster Linie von den globalen Wachstumstrends im Halbleitermarkt profitiert, bieten die industriellen Systeme eine zusätzliche Stabilität und Diversifikation.

Dass sich PVA Tepla so gut behaupten kann, liegt auch am regionalen Umsatzmix. Im Geschäftsjahr 2024 steuerte Asien mit einem Anteil von rund 55 % den größten Beitrag zu den Erlösen bei. Ursächlich hierfür ist vor allem die stark wachsende Halbleiterindustrie im asiatischen Raum. Im Heimatmarkt Europa wurden nur noch 31 % der Umsätze generiert und die verbleibenden 13 % entfielen auf Nordamerika und die übrigen Länder.

M&A als zusätzliche Triebfeder

PVA TePla hat seine Anlagenbandbreite in den vergangenen Jahren durch gezielte M&A-Aktivitäten stetig ausgebaut und dabei auch intern zunehmende Synergien geschaffen. So wurde beispielsweise in 2019 per Akquisition die Expertise im Bereich Kesselbau in den Konzern integriert, die auch für die eigenen Kristallzucht- und Vakuum-Anlagen relevant ist.

Auch künftig stellen selektive Übernahmen zur gezielten Ausweitung des Produktangebots, zur Erschließung innovativer Technologien oder zur Stärkung der geographischen Präsenz in einzelnen Regionen einen integralen Bestandteil der Geschäftsstrategie dar.

Auch international weitet das Unternehmen seine Präsenz weiter aus. Neue Standorte in Nordamerika und Asien sollen die Kundennähe vergrößern und das Servicegeschäft stärken. Gerade in der Halbleiterindustrie, die stark in Asien konzentriert ist, ist eine direkte Präsenz von strategischer Bedeutung. Parallel dazu hat PVA TePla den sogenannten Technology Hub aufgebaut, ein Innovationszentrum, das sich mit Zukunftstechnologien wie Siliziumkarbid beschäftigt und die Position als Lösungsanbieter vertiefen soll.

Mit diesen Maßnahmen will das Unternehmen die großen Chancen nutzen, die sich durch globale Megatrends bieten. Dazu zählen die Digitalisierung, die Dekarbonisierung und der Ausbau der Elektromobilität, die allesamt den Bedarf an leistungsfähigen Halbleitern und präzisen Materialien massiv erhöhen. Die Positionierung im Silizium- und Siliziumkarbidgeschäft eröffnet PVA TePla daher einen direkten Zugang zu einem der dynamischsten Wachstumsfelder der Industrie. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Metrologie, also nach hochpräzisen Mess- und Analysesystemen, stetig steigt, da Qualitätssicherung in immer komplexeren Prozessen unverzichtbar wird.

Durchwachsene Halbjahresergebnisse

Die letzten Jahre waren durch hohe Kosten, gestörte Lieferketten und Kaufzurückhaltung aufseiten Der Kunden geprägt, doch der Wind scheint sich zu drehen. Und so dürfte PVA TePla im zweiten Quartal den Tiefpunkt des Umsatzrückgangs verzeichnet haben mit einem Minus von 17,7 % ggü. Dem Vorjahreswert auf 60,8 Mio. Euro.

Insgesamt erzielte das Unternehmen im ersten Halbjahr damit Erlöse von 119,6 Mio. Euro, was im Jahresvergleich einem Rückgang von 11,6 % (YOY) entspricht. Gründe hierfür waren Projektverschiebungen im Halbleiterbereich sowie der schwache Auftragseingang im gesamten Jahr 2024, der sich nun umsatzseitig niederschlägt. Der Rückgang betraf sowohl das Semiconductor-Segment (H1: -13,7 % YOY) als auch das Industriesegment (-6,7 % YOY), sodass der Vorstand die Guidance auf das untere Ende der bisherigen Spanne einengte.

Die Bruttomarge konnte zwar wie in schon im ersten Quartal auch im ganzen Halbjahr spürbar um 2,0 % auf 33,3 % zulegen (YOY), was jedoch die rückläufigen Umsätze nur teilweise kompensieren konnte, sodass das Bruttoergebnis mit 39,9 Mio. Euro um 5,8 % unter dem Vorjahreswert lag. Die höheren operativen Kosten in den Bereichen R&D (+29,2% YOY) und Vertrieb (28,4% YOY) schlugen sich dementsprechend deutlich im EBITDA nieder, das um 32,0 % auf 14,9 Mio. Euro sank. Während das Bruttoergebnis mit anziehenden Umsätzen im kommenden Jahr wieder gesteigert werden soll, erwartet PVA TePla mittelfristig einen weiteren Anstieg der R&D-Kosten auf rund 10 % der Umsätze (H1/25: 6,4 %).

Erfreulich ist hingegen die Entwicklung des Auftragseingangs, der mit 57,5 Mio. Euro gegenüber dem Vorquartal (Q1/25: 46,1 Mio.) deutlich ausgebaut werden konnte und einen neuen Höchstwert seit dem dritten Quartal 2023 erzielte. Im Earnings Call bestätigte das Management zudem, dass die Dynamik sich im dritten Quartal bis zuletzt weiter beschleunigt hat. Gleichzeitig blickt PVA TePla optimistischer auf Gespräche mit bestehenden Kunden, die als Indikator für künftige Ordereingänge zusehen sind.

Unterm Strich hat PVA TePla zwar im abgelaufenen Quartal deutliche Einbußen in der Umsatz- und Ergebnisentwicklung gegenüber dem Vorjahr verzeichnen müssen, konnte jedoch gleichzeitig das Momentum im Auftragseingang nochmals beschleunigen. Im zweiten Halbjahr konnte allerdings wohl die Trendwende eingeläutet werden.

Die Börse honoriert die sich aufhellenden Aussichten ebenfalls, wie der Kursverlauf zeigt. Die Schatten der Vergangenheit sind verarbeitet, inklusive der Rücknahme der Jahresprognosen, und nun wird wieder auf die sich bessernden Geschäftsaussichten geblickt.

Strategische Neuausrichtung

Auf seinem kürzlich stattgefundenen Capital Markets Day hat PVA Tepla seine strategische Neuausrichtung und ambitionierte Wachstumsziele vorgestellt. Diese konzentriert sich auf die Stärkung der Marktposition in den zwei Segmenten Metrology und Material Solutions, die ab dem Geschäftsjahr 2026 die bisherigen Segmente Semiconductor und Industrial Systems ersetzen werden.

Das neue Segment Metrology bietet marktführende Messinstrumente für die Qualitätssicherung und Fehleranalyse in der Serienproduktion. Dieser Bereich des Unternehmens umfasst die akustische, optische und chemische Metrologie. Der zentrale Wachstumstreiber ist die Scanning Acoustic Microscopy (SAM), die das Unternehmen aufgrund ihres hohen Wachstumspotenzials weiter ausbauen will, um den Marktanteil von aktuell 22 % auf mittelfristig 30 bis 40 % zu steigern.

In Kombination mit dem Marktwachstum im hohen einstelligen Bereich avisiert PVA TePla insgesamt eine durchschnittlich angestrebte Wachstumsrate von 18 bis 22 % im Bereich akustische Metrologie. Zudem plant das Unternehmen den Bereich optische Metrologie deutlich vom aktuell niedrigen Niveau mit weniger als 10 Mio. Euro Umsatz auszubauen, u.a. durch den Markteinstieg in die Ellipsometrie.

Das Segment Material Solutions fokussiert sich auf technologische Lösungen für die Produktion und Veredelung von Materialien. Neben traditionellen Märkten wie der Diffusionsbindung konzentriert sich das Unternehmen hier auf neue Wachstumsfelder wie Kristallzucht- und Metrologieanlagen für 8-Zoll-SiC-Wafer.

Die geografische Expansion, insbesondere in Nordamerika, soll die globale Reichweite stärken und die Kundenbasis diversifizieren. Neben verstärkten Sales-Aktivitäten soll dies insbesondere durch einen verbesserten lokalen After-Sales-Support gelingen.

Bullcase vs. Bearcase

Die Chancen sind also groß, doch es bestehen auch Risiken. Als Zulieferer der Halbleiterindustrie ist PVA TePla in gewissem Maße abhängig von den Investitionszyklen dieser Branche, die traditionell starken Schwankungen unterliegt. Ein Nachfragerückgang oder die Verzögerung von Projekten kann kurzfristig deutliche Auswirkungen auf die Umsätze haben. Zudem stellt die Integration der übernommenen Firmen eine Herausforderung dar, die sorgfältig gemanagt werden muss, um Synergien auch tatsächlich zu heben. Hinzu kommen geopolitische Risiken wie Handelskonflikte oder Exportbeschränkungen, die in global verflochtenen Märkten eine reale Bedrohung darstellen. Schließlich muss das Unternehmen auch den steigenden Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften decken, um seine Innovationskraft aufrechtzuerhalten.

PVA TePla befindet sich in einem dynamischen Wachstums- und Transformationsprozess. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren seine operative Basis deutlich gestärkt, die Profitabilität gesteigert und sich durch gezielte Übernahmen technologisch breiter aufgestellt. Mit einer klaren Mittelfriststrategie, die Umsatzverdopplung bis 2028 anstrebt, und einer starken Marktposition in Zukunftsbranchen wie Halbleiter und Metrologie besitzt PVA TePla gute Chancen, sich als führender mittelständischer Technologieanbieter dauerhaft zu etablieren. Gleichzeitig wird es entscheidend sein, die Risiken im Blick zu behalten und die ehrgeizigen Wachstumsziele mit finanzieller Disziplin und konsequenter Umsetzung zu begleiten.

Fazit

Quelle: wallstreet-online.de
Die PVA TePla AG hat sich vom klassischen Anlagenbauer zu einem zukunftsorientierten Technologieunternehmer im Bereich Materialveredlung und Metrologie gewandelt. Mit zweistelligen Umsatz- und Ergebnissprüngen, klarer Mittelfriststrategie mit Ziel 500 Mio. € Umsatz bis 2028, gezielten Übernahmen und globaler Marktexpansion stellt sich PVA TePla auf ein solides, wachstumsorientiertes Fundament.

Die Kombination aus robusten Margen, technologischem Tieffokus (z. B. Ultraschallmikroskopie plus Automation), der Innovationsdynamik ihres Technologiezentrums und internationaler Präsenz macht das Unternehmen zu einem interessanten „Hidden Champion“, der sich in hochmodernen Zukunftsmärkten erfolgreich neu positioniert und bei erfolgreicher Umsetzung winken auch weitere Kurszuwächse. Allein bis zum Höchststand von Ende 2021 wäre noch Luft für weitere 50 %. Ob dies gelingt, hängt nicht nur von PVA Tepla selbst ab, sondern auch von den sich in Wandlung befindenden geopolitischen Rahmenbedingungen.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über PVA Tepla wissen muss

  1. PVA TePla ist ein Hightech-Anlagenbauer mit Schwerpunkt auf Kristallzucht, Metrologie und Vakuumtechnik, die vor allem in der Halbleiter- und Materialindustrie eingesetzt werden.
  2. Die neu definierte Wachstumsstrategie konzentriert sich auf die Stärkung der Marktposition in den zwei Segmenten Metrology und Material Solutions.
  3. In den letzten Jahren hat PVA TePla starkes Wachstum erzielt, die Profitabilität verbessert und durch Übernahmen seine Wertschöpfung und Technologiebreite ausgebaut.
  4. Man profitiert von Megatrends wie Digitalisierung, Elektromobilität und Halbleiterboom, doch die zyklische Natur der Halbleiterindustrie sowie geopolitische Unsicherheiten bergen Risiken.
Disclaimer: Habe PVA Tepla auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki

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