In diesem Kurzportrait geht es um die Hannover Rück, eine der weltweit führenden Rückversicherungsgruppen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1966 hat sie sich als drittgrößter globaler Rückversicherer etabliert und bietet ein umfassendes Spektrum an Rückversicherungsdienstleistungen in den Bereichen Schaden- und Personen-Rückversicherung an.
Dies seit 2022 im DAX notierende Hannover Rück SE gehört zum Talanx-Konzern und ist mit einem Netzwerk von über 170 Tochtergesellschaften, Niederlassungen und Repräsentanzen und mehr als 3.700 Mitarbeitern auf allen fünf Kontinenten präsent. Trotz Schwankungen im Geschäftsverlauf präsentiert sich das Geschäftsmodell als robust und widerstandsfähig in fast allen Lebens- und Wirtschaftslagen. Und das macht die Hannover Re zu einem ganz besonders leckeren Bissen...
Das Geschäftsmodell der Hannover Rück basiert auf der Übernahme von Risiken von Erstversicherern, um deren finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Dabei agiert das Unternehmen in zwei Hauptgeschäftssegmenten:
- Schaden-Rückversicherung (Property & Casualty Reinsurance): In diesem Segment bietet die Hannover Rück Rückversicherungsschutz für Sach- und Haftpflichtversicherungen an. Dazu gehören unter anderem Naturkatastrophen-, Transport-, Luftfahrt-, Kredit- und Kautionsversicherungen. Die Hannover Rück entwickelt zudem maßgeschneiderte Lösungen für komplexe Risiken und alternative Risikotransfers.
- Personen-Rückversicherung (Life & Health Reinsurance): Dieses Segment umfasst die Rückversicherung von Lebens-, Kranken- und Rentenversicherungen.
Hannover Re unterstützt ihre Kunden bei der Produktentwicklung, bietet Finanzierungslösungen und hilft bei der Optimierung von Kapitalanforderungen.
Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die Hannover Rück beeindruckende Ergebnisse: Im 4. Quartal wurde ein Gewinn je Aktie von 4,18 Euro verzeichnet, was einem Anstieg von 18,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Für das Gesamtjahr stieg der Nettokonzerngewinn sogar um 28 % auf 2,3 Mrd. Euro. Infolgedessen wurde die Dividende deutlich auf 9 Euro je Aktie erhöht und nach der kürzlich erfolgten Hauptversammlung an die Aktionäre ausgeschüttet. Daraus ergab sich eine attraktive Dividendenrendite von rund 3,3 %, obwohl auch der Kurs ständig neue Höchststände markiert.
Und nun legte die Hannover Rück auch ihre Zahlen zum 1. Quartal 2025 vor, die - wie die Zahlen der Wettbewerber auch - von den Kalifornischen Waldbränden als Großschadensereignis beeinflusst wurden.
Der Rückversicherungsumsatz (brutto) stieg insgesamt um 4,5 % auf 7,0 Mrd. Euro und bei unveränderten Währungskursen hätte sich ein Wachstum von 2,4 % ergeben. Das Rückversicherungs-Serviceergebnis (netto), das die Erträge aus der Rückversicherung nach Abzug des abgegebenen Geschäfts (im Wesentlichen Retrozession und Insurance-Linked Securities) wiedergibt, fiel um 28,5 % auf 515 Mio. Euro. Grund hierfür war die Belastung durch die Waldbrände in Kalifornien im Quartalsverlauf. Das währungskursbereinigte Rückversicherungs-Finanzergebnis (netto), das strukturell negativ ist und die Auflösung der in den vergangenen Jahren gebildeten Diskontierung widerspiegelt, lag bei -333 Mio. Euro (Q1/24: -261 Mio. ).
Das Währungsergebnis verbesserte sich im Wesentlichen durch die Aufwertung des Euros gegenüber dem Dollar. Das Übrige Ergebnis lag bei -128 Mio. Euro (Q1/24: -109 Mio.). Das operative Ergebnis (EBIT) verringerte sich um 14,1 % auf 696 Mio. Euro und der Nettokonzerngewinn ging um 13,9 % auf 480 Mio. Euro zurück, so dass das Ergebnis je Aktie sich bei 3,98 Euro einstellte (Q1/24: 4,63).
Das Eigenkapital der Hannover Rück belief sich zum 31. März 2025 auf 12,1 Mrd. Euro (31. Dezember 2024: 11,8 Mrd.), so dass die annualisierte Eigenkapitalrendite bei 16,1% lag (Vorjahr: 21,3 %). Der Buchwert je Aktie stieg auf 100,19 Euro (31. Dezember 2024: 97,80).
Die Kapitalbedeckungsquote nach Solvency II, welche die Risikotragfähigkeit der Hannover Rück misst, belief sich per Ende März auf 273 %. Sie berücksichtigt die vorhersehbare (und nach dem Quartalsende ausgeschüttete) Basisdividende anteilig für das Jahr 2025 sowie das geplante Wachstum im Jahr 2025. Damit lag sie weiter deutlich über dem langfristigen Ziel von mehr als 200 %.
Großschäden in der Schaden-Rückversicherung deutlich über dem Quartals-Erwartungswert
Die Haupterneuerung in der Schaden-Rückversicherung zum 1. Januar 2025 war für die Hannover Rück von einem Prämienwachstum bei überwiegend stabilen Konditionen geprägt. Die vertragliche Netto-Servicemarge (CSM) aus dem Neugeschäft stieg um 5,8 % auf 1,54 Mrd. Euro, die Netto-Verlustkomponente (LC) aus dem Neugeschäft betrug lediglich 17,8 Mio. Euro (Q1/24: 22,8 Mio.). Der Rückversicherungsumsatz (brutto) der Schaden-Rückversicherung stieg um 7,2 % auf 5,1 Mrd. Euro und bei unveränderten Währungskursen hätte sich ein Wachstum von 5,1 % ergeben.
Die Leistungen für Großschäden lagen mit 765 Mio. Euro über dem Großschadenbudget für das 1. Quartal in Höhe von 435 Mio. Dies belastete das Ergebnis in der Schaden-Rückversicherung entsprechend signifikant. Das Großschadenbudget für das Gesamtjahr liegt bei 2,1 Mrd. Euro. Der größte Netto-Einzelschaden für die Hannover Rück waren die Waldbrände in Kalifornien mit 631 Mio. Euro. Weitere Großschäden waren der Zusammenstoß eines Flugzeugs mit einem Helikopter über Washington, D.C., USA, mit 29 Mio. Euro, das Erdbeben in Myanmar mit 25 Mio. Euro und der Brand einer Raffinerie in Süddeutschland mit 20 Mio. Euro. Im März fielen zudem in Australien durch den Zyklon "Alfred" Leistungen für die Hannover Rück in Höhe von 17 Mio. Euro an.
Die höheren Großschadenleistungen liefen gegenläufig zu einem unterliegenden positiven Geschäftsverlauf sowie einem positiven Währungsergebnis im 1. Quartal. Zusätzlich hat die Hannover Rück ihre Resilienz in den Schadenreserven nochmals weiter erhöht.
Insgesamt reduzierte sich das Rückversicherungs-Serviceergebnis um 46,6 % auf 272 Mio. Euro (Q1/24: 509 Mio.). Die kombinierte Schaden-Kostenquote erreichte 93,9 % (Q1/24: 88,0 %) und lag damit oberhalb des Zielwertes für das Gesamtjahr von unter 88 %. Das Rückversicherungs-Finanzergebnis (netto) exklusive Währungseffekte belief sich auf -283 Mio. Euro (Q1/24: -228 Mio.), das operative Ergebnis (EBIT) der Schaden-Rückversicherung verringerte sich um 29 % auf 444 Mio. Euro.
Gutes operatives Ergebnis der Personen-Rückversicherung
Im 1. Quartal hat die Hannover Rück in der Personen-Rückversicherung ein gutes Ergebnis erzielt, insbesondere dank der positiven Geschäftsentwicklung im Bereich Langlebigkeitsdeckungen. Im traditionellen Rückversicherungsgeschäft der Sterblichkeits- und Morbiditätsrisiken leisteten erfolgreiche Erneuerungen einen wesentlichen Beitrag zum Neugeschäft.
Die Netto-Servicemarge (CSM) aus dem Neugeschäft stieg auf 132 Mio. Euro (Q1/24: 97 Mio.), während sich die Netto-Verlustkomponente (LC) auf 8,3 Mio. Euro (Q1/24: 7,9 Mio.) belief. Zusätzlich lagen die Vertragsverlängerungen und Vertragsänderungen im Bestandsgeschäft bei 100 Mio. Euro (Q1/24: 93 Mio.). Der Bestand der vertraglichen Netto-Servicemarge (CSM) verringerte sich um 1,1 % auf 6,4 Mrd. Euro (31. Dezember 2024: 6,5 Mrd.). Der Rückversicherungsumsatz (brutto) ging leicht um 2,4 % auf 1,88 Mrd. Euro (Q1/24: 1,93 Mrd.) zurück. Bei unveränderten Währungskursen hätte sich ein Rückgang von 4,1 % ergeben.
Das Rückversicherungs-Serviceergebnis (netto) lag bei 243 Mio. Euro (Q1/24: 211 Mio.) und damit auf einem guten Niveau, um das Jahresziel von mehr als 875 Mio. Euro zu erreichen. Das währungskursbereinigte Rückversicherungs-Finanzergebnis (netto) belief sich auf -51 Mio. Euro (Q1/24: -33 Mio. und das operative Ergebnis (EBIT) der Personen-Rückversicherung verbesserte sich deutlich um 40 % auf 253 Mio. Euro.
Kapitalanlagerendite erreicht 3,5 %
Der Bestand der Kapitalanlagen lag Ende März bei 65,6 Mrd. Euro (31. Dezember 2024: 65,9 Mrd.). Das Kapitalanlageergebnis stieg um 15,8 % auf 577 Mio. Euro und lag damit deutlich über dem Vorjahreswert. Die annualisierte Kapitalanlagerendite erreichte 3,5 % und übertraf somit im 1. Quartal das Gesamtziel von "mindestens 3,2 %".
Ziele für 2025 trotz Belastung aus Großschäden bestätigt
Für das Gesamtjahr erwartet die Hannover Rück unverändert einen Nettokonzerngewinn von rund 2,4 Mrd. Euro. CEO Clemens Jungsthöfel kommentierte: "Die positive Entwicklung des zugrunde liegenden Geschäfts wird durch unseren klaren Kundenfokus, unsere pragmatische und lösungsorientierte Arbeitsweise sowie unser langfristiges und partnerschaftliches Geschäftsverständnis getragen. Diese Eigenschaften stärken unser Vertrauen in unsere zukünftigen Wachstumschancen. Damit sind wir auf dem richtigen Weg, um unsere Ziele zu erreichen und nachhaltig erfolgreich zu sein."
Zum 1. April erneuerte die Hannover Rück traditionell ihr Geschäft im asiatisch-pazifischen Raum und in Nordamerika sowie Teile des Spezialgeschäfts. Die Verhandlungen resultierten hier in stabilen bis leicht nachgebenden Konditionen bei einem weiterhin attraktiven Preisniveau. Das Volumen erhöhte sich insgesamt um 10,4 %, während beim erneuerten Geschäft ein inflations- und risikoadjustierter Preisrückgang von 2,4 % zu verzeichnen war.
Meine Einschätzung
![]() |
Quelle: wallstreet-online.de |
Grundsätzlich steigt angesichts zunehmender globaler Risiken, wie Naturkatastrophen und Pandemien, der Bedarf an Rückversicherungsschutz, da die Erstversicherer ihre Risiken verteilen wollen und müssen. Durch die breite geografische Aufstellung und das vielfältige Produktportfolio kann die Hannover Rück Risiken streuen und neue Märkte erschließen. Wie die jüngsten Quartalsergebnisse zeigen, können Großschäden durch Naturereignisse dabei die finanzielle Stabilität beeinträchtigen, denn obwohl solche Ereignisse einkalkuliert sind, können außergewöhnlich hohe Schadenssummen die Profitabilität dennoch negativ beeinflussen. Andererseits fließen diese Schadenssummen anschließend in die Kalkulation der Prämien für das nächste Jahr ein und erhöhen dort ggf. das Prämienaufkommen, während Großschadensereignisse eher selten mehrere Jahre in Folge auftreten. Die Hannover Rück hat hier in den letzten Jahren bewiesen, dass sie gut kalkuliert und das belegen die jeweiligen Jahresergebnisse eindrucksvoll.
Insgesamt ist die Hannover Rück aufgrund ihrer starken Marktposition, der diversifizierten Geschäftsstrategie und der Fähigkeit, sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen, gut aufgestellt, um zukünftige Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Als drittgrößter Rückversicherungskonzern der Welt kann sie dabei Größenvorteile realisieren und vergleichsweise stabile Prämieneinnahmen – und Gewinne – generieren. Ein echter Dauerbrenner und inzwischen eine meiner größten Positionen im Depot.
Disclaimer: Habe Hannover Re auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen