Costco Wholesale ist hinter Walmart und Amazon das drittgrößte Einzelhandelsunternehmen der Welt - und eine Klasse für sich. Dank seines bestechend einfachen Geschäftsmodells ist Costco praktisch in jeder Wirtschaftslage erfolgreich. Denn Costco verzichtet auf hohe Gewinnmargen beim Verkauf, sondern bietet stattdessen lieber sehr günstige Preise. Das klingt erstmal nicht berauschend, aber um bei Costco einkaufen zu können, muss man dort Mitglied werden. Und hieraus entwickelt sich die Erfolgsformel. Weil die Preise so unverschämt günstig sind, rennen die Menschen dem Unternehmen die Türen ein. Zusätzlich setzt Costco auf große Mengen und große Portionen, so dass insbesondere Familien auf ihre Kosten kommen. Und je mehr Waren Costco selbst einkauft, desto größere Mengenrabatte und Preisnachlässe bekommt man, die man dann an seine Mitglieder weitergibt und so die Mitgliedschaft attraktiv hält. Je mehr die Mitglieder einkaufen, desto schneller haben sie ihren Mitgliedsbeitrag wieder reinverdient. Und Costco gewährt Cashback, so dass jeder Kauf mit steigenden Rabatten belohnt wird. Costcos Zauberformel ist aber die "geteilte Skaleneffizienz" und die führt auch im 1. Quartal 2025 zu neuen Rekorden...
In seinem dritten Geschäftsquartal verbuchte Costco ein Umsatzplus von 8 % auf 63,21 Mrd. USD und auch die die Umsätze auf vergleichbarer Basis (also die Märkte, die mindestens schon 12 Monate geöffnet haben) wuchsen um 8 %. Derweil legte der Online-Umsatz um satte 16 % zu.
Wichtig ist dabei vor allem die Entwicklung der Mitgliederzahlen, denn die Mitgliedsbeiträge sorgen für einen steten Strom an Cashflow - und Gewinnen. Costco hat so gut wie keine Kosten für die Mitgliedergewinnung und -verwaltung, daher ist hier Umsatz annähernd gleich Gewinn. Und das macht den entscheidenden Unterschied! Denn die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen beliefen sich im letzten Quartal auf 1,24 Mrd. USD nach 1,12 Mrd. im Vorjahr, doch die Mitgliedsbeiträge stehen nur für 2 % des Umsatzes, steuern aber 15 % zum Bruttogewinn bei. Der Nettogewinn stieg von 1,68 Mrd. auf 1,90 Mrd. USD und der Gewinn je Aktie legte um 13 % zu auf 4,28 USD, während die Bruttomarge unverändert bei 11,3 % lag.
Im Mai 2020 hatte Costco 101,8 Mio. zahlende Mitglieder, fünf Jahre später sind es bereits 142,8 Mio. Ihre Zahl ist in jedem Quartal weiter angewachsen, was nicht nur an den rund 20 zusätzlichen Warenhäusern liegt, die Costco jedes neu Jahr eröffnet. Vielmehr beeindruckt die Erneuerungsrate, denn mehr als 90 % der Mitglieder verlängern ihre Mitgliedschaft; im Kernmarkt USA sind es sogar 93 %. Und Costco gewinnt jedes Jahr weitere Mitglieder hinzu. Dazu muss man nicht mal Werbung machen, die Preise sprechen für sich und die Mitglieder machen genügend Mund-zu-Mund-Propaganda, dass immer mehr Leute auf Costco aufmerksam werden. Dieser Netzwerkeffekt ist einer der bedeutendsten Burggraben-Effekte und diese "geteilte Skaleneffizienz", wie Nick Sleep sie nennt, macht Costco so besonders. Es ist ein nahezu perfektes System, das sich auch in der Corona-Pandemie, in Rezessionen und in Zeiten höherer Inflation als resilient erwiesen hat: Umsatz und Gewinn steigen weiter; zudem ist der durchschnittliche Kundenumsatz in einem Costco-Markt fünfmal höher als bei Walmart oder Target
Costco ist zwar nicht der einzige Warehouse-Club, aber der größte und erfolgreichste. Die Walmart-Tochter Sam's Club liegt weit abgeschlagen dahinter und noch weiter entfernt rangiert BJ's Wholesale. Costcos Schwerpunkt liegt ganz klar in den USA. Weltweit betreibt man inzwischen 905 Warenhäuser, davon in den USA & Puerto Rico 624, in Kanada 109, in Mexiko 41, in Japan 37, in UK 27, in Korea 19, in Australien 15, in Taiwan 14, in China 7, in Spanien 5, in Frankreich 2 und jeweils einen in Island, Neuseeland und Schweden. E-Commerce betreibt man in 8 Ländern, vor allem in den USA, Kanada, Großbritannien und Japan.
Im Earnings Call ging CEO Ron Varis ausführlich auf die Herausforderungen durch die steigenden Zölle ein, denn rund ein Drittel der US-Umsätze stammen aus Importware, wobei Produkte aus China etwa 8 % der Verkäufe ausmachen. Costco hat frühzeitig reagiert und Teile seiner Lieferketten in zollgünstigere Märkte verlagert. Des Weiteren wurden Waren vor Inkrafttreten der Strafzölle vorzeitig verschifft. Trotz der Belastungen gelang es Costco, wichtige Grundnahrungsmittel wie Eier, Butter und Olivenöl im Preis sogar zu senken. CFO Gary Millerchip betonte, Costco habe bei einigen Produkten Margeneinbußen akzeptiert, um die Auswirkungen für die Mitglieder zu minimieren. Costco kann sich das (locker) leisten, denn die immer weiter anwachsende Einkaufsmacht ermöglicht immer größere Preisnachlässe aufgrund steigender Mengen und diese gibt Costco an seine Mitglieder weiter. Aus der Herausforderungen erwächst für Costco damit im Vergleich zu seinen Wettbewerbern, die auf die Aufrechterhaltung ihrer Margen angewiesen sind, sogar ein Wettbewerbsvorteil!
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Quelle: wallstreet-online.de |
Meine Einschätzung
Anleger sollten die Aktie unbedingt im Depot haben und sie nicht mehr aus den Händen geben. Die gute Nachricht ist, dass auch die Costco-Aktie ab und zu mal heftig(er) korrigiert und auch schon mal 10 % oder mehr verliert. Das waren sind immer tolle Kaufgelegenheiten für Anleger, die Qualität und Wachstum suchen. Und außerordentliche Renditen!
Disclaimer: Habe Amazon, Costco auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenmir kamen beim Lesen spontan drei Fragen:
Wie ist das Mitgliederwachstum in den Staaten einzuschätzen? Eine schnelle Suche ergab, dass es etwa 130 mio. Haushalte in den Staaten gibt. Pro Mitgliedschaft könne zwei Haushaltsmitglieder einkaufen gehen. Das wären 260 mio. Menschen, vielleicht ein paar Millionen weniger wegen einiger Singles. Bei einer Bevölkerung von etwa 290 mio. über 16 Jahren ist nicht mehr so viel Luft. Wie geht Costco damit um?
Davon abgeleitet: Wie schätzt du das Potenzial von Costco im Ausland ein? Früher oder später müssen sie darüber neues Wachstum generieren.
Die Margenvorteile beim großvolumigen Einkauf müssten doch einen abnehmenden Grenznutzen haben. Sollte der bei Costco in den Staaten nicht längst erreicht sein?
Ich kann mit vorstellen, dass, zumindest in den Staaten, sich das Wachstum in den kommenden Jahren verlangsamen wird und der Qualitätsaufschlag beim Aktienkurs vielleicht sinkt.
Moin Florian,
Löschenich finde den Blick auf die Karte immer interessant (Costco-Website), wo sich deren Läden befinden. Da sieht man dann, wie viel Potenzial in den USA noch vorhanden ist. Costco eröffnet gut 20 neue Warenhäuser pro Jahr und will hier etwas mehr Tempo vorlegen. Dennoch ist das ein überschaubares Wachstum, bei dem man sich nicht verhaspelt. Der Fokus liegt vor allem darauf, dass die Bestandsläden gut und immer besser laufen und damit die zusätzlichen Läden finanzieren.
Mit der internationalen Expansion hast du Recht und Costco geht ja bereits diesen Weg. Aber bedächtig. Ich habe das Gefühl, dass Costco dabei genauso vorgeht, wie in seinen Anfängen in den USA. Also nicht möglichst schnell möglichst groß zu werden, sondern durch die Innenfinanzierung zu wachsen; die Cashflows aus den Bestandsläden sollen die Expansion finanzieren.
Bei Costco kommt der Eigenmarke "Kirkland" eine ganz besondere Bedeutung zu: Die 1995 ins Leben gerufene Eigenmarke ist ein wesentlicher Schlüsselfaktor der enormen Ertragskraft von Costco und macht mit einem Jahresumsatz von rund 86 Mrd. USD etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Damit liegt Kirkland auf Augenhöhe mit Baumarktriese Lowe's oder Konsumgütergigant Procter & Gamble. Die Marke gehört auch zu den beliebtesten Marken in den USA und die Verbraucher schenken ihr hohes Vertrauen. Hersteller haben daher ein hohes Interesse daran, dass ihre Produkte unter dem Label Kirkland bei Costco angeboten werden und das drückt den Preis, den Costco dafür bezahlen muss. Eine Einsparung von 1 Cent macht bei den Volumina dann schon eine Menge aus.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Costco sich neue Produktgruppen erschließt. Man kann dort auch Autos kaufen und vor zwei, drei Jahren begann man mit Edelmetallbarren - die fanden und finden reißenden Absatz. Zudem setzt man nicht nur auf die Filialen, sondern auch auf Onlineumsätze und das, ohne die eigenen Läden zu kanibalisieren. Und dann ist da noch das Same-Store-Wachstum: Costco wächst nicht nur durch neue Läden, sondern vor allem steigert man die Umsätze (und Gewinne) bei den Bestandsläden. Das ist ein elementarer Schlüsselfaktor. Auch deshalb ist die Steigerung der Läden nicht die entscheidende Messzahl.
Deine Schlussfolgerung, dass sich das Wachstum in den USA in absehbarer Zeit verlangsamen muss/wird, teile ich aus den genannten Gründen nicht. Irgendwann wird das passieren, klar, aber noch ist davon nichts zu sehen. Die internationale Expansion geschieht mit Augenmaß und auch das halte ich für einen sinnvollen Weg. Selbst die übermächtige Walmart ist ja mit der Expansion nach Deutschland krachend gescheitert und musste seine Koffer wieder packen, weil man gegen Aldi und Lidl keine Chance hatte; die 85 Filialen wurden nach zehn verlustreichen Jahren 2006 an die Metro verkauft.