Donnerstag, 11. Januar 2024

Kissigs Aktien Report: Wird MedTech-Superstar Danaher jetzt auch wieder zum Börsenüberflieger?

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem 'Aktien Report' von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen und Themen vor. Die Ausgaben des 'Aktien Reports' und/oder 'Geld Anlage Reports' erreichen ihre Leser samstags kostenlos und 'druckfrisch' per Email und man kann sich ▶ hier beim 'Geld Anlage Report' anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 157 vom 05.01.2024

Wird MedTech-Superstar Danaher jetzt auch wieder zum Börsenüberflieger?

2023 war ein Börsenjahr zum Vergessen – jedenfalls für Nebenwerte, Energieunternehmen und Gesundheitswerte. Insbesondere viele Unternehmen aus dem MedTech-Sektor litten unter Corona-Nachwehen, denn während der Corona-Hochphase hatten sie glänzende Geschäfte gemacht. Anschließend sorgten die weltweiten Störungen der Lieferketten für einen starken Nachfrageboom, weil sich viele ihrer Kunden auf Vorrat eindecken wollten. Das trieb Preise und Nachfrage kräftig an.

Dann war die Sylvesterparty vorbei und zurück blieb ein ausgewachsener Kater. Mit dem Abflauen der Corona-Panik wurden auch immer weniger Tests erforderlich und die Nachfrage lief gen Süden – die MedTech-Kunden begannen zudem, ihre inzwischen üppig befüllten Lagerbestände abzubauen, was sich in außergewöhnlich niedrigen Aufträgen niederschlug. Die Aktienkurse vieler MedTechs waren angesichts hoher Umsätze und Gewinne bis Ende 2021 kräftig angestiegen und nun kam alles zusammen, quasi der 'perfekte Sturm'. Das Elend kann man an den Aktienkursen der MedTech-Unternehmen in 2022 und auch in 2023 klar ablesen.
"Der Standpunkt bestimmt die Perspektive."
(Karl Marx)
Quelle: wallstreet-online.de
Die einen sehen hierin einen anhaltenden Niedergang einer zu Unrecht gehypten Branche. Andere erkennen in der Entwicklung eine typische 'Rückkehr zum Mittelwert': dem zu starken Wachstum von Umsätzen, Gewinnen und Aktienkursen folgte eine Korrektur. Aber was ist nun richtig? Oft hilft es, mal einen Schritt zurückzutreten, seinen Blickwinkel zu verändern, aufzuzoomen. Bei Aktien bedeutet dies, sich nicht nur auf die kurzfristige Entwicklung zu beschränken, sondern mal einen mittel- oder sogar langfristigen Blick zu wagen. Und da erkennen wir einen Wachstumsmarkt. Die alternde Gesellschaft mit immer höheren Ansprüchen an Lebensqualität und medizinische Versorgung sorgt für eine überdurchschnittliche Nachfrage. Zugleich gibt es eine hohe regulatorische Überwachung im Gesundheitswesen, so dass neue Wettbewerber nicht ohne weiteres in den Markt eintreten können. Und daraus ergeben sich Chancen.

Sofern es einem also gelingt, das Sonderwachstum der Jahre 2020 und 2021 auszublenden und nicht als das 'neue Normal' einzustufen, wogegen dann jeder Vergleich schlecht aussehen muss, kann man im MedTech-Sektor interessante Perspektiven und Unternehmen finden. Und eines der stärksten Wachstumsunternehmen der letzten Jahrzehnte schauen wir uns jetzt mal genauer an.

Danaher – Mehr als nur eine 'Baby-Berkshire'

Die Danaher Corp. wurde bereits 1969 unter dem Namen Diversified Mortgage Investors gegründet. Ihr starkes Wachstum erreichte sie auch durch inzwischen mehr als 400 Übernahmen, die erfolgreich integriert und auf Erfolg getrimmt wurden. Die Grundlage dieses jahrzehntelangen Erfolgs ist das sogenannte Danaher-Business-System, hinter dem sich ein permanentes Effizienzprogramm verbirgt, bei dem alle Konzepte, Arbeitsabläufe und Handgriffe überprüft und ggf. verbessert werden. Diesem Checkup müssen sich alle übernommenen Firmen unterziehen, aber in regelmäßigen Abständen auch immer wieder die Bestandsfirmen.

Ihr starkes Wachstum führte oft zu Vergleichen mit Warren Buffetts Berkshire Hathaway, so dass Danaher gerne als 'Baby- Berkshire' tituliert wurde. Inzwischen hinkt der Vergleich jedoch gewaltig, denn Danaher ist nicht mehr das Industriekonglomerat früherer Tage, sondern hat sich zunehmend spezialisiert.

Die Spin-off-Maschine

Die erste Abspaltung eines Geschäftsbereichs erfolgte Mitte 2016, als das klassische Industriegeschäft, also Tankstellenausrüstung, Telematik und Automation, in der 'Fortive Corp.' konzentriert wurde. Danaher selbst blieb für die Bereiche Forschung und Technologie zuständig und vor allem in der Umwelt- und Messtechnik, der Zahnarztausrüstung und der Diagnostik aktiv.

Doch die Zahnarztausrüstung ist ebenfalls nicht mehr Teil des Konzerns; die Töchter Nobel Biocare, Ormco und KaVo Kerr, die damals für rund 14 % der Danaher-Umsätze standen, wurden 2017 in dem neuen Unternehmen 'Envista Holdings' zusammengeführt und an die Börse gebracht. Ende 2019 trennte sich Danaher auch von den restlichen Envista-Anteilen.

Ende September 2023 wurde auch die Umweltsparte abgespalten und als 'Veralto' separat an die Börse gebracht, indem die Aktien den Danaher-Aktionären ins Depot gebucht wurden.

Aber Danaher kauft auch weiter Unternehmen hinzu und stärkt damit sein neues Kerngeschäft. Im Frühjahr 2020 erfolgte die bisher größte Übernahme der Firmengeschichte, als für 21,4 Mrd. USD die Biopharmasparte von General Electric übernommen wurde, die nun als 'Cytiva' den Danaher-Konzern bereichert. Und Ende 2023 wurde auch die Übernahme der Abcam plc für 5,7 Mrd. USD abgeschlossen, einem britischen Hersteller biomedizinischer Geräte.

Synergien heben, Margen steigern

Danaher präsentiert sich nun als reinrassiger MedTech- und Lifescience-Konzern. Damit ist man in aussichtsreichen Branchen positioniert. Und kümmert sich nun erstmal um sich selbst: Der neue Schwerpunkt liegt klar auf dem Bereich Bioprocessing, der am schnellsten wächst und wo Danaher auf einen Weltmarktanteil von 35 bis 40 % kommt. Danaher hatte hier im Jahr 2015 die Firma Pall für 13,8 Mrd. USD übernommen und 2020 dann GE Biopharma (Cytiva) für 21,4 Mrd. Beide sollten enger zusammengeführt und dadurch große Synergiepotenziale gehoben werden. Aber daraus wurde nichts. Zumindest bisher nicht, denn Corona verschob die Prioritäten, weil die extrem hohe Nachfrage bedient werden musste.

Doch nun rückt das ursprüngliche Ziel der Integration von Pall und Cytiva auf Basis des bewährten Danaher Business Systems wieder in den Fokus und das sollte in den nächsten Jahren deutliche Margen- und Gewinnsteigerungen zur Folge haben. Zudem sind in diesem Bereich rund 75 % der Umsätze wiederkehrender Natur und sorgen für einen stetigen und gut planbaren Cashflow.

Wie die Abcam-Übernahme zeigt, wird es Danaher aber nicht dabei belassen, seine bestehenden Töchter zu optimieren, sondern wird durch weitere sinnvolle Firmenzukäufe sein Angebotsspektrum ausbauen.

Mein Fazit

Danaher bleibt seinem Erfolgsweg treu, durch Übernahmen zu wachsen und diese später permanent auf Rendite zu trimmen durch sein bewährtes Danaher Business System. So hat man über Jahre herausragende Renditen erzielt für seine Aktionäre und nach dem anderthalbjährigen Kursdurchhänger dürfte sich der Wind wieder gedreht haben.

Als Dividendenstar ist Danaher nicht gerade bekannt mit einer Dividendenrendite von lediglich 0,5 %. Allerdings glänzt Danaher seit vielen Jahren mit einem durchschnittlichen Dividendenwachstum von rund 10 % pro Jahr und das ist auch für Dividendensammler ein zugkräftiges Kaufargument.

Entscheidend für den Anlageerfolg ist aber die Gesamtrendite aus Dividenden und Kurszuwächsen. Danahers Kurs hat in den letzten beiden Jahren nachgegeben, aber über die letzten 10 Jahre steht noch immer eine Vervierfachung zu Buche und die letzten 5 Jahre brachten immerhin knapp 150 % ein. Seit dem Börsenstart sind es fast 20 % pro Jahr und das ist zweieinhalbmal so hoch wie die 8 %, die man über alle Börsenphasen hinweg mit Aktien erzielt.

Danahers Bewertung ist inzwischen auch wieder ‚geerdet‘ und angesichts der absehbaren Margenverbesserungen und der Rückkehr auf den Wachstumspfad dürfte der 'Bio- and Lifescience-Pure Play' entsprechend große Chancen bieten. In diesem Jahr und darüber hinaus.

Möge die Rendite mit euch sein!
Euer Börsenbarde
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Danaher, Fortive auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

7 Kommentare:

  1. Ich weiß ja, dass Du Charts nicht magst, aber das passt einfach so gut: Im langfristigen Chart von DHR sieht man deutlich den massiven Preisanstieg von März 2020 bis Januar 2022 und das Rumeiern danach. Wenn man den im Logarithmischen Chart den Preisanstieg seit 2014 linear fortsetzt, dann sieht man dass ungefähr jetzt der Zeitpunkt ist, wo der Preis wieder auf der langfristigen Preisentwicklung seit 2014 angekommen ist. Der Chart unterstützt m.E. also Deine Sicht, dass die Übertreibung nun abgebaut sein dürfte und die Chance besteht, dass wir nun auch der Preis den langfristigen Wachstumsraten wieder folgen könnte. Auf jeden Fall ist Geschäftsmodell und der klare Fokus auf das Kerngeschäft toll.

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    1. Andreas, wenn der Chart in irgendeiner Weise meine Investmentthese stützt, habe ich überhaupt nichts dagegen. ^^

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  2. Hallo Michael,
    vielen Dank für deinen Beitrag. Wie immer ein großer Gewinn! Ich bin nun schon seit vielen Jahren in Danaher investiert und es ist derzeit meine größte Position. Eine Frage stelle ich mir aber schon und mich würde deine Einschätzung interessieren: künstliche Intelligenz wird in der Forschung mehr und mehr einziehen. Künftig wird es möglich sein, Ergebnisse mit Simulationen am Rechner zu gewinnen, die bislang nur mit Laborarbeit zu erzielen waren. Wie schätzt du das ein: ist das eine Bedrohung für das Geschäftsmodell von Danaher? Ich bin sehr gespannt auf deine Einschätzung, danke dir nochmals und wünsche einen schönen Abend.
    Beste Grüße aus Hamburg
    Hartmut

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    1. Moin Hartmut,
      KI wird in fast allen Lebensbereichen unser Leben umkrempeln, auch viele Unternehmen werden sich anpassen müssen. Ich denke, dass Danaher bzw. seine Tochterunternehmen zunehmend in diesen Bereich investieren werden, um nicht abgehängt zu werden. Dass Externe "mal eben so" mittels KI das Geschäftsmodell disruptieren, wage ich zu bezweifeln. Aber grundsätzlich muss man die Veränderungen durch KI, die Chancen und Risken für einzelne Branchen und Unternehmen jetzt immer im Blick behalten und seinen Investmentcase öfter mal darauf hin abchecken.

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    2. DANKE! Dann kommen wir ja zur selben Einschätzung :-)

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  3. Ich bin seit 2010 ein Investor bei DHR und habe inzwischen über 35% meines Equity Kapitals in dieser Einzelaktie. Ich habe ein großes Vertrauen in diese Firma da sie sehr transparent ist und nach einem kontinuierlich verbesserten Geschäftsmodell arbeiten. Gibt es weitere Unternehmen die langfristig so abliefern?

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    1. Bin mir nicht sicher, ob das eine rhetorische Frage war. Falls nicht, dann ggf. mal (hier) Roper Technologies anschauen.

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